Hallo 034,
an Deiner Stelle würde ich die Antidepressiva, die Du gegenwärtig einnimmst, nicht eigenmächtig absetzen. Häufig können sie aber durch andere ersetzt werden, die besser wirken und / oder weniger Nebenwirkungen haben. (Die Apathie, in der Du gegenwärtig festzustecken scheinst, kann durchaus eine solche Nebenwirkung sein.) Das können in der Regel nur Psychiater.
Vielleicht kannst Du sie langsam ausschleichen. Das aber nur unter Aufsicht eines Psychiaters.
Eventuell können die Antidepressiva durch natürliche Substanzen ersetzt werden. Dazu gehören Johanniskraut, 5-Hydroxytryptophan (5-HTP), und S-Adenosylmethionin (Ademethionin; in Italien als natürliches Antidepressivum zugelassen, "Samyr" genannt; es kann auf Rezept importiert werden. Die Ampullen können auch i.m. oder s.c. injiziert werden. Aber diese Nahrungsergänzungsmittel darf man keinesfalls einnehmen, solange man noch synthetische Antidepressive verwendet - das könnte schlimme Nebenwirkungen haben. Oft braucht es sogar einen zeitlichen Abstand von bis zu zwei Wochen.
Hast / hattest Du jemals Selbstmordfantasien? Oder hast Du jemals Selbstmord versucht oder vorbereitet? Wenn ja, so solltest Du dies unbedingt mit einem Arzt Deines Vertrauens besprechen. Mach Dir bewußt, daß Dein Leben - auch wenn Du es gegenwärtig nicht wirklich schätzt - für eine ganze Reihe von Menschen von unschätzbarem Wert ist.
Dingend empfehlen würde ich Dir eine Verhaltenstherapie bei einem Behandler, der sich auf Behandlung von Depressionen versteht. Danach kannst Du schon am Telefon fragen. Nicht alle Behandler verstehen was davon. Es handelt sich meist um Psychologen, manchmal auch um Psychiater. Bei der Wahl eines Therapeuten ist unbedingt wichtig, daß Du Vertrauen zu ihm empfindest. (Er braucht Dir nicht unbedingt besonders sympathisch zu sein.)
Geeignete Antidepressiva bewirken bei richtiger Auswahl und Dosierung, daß eine Verhaltenstherapie überhaupt möglich wird (z.B. daß der Patient überhaupt fähig ist, zu kooperieren). Die Verhaltenstherapie bewirkt andererseits, daß die Besserung auch nach Absetzen der Medikamente bestehen bleibt, ja sich weiterentwickeln kann.
Bei dieser Verhaltenstherapie handelt es sich um Training problemlösender Verhaltensweisen - z.B. um Fragen wie die des Umgangs mit einem Chef, mit Kollegen, mit der Freundin in ganz bestimmten realen Situationen. (Also nicht um irgendwelche Gespräche, auch nicht um Buddeln in der Vergangenheit.) Es können beispielsweise in Rollenspielen mit dem Therapeuten Lösungen gefunden werden. Oft geht es auch darum, die eigenen Gedanken unter Kontrolle zu kriegen - also etwa Methoden zu finden, Deine Gedanken zu stoppen, mit denen zu die Welt oder Dich selber runtermachst - und sie durch konstruktive zu ersetzen. In der Regel kriegt man "Hausaufgaben". Es ist also Arbeit - braucht Fleiß und Geduld.
Seit langem ist bekannt, daß körperliche Anstrengung antidepressiv wirkt, und zwar ohne Nebenwirkungen. (Wenn man herzkrank ist, erst den Kardiologen fragen.) Allerdings nur, wenn man's tatsächlich macht.
Ein persönlicher Wunsch: Ich würde Dich gerne nicht als Nummer ansprechen sondern als wirkliche menschliche Person. Für mich bedeutet das u.a., Dich mit einem menschlichen Namen (dem wirklichen oder einem selbstgewählten) anreden zu können. Es würde mich sehr freuen, wenn Du mir diese Möglichkeit geben möchtest. Du bist für mich keine Nummer.
Gute Wünsche,
Windpferd