Fedeli d'Amore

Themenstarter
Beitritt
31.01.10
Beiträge
310
Wie schaut es mit einer romantischen Weltsich in der Neuzeit aus?

gibt es noch platz für romantische Ansätze?

welche soziale Kräfte beinhaltet die Romantik?

Hätte die Hohe Minne in der heutigen Zeit noch die Möglichkeit einen Stellenwert einzunehmen?

Gäbe es (oder gibt es vielleicht) in der heutigen Zeit einen Platz für eine Gesellschaft der "fedeli d'Amore"?

Gruß Andreas
 
fedeli d'Amore

Hallo Resonator,

was genau verstehst Du hier unter "Romantik" bzw. "romantische Ansätze"?
Passt der Begriff "Romantik" mit "Hoher Minne" überhaupt zusammen?

Grüsse,
Oregano
 
fedeli d'Amore

Hallo Resonator,

was genau verstehst Du hier unter "Romantik" bzw. "romantische Ansätze"?
Passt der Begriff "Romantik" mit "Hoher Minne" überhaupt zusammen?

Grüsse,
Oregano

Nun steh ich selber wieder am Pranger!, ich hoffte zur Thematik einige Stimmen aus dem Publikum zu Ohre zu bekommen um mir ein Bild dieser Thematik, mit Blick auf die Emotions- und Seelenseite des Menschen zu richten.
Wie weit ist der Stellenwert Seele mit Blick auf den momentan gelebten Rationalismus der Menschheit zu werten?

Ich selber sehe die Hohe Minne als eine um den sexuellen Aspekt bereicherte Romantik an, schwierig für mich auszudrücken, da für mich rational nicht sauber erfassbar!

Wiki zur Hohen Minne:

Hohe Minne

Am Ende wollt ich darauf hinaus wie die Chancen stehen in der heutigen Zeit, vom bestehenden Rationalismus, mit welchem wohl komischer Weise die meissten Menschen denn doch nicht wirklich zufrieden sind, zu einer weniger rationalen Weltsicht zu gelangen.
Unter weniger rationalen Weltsicht verstehe ich ein mehr nach innen gerichtete Sicht, welche nicht unabdingbar an Kosten-Nutzenrechnungen gebunden sind.

Gruß Andreas
 
Oh tschuldigung Oregano,
die Frage betraf ja die Romantik!

Hier ein Auszug aus Wiki:

Hintergrund

Die Grundthemen der Romantik sind Gefühl, Leidenschaft, Individualität und individuelles Erleben sowie Seele, vor allem die gequälte Seele. Romantik entstand als Reaktion auf das Monopol der vernunftgerichteten Philosophie der Aufklärung und auf die Strenge des durch die Antike inspirierten Klassizismus. Im Vordergrund stehen Empfindungen wie Sehnsucht, Mysterium und Geheimnis. Dem in die Zukunft gerichteten Rationalismus und Optimismus der Aufklärung wird ein Rückgriff auf das Individuelle und Numinose gegenüber gestellt. Diese Charakteristika sind bezeichnend für die romantische Kunst und für die entsprechende Lebenseinstellung.

Der Romantiker verortet einen Bruch, der die Welt gespalten habe in die Welt der Vernunft, der „Zahlen und Figuren“ (Novalis), und die Welt des Gefühls und des Wunderbaren. Treibende Kraft der deutschen Romantik ist eine ins Unendliche gerichtete Sehnsucht nach Heilung der Welt, nach der Zusammenführung von Gegensätzen zu einem harmonischen Ganzen. Symbolische Orte und Manifestationen dieser Sehnsucht sind nebelverhangene Waldtäler, mittelalterliche Kloster-Ruinen, alte Mythen und Märchen, die Natur etc. Zentrales Symbol für diese Sehnsucht und deren Ziel ist die Blaue Blume, die wie kein anderes Motiv die romantische Suche nach innerer Einheit, Heilung und Unendlichkeit verkörpert.

„Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.“

– Ricarda Huch [2]

Im Gegensatz zur selbst gesetzten Aufgabe der Dichter der Weimarer Klassik sowie von Sturm und Drang und Aufklärung, nämlich der Erziehung des Volkes durch Literatur, sahen die Dichter der Romantik ihre Aufgabe in der Heilung des Risses, der durch die Welt und damit durch die Individuen geht. Eine Möglichkeit dazu bot ihnen zufolge die Kunst, mystisch überhöht im Begriff des „Dichterpriesters“, denn „die Welt hebt an zu singen / Triffst Du nur das Zauberwort“ (Eichendorff).

