Bedürfnisse, Ansprüche und Mangelgefühle

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Ich finde jeder Krieg beginnt damit, dass Menschen versuchen sich ihre vermeintlichen Bedürftnisse zu erfüllen,

BEDÜRFNISSE, ja die sind da und die sind auch ganz in Ordnung. Die erfüllen sich und man freut sich darüber, oder sie erfüllen sich nicht und man lebt auch so weiter. Hingegen werden aus Bedürfnissen ANSPRÜCHE...

Mit dem Anspruch wird ein Mangel erschaffen. Und der frisst sich tiefer und tiefer ins Sein, eine Art mentaler Karies, ein Fass ohne Boden. Ist man erst einmal da angelangt, wird ein Anspruch den nächsten erschaffen...

... Phil
 
Zuletzt bearbeitet:
Wann kommt endlich der Weltfrieden?

Hallo Phil,

Hingegen werden aus Bedürfnissen ANSPRÜCHE..
und wie geschieht das, deiner Meinung nach?

Mit dem Anspruch wird ein Mangel erschaffen.
Ich glaube, dieser Mangel ist schon da, mal mehr, mal weniger. Es ist der Mangel, der die Bedürfnisse aufkommen lässt. Ohne inneres Mangelgefühl kann es meiner Meinung nach kein Bedürfnis geben. Da es aber keinen Menschen ohne jegliches Mangelgefühl gibt, ist das ein normaler Zustand, für uns Menschen. :)

Wird das Gefühl des Mangels zu stark/groß, wächst auch das Bedürfnis dementsprechend, wird dann vielleicht auch zu dem Anspruch, von dem du schreibst? Und es entsteht daraus so etwas wie ein Zwang es erfüllen zu müssen, ohne Rücksicht auf Verluste, bei wem auch immer.

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
Wann kommt endlich der Weltfrieden?

Ein Anspruch ist wie ein Loch, das man auffüllt (siehe Karies). Ein Bedürfnis erfüllen ist hingegen so wie das Sahnehäubchen oben drauf - rundet die Sache ab.

Grundbedürfnisse wie Wasser, Luft, Nahrung, Kleidung usw. sind systemimmanente Bedingungen, damit das System Mensch sich überhaupt am Laufen halten kann. Da irrt die Sprache meiner persönlichen Ansicht nach gewaltig. Als Bedürfnis kaschiert suggeriert es, dass Leben immerhin auch ohne möglich wäre, was, wie jeder selber unschwer feststellen kann, kaum möglich ist.

Es tut mir leid, wenn ich einmal mehr den Anschein erwecke pingelig zu sein. Aber Begriffe sind nun mal auch Programme.

herzlichst - Phil :)
 
Zuletzt bearbeitet:
hallo phil,

nun haben die Bedürfnisse einen eigenen Thread bekommen, so können wir gerne etwas pingelig sein und ins Detail gehen.
:)

Vielleicht klären wir vorerst, was wir unter Bedürfnissen verstehen?

Für mich kommt das Wort von "bedürfen", also Bedarf = brauchen, benötigen

Wenn ich etwas bedarf kann das sein, weil ich es gerne möchte (als Sahnehäubchen, wie du schreibst :D), oder ich brauche es dringender, weil ich mich sonst sehr unwohl fühle (zum Beispiel wenn ich mich einsam fühle habe ich das Bedürfnis nach Gemeinsamkeit), oder ich brauche es zum Leben, das wären dann die Grundbedürfnisse wie Luft, Nahrung und so weiter.
Dazwischen gibt es endlos viele Abstufungen, denke ich.

Und alle diese Bedürfnisse kommen nur deswegen auf, weil ich (oft unbemerkt) einen Mangel in mir verspüre. Also einen Mangel an Unterhaltung, oder Liebe, oder Nahrung, oder Ruhe oder was es da noch alles gibt.

Mangelt es mir an nichts, bin ich rundum zufrieden, habe ich keinerlei Bedürfnis. Auch nach keinem noch so kleinen Sahnehäubchen.

