Selbstverletzendes Verhalten

Ja. Ich kann nur das schreiben, was ich erlebt habe und wie ich es sehe.

Und das war, dass ich damals entdeckt hatte, dass unsere Tochter sich ritzt. Wir sind sofort zu einer entsprechenden Beratungsstelle. Wo sie dann von der Beratungsstelle nach einem Test, bei dem darauf bestanden wurde, dass er ohne mich gemacht wird, sofort zur Borderlinerin erklärt und auch richtig scharf auf einen Klinikaufenthalt gemacht wurde.

Ich kannte zu der Zeit schon einige Jugendliche, die in eine regelrechte psychiatrische Trettmühle geraten waren. Auch die Geschichte der Tochter einer Freundin, die sich bei ihrem Aufenthalt noch zwei weitere Krankheitsbilder (u.a. eine Bulemie) zu gelegt hatte und hielt davon gar nichts.
Sogar beim Besuch der Beratungsstelle traf ich auf junge Ritzerinnen, nur wenige Jahre älter als unsere Tochter, die schon mehrfache Aufenthalte in der Psychiatrie hinter sich hatten und sich immer noch ritzten.:eek:
So sollte unsere Tochter nicht enden. Deshalb habe ich alles getan, um ihr das Auszureden.
Dazu waren die Foren mit Berichten von jungen Ritzerinnen über ihren/ihre Psychatrieaufenthalt/e im Übrigen das Überzeugenste, was ich ihr anbieten konnte.:cool:

Hier möchte ich Mal an Sternenstaub erinnern. Auch wenn es mich wahnsinnig macht, dass er es nicht auf den Punkt bringt und wirklich erzählt, inwieweit ihm die Bewusstwerdung der Einheit von Geist/Körper und Seele bei der Gesundung geholfen hat.
Das Bewusstsein darüber diesbezüglich eine psychische Krankheit zu haben wird bei den Betroffenen mMn. wesentlich darüber definiert, dass der Mensch einen Stempel für sein Verhalten aufgedrückt bekommt und dann nach schulmedizinischer Leitlinie meist auch mit Hilfe von Psychopharmaka entsprechend therapiert wird.

Durch dieses Bewusstsein ist die Situation für den Menschen mMn. eine völlig andere geworden. Er hat eine Krankheit mit einem Namen und ist erstmal in einer Diagnose gefangen, an die die meisten Menschen auch glauben. Er ist krank. Er braucht sogar eine Psychatrie und bekommt sofort eine Telefonnummer der Psychiatrie für den Notfall. Dann lernt dieser junge Mensch als nächstes nicht nur in der Psychiatrie, sondern auch durch Informationen im www, dass er eine sehr schwer zu behandelnde Krankheit hat. Das alleine stellt mMn. schon eine ganz andere Gefahr der Manifestation eines Verhaltens dar.

Denn das schafft in meinen Augen ein vollkommen anderes Bewusstsein, als die Aussage ich bin nicht krank, sondern habe mir (aus welchen Gründen auch immer) ein völlig falsches Verhaltensmuster zugelegt, dass ich mit Hilfe genauso wieder ändern kann, wie ich es mir zugelegt habe.

Der Arzt der psychiatrischen Abteilung der Uniklinik Fft. hat mir damals nach einer umfassenden Untersuchung gesagt, dass es absoluter Unsinn ist bei einer Jugendlichen von Borderline zu sprechen.
Aber auch, dass unsere Tochter das machen würde, um sich in den Mittelpunkt zu stellen und mehr Aufmerksamkeit von anderen (auch innerhalb ihrer Freundesclique) zu erlangen.
Das war für mich wirklich sehr irritierend, da sie zu der Zeit (allerdings erst nach Besuch der Beratungsstelle) nicht nur öfter von Selbstmord sprach und unbedingt in die Psychatrie wollte, sondern ja auch ganz offensichtlich litt.
Das Einzige, was als greifbarer Kummer vorhanden war, war im Übrigen Liebeskummer.

Und ja, ich habe richtig gedacht, da unsere Tochter sich seit 4 Jahren nicht mehr ritzt. Nachdem sie das Ritzen überwunden hatte und ich ihr sagte, was dieser Arzt in der Uni Fft. gesagt hat, sagte sie, dass er vollkommen Recht hatte und sie es absolut nicht mehr verstehen kann, wie sie sowas Doofes machen konnte.