Die Romantiker suchten die verloren gegangene Welt in Werken aus der „Kindheit der Menschen“, also in Märchen und Sagen, in Volksliedern und im Mystizismus des Mittelalters und seiner als ideal verklärten ständischen, auf Treue gegründeten Ordnung. Auch in exotischen Ländern wurden Anstöße gesucht. Das „Wahre“ wurde nicht im Intellektuellen gesehen, sondern in dem als natürlich und wahrhaftig angesehenen Verhalten des einfachen Volkes. In die Musik der Romantik flossen unter anderem auch Volkstänze ein, etwa bei Franz Schubert. Die Brüder Grimm sammelten die Sagen und Märchen der mündlichen Volks Romantiküberlieferung. Allerdings wurden auch Gefahren in dieser „anderen Welt“ gesehen. Die Nachtseite der Romantik, geprägt von Teufelspakten, Wahnsinn, Gespenstern, Schuld und Tod, findet sich besonders ausgeprägt bei E. T. A. Hoffmann...


Die Thematik ist jedoch selbstverständlich komplexer, interessant auch der psychische Hintergrund!

Das umschreibt bereits ganz gut meine Vorstellung von Romantik aber die Thematik erscheint insgesamt interessant, daher besser mal komplett nachlesen:

Romantik


Gruß Andreas
 
Auch wenn es scheinbar alle hier wie selbstverständlich wissen:

Was sind "fedeli d'amore" ?


Gruß! Gerd
 
Auch wenn es scheinbar alle hier wie selbstverständlich wissen:

Was sind "fedeli d'amore" ?


Gruß! Gerd

Hallo Gerd, hier was zum nachlesen, hast Du aber bestimmt bereits selber gefunden?!

www.umanista.net/de/fedeli.html

Die fedeli d'Amore, tatsächlicher Orden oder selber nur eine romantische Vorstellung?
Ich weiss es nicht!.. aber was die angeblichen Mitgliedern hierbei der Welt hinterlassen haben ist für mich mitunter das westliche Kulturfundament.

hier noch etwas Romantik in musikalischer Form!, ..eine hommage an die fedeli d'amore.



Gruß Andreas
 
Zuletzt bearbeitet:
Na so wirklich bewegt sich hier nix!

Da wollt ich das Spektrum vielleicht etwas erweitern.

Wie schaut es mit der Kunst aus?, kann diese uns vielleicht zu einer etwas romantischeren Weltsicht führen?

Verbleibt die Kunst nur Erholungspause vom "wahren?!", kalten Leben?

Über Antworten welche den romantischen Aspekt ausleuchten, würde ich mich sehr freuen.

Gruß Andreas
 
Und Amore! , die Liebe, als Hohe Minne auch schon genannt.
Was ist mit der Liebe in unseren Leben?
Und das zum, von manchen so genannten, Fest der Liebe.

Romantische Liebe, spirituelle Liebe, erotische Liebe.

Steht in unserem Grundgesetz eigentlich auch etwas von Liebe?



Liebe Weihnachtsgrüße!

Gerd
 
Hallo Resonator,

für mich ist das Thema insofern sehr schwierig, weil da Begriffe eine Rolle spielen, die meiner Meinung nach von jedem anders interpretiert werden.

Kunst: ein Humanist wird darunter etwas total anderes verstehen als ein Performance-Künstler. Ein Musiker wird Kunst auch verschieden interpretieren, je nach Ausrichtung. Gerade in Deutschland mit der Unterscheidung von "ernster Musik" und "Unterhaltungsmusik" ist das besonders diffizil.

Gleiches gilt für mich weiter für die Romantik: Es ist eine Zeitströmung gewesen, in der z.B. in der Musik, aber auch in der Literatur eben die Gefühlsebene und ihr Ausdruck sehr stark im Vordergrund stand.
Aber auch heute noch ist Romantik ein Begriff für "romantische Vorstellungen", die sehr weit auseinander gehen können. Oft so weit, daß man statt "Romantik" auch "Unrealismus" setzen könnte; - finde ich.

Das "wahre, kalte Leben"? Das Leben ist doch nicht immer gleich, und jeder Mensch empfindet es zeitweise warm, kalt, für ihn selbst wahr, für anderen vielleicht nicht wahr.

