Je mehr sich ein Mensch von Ängsten befreien konnte, je liebesfähiger wurde er, je stabiler bestimmt seine Liebe sein Handeln.
Ein Kleinkind in guter Umgebung hat kaum Ängste. Trotzdem hat oft schon etwas egoistisches an sich, ja vieleicht sogar böses, schupfst ein anderes zB
Hallo Beat, hallo Gretel,
irgendwie kann ich jetzt nicht anders, als obigen Passage als Ganzes zu betrachten, denn im Grunde sehe ich es so, wie Gretel es schreibt. Ich denke, ein Kind hat kaum egoistische Denkstrukturen, wenn man ihm ein großes Urvertrauen gibt, was auch beinhaltet, dass ein Kind auch von diversen Ängsten befreit wurde. Jedoch habe ich persönlich festgestellt, dass du als Eltern dies kaum wirklich umsetzen kannst. Wir haben unsere Tochter z. B. nach dem Prinzip des Urvertrauens erzogen. Wir konnten ihr die Verlustängste nehmen, die sich durch meine Erkrankungen aufgebaut hatten und sie ist bis heute ein absolut liebenswürdiges Kind, was von sich aus nicht auf die Idee kommen würde ein Kind zu schlagen, beißen oder irgendwie zu schädigen. Da wir jedoch nicht auf einer Insel leben und es durchaus andere Erziehungsmethoden gibt, mußte unser Kind schon einige schmerzliche Erfahrungen hinnehmen, indem sie lernen mußte, dass ihr Verhalten nicht unbedingt auf alle Kinder übertragbar ist und das hat bei ihr oftmals zu Frust geführt. Wir standen nun vor der Frage: Was tun? Im Kindergarten sagte man uns gar, dass wir sie dazu anhalten sollten sich auch mal körperlich zur Wehr zu setzen. Dies entsprach und entspricht jedoch nicht unserer Denkweise und so haben wir das Gespräch mit ihr gesucht und haben sie dazu angehalten, mit dem jeweiligen Kind nicht mehr zu spielen... aber auch das ist sehr schwierig, da ihr oft die Kinder, mit denen sie am besten befreundet war, weh taten. Es war wirklich schwierig, jedoch haben wir die Gradwanderung geschafft. Heute setzt sie sich verbal erfolgreich zur Wehr und das ist gut so. Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass die Kinder die sie zuvor gebissen, geschupst oder geschlagen habe, einige Defizite hatten, die auf den ersten Blick oftmals nicht zu erkennen waren. So sehe ich die "Schuld" auch nicht in den Kindern oder in einem grundsätzlichen Egoismus, sondern in dem Vorleben des direkten Umfelds. Kinder reagieren oft sehr fein auf Mißstände und ich habe festgestellt, dass man sich mit Kindern eigentlich viel mehr auseinander setzen müßte. Ich bin in der glücklichen Lage jede Woche mit Kindern Yoga zu machen, den Kindern Werte zu vermitteln und was ganz wichtig ist - über die Seele zu sprechen. Das brauchen Kinder einfach und ich muß sagen es war für mich ein besonderes Erlebnis, als ich das erste Mal mit den Kindern über Seele gesprochen habe und als sie ihre Seele spüren sollten. Sie saßen alle da mit ganz großen Augen und spürten ihre Seele. Sie waren total andächtig und sagten dann: Also das hat uns bisher noch niemand gesagt, dass wir eine Seele haben und man die so toll spüren kann. Ich denke, da liegen doch wunderbare Ansatzpunkte Kindern Sicherheit und Urvertrauen zu geben. Denn Kinder sind unsere Zukunft und so wie wir die Erziehung unserer Kinder gestalten, so wird unsere Zukunft aussehen. Ihr merkt wohl, es ist für mich ein ganz wichtiges Thema ;-)
Zum Thema Liebe: Ich bin der Meinung, dass jeder Mensch mit der Gabe geboren wird, Liebe zu empfinden. Ob und inwieweit ihm dies später möglich ist, hängt meiner Meinung nach auch mit obigem Thema zusammen. Ich denke, daran sollten alle Menschen arbeiten um auch den Kindern eine Chance zu bieten die vielleicht in einem lieblosen Elternhaus aufwachsen. Unsere Kinder lernen nämlich durch das was sie vorgelebt bekommen. Wenn der Vater die Mutter und vielleicht auch die Kinder schlägt, dann hat es dieses Kind ungleich schwerer Liebe zu empfinden als ein Kind was in einem liebevollen Elternhaus aufwächst. Auch bin ich nicht der Meinung, dass Kinder aus gut situiertem Elternhaus auch gleichzeitig ein liebevolles Elternhaus haben... da ersetzt Geld oftmals die Liebe und dann wundert man sich, wieso gerade diese Kinder auf die schiefe Bahn geraten.
Und nun noch ein Satz an Gretel: So wie du es in 232 formulierst, stimme ich dir absolut zu. Ich bin damit auch schon wieder bei den Kindern ;-) Da läuft heute nämlich schon bei der Einschulung teilweise folgendes Programm: Die Eltern bekommen einen Brief mit den Defiziten des Kindes um diese möglichst vor Schulantritt auszumerzen. Ich finde es gruselig. Wir leben in einer Welt die sich oftmals nur an den Defiziten orientiert und ich finde man sollte mal wieder die Stärken des Einzelnen hervorkehren, denn dann bestünden wesentlich größere Entwicklungschancen. Meiner Meinung nach ist es ein Wahnsinnsenergieaufwand daran zu arbeiten die Defizite so auszugleichen, dass sie den Stärken angeglichen werden. Auch ein Einstein war kein Multigenie und hätte man ihn an seinen Defiziten gemessen, wäre die Relativitätstheorie wohl niemals entstanden!
Auch bei mir ruft jetzt die Pflicht
Liebe Grüße
Chiara