Das ist meine Definition des Wortes Bedürfnis. :)

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
Hallo Zusammen,

ist ja ein Interssantes Thema! Also ich denke dass der Begriff "Bedürfnis" oft sehr Subjektiv ist und da genau auch ein Hauptbestandteil des "Problems" zu finden ist.

Aus der Marketinglehre gibt es das Psychologische Prinzip: Interesse..- wandelt sich um in - Wünsch -> der Wünsch wird ein (dringendes) Bedürfnis.
Gezielte Techniken und Werbung werden eingesetzt um dieses Prozess zu fördern, sodass das empfunden Bedürfnis umgesetzt wird in Handeln - > Kaufen/Konsum.

Ist ja unsere Gesellschaft pur - die Konsumgesellschaft.

Die Maslowsche Bedürfnispyramide gilt als Basis für die eingesetzte Marketing und Werbungsmitteln....

Maslowsche Bedürfnispyramide ? Wikipedia

Abgesehen davon ob die Darstellung (Verhältnisse und Reihenfolge) in dieser Pyramide stimmt - wird wohl klar sein dass ein ganz grosser Teil der Bedürfnisse im Grunde gar nicht Materiell sind!

Ich denke: Ganz viel Elend, Kriege, Betrug, Missbrauch, entsteht dadurch, dass diejenigen die es betreiben, nicht so ganz klar haben was nun ihre Eigentliche GrundBedürfnisse sind - sie gehen den falschen Weg, um letztenendes festzustellen dass es die Erfüllung nie gegeben hat, so nie geben wird/kann. Dieser weg ist ebenso, wie ein Fass ohne Boden. (... Haben oder Sein... )

Kommt dazu noch ein Denken wie Phil es beschreibt (was gar nicht selten ist, m.E.), dass das Bedürfnis auch noch als Anspruch betrachtet wird:
Mit dem Anspruch wird ein Mangel erschaffen. Und der frisst sich tiefer und tiefer ins Sein, eine Art mentaler Karies, ein Fass ohne Boden. Ist man erst einmal da angelangt, wird ein Anspruch den nächsten erschaffen...
hat man ja einen guten "Nahrboden" für allerlei ekelhafte Handlungs- und Verhaltensweisen. Unzufriedenheit, Undankbarkeit, und, und...

Eigentlich sind wir doch noch Beim Ursprünglichen Thema, denke ich..? Vielleicht sogar mehr oder weniger der Kern der Sache?


Herzliche Grüsse,
Kim
 
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Hallo die Damen :), Hallo, Herr der Berge, Täler, Wiesen, Wälder, Flusslandschaften, der Gletscher, der Schluchten, des Edelweißes in den Bergen und der Gänseblume auf der Alm - Hallo Phil :D,
und einen herzlichen Gruß an Alle.

Ja, das ist wieder ein spannendes Thema.


In meiner Berufspraxis arbeite ich auf Wunsch von KlientInnen gelegentlich mit diesem Modell:

Die sechs Schritte zur Wut


1. Ich will etwas oder ich will etwas nicht

2. Ich bekomme nicht was ich will

3. Ich fange an mich schlecht zu fühlen


"Glaubenssätze":
"Es ist schlimm, dass das passiert ist"
"Das muss ich beenden"
"Ich halte das nicht aus"
"Das ist ungerecht"
etc.


4. Ich richte meinen Blick auf eine andere Person und meine Wünsche werden zu Forderungen


"Glaubenssätze":
"Er sollte dies für mich tun"
"Was glaubt sie/er dass sie/er ist?"
"Damit lasse ich sie/ihn nicht durchkommen"
"Das kann sie/er mir nicht antun"
etc.


ESKALATION


5. Ich konfrontiere die andere Person mit ihrem Verhalten, ich fange an zu verurteilen und zu schimpfen

"Glaubenssätze":
"Es ist gemein, dass sie/er mir das antut"
"Nach allem was ich für sie/ihn getan habe, werde ich jetzt so schlecht von ihr/ihm behandelt ..."