Ca. 25% aller Jugendlichen haben nach Umfragen bereits Erfahrungen mit dem Ritzen.
Meine Tochter kennt einige davon. Auch solche, die von selbst aufhörten. Und ja, ich habe schon lange ihre Zustimmung darüber zu schreiben.

Früher sagte man, dass sich nur solche Menschen ritzen, die schwere traumatische Erfahrungen gemacht haben. Gleichwohl es natürlich auch vorkommt. Das ist heute aber schon lange nicht mehr die Voraussetzung.

Ich kann es generell nur so sehen, wie ich es geschrieben habe.

Und ich schreibe damit nicht, dass es keine Störungen gibt. Aber dass man Verhaltensstörungen nur mit Hilfe seines Bewusstseins selbst ändern kann und bei Borderline alle möglichen Diagnosen in eine Verpackung gesteckt wurden und es kaum einen Menschen geben dürfte, der nicht schon in irgendeiner Lebensphase unter die Kriterien gefallen ist.:rolleyes:
 
hallo nicht der papa,

ich bin auch nicht so ganz der meinung, zu dem, was du schreibst. aber ich mag gerade nicht konkret auf jeden punkt eingehen. ich habe nur das gefühl, dass du nicht selbst davon betroffen bist / warst, oder es nach kurzer zeit überwinden konntest?

du schreibst so von jugendlichen, die sich in szene setzen wollen und so:

wie erklärst du dir, wenn ein 5 jähriges kind sich selbst verletzt? sich selbst seine haare ausreisst?

du schreibst von modeerscheinung: ich finde, selbstverletzung war schon immer mode. schau doch zurück. vor hunderten von jahren in den klöstern. die haben sich ja nur selbstkasteit. also ich finde, svv war schon immer in mode. ich denke auch, dass das nie aus der mode kommen wird. es wird höchstens formen ändern.

aber wie gesagt; ich mag eigentlich gar nicht schreiben und deswegen höre ich jetzt wieder auf.

viele grüsse; shelley :wave:
 
Hola nicht der Papa...

da gebe ich Shelley vollkommen recht. Es ist keine Modeerscheinung, man hat nur es nicht mitbekommen oder verstanden oder es sich nicht erklären können....

Onkel Wiki (mein Wikitag:eek:))

Rezeption

Selbstverletzendes Verhalten ist medial und künstlerisch immer wieder rezipiert worden, zum Beispiel vom österreichischen Aktionskünstler Günter Brus.

Eine zentrale Rolle spielt selbstverletzendes Verhalten auch in Elfriede Jelineks Roman „Die Klavierspielerin“. Als Motiv kommt es in André Gides Les caves du Vatican (Die Verliese des Vatikan) vor.

Weiterhin wurde das Thema auch von der Band Subway to Sally in ihrem Lied „Narben“ aufgenommen, ebenso von der Band Goethes Erben im Lied „Rote Tränen“ und auch die Band Papa Roach thematisiert in ihrem Lied „Last Resort“ autoaggressives Verhalten. In seinem Lied „Stan“ rappt Eminem: „Sometimes I cut myself to see how much it bleeds“. Auch wird selbstverletzendes Verhalten in „Scherenschnitt“ von Samsas Traum, „Du willst es doch auch“ von Oomph! und „Alive“ von Claas P. Jambor beschrieben, auch in „Part of me“ von Linkin Park, und in dem Lied „Rasierklingenliebe“ des Rappers Casper wird das Thema dargestellt. Die Band Böhse Onkelz thematisiert es unter anderem in Ihrem Lied „Narben“, sowie die Band Eisbrecher, die dieses Thema in dem Lied „Leider“ anspricht. Mit dem Lied „Blutrot“ thematisiert die Band L’Âme Immortelle das Thema künstlerisch.

Auch in Filmen wird selbstverletzendes Verhalten thematisiert beziehungsweise kommt autoaggressives oder selbstverletzendes Verhalten vor: Zum Beispiel in „Dreizehn“, „Secretary“ und „Two days with Juliet“ verletzen sich die Hauptcharaktere selbst. In „Durchgeknallt“ und „28 Tage“ wird dieses Verhalten an einem Nebencharakter gezeigt. Die Fernsehserie „Lindenstraße“ zeigt anhand der Rolle der Nastya ein Beispiel des sogenannten Ritzens bei subjektiv empfundener emotionalier Isolierung kombiniert mit äußerem Stress.

