Beschreibung des Krankheitsbildes Schizophrenie

Themenstarter
Beitritt
10.01.04
Beiträge
72.799
Schizophrenie taucht immer wieder in verschiedenen Zusammenhängen auf. Deshalb hier erst einmal eine Beschreibung dieses Kranheitsbildes (falls das die falsche Stelle ist, bitte verschieben). Ich habe es im engen Bekanntenkreis erlebt, wie ein Freund sich immer weiter in diese Richtung entwickelt hat. Es war schrecklich, vor allem, weil man keinen Zugang mehr zu ihm fand...

Schizophrenie ist eine ernste, aber in der Regel gut behandelbare Krankheit. In der wissenschaftlichen Psychiatrie besteht seit Anfang der 70er-Jahre Einigkeit darüber, dass bei Kranken überall in der Welt ein zentrales schizophrenes Syndrom auftritt. Dazu gehört das Erlebnis der Eingebung von Gedanken, der Gedankenübertragung und des Gedankenentzugs durch Stimmen, die der oder die Betroffene in der dritten Person über sich sprechen hört. Die Stimmen können auch seine Handlungen und Gedanken begleiten. Die physische Umgebung wird verändert wahrgenommen. So kann z. B. die ganze Welt in einen so intensiven persönlichen Bezug zu einem Kranken treten, dass sich jedes Geschehen speziell auf sie zu beziehen scheint und eine besondere Mitteilung an sie enthält. Es ist leicht einzusehen, dass der Patient alle in seinem kulturellen Hintergrund und nach seinen bisherigen Lebenserfahrungen geläufigen Erklärungen anführt, um diese Störung dingfest zu machen: Hypnose könnte im Spiel sein, Telepathie, radioaktive Strahlung oder Besessenheit.
Es ist nicht richtig, dass Wahrnehmen und Erleben in einer schizophrenen Psychose uneinfühlbar ist. Mit einiger Fantasie kann man sich vorstellen, weshalb Angst, Panik und Niedergeschlagenheit häufig sind und das Urteilsvermögen gestört ist. Wenn ein betreffender Kranker unerschütterlich von der Wirklichkeit dessen, was er sieht und hört, überzeugt ist, hat er aus der Sicht seiner Mitmenschen »Wahnideen«. Sein Erleben und insbesondere sein Verhalten ist ohne das Verständnis um diese Zusammenhänge nicht mehr nachvollziehbar. Die Verständigung wird problematisch bis unmöglich. Die Umgebung kommt nicht auf die Idee, sie könnte es mit einem psychisch gestörten Menschen zu tun haben. Erst wenn die Krankheit als solche erkannt ist, ist gegenseitiges Verstehen wieder möglich.
Im Alltag gehen langwierige Leidensphasen dem Begreifen voraus: Nicht selten kommt es zu heftigen Konflikten, zu Abbrüchen von Freundschaften, zum sozialen Rückzug der Betroffenen, zum Ausschluss aus Vereinigungen und Gruppen, in denen sie lange gelebt haben. Kranke können ihren Beruf und ihre Wohnung verlieren und verwahrlosen. Oft wird die Diagnose und eine psychiatrische Behandlung erst möglich, wenn normalpsychologische Bewältigungsversuche gescheitert sind, die Situation sich krisenhaft zuspitzt und der Erkrankte psychisch zusammenbricht.
Wenn wir das Wort Schizophrenie im Zusammenhang mit einem bestimmten Menschen gebrauchen, verwenden wir eine wissenschaftliche Abstraktion, die sich aus einigen speziellen Aspekten seines Verhaltens und seines Erlebens ableitet. Wenn sie schwer wiegend sind, erscheint uns seine Persönlichkeit verändert. Dennoch bleibt er ein einzigartiges menschliches Wesen. Er bleibt es, weil das grundsätzliche Kennzeichen der Schizophrenie darin besteht, dass das Gesunde dem Schizophrenen erhalten bleibt. Die Diagnose ist kein Etikett für Menschen, die sich sonderbar verhalten.

Fortsetzung...
 