6. Ich kann nicht mehr zurück, die andere Person muss bestraft werden


"Glaubenssätze":
"Schlechte Menschen müssen bestraft werden"
"Sie/ er muss runter vom hohen Ross"
"Sie/ er muss eine Lektion erhalten"



Ich frage dann in der Regel, an welchem Punkt der Entwicklung, nach der Meinung der/des Klienten, der Verlauf am ehesten geändert werden kann. Meist wird dann Punkt 3 oder 4 benannt.

Die Schritte, mit denen man probieren kann die Entwicklung zu verändern, füge ich hier mal als Anhang bei.:)

Herzliche Grüße vom Deich
von Leôn;)
(Diesmal wieder mit einem schattenspendenden ^ über dem o :D)

P.S.: Dies ist sicher nur eine Möglichkeit, die Entwicklung und Eskalation einer Emotion bzw. einer Situation/ Krise zu beschreiben. Sicherlich gibt es noch viele andere.
 

Anhänge

  • Fünf Schritte zum Umgang mit Ärger.doc
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Danke Leòn, Herr der .... .... .... ^ & o's etc. für diesen eigenen Thread.

Und danke :hexe: und Kim!

Ich schätze, dass die persönlichen Lebensumstände die Wahrnehmung dessen, was Bedürfnis, was Anspruch, was Mangel ist doch sehr mit prägen.

Ein notwendiges Bedürfnis ist meiner Ansicht nach schlicht und einfach eine Notwendigkeit und somit kein Bedürfnis.* Von einem Fisch kann man ja auch nicht sagen, dass Wasser ein Grundbedürfnis des Fisches sei, klingt irgendwie absurd.

* wie auch immer Bedürfnis interpretiert wird, es enthält das Wort "dürfen" und nicht "müssen". Ansonsten müsste es "Bemüssnis" heissen. Notwendig ist was Not (ab)wendet: ein Fisch ohne Wasser ist (zumindest solange er noch am Trockenen zappelt) arg in Not.

Wenn es mir ein Bedürfnis ist, Schokolade zu essen, dann darf man davon ausgehen, dass ich bei nicht vorhanden sein von Schokolade weder in lebensgefährdende Not geriete noch einen Tobsuchtsanfall kriegte. Da gibt es also keine Not ab zu wenden. Aber natürlich wäre es jetzt schön, wenn auch nur 1 kleines, so doch ein Stückchen Schokolade zu haben. Das nenn ich ein Bedürfnis.

Wird aus dem Bedürfnis eine Sucht, dann ist es ein Sucht mit ihren Merkmalen, die sich wiederum von denen eines Bedürfnisses unterscheiden, wage ich mal zu sagen. Wer kontrolliert wen? Einer Sucht kann man sich unterwerfen, aber einem Bedürfnis?

Wo aber findet der Mangel seinen Platz? Wird er durch ein Bedürfnis oder durch den Anspruch kreiert? Oder anders herum, nenne ich den Anspruch Bedürfnis oder Mangel?

Da kommen wir langsam aber sicher in Teufels Küche.

Und warum das alles? Vielleicht weil man mit sich selber nicht zufrieden ist? Vielleicht weil man den eigenen Frust los werden will und jemanden anderer damit "beglückt"? Vielleicht auch aus einem ganz anderen Grund.

Bedürfnis - (Mangel?) - Anspruch - (Mangel?) - Unterdruck (Depression), durch was auch immer ausgelöst. Das Gegenteil von Konzentration (sich finden), nämlich Zerstreuung (sich verlieren).

Also lasst uns unsere Bedürfnisse als das annehmen, was sie sind, als eine Option, und uns an ihnen erfreuen, wenn sie erfüllt (= Fülle und nicht Mangel) werden.
Und lasst uns schauen, dass uns unsere Ansprüche (nicht zwangsläufig Notwendigkeiten) nicht überhand nehmen und wir durch steigende Ansprüche in Abhängigkeiten, Erpressbarkeiten, Einschränkungen unserer Autonomie (z.B. Hypotekar- und andere Schulden) geraten.

herzlichst - Phil
 
Hallo Phil,

na ich denke, einen eigenen Thread müssen wir daraus nicht machen ;). Mir ging es darum, das Eskalationspotential darzustellen, das dann da ist, wenn aus einem Bedürfnis eine Forderung, oder wie Du es formulierst, ein Anspruch wird. :) (Siehe Eingangsbeitrag).