Papa...ich bin davon überzeugt, es hat einen Grund. Nicht Liebeskummer. Den haben im Moment Millionen von jungen Menschen und ritzen nicht. Da steckt mehr dahinter.

LG, Difi
 
Morgen !

Da gebe ich auch Shelley recht ! Mein kleiner macht das auch und wenn ich ihn frage warum er das macht sagt er immer weil er vieles nicht versteht und er ein " Dummi " ist in den Moment dafür hasst er sich selbst ! Mir tut es immer weh wenn er es macht .

Ich habe es selber auch schon getan aus einer Situation herraus weil ich was anderes Füllen wollte weil das Gefühl vorher mich fast aufgefressen hat ! Für manche ist es auch eine Art sich selbst zubestrafen .
 
Guten Morgen ihr lieben,

danke für all eure Postings! Jetzt werde ich mal versuchen meinen Standpunkt einzunehmen...

Ich weiß auch nicht, aber mit dem Begriff Modeerscheinung komm ich nicht ganz klar. Für mich hört es sich so an als ob ich mich ritzen würde um mich in Szene zu setzen, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Doch das ist in keinster Weise so. In meiner Umgebung gibt es niemandem mit dem ich darüber sprechen kann, dies lässt meine Position eigentlich gar nicht zu. Das Forum hier ist für mich die einzigste Möglichkeit meinen Gedanken etc. freien Lauf zu lassen. Vielleicht verstehe ich das ganze auch falsch, kann natürlich sein, wenn dem so ist dann tut es mir Leid.

Am Anfang dieses Threads hatte ich schon ein Mal eine ähnliche Situation mit Gina, deswegen halte ich mich nun erst mal bedeckt, lese mir alles genau durch...da ich ja lernfähig bin.^^

Es geht immer nur um Jugendliche, wie Shelley oder oOoMauoOo schon sagten betrifft es leider auch kleiner Kinder oder eben auch schon erwachsene/ältere Menschen. SVV kann sich ja auch in vielerlei Hinsicht äußern, muss ja nicht nur Ritzen sein. Eine Zeit lang habe ich immer gegen die Wand oder einen Schrank geschlagen aber es gab mir nicht das Gefühl was ich eben beim ritzen verspüre. Während dem fühle ich ein ganz bestimmtes Gefühl das ich jedoch leider nicht erklären kann. Es ist als würde all die Last von mir fallen, ich kann mich für den Moment frei fühlen, es ist unter anderem denke ich auch Erleichterung.

Klar, es ist ein Verhalten das ich mir über die Jahre angeeignet und eingeprägt habe und es durch lernen ändern könnte. Ich ritze mich nun schon sieben Jahre, es gibt immer wieder Zeiten in denen es nicht so schlimm ist, dann gibt es wieder Phasen in denen es akut ist. Ich war wegen des SVV noch nicht wirklich in Behandlung, da mit dem SVV noch viele andere Dinge mit einhergehen. Den Anfang dafür habe ich jedoch getan, ich habe mich aus eigenen Stücken in eine Psychiatrie begeben und warte jetzt auf einen freien Platz bei einer guten Psychologin.

Nicht der Papa,

wenn ich könnte würde ich damit aufhören, sofort. Aber es ist sehr schwer das einzige Ventil aufzugeben durch das ich meinen Gefühlen Ausdruck geben kann.

Liebe Grüße

...eure Fallen
 
Hallo fallenangel,


Aber es ist sehr schwer das einzige Ventil aufzugeben durch das ich meinen Gefühlen Ausdruck geben kann.

Das glaube ich Dir. Und deshalb ist SVV auch keine Modeerscheinung, sondern ein Symptom. Die Ursache der Zwangserkrankung muß gefunden werden.
Was hat Dich denn in Deiner Vergangenheit so unendlich verletzt das Du nur mittels Ritzen ertragen kannst?
Es muß ein unglaublicher Schmerz gewesen sein, der Dich zu so einer Handlung bewegt.
Ich verstehe das mit dem Ventil gut. Sich Luft machen, sich spüren, den "anderen" Schmerz nicht mehr so sehr spüren müssen und einfach mal für ein paar Min. nicht leiden müssen.
Da ist man wie in Trace...wie auf einem Trip...

