Haiti

Hallo, einen Gruß an alle,

ich weise auch hier gerne noch einmal darauf hin, dass hier die Boardregeln gelten.

Bitte kommuniziert respektvoll und höflich miteinander.

Bitte verzichtet auf die Verwendung von Kraftausdrücken und bleibt dabei, Eure Meinung zu äußern. Persönliche Angriffe sind vollkommen unerwünscht.

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Jaja, wir hier mit unseren Sorgen und dort die so sehr vom Schicksal gebeutelten Haitianer, die uns daran erinnern, was wirkliche Sorgen sind ...
Ich schätze das können ganz besonders die Deutschen nachvollziehen die selbst einmal in solchen völlig zerbombten Städten überleben mußte. Allerdings bei einer Temperatur von -30°C Minus !
Sorry, aber mir geht's ebenfalls um die Haitianer, und deren Lebensumstände waren auch vor der Erdbebenkatastrophe fürchterlich. Außerdem ist seit langem bekannt gewesen, dass dieses Beben kommen würde. Da hätte man einiges tun können. Nun, die Haitianer sind eben auch verantwortlich für das, was sie tun und das, was sie nicht tun ...

Hier scheint wohl niemand darauf hinweisen zu wollen, daß Haiti von den USA mehrmals hintereinander destabilisiert wurde. Insofern hat es nun weitaus verheerendere Auswirkungen, daß es keine funktionierende Regierung mehr gibt, kein Militär und daß in allen Stadtteilen rivalisierende Gangs ihr Unwesen treiben. Kuba z.B. hatte nach der Hurrikan Katastrophe genauso zu leiden, doch wer hat denn für Kuba aufgerufen zu Spenden ? Wer wollte denn für Pakistan spenden, die das mit Hilfe ihres Militärs auch viel besser geregelt bekamen ? Irgendwie scheint's da ja doch eine politische Komponente zu geben, oder ? Kuba hat übrigens seine Krise hervorragend gemeistert, war voll durchorganisiert (ungefähr so wie damals Deutschland). Wer also trägt denn nun die Verantwortung für die jetztige destabilisierte Lage ?

Die Lebensumstände der Dalits und Adivasis übrigens sind ebenfalls fürchterlich. Sie leben im Elend, sind hungrig und werden brutal diskriminiert.

Von wem diskriminiert ? Allerdings sollte man sich schon fragen, warum in einem Land wie Haiti jede Frau 4 Kinder haben muß ? Ich meine, die Familen bekamen nach der Landreform eine Anbaufläche von 15 ha Farmland. Durch einen unverantwortlichen Kinderreichtum, steht jeder Familie heute nur noch ein Zehntel davon zur Verfügung 1,5 ha Farmland. Wird's da für die römisch-katholische Staatskirche nicht langsam mal Zeit an Verhütung zu denken ? Ganz besonders dann, wenn 50% der Bevölkerung Analphabeten sind, daher arbeitslos bleiben und chronisch unterernährt sind ? Ja, ja - das ist schlimm, doch ich würde mir in Deutschland auch mal Gedanken über die Politik oder Unterstützung der katholischen Kirche machen ! Oft bekomme ich einfach den Eindruck, daß so manch caritativer Manager gut von diesem Elend lebt ...

Noch nie etwas von gehört, obwohl es sich um 260 Millionen handelt, also um mehr Menschen, als in den USA leben? Kein Wunder, denn darüber berichtet kein Schwein.

Soweit ich weis leben dort nur 9 Mio. Einwohner. Übrigens: Welches "Schwein" berichtet denn über die US-Militärberater die in Lateinamerika kräftig foltern lassen ? Wer berichtet denn über die Zustände in US-Amerikanischen Gefängnissen ? Wer berichtet denn über die Konzentrationslager in Mexiko. Ja ich meine diese Lager in die tausende Menschen eingesperrt werden, wobei sie dort nicht einmal ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen bekommen. Man hat einfach eine zehn Meter hohe Mauer drum herum gezogen und hat die Gefangenen sich dann selbst überlassen. Die Schwächeren sind den Stärkeren bedingungslos ausgeliefert, bzw. haben keine Chance dort zu überleben... Geht's diesen Menschen etwa besser wie denen in Haiti ? Und wie sieht's eigentlich in Nordvietnam, Afghanistan und im Irak aus ?