Zuletzt bearbeitet:
Schizophrenie

Symptome – Zeichen der Krankheit

Die zusammenhängende Darstellung der Krankheitssymptome ist unumgänglich, obwohl sie das Bild der Krankheit verfälscht. Denn Symptome können leicht bis schwer wiegend sein, und sie kommen nie alle zur gleichen Zeit vor. Folgendermassen werden die Symptome gruppiert:

Störungen des Denkens
Störungen des Gefühls
Störungen des Wollens, Handelns und Ich-Erlebens
zusätzliche (akzessorische) Symptome
Zu den Letzten gehören z. B. Störungen der äußeren Wahrnehmung. So berichten manche Kranke über Licht- und Farbüberempfindlichkeit. Gesichter oder Figuren sehen sie seltsam verzerrt. Sie können überempfindlich werden gegenüber Geräuschen, Gerüchen und Geschmack. Das Zeiterleben kann sich verändern. Die Störungen des Gefühls, sei es depressive Verstimmtheit oder nicht nachvollziehbare Heiterkeit, werden oft verkannt und in ihren Auswirkungen unterschätzt. Die Intelligenz ist nicht beeinträchtigt!

Diese zusammenhängende Darstellung mag den Eindruck erwecken, als handle es sich um ein klares, abgrenzbares Krankheitsbild. Dies ist keineswegs der Fall. Die Wirklichkeit stellt sich anders dar als im Lehrbuch beschrieben. Nicht nur die Vielfalt und der unterschiedliche Ausprägungsgrad der möglichen Symptome erschwert eine Diagnose, hinzu kommt, dass die genannten Symptome nicht spezifisch für Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis sind. Sie überschneiden sich mit den Symptomen anderer psychischer Krankheiten in mannigfacher Weise. Im alltäglichen Umgang sind nicht so sehr die einzelnen Symptome sichtbar oder spürbar. Vielmehr stellt sich ein Gefühl von »Hier stimmt etwas nicht« ein. Für die Behandlung muss man wissen, dass viele Kranke nicht in der Lage sind, eigenständig auf die übliche Weise Hilfe zu suchen.

Ursachen

Wohl alle Kranken, Familienangehörige, Bekannte und Freunde stellen besorgt die Frage, woher die Krankheit kommt. Sie fragen sich, ob eine andere Lebensweise den Ausbruch verhindert hätte, wer schuld an der Krankheit ist. Insbesondere das Suchen und Fragen nach der Schuld hat in den vergangenen Jahrzehnten das Zusammenleben vieler Kranker mit ihren Familien belastet und vergiftet. Bis heute weiß niemand, wie die Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis entstehen. Es gibt eine Reihe von Vorstellungen, Theorien und Befunden. Sie münden nach dem heutigen Stand der Forschung in die Erkenntnis, dass Menschen, die schizophren erkranken, empfindsamer gegenüber Innen- und Außenreizen sind als andere. Weniger robust zu sein als andere Menschen ist weder Schande noch Schwäche. Empfindsamkeit im Umgang mit Menschen und Dingen ist eine Chance zu vertieftem Erleben, intensiven Beziehungen und kreativer Lebensgestaltung. Vulnerabilität – "Verletzlichkeit" – ist das Schlüsselwort. Es gibt niemanden, der daran schuld ist.

Die Suche nach den biologischen Grundlagen schizophrener Psychosen hat in den letzten Jahren neue Impulse erfahren........

www.psychiatrie.de/diagnosen/schizophrenie/

Uta
 
Schizophrenie

Hallo Uta,

ja ich habe vor Jahren im Bekanntenkreis etwas ähnliches erlebt. Am schlimmsten so habe ich es empfunden, ist für die Beteiligten wohl die Wahnentwicklung des Betroffenen. Man glaubt, ihn "überhaupt nicht mehr zu verstehen, nicht wieder zu erkennen". (Aber jede Entwicklung dieses Störungsbildes verläuft ja anders und ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich.)

Unter Wahn versteht man
(krankhaft entstandene) inhaltlich falsche Überzeugungen, die
nicht aus anderen Erlebnissen ableitbar sind, mit unmittelbarer
Gewißheit auftreten und an denen die Patienten bei erhaltener
Intelligenz auf dem Höhepunkt der Erkrankung unbeirrbar und
unzugänglich für alle Gegengründe trotz der Unvereinbarkeit mit
dem bisherigen Erfahrungszusammenhang und der objektiv
nachprüfbaren Realität festhalten
[Huber]

https://www.psych.med.uni-erlangen.de/e1848/e321/e698/e711/WahnundUrteilsstrungen.pdf

In der modernen Psychologie und Psychiatrie wird "Wahn" heute als "inhaltliche Denkstörung" bezeichnet. Inhaltliche Denkstörungen / Wahn

Ähnlich wie viele BerufskollegInnen habe ich den Eindruck, dass psychischische Erkrankungen in den letzten Jahren zugenommen habe. Ich bin mir nun nicht sicher, ob das subjektive Wahrnehmungen sind und ob man heute einfach viel aufmerksamer ist, oder ob es sich tatsächlich um eine Zunahme psychiatrischer Krankheits-, bzw. Störungsbilder, handelt.