Was ich unterschreiben würde: Jegliche Kreativität ist positiv. Dabei lernt die Seele fliegen, der Horizont erweitert sich, das Selbstbewußtsein steigt, die Kontakte verändern und erweitern sich auch ....

Allerdings: jegliche gesteuerte Kreativität, die ein bestimmtes Denken vorschreibt und evtl. bewertet, ist wieder einengend.

Gruss,
Oregano
 
Hallo Resonator,

für mich ist das Thema insofern sehr schwierig, weil da Begriffe eine Rolle spielen, die meiner Meinung nach von jedem anders interpretiert werden.

Kunst: ein Humanist wird darunter etwas total anderes verstehen als ein Performance-Künstler. Ein Musiker wird Kunst auch verschieden interpretieren, je nach Ausrichtung. Gerade in Deutschland mit der Unterscheidung von "ernster Musik" und "Unterhaltungsmusik" ist das besonders diffizil.

Hier der Begriff Kunst wie er in Wiki definiert wird:

Das Wort Kunst bezeichnet im weitesten Sinne jede entwickelte Tätigkeit, die auf Wissen, Übung, Wahrnehmung, Vorstellung und Intuition gegründet ist.

An dieser Definition gemessen ist mein eigenes Kunstverständnis wohl eher unzulänglich.
Ich selber unterscheide zwischen Handwerk und Kunst.
Die Kunst beinhaltet bei mir unabdingbar das kreative Moment, welches auf nicht angeübten oder vorgestellten Anteile beruht.
So gesehen ist der größte Teil der Unterhaltungsmusik für mich z.B. nur reines Handwerk und hat mit Kunst nix zu tun, auch wenns nett anzuhören ist!

Gleiches gilt für mich weiter für die Romantik: Es ist eine Zeitströmung gewesen, in der z.B. in der Musik, aber auch in der Literatur eben die Gefühlsebene und ihr Ausdruck sehr stark im Vordergrund stand.
Aber auch heute noch ist Romantik ein Begriff für "romantische Vorstellungen", die sehr weit auseinander gehen können. Oft so weit, daß man statt "Romantik" auch "Unrealismus" setzen könnte; - finde ich.

Jetzt kommen wir auf eine warme Spur!
Unrealismus, wie definieren wir dies? wir messen am derzeit vorherrschenden Weltbild, verwerfen somit schneller als zu Zeiten der Romantik, das dieses oder jenes ein unreales Bild sei.
Ich möchte behaupten, wäre man zur Zeit der Romantik, in den Führungsschichten nicht in der Lage gewesen sich solchen Traumszenarien wie einer gleichgestellten Gesellschaft hinzugeben, wären wir heute nicht da wo wir sind.
Es wurden Liebe und Sehnsucht als Werte oben angestellt.
Sicher hat die Romantik einen Hang zum Surrealen, aber wie Schadhaft ist dies?
Wo legen wir unsere Meßlatte an?
Ich denke der Raum für diese Romantik und Surrealismus ist relativ gering in der heutigen, extrem leistungsorientierten Zeit.

Im Gegensatz zur Romantik eine Interessante Fernsehwerbung der heutigen Zeit:
Sinnierend ein Mann: Wäre es nicht schön immer nur an Geld denken zu müssen?, ...sich einfach mal treiben lassen?
Seine eigene Antwort: aber nur wenn man ein Karpfen ist!

Das "wahre, kalte Leben"? Das Leben ist doch nicht immer gleich, und jeder Mensch empfindet es zeitweise warm, kalt, für ihn selbst wahr, für anderen vielleicht nicht wahr.

Was ich unterschreiben würde: Jegliche Kreativität ist positiv. Dabei lernt die Seele fliegen, der Horizont erweitert sich, das Selbstbewußtsein steigt, die Kontakte verändern und erweitern sich auch ....

Allerdings: jegliche gesteuerte Kreativität, die ein bestimmtes Denken vorschreibt und evtl. bewertet, ist wieder einengend.

Gruss,
Oregano

Ja da sind wir wieder bei meinem unzulänglichen Verständnis für Kunst und Kreativität.
Ich selber begreife keine gesteuerte Kreativität.
Kreativität ist für mich nichts wirklich steuerbares, höchstens etwas was man zulässt!

Gruß Andreas
 
Und Amore! , die Liebe, als Hohe Minne auch schon genannt.
Was ist mit der Liebe in unseren Leben?
Und das zum, von manchen so genannten, Fest der Liebe.