Haiti liegt mal wieder vor der Haustüre der USA und prompt müssen sie dort mal wieder einschreiten. Da macht es sich natürlich gut, wenn sie nicht nur die Peitsche mitbringen, sondern auch noch ein bißchen Zuckerbrot (Spendengelder). Könnte das der Grund sein, warum alle Nachrichtenkanäle nur noch zu Spenden für Haiti aufrufen ? Und was planen die USA dann ? Im Sinne der Globalisierung etwas neue Fabriken zu Hungerlöhnen ?

Nunja - es ist immernoch besser man fängt irgendwo an, als das man garnichts tut, doch wie gehts danach weiter ? Die Bevölkerung wird sich in der nächsten Generation nochmal verdoppeln und dann werden die Zustände in Haiti noch schlimmer wie heute. Davon werden wir dann aber wohl nichts mehr erfahren.
 
Hallo Herr der Berge, Täler, Wiesen, Weiden, Felder, des scharfen Denkens und großen Fühlens :),
Hallo Herr der Flachen Lande, weiten Himmel und des grossen Herzens...
Danke! :)

Als Euryone (pelasgischer Schöpfungsmythos) das Weltei ausbrütete, wird sie wohl kaum geahnt haben, was daraus wird :cool:.


Es ist genau das, woran ich schaffe. Dazu gehören mitweltstimmige (anstatt umweltverträgliche) Arbeits-, Wohn- und Lebensformen.
:bang: Was einer etwas anderen Haltung bedürfte, als einer neu-aristotelischen .... :idee: und wohl auch die (wertenden) Unterscheidungen zwischen "höher" und "niedriger", mineralischen, pflanzlichen, tierischen und "humaneren" Daseins nicht mehr macht.
Dass die Natur (oder Gaia) nicht zwischen Reich und Arm unterscheidet, das zeigt sich (leider?) auch hier einmal mehr deutlich. Es ist alleine der Mensch, der diese Unterscheidung macht und auch bis zur Dekadenz kultiviert.
Die Frage ist ja auch hier wieder die nach "Haben oder Sein", denke ich. Und die Bewertungen, die aus Wahrnehmungen erfolgen, hängen wohl mit der soziokulturellen Befindlichkeit der Bewertenden zusammen.:eek:)
Äußeres und inneres bedingen sich gegenseitig und meines Erachtens ist der Marxsche Satz "Das Sein bestimmt das Bewusstsein" eher als Kreislauf zu sehen: "Das Bewusstsein bestimmt das Sein. - Das Sein bestimmt das Bewusstsein, das Bewusstsein das Sein, das Sein das Bewusstsein - ohne erkennbarem Anfang und Ende. Aber das nur nebenbei.;)

Das was ich Deinen Zeilen entnehme, lieber Herr der Berge, Täler und so weiter, ist der Wunsch nach einem anderen Denken.

Nun zeigt sich ja glücklicher Weise, zum Beispiel in Dir,:) dass dieser Gedanke gedacht werden kann. Also ist auch hier eine Erkenntnis möglich und - so wie sich Stoff und Geist gegenseitig bedingen und gebären - ein (anderes) Handeln vorstellbar.

Nun gehe ich davon aus, dass die äußeren Bedingungen dies andere Handeln schon in Bälde "erzwingen" werden, aber das sei mal dahingestellt.
Was also könnte wohl natur-gerechtes oder natur-treues Tun sein?

Dies kann, so meine ich, nur ein Handeln sein, dass die oben benannten Wesensäußerungen der Schöpfung gleichermaßen respektierend betrachtet und den Zustand der Welt sozusagen konservierend, wenn nicht "verbessernd" behandelt (wobei ich mir durchaus bewusst bin, dass dies menschliches, subjektives Denken ist und ich keinesfalls den Eindruck erwecken möchte, irgendetwas über die tieferen Zusammenhänge und gegebenenfalls vorhandenen "göttlichen" Pläne zu wissen).
Also ein Handeln, das sich auf den tatsächlichen Bedarf und nicht auf schwerpunktmäßig auf irgendwelche Bedürfnisse richtet.
Mircea Eliade sprach davon, dass der eigentliche Raubbau an der Natur mit dem "Eisenzeitalter" begonnen habe - und sich natürlich zu unfassbarer Geschwindigkeit beschleunigt - bis heute fortsetze. Und da wäre, meines Erachtens ein Handeln angebracht, dass dies bremst, wenn nicht gar stoppt.