Ein notwendiges Bedürfnis ist meiner Ansicht nach schlicht und einfach eine Notwendigkeit und somit kein Bedürfnis.* Von einem Fisch kann man ja auch nicht sagen, dass Wasser ein Grundbedürfnis des Fisches sei, klingt irgendwie absurd.

Ich selbst unterscheide da zwischen (tatsächlichem) Bedarf und Bedürfnis. Da spielen aber nicht alle mit ;)!

Herzliche Grüße von
Leòn
(Jetzt wieder mit normalem Stricheli :D)
 
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Zwei Dinge regieren die Welt:

Die Angst, nicht das zu bekommen, was man haben möchte.
+
Die Angst, das zu verlieren, was man hat. (Tom Johanson/Seminar)

Wer diese Ängste nicht kennt, lebt in Frieden. :)

Gruss
Kathy
 
Danke Kathy,

... die Antwort auf Angst, wäre Vertrauen und (Nächsten-)Liebe - denke ich. :)

Liebe Grüsse,
Kim
 
Hallo Kim

da hast Du wahrscheinlich Recht. Wer echtes Vertrauen (Gottvertrauen ?) und Nächstenliebe kennt, lebt ohne diese Ängste auch ganz gut. ;)

Liebe Grüsse
Kathy
 
Hallo Kathy,

ja ich danke Dir auch für den Beitrag!:freu:

Ich denke auch, Angst - bzw. die daraus resultierenden destruktiven "Selbstgespräche" ;) spielen da eine entscheidende Rolle. Oder, wie es mal jemand anderes hier im Forum gesagt, die "Hirngespinste", denen man so nachhängt.

Herzliche Grüße von
Leòn :)
 
(...) Wer echtes Vertrauen (Gottvertrauen ?) und Nächstenliebe kennt, lebt ohne diese Ängste auch ganz gut. ;)

Hallo Kathy,

So in etwa sehe ich das auch, ... und ob man's Gottvertrauen, Ur-vertrauen oder Vertrauen in das Selbst oder das Universum, oder die kraft der Liebe nennt, macht noch mal nicht so viel aus...

Schönen Sonntag und liebe Grüsse,
Kim
 
Hallo Kathy,

So in etwa sehe ich das auch, ... und ob man's Gottvertrauen, Ur-vertrauen oder Vertrauen in das Selbst oder das Universum, oder die kraft der Liebe nennt, macht noch mal nicht so viel aus...

Schönen Sonntag und liebe Grüsse,
Kim


Das stimmt! :)

Nur Vertrauen in Menschen ist für mich leider etwas schwieriger.......:eek:) - neuerdings besonders in Ärzte. :schock:

Dir auch einen schönen Sonntag
und liebe Grüsse
Kathy
 
Hallo Leòn,
du schreibst:
Ich selbst unterscheide da zwischen (tatsächlichem) Bedarf und Bedürfnis. Da spielen aber nicht alle mit ;)!
Was genau macht da für dich den Unterschied aus?

Hallo Phil,
du schreibst (unter anderem :)):
Also lasst uns unsere Bedürfnisse als das annehmen, was sie sind, als eine Option, und uns an ihnen erfreuen, wenn sie erfüllt (= Fülle und nicht Mangel) werden.
klar sollten wir unsere Bedürfnisse annehmen und nicht verleugenen wollen. Als Mensch hat man Bedürfnisse, sonst wären wir keine Menschen.
Aber wenn du von Fülle schreibst: ist nicht da wo man etwas füllen kann, vorher eine Leere, also ein Mangel? Entsteht dann nicht das Bedürfnis nur deshalb, weil wir diesen leeren Platz haben, diesen Mangel der durch Erfüllung eines Bedürfnisses eben kurzfristig behoben und befüllt wird?

Wenn man mal das Glück hat einen Moment zu erleben, in dem es keinerlei Bedürfnis gibt, (weil gerade alle Lebenswichtigen erfüllt sind, und wir ansonsten keinerlei Leere spüren), dann spürt man wie voll diese Momente sind. :)

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
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