Ich kann das gut nachvollziehen. Und nein, ich ritze mich nicht und habe das auch noch nie gemacht. Aber eine andere Variante...

Es ist auf jedenfall etwas das Dir widerfahren ist. Eine Situation, eine Lebenserfahrung, ein Schicksal oder was auch immer. Wenn Du es schaffst das Problem aufzuarbeiten, dann wird auch das Symptom "Ritzen" verschwinden. Dann "brauchst" Du das nicht mehr.

Ich verstehe auch ganz genau wenn Du sagst, Du kannst damit nicht aufhören. SVV übersteigt jegliche Art der Willenskraft und Vernunft. Es ist wie eine immense Sucht, ein Zwang dem man sich nicht widersetzen kann. Da hilft keine Ablenkung, nichts. Nur eben diese eine Handlung. Es ist ein Zwang und man kann ihn in dem Moment nicht abstellen. Nur ausführen...leider.

Doch wie ich lese bist Du auf dem richtigen Weg. Du möchtest etwas verändern, an Dir arbeiten, Dich mit Deinen Problemen auseinandersetzen. Und zwar mit den Spezialisten auf dem Gebiet. Das ist sicher gut und wird Dir auch gut tun.


Lg. und viel Kraft,

Putzteufelchen
 
Hola Fallen.....

ich sehe das so ähnlich. Du bist auf dem richtigen Weg. :kiss:

Viele werden das nicht verstehen, was mit dir passiert. Wie auch? Aber es ist verdammt wichtig für viele die das auch durchmachen, dass sie nicht alleine sind.
Natürlich auch für Eltern von Kindern.

Als ich das zum ersten Mal erlebt habe, war ich irritiert. Konnte es gar nicht einordnen. Somit verstehe ich auch Reaktionen der Hilflosigkeit.;)

Wann fing es bei dir an? Auch als Kind? Kannst du Eltern raten, wie sie sich verhalten sollen? Musst du nicht beantworten aber um so jünger die Kinder sind um so schwieriger wird es raus zu bekommen, wie man helfen kann.

Ganz liebe Grüße, Difi
 
wenn ich könnte würde ich damit aufhören, sofort. Aber es ist sehr schwer das einzige Ventil aufzugeben durch das ich meinen Gefühlen Ausdruck geben kann.


wie gut kenne ich das gefühl....

ich bin seit mhhh etwas über zwei jahren trockene blutsüchtige wie ich es nenne:)

und somit gut 18 jahre mehr oder weniger aktiv...

ich kann also leider aus mehreren lebensabschnitten berichten...

ich war keine der jugendlichen die aufmerksamkeit wollten-meine wunden-meine narben waren nur für mich...
damals tat ich es auch mehr weger der narben-sie sollten auf meinem körper zeichen was meine seele nicht zeigen konnte.
meine wunden gben mir die möglichkeit für mich zu sorgen-wie ich es sonst nicht konnte....

die jahre vergingen-ich brauchte es kaum noch...
doch dann kam ich wegen anderen geistiger delikte in eine waschechte lalafarm und was half? der schmerz, das blut und die narben( ich kann von meinem arm geschichten ablesen...)

ich lernte alte falsche verhaltensmuster neu...

danach war das ritzen( echt scheussliches wort und ab hier in meinem vokabular gestrichen*g*) mein anker, meine zuflucht, meine erlösung....

und ich lernte zu dosieren. andere gehen für blumenranken um den unterschenkel zur scarification-ich habs selbst gemacht....
körperkunst verschwamm mit selbstzerstörung....

dann lernte ich bei einem klinikaufenthalt eine waschechte borderlinerin kennen und coabhängig lieben...

wir waren die besten freundinnen und bauten uns im selben maße auf wie wir uns zerstörten...

ich lernte den unterschied kennen zwischen sich zerfetzen und meinem blutritus...
diesen hass so deutlich zusehen hat mir die frage aufgezwungen: hasse ich mich auch so sehr?

ich hasste mich nicht-ich mochte mich aber auch nicht grade...

ab diesem zeitpunkt habe ich bei jedem verlagen das 5 minutenspiel gespielt...
ich habe mir alles zurechtgelegt und zu mir gesagt: wenn du in 5 minuten noch willst-tu es....
und oft -immer öfter habe ich es nicht getan.....