Konkret kann das, so denke ich, nur bedeuten: Regionalisierung (statt Globalisierung), Agrarisierung statt Industrialisierung, Einfachheit statt ... ja, was?

Also, ich bin erstmal für die Abschaffung von Fernreisen. Wir brauchen keine Flugzeuge. :eek:) Aber wie ich ja oben andeutete, das wird sich in Kürze von selbst ergeben.

Ich bin nicht Romantiker genug um zu glauben, dass sich solche Prozesse ohne Schmerzen und Leid vollziehen lassen.

Um so besser aber, wenn jeder für sich, mit dem wie und was er kann, damit beginnt.

herzliche Grüße von
Leòn

P.S.: Meine Güte, bin ich heute wieder geschwätzig :D

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Zuletzt bearbeitet:
Hallo Leon,

ganz Deiner Meinung.
Auch Die Römische Zivilisation, kam ja an die Spitze, wo es zum Kollaps kahm.
Und da wir ja nicht bestrebt sind in unserer Zivilisation etwas zu ändern, wird es früher oder später auch so weit sein.

Gruss Ruedi
 
Hallo Ruedi,

danke für Deine Rückmeldung. Wachstum ist, in welcher Form auch immer, niemals unbegrenzt möglich. Ja, das denke ich auch.

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Nun ja, Haiti. Schlimme Sache. Hilfe tut not.

Aber die dicht bevölkerte Insel Japan mit ihren 120 Millionen Einwohnern hat auch schon das eine oder andere heftige Erdbeben erlebt. Die Anzahl der dabei zu beklagenden Menschenleben war in neuerer Zeit eher gering.

Das hat auch damit zu tun, dass Japan etwas tut: Häuser werden erdbebensicher gebaut, es gibt Notfallpläne, die Bevölkerung wird regelmäßig geschult.

Um dem Armutsargument zu begegnen: Japan, genau wie Südkorea, war noch 1950 ein bitterarmes Land. Heute gehört Japan zu den reichsten Ländern der Welt (und auch Südkorea kann man heute getrost als wohlhabend bezeichnen).

Haiti dagegen war 1950 bitterarm und ist es heute immer noch.

Darüber kann man auch mal nachdenken.



"Manche Leute sind zwar nicht beschränkt im eigentlichen Sinne, sehen die Dinge aber oft nur sehr, sehr einseitig."
Zitat: Heureka

Ergänzend hierzu weise ich auf das Denken und Handeln nach dem Erdbeben von Lissabon vom 1. November 1755 hin. Hierzu verweise ich auf folgenden Titel:

Dietzsch, S.: Denken und Handeln nach der Katastrophe: Pombal und Kant als Meister der Krise. In: Lauer, G.; Unger, T.: Das Erdbeben von Lissabon und der Katastrophendiskurs im 18. Jahrhundert / Göttingen: Wallstein, 2008, S. 258-274.

Alles Gute!

Gerold
 
da dieses thema wie ja im eröffnungsthread prognostiziert, an interesse stark abgenommen hat, könnten wir vielleicht hier weitermachen: https://www.symptome.ch/threads/alles-waere-beinahe-perfekt-wenn-da-nicht.62716/

dies ist ein thread den ich im dezember reingestellt habe. ist vielleicht durch die aktuellen ereignisse ein besserer moment um diese thematik zu diskutieren.

würde mich freuen.

richter
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Leòn,
...meines Erachtens ist der Marxsche Satz "Das Sein bestimmt das Bewusstsein" eher als Kreislauf zu sehen: "Das Bewusstsein bestimmt das Sein.
das sehe ich auch so und im Orginal heißt nach meiner Erinnerung auch tatsächlich: das Sein bestimmt das Bewußtsein, wie das Bewußtsein das Sein. Tatsächlich, nach längerem Suchen habe ich einen entsprechenden Hinweis gefunden:
Marx' These: Die Arbeit der Menschen in der Natur zum Erwerb ihrer Lebensmittel (Produktivkräfte) führe zu den jeweiligen Produktionsverhältnissen - wie beispielsweise zum Feudalismus oder Kapitalismus. Aus diesen Prozessen entstehe der geistig-kulturelle Überbau (Religion, Kultur). Zusammen sind diese drei Bereiche das Sein der Menschen, aus dem sich bei ihrer Sozialisation ihr Bewusstsein ergäbe.