Hier liegt mir eine Studie vor, die zumindest von einer dramatischen Zunahme von "Selbstbeschädigungen" in Folger psychischer Beeinträchtigungen, in der der Schweiz spricht - und das schon in einem zurückliegenden Untersuchungszeitraum:
www.sanp.ch/pdf/2000/2000-05/2000-05-034.PDF


Herzliche Grüße von
Leòn
 
Schizophrenie

schizofreniee..viel verteufelt viel verurteilt,immer sclimmer wirds heraus zu gelangen.
Umdenken,mitfliessen,anders dan wissenschaftlich schauen zb mit dem herzen.....

Warum den unterschied zwischen körperlich psychisch?damit ein auf den andere niederschauen kann?
Vielleicht wenn ich wählen könnte zwisschen zwei würde ich psychisch krank wählen,weil es näher an den wahrheit ist...erlicher


schöne grüss,alles liebe ,euer soul
 
Schizophrenie

Ich glaube, der, der an Schizophrenie oder einer Erkrankung in dieser Richtung leidet, sieht das anders, Soul.
Es geht auch nicht darum, auf einen Kranken niederzuschauen sondern es geht vor allem darum, daß der Erkrankte wieder mit sich selbst gut umgehen kann. Seine Umgebung wird sich mit ihm freuen, wenn er sein Leben wieder selbst bestimmen kann.

Menschen müssen im Unterschied zu anderen Lebewesen um ihr Selbstverständnis ringen. Es gehört zu unseren Fähigkeiten, an uns zu zweifeln, andere(s) zu bezweifeln und dabei auch zu verzweifeln, über uns hinaus zu denken und uns dabei zu verlieren.

Wer längere Zeit verzweifelt ist, ohne Halt und Trost zu finden, wer seine Gefühle nicht mehr mitteilen kann und nicht mehr aushält, kann depressiv werden. Oder, wenn er die Flucht nach vorne ergreift, manisch.
Wer sich selbst verliert, verliert auch seine Begrenzung und Abgrenzung zu anderen. Entsprechend verändert sich die Art, Dinge und Personen um sich herum wahrzunehmen. Die Gedanken werden sprunghaft statt logisch.
Dauert dieser Zustand an, sprechen wir von Psychosen. Wer psychotisch wird, ist also kein "Wesen vom anderen Stern", reagiert nicht menschen-untypisch, sondern "allzu menschlich".

"Psychose" ist ein Sammelbegriff für tiefe existenzielle Krisen, eine meist alle Lebensbereiche umfassende Verunsicherung. Subjektiv ist nichts mehr, wie es war, auch wenn sich vielleicht objektiv gar nicht viel verändert hat.
Stimmung, Lebensgefühl und Lebensenergie können wesentlich verändert sein, ohne dass die Art der Wahrnehmung, des Denkens und der Sprache beeinträchtigt ist. Dann spricht die Psychiatrie von "Affektiver Psychose".
Oder es ist eher umgekehrt: Die Sinneswahrnehmungen verselbständigen sich, das Denken wird sprunghaft und die Sprache unverständlich, ohne dass Stimmung und Energie damit automatisch verändert erscheinen. Das nennen Psychiater "Schizophrene Psychose", präziser und weniger belastend wäre "Kognitive Psychose".

Da Stimmung und Wahrnehmung zusammenhängen, erscheint diese Trennung künstlich. Letztlich ist jede Psychose anders und immer in ihrer individuellen Besonderheit, im sozialen Zusammenhang und mit all ihren subjektiven Bedeutungen zu betrachten...