Romantische Liebe, spirituelle Liebe, erotische Liebe.

Steht in unserem Grundgesetz eigentlich auch etwas von Liebe?



Liebe Weihnachtsgrüße!

Gerd

Hallo Gerd,

das mit dem Grundgesetz verstehe ich in diesem Zusammenhang nicht wirklich!, es hat schließlich nicht mit der Grundeinstellung einer Gesellschaft zu tun sondern ist lediglich niedergeschriebener Verhaltenskodex, welcher sich in einer Gesellschaft bilden kann, quasi eines von vielen Ergebnissen,
ein absolut rudimentäres Schriftstück von Rechten und Pflichten.
Mir geht es viel mehr um das Gesamtwesen der Gesellschaft.
Das was sich auch über Moral und Gesetze hinaus entwickelt!

Gruß Andreas

Ach ja, euch noch eine frohe Restweihnachtzeit!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich versuche mal eine weitere Antwort, Andreas, was nicht gerade leicht ist, wenn Du immer neue Begriffe aufnimmst. Für mich wird Deine Absicht dadurch eher wieder etwas unklarer und schwammiger, nachdem Oregano für mein Empfinden ein bischen Klarheit geschaffen hatte, woraufhin ich dann auch antworten konnte.


Du sagst in Beitrag #10, dass in der Zeit der Romantik von Führungsschichten "Liebe und Sehnsucht als Werte oben angestellt" wurden.
Jetzt übersetze es mal einfach mit genau dem Wort Führungsschichten in die heutige Zeit. Sehnsüchte werden vielleicht noch in der Werbung geschürt, sicher nicht aus romantischen oder künstlerischen Gründen. Ansonsten natürlich in Musik, Film, Büchern, Theater u.ä.

Warum sollte Liebe kein Grundwert sein? Oder ganz oben stehen? Oder warum sollten "Grundeinstellungen" , wie Du es nennst, nicht festgeschrieben werden (können) wie Menschenrechte, die Würde des Menschen u.a. Das sind doch Grundeinstellungen, oder? (Ich weiß, da kann man jetzt fragen, wie gut das funktioniert, müssen wir aber jetzt nicht.)
In der Präambel des Grundgesetzes wird auch von Gott gesprochen - nicht darüber diskutiert, man beachte!

Warum räumen wir einer Wirtschaftlichkeit, und dem Geld-Wert eine höhere Bedeutung ein als so vielen menschlichen Qualitäten und Fähigkeiten?
Wirtschaftlichkeit ist kein Naturgesetz, und Geld ist kein Naturprodukt. Beides sind vom Menschen eingeführte Regeln, Produkte. Und "tote Gegenstände".

Woanders hatte ich in einem ähnlichen Zusammenhang schonmal geantwortet: Vielleicht weil uns nichts mehr heilig ist im menschlichen Leben und Zusammenleben.
Heilig? Wer wollte das wohl noch hören? Wer weiß, was es bedeutet?
Dabei war gerade Heilig Abend. Aber ist uns, als Gesellschaft, wirklich dieser Abend heilig?

Ist das Leben uns vielleicht heilig, unantastbar, göttlich? Oder eben Liebe?

Weltweit wird gerade alles mögliche irgendwelchen wirtschaftlichen Freiheiten geopfert. Warum?
Das ist ja das "wahre, harte Leben" , das Du wohl meinst, oder?

Wenn z. B. Gerechtigkeit und Arbeit für jeden, die für eine selbständige Versorgung ausreichen muss, an oberster Stelle stehen würden, dann würden wir, meine ich, anders wirtschaften.
Und ich bin überzeugt, dass es möglich wäre, genau weil Wirtschaftlichkeit eine Menschen-Regel ist, also auch von Menschen geändert werden kann, so wie wir einer Wirtschaftlichkeit schon bestimmte Grenzen setzen, z. B. in Form von Kartellgesetzen. Auch das sind keine Naturgesetze.


In der Werbung spricht man wohl von "Kreativen".
Jetzt stell Dir mal vor, wir bräuchten all diese zum großen Teil Wegwerf- (Papier) und Nerv- (Fernseh) Werbung nicht, wieviele kreative Kräfte für sinnvolle Zwecke frei werden könnten.



Soweit erstmal.