heute sind es keine 5 minuten mehr heute sage ich mir: wenn du in einer stunde noch willst- tu es.....

es hat 2 jahre funktioniert:D

ps: ich trickse aber auch:) meine katzen haben scharfe krallen*g*
 
gerne doch...

ich wollte noch etwas anmerken zu dem was "nicht der papa" geschrieben hat.

leider leider habe ich es in der langen zeit gesehen, dass ssv einen gewissen kultstatus bekommen hat. es ist leider wirklich so, dass es viele jugendliche gibt die das als instrument nutzen um aufmerksamkeit zu erlangen.
( eine kurze anekdote von mir und einer mitbewohnerin: ich habe meine utensilien in einem samtbeutel aufbewahrt und sie fand ihn und fragte mich:
du schneidest dich? hab ich ja noch gar nix von gesehen...
ich: nein wieso auch? sie: naja ich mach das nur wenns auch jemand sieht sonst lohnt es doch nicht... sie war damals 18 ...)
die sache ist nur: ist es nicht sch**** egal warum genau jemand sich selbst verletzt? denn auch wenn man "nur" um aufmerksamkeit zu erheischen zu dem mittel greift muss da doch ein problem sein was schwer genug wiegt um zu solcher verzweiflung zu führen...

ich habe viele arten gesehen.. die besagte freundin hat sich einmal so tief geschnitten, dass man den knochen sehen konnte...
ich hab svvler gesehen, die sich vorher selbst betäubungsmittel gespritzt oder genommen haben weil sie den schmerz nicht ertragen konnten aber blut und narben sehen wollten...

ich selbst habe mir verschiedene substanzen( tinte, asche etc) in die wunden getan um verstärkte narbenbildung oder eben farbe zu erreichen...

was ich damit sagen möchte ist: egal was wir uns antun- es ist immer ein schrei nach heilung ....
 
aber leider ein sehr verzerrter schrei nach heilung!

hallo und guten tag,

ich empfinde die beiträge von ndp als eine sehr gute quelle, dinge auch einmal aus einer anderen perspektive heraus zu betrachten. diagnosen verleiten zur identifikation und auch zu einer möglichen manifestation. das ist in vielen fällen- und besonders bei menschen in einem sehr suggestiblen alter oft fatal.

was die diagnose bps anbelangt, so möchte ich allerdings energisch mein veto einlegen. es ist eine sehr schwerwiegende erkrankung und keine verlegenheitsdiagnose. eine bps siedelt auch nicht irgendwo zischen hier und dem niemandsland an, sondern weist charakteristische krankheitsmerkmale auf. mit dieser erkrankung ist für die betroffenen patienten -und auch für nahstehende bezugspersonen- großes leid verbunden. die aussichten auf heilung sind gering, da es sich hierbei um eine manifeste persönlichkeitsstörung handelt, die meist in einer frühkindlichen traumatisierung ihren anfang nahm und durch extreme abhängikeitsverhältnisse zu mindestens einem elternteil- mit nähe/distanzproblematik- einen weiteren verlauf nahm. eine stark gestörte eigenerlebnisfähigkeit führt desweiteren zu einer leerethematik, die von drogenkonsum oder selbstverletzenden handlungen kompensatorisch erfolge erhofft. daraus entsteht meist ein fataler circulus vitiosus.

mit respekt vor den teils dramatischen ausdruckformen dieser oft schwerwiegend erkrankten personen, sollte doch der spekulative modeeffekt, oder die nach aufmerksamkeit heischende mutmaßung bezüglich selbstverletzender handlungen, unterlassen werden. vergleichsweise könnte man ansonsten einer krebserkrankten und brustamputierten frau unterstellen, sie habe die erkrankung aus gründen des aufmerksamkeitsdefizites imitiert und somit selbst zu verantworten.

die diagnose bps wird nach einem punktesystem erstellt und bedarf einer speziellen behandlung. hierbei sind spezialisten notwendig, die gezielt und unter beachtung bestimmter kriterien mit den patienten arbeiten. heilungserfolge sind spekulativ, aber erfolge in der minimierung der symptome durchaus erreichbar.

meine ausführung bezieht sich rein auf die borderlinestörung und berührt keine autoaggressiven handlungen anderer pathogenese.


mit freundlichen grüßen und besten wünschen an die betroffenen,

alles liebe und gute,

lanny
 
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