Psychose und Neurose
Sehr stark vereinfachend könnte man sagen: Neurosen sind Störungen in der Beziehung zu anderen, Psychosen Störungen in der Beziehung zu sich selbst. Doch das stimmt sicher nicht ganz. Denn zum einen wirkt die Beziehung zu sich immer auch auf die anderen, und umgekehrt. Außerdem ist es keineswegs so, dass Psychosen die Beziehung zur eigenen Person nur stören. Sie können auch dazu führen, eigene Seiten und Bedürfnisse neu, anders und vollständiger wahrzunehmen
................
Wer sich in Krisen selbst aus dem Blick verliert, wer keine Orientierung mehr hat, verliert auch leicht seine Abgrenzung zu anderen. Die Art und Weise, Dinge und Personen wahrzunehmen, kann sich verändern. Die Gedanken können sprunghaft statt logisch werden.

Im Unterschied zu den affektiven Psychosen sind bei schizophrenen Psychosen vor allem die Wahrnehmungen, die Sprache und das Denken verändert. Man spricht deshalb auch von kognitiven Psychosen
..
In einer eher kognitiven psychotischen Krise sind Geräusche oder Stimmen zu hören, Bilder zu sehen oder seltener, Berührungen auf der Haut zu spüren, ohne dass es dafür einen entsprechenden Reiz gibt. Das bedeutet nicht, dass die Sinnesorgane beschädigt sind. Vielmehr trägt das Gehirn, das alle Wahrnehmungen transportiert, die Verantwortung für diese Eigendynamik der schillernden Bedeutungen. Es setzt sozusagen innere Impulse (unbewusste Erinnerungen, Gefühle, Spannungen, Hoffnungen und Befürchtungen) in Außenreize um. Es tut das vor allem dann, ...

wenn von außen entweder zu wenig Reize ankommen (z. B. aufgrund von sozialer Isolation und bei Schwerhörigkeit) oder zu viele Informationen auf einmal das Fassungsvermögen sprengen, und
wenn in Krisenzeiten aus dem Unbewussten zu viele Eindrücke auf einmal ins Bewusstsein drängen, so dass unsere Verdrängungs- und Verarbeitungsmöglichkeiten (Bedenken, Vergessen, Träumen) nicht ausreichen.
Veränderungen im Denken und in der Sprache hängen damit zusammen. Das Denken ist weniger logisch, weniger "folgerichtig", eher sprunghaft und assoziativ kreativ; die Sprache ist weniger selbstverständlich, sondern entweder eingeschränkt (Wortwiederholungen, Kreisen um bestimmte Begriffe) oder erweitert (kreative Neuschöpfungen).
....
Wenn Menschen in eine tiefe existenzielle Krise geraten, sind alle Ebenen des Lebens berührt. Seele, Körper und soziale Situation sind so eng verflochten, dass es oftmals müßig erscheint, Ursachen und Folgen voneinander zu trennen. Zugleich kann es bei einer Psychose auf allen drei Ebenen zu einer gewissen Eigendynamik kommen:

Das Individuum verändert in seiner Psychose seinen Bewusstseinszustand ohne Drogen, um einer Belastung, Krise, Überforderung vorübergehend zu entkommen, findet dann aber unter Umständen nicht ohne Weiteres in die Realität zurück.
Das familiäre und soziale System wird möglicherweise in einen Strudel der Verunsicherung hineingezogen, so dass es, um weiter hilfreich zu sein, der Unterstützung bedarf.
Der Körper, vor allem der Hirnstoffwechsel, reagiert auf die psychische Belastung, macht dabei aber unter Umständen für neuen Stress noch empfindlicher.
Hilfe muss alle drei Ebenen beachten, muss Psycho-, Sozio- und Pharmakotherapie verbinden. Unser Hilfesystem aber ist einseitig biologisch ausgerichtet: Medikamente werden gegeben ohne gleichzeitige und selbstverständliche (psycho-) therapeutische Bindung über ausreichend lange Zeit. Die Familien werden allein gelassen. Ein der Situation angemessenes Psychoseverständnis bleibt unberücksichtigt.
Gleichzeitig formuliert unsere Kultur einen unbarmherzigen Anspruch an Leistung, Jugend und Schönheit. Gefühle werden in Talkshows entwertet. Reizüberflutung wird zum Massenphänomen. Persönliche und familiäre Dramen sind nicht mehr selbstverständlich. Für innere Vielfalt und Toleranz gibt es keine Sprache. Und gesellschaftliche Instanzen, die Orientierung bieten, sind kaum mehr in Sicht.
Eine Medizin/Psychiatrie, die immer pathologischer denkt und auf ausschließlich pharmakologische Hilfe setzt, ist keine langfristig tragfähige Hilfe. Diese Entmächtigung aber ist es, die viele Psychose-Erfahrene in zusätzliche Verzweiflung ....
Psychose, Schizophrenie - Definition, Verständnis und Behandlung

Ein sehr nachdenkenswerter Artikel, sehr menschlich, umfassend, ausführlich!