Ich weiß, das ist bestimmt nicht die ganze Antwort, nur ein kleiner Teil, aber Du hast da sicher auch ein ganz schön großes "Fass" aufgemacht! - Das nur am Rande bemerkt.



Noch ein paar weihnachtliche Grüße!

Gerd
 
Ich versuche mal eine weitere Antwort, Andreas, was nicht gerade leicht ist, wenn Du immer neue Begriffe aufnimmst. Für mich wird Deine Absicht dadurch eher wieder etwas unklarer und schwammiger, nachdem Oregano für mein Empfinden ein bischen Klarheit geschaffen hatte, woraufhin ich dann auch antworten konnte...


...
In der Werbung spricht man wohl von "Kreativen".
Jetzt stell Dir mal vor, wir bräuchten all diese zum großen Teil Wegwerf- (Papier) und Nerv- (Fernseh) Werbung nicht, wieviele kreative Kräfte für sinnvolle Zwecke frei werden könnten.



Soweit erstmal.


Ich weiß, das ist bestimmt nicht die ganze Antwort, nur ein kleiner Teil, aber Du hast da sicher auch ein ganz schön großes "Fass" aufgemacht! - Das nur am Rande bemerkt.



Noch ein paar weihnachtliche Grüße!

Gerd

Hallo lieber Gerd,

:freu: das war echt klasse von Dir!, wenn man ein solch komplexes Gebilde einer Gesellschaftsbildung heranzieht, wären mit Sicherheit Bücher zu füllen!

Ich finde Du hast hierbei aber eine schöne Ecke, sehr kompakt, und gut ausgeleuchtet dargestellt!

Wobei ich mit diesen Kreativen in der Werbung leider zumeisst hadere, da auch oft nur noch handwerlich, bewusst, bekannte psychologische Muster zum Zweck der Absatzsteigerung bedient werden.

Ich muss aber auch gestehen, das ich in letzter Zeit oft genug, und das freut mich dann besonders, auch wieder eines besseren belehrt wurde.
Da entstehen dann tatsächlich echte Kunstwerke, die wiederum viel zu schade sind um irgend ein banales Produkt zu repräsentieren!

Gruß Andreas

Ach ja du musst entschuldigen, bei mir gehts leider nicht immer so ganz geordnet im Kopf zu, die Mittelbarkeit meiner Gedanken war noch nie meine Stärke.
Da bin ich zumeisst auf die Empathie meines Gegenüber angewiesen.
 
Hallo Andreas,

Ich möchte behaupten, wäre man zur Zeit der Romantik, in den Führungsschichten nicht in der Lage gewesen sich solchen Traumszenarien wie einer gleichgestellten Gesellschaft hinzugeben, wären wir heute nicht da wo wir sind.

Da steckt ein Gedanke drin, der mir auch kam: die Romantik wurde von einer Art elitärer Schicht gelebt; für die Menschen in Not war sie wohl eher unromantisch. Oder?

Trotzdem hat sie natürlich ihren Platz in der Kunstgeschichte und hat ihren Anteil am Denken der Menschen zur Zeit der Romantik und später.

Was ich auch denke: die Romantik war die Reaktion auf die Klassik in der Kunst und auch im Denken. Wobei auch hier das ganze mit bestimmten Schichten verknüpft war. Ein Goethe z.B. hatte die Voraussetzungen, sein Leben so zu leben wie gehabt. Ein armer Mann seiner Zeit hätte sie nicht gehabt...

Klassik
Streben nach Vollendung, Ruhe, fester Ordnung, Klarheit, Maß und Harmonie

Romantik
Drang nach Unendlichkeit, Leidenschaftlich-Bewegtem, Dunklem, maß- und regellosem Sprengenwollen aller Grenzen

Klassik
Streben nach Objektivität, Typisierung, Gesetz, Vernunft, Gleichgewicht, nach gültiger und geschlossener Form; genaue Unterscheidung zwischen Lyrik, Epik und Dramatik; fordert Entsagung, Selbstbeschränkung, sittliche Willensstärke; lehnt Phantastisches, Verworrenes, Unklares ab; bemüht sich um Harmonie zwischen Gefühl und Verstand; verlangt genaue Grenzensetzung – Es ist genug, das Erforschbare zu erforschen, das Unerforschliche aber auf sich beruhen zu lassen.