Was in der Kritik an Marx gern unterschlagen wird, sind die Wechselbeziehungen: Das gesellschaftliche Sein bestimmt das Bewusstsein, wie auch das Bewusstsein das Sein der Menschen bestimmt. Deshalb heißt es bei Marx in der "Deutschen Ideologie", dass "also die Umstände ebenso sehr die Menschen, wie die Menschen die Umstände machen". Lars Hennings Lichtgestalt der Aufklärung - einestages

Irgendwo hatte ich ein Zitat von einem gewissen Willms hier im Forum gefunden und jetzt das Gedicht dazu im netz. Es gefällt mir gut. Ich finde es passt auch indirekt zum Thema, deshalb stelle ich es mal hier rein:
wussten sie schon

wussten sie schon
dass die nähe eines menschen
gesund machen
krank machen
tot und lebendig machen kann

wussten sie schon
dass die nähe eines menschen
gut machen
böse machen
traurig und froh machen kann

wussten sie schon
dass das wegbleiben eines menschen
sterben lassen kann
dass das kommen eines menschen
wieder leben lässt

wussten sie schon
dass die stimme eines menschen
einen anderen menschen
wieder aufhorchen lässt
der für alles taub war

wussten sie schon
dass das wort
oder das tun eines menschen
wieder sehen machen kann
der nichts mehr sah
der keinen sinn mehr sah
in dieser welt und in seinem leben

wussten sie schon
dass das zeithaben für einen menschen
mehr ist als geld
mehr als medikamente
unter umständen mehr
als eine geniale operation

wussten sie schon
dass das anhören eines menschen
wunder wirkt
dass das wohlwolen zinsen trägt
dass ein vorschuss an vertrauen
hundertfach zurückkommt

wussten sie schon
dass tun mehr ist als reden
aber dass man manchmal
einfach nur aushalten kann

wussten sie das alles schon
und wussten sie auch schon
dass der weg vom wissen über das reden
zum tun oder zum lassen
interplanetarisch weit ist

(Wilhelm Willms, 1977)
Zu dem, was heute in der Welt passiert, denke ich dass viel daran liegt, dass die Politik zum einen immer weniger Einfluss hat, zum anderen in der Politik nicht die Menschen das Sagen haben, sondern der "Markt" regiert. Dazu fällt mir Hannah Arendt und ihre "politische Theorie" ein.
Den Imperialismus behandelt Hannah Arendt im 2. Teil der Elemente
und Ursprünge totaler Herrschaft S. 207ff. Sie datiert dieses
Phänomen auf die zweite Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts. Der
Imperialismus entspringt den Bedürfnissen des Kapitals. Das
Wirtschaftswachstum in den europäischen Staaten stößt an seine
Grenzen und das überschüssige Kapital kann nur investiert werden,
wenn neue Arbeiter und neue Kunden erschlossen werden. Das ist das
Motiv zum Erwerb der Kolonien. Der Bereich des Wirtschaftlichen
steht bei Arendt im krassen Gegensatz zum Politischen und stellt eine Gefahr für das Politische dar. Diese Gefahr wird im Imperialismus virulent. Die Expansion folgt wirtschaftlichen Interessen und nicht
politischen Erwägungen.
A. Wagenknecht, S. 15, 16Einfhrung in Hannah Arendts politische Philosophie: 1. Einleitung

Die Frage ist also, wie kann es möglich werden, dass Menschen ihre Geschicke selber bestimmen? Interessant hierzu auch Die verblödete Republik: Wie uns Medien, Wirtschaft und Politik für dumm verkaufen: Amazon.de: Thomas Wieczorek: Bücher
Die Hoffnung dürfen wir nicht aufgeben. Die Apokalypse ist keine Lösung! Hier halte ich es eher mit Brecht: "...das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine ...es wechseln die Zeiten, da hilft kein Gewalt". Nur von selbst wechselt es eher wieder zum Totalitarismus als zu mehr Demokratie und somit mehr Wissen und Einflussmöglichkeiten des Einzelnen.
"Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kömmt darauf an, sie zu verändern."Marx


In diesem Sinne liebe Grüße
Cassandra
 
Hallo Cassandra,

sorry - leider habe ich Deinen interessanten Beitrag erst jetzt entdeckt!

Herzliche Dank für die Hinweise!

Herzliche Grüße von
Leòn
 
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