Uta
 
Schizophrenie

G. Huber: Psychiatrie: Ein Lehrbuch für Studierende und Ärzte - 5. Aufl. / Stuttgart; New York, 1994, Tabelle 13: Dynamische Defizienzen mit direkten Minussymptomen.

* Erschöpfbarkeit, Ermüdbarkeit, allgemeine Schwäche und Müdigkeit, Kraftlosigkeit, Leistungsunfähigkeit
* Erhöhtes Schlafbedürfnis
* Minderung an Spannkraft und Energie
* Minderung an Ausdauer und Geduld
* Minderung an Antrieb, Aktivität, Schwung, Elan, Initiative
* Mangelnde Entscheidungsfähigkeit, Entschlußschwäche, Unschlüssigkeit
* Veränderungen von Grundstimmung und emotionaler Resonanzfähigkeit
* Unfähigkeit zur Diskriminierung verschiedener Gefühlsqualitäten
* Abschwächung bejahender Fremdwert- und Sympathiegefühle
* Minderung des Kontaktbedürfnisses
* Phasenhafte depressive Verstimmungen
* Minderung der Kontaktfähigkeit bei vorhandenem Kontaktwunsch
* Störung des In-Erscheinung-Tretens
* Minderung der psychischen Belastungsfähigkeit gegenüber ungewöhnlichen, unerwarteten, besonderen, neuen Anforderungen
* Minderung der psychischen Belastungsfähigkeit gegenüber bestimmten alltäglichen, primär affektiv neutralen sozialen Situationen
* Minderung der psychischen Belastungsfähigkeit gegenüber Arbeit unter Zeitdruck oder gegenüber rasch wechselnden unterschiedlichen Anforderungen
* Unfähigkeit, die Aufmerksamkeit zu spalten

Sofern man einen ansehnlichen Teil der hier genannten Punkte bei einem Mitmenschen wahrzunehmen vermag, vermag ich lediglich zu empfehlen: Nehmt Euch in acht!

Gerold
 
Schizophrenie

Hallo Gerold,
sind das nun Kriterien, die auf eine beginnende Schizophrenie hinweisen oder einfach Vorboten einer psychischen Veränderung?

Bei meinem Verwandten mit Schizophrenie (laut Diagnose) begann sehr früh eine gewisse Heimlichtuerei und ein zunächst kaum merkbarer Verfolgungswahn, der sich dann im Laufe der Zeit sehr verstärkte. Auffallend war auch die totale Unordnung ohne jedes System in der Wohnung.

Was mich im Nachhinein immer noch fasziniert ist die Logik, die durch das schizophrene Denksystem gegeben war. Dinge und Ereignisse, die wir Außenstehenden völlig "verrückt" und unglaubhaft fanden und die so auch nie passiert sind, wurden in dieses Verfolgungswahn-Denken elegant eingearbeitet und waren damit stimmig.
Da war dann auch mit logischen Argumenten oder freundlichem Zureden nichts zu machen.

Gruss,
Uta
 
Schizophrenie

Hallo,

na das Problem bei Schizophrenien ist doch unter anderem, dass sie sehr individuell unterschiedlich auftreten.

Die von Gerold benannten Symptome können Teil einer Schizophrenie sein (sogenannte negative oder Minus - Symptome), können aber auch Bestandteil anderer psychischer Veränderungen sein.

Besonders problematisch und auffällig sind dann die Plus - Symptome!