Romantik
Zerbricht die klassischen Grenzen; will Herrschaft der frei schöpferischen Phantasie, die wichtiger ist als „edle“ Form und hochgeistiger Inhalt; will Grenzen sprengen: Grenzen des Verstandes, Grenzen zwischen Wissenschaft und Poesie und zwischen den einzelnen Dichtungsgattungen – Streben nach einer „Universalpoesie“, die gleichzeitig Wissenschaft, Religion und Dichtung und lyrisch, episch, dramatisch und musikalisch ist; will Grenzen zwischen Traum und Wirklichkeit niederreißen; will die ganze Welt „romantisieren“ und fordert völlige Subjektivität, Individualisierung, Freiheit und Unabhängigkeit und eine weltoffene, ewig unfertige Dichtungsform; Vorliebe für das Traumhafte, Wunderbare, Unbewusste, Übersinnliche.

Die Romantik wurde zur europäischen Geistesbewegung und erfasste, von Deutschland ausgehend, alle Länder Europas. Sie beeinflusste Philosophie, Dichtung, Künste, Religion, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft.
Romantik

Mir fällt in diesem Zusammenhang auch der Spruch aus der "Dreigroschenoper" von Brecht ein: Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.
Und das passt auch wieder zu meiner Meinung vom "Unrealismus" (mir fällt immer noch kein besserer Ausdruck ein) der Romantik. - War nicht Novalis' "blaue Blume der Romantik" auch immer Symbol für etwas Wunderschönes, Ideelles, Neues, Fernes, das gesucht, aber nicht gefunden wurde?
Blaue Blume

Auch Hölderin - der romantische Dichter - drückt seine Sehnsucht aus, gleichzeitig allerdings bleibt er realistisch:

Hälfte des Lebens
Mit gelben Birnen hänget / Und voll mit wilden Rosen / Das Land in den See, / Ihr holden Schwäne, / Und trunken von Küssen / Tunkt ihr das Haupt / Ins heilignüchterne Wasser.

Weh mir, wo nehm ich, wenn / Es Winter ist, die Blumen, und wo / Den Sonnenschein, / Und Schatten der Erde? / Die Mauern stehn / Sprachlos und kalt, im Winde / Klirren die Fahnen.
Lieblingsgedichte: Hölderlin: Ein Dichter zwischen Klassik und Romantik, Ideal und Wirklichkeit

Die Sehnsucht nach Einheit mit der Natur erreicht in der Romantik einen Höhepunkt. Aber auch hier wieder Schicht-gebunden. Die Reichen spielen Schäferspiele, während die Schäfer ihr karges Leben leben...

Was mir persönlich an der Romantik zusagt, ist ihre Nähe zur Natur, wenn das auch eine eher künstliche Nähe für mich ist. Was mir auch zusagt, ist die Musik (Mendelssohn-Bartholdy, Schumann, Chopin u.a.).

Aber auch diese Musik ist zeitgebunden und hat mit heut gelebter Romantik meiner Meinung nach nicht so viel zu tun.

Fazit: wer immer Musik hört und in sich aufnimmt, wird davon profitieren. Wer immer Literatur, egal welcher Epoche, liest und in sich aufnimmt, wird davon etwas haben. Wer die Voraussetzungen dazu mitbekommen hat, kann dankbar sein.

Wer heute romantische Gefühle entwickelt, sollte darauf achten, daß sie ihn der Realität nicht zu sehr entfernen.
Beispiel: die romantische Vorstellung einer idealen und immerwährenden Liebe, die wohlmöglich auch noch ganz von allein "funktioniert" mag den romantischen Ideen des 19. Jahrhunderts entsprechen. Aber sie sind - finde ich - im 20 Jh. sehr anfällig gegenüber realen Lebensbedingungen.

Gruss,
Oregano
 
Vielen Dank Gerd, vielen Dank Oregano,

ich mag euch nicht noch mehr mit dem Thema traktieren.
Sehr schön und ausführlich fand ich jetzt noch eure Beiträge!

Für mich verbleibt ein Rest an "romantischen" Gedanken welchen ich auf keinen Fall gehen lassen mag!
Insgeheim hoffe ich auf eine kleine Renaissance der "Romantik" in der Gesellschaft, wie Ihr unschwer erkannt habt, wichtig dabei wie Ihr hier schön aufgezeigt habt, die Mitte nicht zu verlieren!

Individuation und Kreativität sind für manchen Menschen jedoch auch der Kit, welcher einen noch zusammenheben vermag.

Lieben Gruß Andreas
 
Oben