· Als positive oder Plus-Symptome einer Schizophrenie bezeichnet man bestimmte Ausdrucks-, Erlebnis- und Verhaltensweisen, die im "normalen Menschen-Leben" nicht vorkommen. Dazu gehören:

- Wahn
- Halluzinationen (Sinnestäuschungen, Trugwahrnehmungen)
- psychotische Ich-Erlebnis-Störungen (Einzelheiten siehe unten)

· Als negative oder Minus-Symptome einer Schizophrenie bezeichnet man Beeinträchtigungen

- des Denkens
- der Affektivität (Gemütslage)
- des Antriebs und Willens
- der Kommunikations- bzw. Kontaktfähigkeit u. a.
NEGATIV- ODER MINUS-SYMPTOME DER SCHIZOPHRENIE
Herzliche Grüße von
Leòn
 
Zuletzt bearbeitet:
Schizophrenie

Was mich im Nachhinein immer noch fasziniert ist die Logik, die durch das schizophrene Denksystem gegeben war. Dinge und Ereignisse, die wir Außenstehenden völlig "verrückt" und unglaubhaft fanden und die so auch nie passiert sind, wurden in dieses Verfolgungswahn-Denken elegant eingearbeitet und waren damit stimmig.

Dazu habe ich ein Beispiel aus dem Bekanntenkreis:

(Dialog mit einer 80jährigen):

Oma: Jemand war in meiner Wohnung und hat meine Kaffee-Kanne mit den Rosen umgetauscht!

Enkel: Aber Oma, da im Schrank ist doch deine Kanne mit den Rosen!

Oma: Nein, das ist nicht meine Kanne. Die Rosen auf meiner Kanne waren weiter aufgeblüht!
 
Schizophrenie

* Veränderungen von Grundstimmung und emotionaler Resonanzfähigkeit
* Unfähigkeit zur Diskriminierung verschiedener Gefühlsqualitäten
* Abschwächung bejahender Fremdwert- und Sympathiegefühle
* Minderung des Kontaktbedürfnisses
* Phasenhafte depressive Verstimmungen
* Minderung der Kontaktfähigkeit bei vorhandenem Kontaktwunsch
* Störung des In-Erscheinung-Tretens
* Minderung der psychischen Belastungsfähigkeit gegenüber ungewöhnlichen, unerwarteten, besonderen, neuen Anforderungen
* Minderung der psychischen Belastungsfähigkeit gegenüber bestimmten alltäglichen, primär affektiv neutralen sozialen Situationen
* Minderung der psychischen Belastungsfähigkeit gegenüber Arbeit unter Zeitdruck oder gegenüber rasch wechselnden unterschiedlichen Anforderungen
* Unfähigkeit, die Aufmerksamkeit zu spalten

Sofern man einen ansehnlichen Teil der hier genannten Punkte bei einem Mitmenschen wahrzunehmen vermag, vermag ich lediglich zu empfehlen: Nehmt Euch in acht!


Die oben genannten Punkte treffen nicht bzw. trafen selten auf mich zu.
Ursache war eine giftbedingte Hirnleistungsstörung. Laut dem von Dir hier
veröffentlichten Kanon der Diagnose einer Schizophrenie habe ich aber beste
Aussichten darauf, dass sich die Leute vor mir in Acht zu nehmen haben.

Ich habe selten so etwas Undifferenziertes zu einem solch komplexen Thema
wie der Schizophrenie gelesen, gekrönt mit einer Warnung vor einem Umgang
mit dem Kandidaten, sollte die Mehrzahl der hier genannten Aspekte bejaht
werden können.

Beinahe sämtliche, hier aufgeführten Punkte sind auch typische Merkmale
einer chronischen Vergiftgung
, mit Beteiligung/Schädigung des Gehirns.

Die allermeisten Menschen mit den Diagnosen (auch Mehrfacherkrangungen)
MCS, CFS, Borreliose, chr. Schwermetallintoxikation (meine Diagnose)
müssten demnach, nach diesem haarsträubenden Diagnosemuster, schizophren sein!

Dann mache ich jetzt mal meine Rechnung auf, Du kannst dann beurteilen, ob
ich eine Gefahr darstelle.

Meiner Meinung nach zutreffende (z) und nicht zutreffende (nz) Listenpunkte:

  • z: 6
  • nz: 11

Der Dreisatz ergibt demnach bei 17 Punkten einen Gefährdungswert von 35,29 %.

Ist das noch OK? Was denkst Du? Brauche ich nun einen Maulkorb? Wie geht es weiter?

Bodo
 
Schizophrenie

Ja, ähnliche Geschichten haben wir auch erlebt, flowerpower. Unser Verwandter erzählte übrigens auch immer, daß er bestohlen worden war, hauptsächlich vom Nachbarn - sagte er. Es war unglaublich, welche angeblichen Fähigkeiten der Nachbar entwickelte, wenn es darum ging, den Verlust z.B. von Schlüsseln zu begründen. Die Schlüssel waren einfach verlorengegangen, weil leider parallel zum Verfolgungswahn auch das Gedächtnis rapide nachließ.

Gruss,
Uta
 
Schizophrenie

Ich finde die Aufzählung von Gerolds Liste insofern nützlich, als sie auf Verhaltens-Auffälligkeiten hinweist, die zeigen, daß etwas mit dieser Person ganz und gar nicht stimmt. Gibt es eine Erklärung dazu - wie Bodo sie liefert - dann kann man therapeutisch in die entsprechende Richtung zu gehen versuchen - falls der Kranke mitmacht.

Gibt es keine Erklärung und liegen auch keine nachvollziehbaren Gründe vor, die eine Schizophrenie ausschließen, so kann es nicht schaden, an eben diese Erkrankung zu denken und sich gut darüber zu informieren und zu versuchen, Hilfe zu finden; - je früher, desto besser.

Leider wird die Erkrankung häufig erst viel zu spät erkannt. Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Zum einen beginnt die Erkrankung - wie gezeigt - häufig mit atypischen Prodromi, zum anderen bestehen auf seiten der Patienten häufig grosses Misstrauen und auch - das ist das Wesen der Psychose - mangelnde Krankheitseinsicht, so dass sie sich gar nicht in Behandlung begeben. Häufig kommt es zu inadäquaten Heilungsversuchen im paramedizinischen Bereich, bei Homöopathen oder gar Wunderheilern, was eine frühzeitige Diagnose und Behandlung noch weiter verzögert. Aber auch wenn die Patienten mit dem medizinischen Versorgungssystem in Kontakt kommen, besteht bei vielen Aerzten nach wie vor noch eine gewisse Scheu, die Verdachtsdiagnose einer Schizophrenie zu stellen. Dies wird oft damit begründet, man wolle den Patienten nicht unnötig stigmatisieren. Diese Haltung ist meines Erachtens inzwischen obsolet, denn einerseits trägt der Therapeut durch eine solche Verleugnung zur weiteren Stigmatisierung bei, anstatt gegen sie anzugehen, indem er schizophrene Psychosen zu einer gesellschaftlich akzeptablen Erkrankung wie jede andere Erkrankung auch macht. Zum anderen kann man inzwischen keinesfalls mehr von "unnötig" sprechen, da sich in den letzten Jahren sehr deutlich herauskristallisiert hat, wie wichtig gerade auch eine frühe Intervention und Behandlung bei schizophrenen Psychosen ist - einerseits zur Verbesserung der Prognose der Erkrankung (Wyatt 1991), andererseits auch um schwerwiegende soziale Folgen zu verhindern. Doch darauf soll später genauer eingegangen werden.

Insgesamt kommt es so zu einer unglaublichen Verzögerung der Behandlung: Nach verschiedenen Studien verstreichen etwa drei bis sieben Jahre vom Beginn der Prodromalphase bis zur Erstdiagnose und Behandlung und etwa ein bis fast vier Jahre vom Beginn der psychotischen Vorphase an gerechnet (vgl. Tabelle).
................
Die beginnende Schizophrenie als "Knick in der Lebenslinie"

Uta
 
Schizophrenie

sind das nun Kriterien, die auf eine beginnende Schizophrenie hinweisen oder einfach Vorboten einer psychischen Veränderung?
Also ich habe einige der o.g. Symptome. Das heißt dann wohl, dass man sich vor mir in Acht nehmen sollte, weil ich nämlich gemeingefährlich bin. ;)

Spaß bei Seite: Ich habe mal irgendwo gelesen, dass diese Symptome Vorboten einer wiederkehrenden Schizophrenie sein könnten. Das ist jedoch individuell sehr unterschiedlich und deshalb immer in Einzelfall zu betrachten. Für eine Erstdiagnose reichen die von Gerold o.g. Symptome jedoch nicht aus. Da gibt es noch einige andere Kriterien zu erfüllen.

Bei meinem Verwandten mit Schizophrenie (laut Diagnose) begann sehr früh eine gewisse Heimlichtuerei und ein zunächst kaum merkbarer Verfolgungswahn, der sich dann im Laufe der Zeit sehr verstärkte. Auffallend war auch die totale Unordnung ohne jedes System in der Wohnung.

Ich hab es wieder ganz anders erlebt. Von einer Sekunde auf die andere ist derjenige ausgerastet, ohne das ihm vorher irgendwas anzumerken gewesen wäre. Dann kam der Verfolgungswahn hinzu. Er dachte, jeder würde ihm was böses wollen und alle würden unter einer Decke stecken. Bevor er ausgerastet ist, kamen jedoch immer erst die Depressionen.

Was mich im Nachhinein immer noch fasziniert ist die Logik, die durch das schizophrene Denksystem gegeben war. Dinge und Ereignisse, die wir Außenstehenden völlig "verrückt" und unglaubhaft fanden und die so auch nie passiert sind, wurden in dieses Verfolgungswahn-Denken elegant eingearbeitet und waren damit stimmig.
Da war dann auch mit logischen Argumenten oder freundlichem Zureden nichts zu machen.

Ja das ist für mich auch immer ein Rätsel gewesen aber das kann man wohl nur nachvollziehen, wenn man das selbst mal durchgemacht hat.

Viele Grüße

Moni
 
Schizophrenie

Sofern man einen ansehnlichen Teil der hier genannten Punkte bei einem Mitmenschen wahrzunehmen vermag, vermag ich lediglich zu empfehlen: Nehmt Euch in acht!
Man sollte sich eher vor dir und deinen Äußerungen in Acht nehmen!

Schizophrenie heißt doch nicht, dass man deshalb nun eine Gefahr für die Allgemeinheit ist. Glaubst du das hilft den Betroffenen? Mit soeiner Haltung macht man ihnen das Leben doch nur schwerer, weil sie sich nämlich wegen Leuten wie dir verstecken müssen.
 
Schizophrenie

Hi Moni, Genau, die allermeisten psychisch Kranken sind wenn, dann eher eine Gefahr für sich selbst. Es gibt aber natürlich auch "Fremdgefährder".

Hi Bodo, es gibt ganz viele verschiedene Verlaufsformen von Schizophrenien. Da findet nicht jeder Betroffene unbedingt das genaue Symptombild, was auf ihn passt.

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Zuletzt bearbeitet:
Schizophrenie

Hi Moni, Genau, die allermeisten psychisch Kranken sie wenn, dann eher eine Gefahr für sich selbst. Es gibt aber natürlich auch "Fremdgefährder".

Das ist mir natürlich bewusst Léon. Was mich nur an der Aussage störte, war das allgemein abgefasste.

Ganz ganz liebe Grüße

Moni
 
Schizophrenie

Hi Bodo, es gibt ganz viele verschiedene Verlaufsformen von Schizophrenien. Da findet nicht jeder Betroffene unbedingt das genaue Symptombild, was auf ihn passt.

Also, jetzt fasse ich mir doppelt und dreifach an den Kopf. Hast Du Dir Gerolds
Posting wenigstens durchgelesen? Wenn ja, ist Dir nicht aufgefallen, dass die
genannten "Auffälligkeiten" zu beinahe 100% auf die allermeisten Kranken hier
im Forum zutreffen? Wenn schon ernsthaft über die schlimme Erkrankung einer
Schizophrenie debattiert wird, sollte es seriös zugehen. Zitate aus einem Büchlein
für Psychiater hin oder her.

Bodo
 
Schizophrenie

Ich hab es wieder ganz anders erlebt. Von einer Sekunde auf die andere ist derjenige ausgerastet, ohne das ihm vorher irgendwas anzumerken gewesen wäre. Dann kam der Verfolgungswahn hinzu.

So habe ich das auch bei jemandem erlebt. Danach folgte dann auch jedesmal der Verfolgungswahn - aber nicht, dass derjenige sich verfolgt gefühlt hätte - nein: derjenige hat verfolgt!
 
Schizophrenie

So habe ich das auch bei jemandem erlebt. Danach folgte dann auch jedesmal der Verfolgungswahn - aber nicht, dass derjenige sich verfolgt gefühlt hätte - nein: derjenige hat verfolgt!

das hilft den Betroffenen meist sich selbst aus der Rolle des Verfolgten zu verabschieden und eine für sie sichere weil dominantere Form überzugehen.

Sie verwechseln Macht dann meist mit gesundem Selbstbewußtsein. Wenn derjenige dan noch Zwängig oder Wahnhaft dazu ist ist esmeist die Mischung die die größte Gefahr darstellt.

Gruß
Spooky
 
Oben