Hallo Günter
Erst Mal herzlichen Dank für deine Ausführungen. Ich möchte nun im einzelnen darauf eingehen.
Deine Aussage, dass Menschen mit einem Buch über Phobien ihre Not und Angst ganz einfach hinter sich lassen können, kann ich so nicht stehen lassen. Ich denke, es kommt doch sehr darauf an, wie sehr jemand leidet. Wenn nun jemand deine Aussage liest und die Angststörung für ihn unermessliches Leiden bedeutet - er nicht einmal mehr das Haus verlassen kann ohne eine Attacke, dann fühlt er sich damit nicht ernst genommen.
Ich bin ja nun nicht mehr die jüngste, habe einen grossen Bekannten- und Freundeskreis und doch ist es eine Tatsache, dass ich Patienten mit Angstneurosen und Phobien (bis vor 3 1/2 Jahren) quasi nur in Kliniken kennengelernt habe. Klar, das ist rein subjektiv, trotzdem. Doch eben vor 3 1/2 Jahren lernte ich meinen heutigen Arbeitskollegen kennen mit einer Phobie. Es ist grossartig wie er Patienten mit Zwangs-Angstneurosen und Phobien unterstützen kann. Die Selbsterfahrung macht ihn kompetent. Doch auch er machte erst den Weg über eine Klinik. Heute kennt er sämtliche exsistierenden Studien und Schriften darüber und ist in einer Selbsthilfegruppe integriert. Über die Zeit in der Klinik spricht er davon endlich zur Ruhe gekommen zu sein und mit der Therapie den Anstoss erhalten zu haben aktiv an der Heilung mit zu wirken.
Erklärung zu Angstneurose und Phobien:
Bei beiden Angststörungen beeinträchtigen verschiedene Erscheinungsformen der Angst den Patienten in einem nicht mehr angemessenen Ausmass. Die Angst zeigt sich in psychischen und körperlich-vegetativen Symptomen. Bei der Angstneurose ist die Angst generalisiert, frei flottierend, teilweise anfallsartig (Panikattacken) nicht objektiv- oder situationsgebunden.
Bei den Phobien handelt es sich um unbegründete oder jedenfalls nicht gerechtfertigte Furcht vor bestimmten Situationen oder Objekten. Psychodynamisch gesehen sind Phobien das Resultat eines Abwehrvorganges: Bewusstseinsinhalte, die Angst erzeugen, werden verdrängt. An Stelle der ursprünglichen Inhalte werden belanglose äussere Situationen gesetzt, d.h. die Angst wird verschoben. Der Hauptmechanismus bei der Phobie ist also die Verschiebung. Es findet nicht nur eine Unbewusstmachung statt; aus der inneren Gefahr wird eine äussere konstruiert und zwar eine, die den Vorteil hat, dass sie leicht vermieden werden kann. Der Vorgang läuft in zwei Phasen ab: Zuerst wird die Angst vor einer bestimmten inneren Situation verdrängt. Dadurch wird aber die diffuse oder gar panische Angst gefördert, eine unreife Form der Angst. Diese wird nun dadurch vermieden, dass sie künstlich einen Inhalt bekommt und in Furcht umgewandelt wird, nämlich in eine Phobie.
Der Konflikt, war zu Freud's Zeiten ein ödipaler, er sprach auch von Angsthysterie. Neuere Auffassungen betonen, dass sich Phobien auf einen Objektverlust beziehen und somit primär mit einer Gefährdung der dyadischen Mutter-Kind-Beziehung in Zusammenhang stehen.
Es würde zuweit führen hier noch alle Symptome anzufügen ausser einige wichtige wie: Depersonalisation, Derealisation (Gefühl der Unwirklichkeit), Angst vor Kontrollverlust, Angst verrückt zu werden, Angst zu sterben.
Mit all dem will ich sagen: Es ist eine unermesslich grosse seelische Not! Diese gehört in professionelle Obhut. Wieso also nicht zu einem klassischen Therapeuten? Was spricht dagegen?
Deine Ausführungen über HPU, KPU, Pyrrolurie habe ich mit grossem Interesse gelesen. Hab' auch den Bericht mit dem HPU Test im Internet gefunden. Wie schön bin ich auf dieses Forum gestossen und wie schade nicht schon 1 Jahr eher!
Wir haben in der Familie einen Enkelsohn mit Hyperaktivität. Fritzli wurde für Eltern, Schule und Umgebung so untragbar, dass er seit 3/4 Jahren Ritalin einnimmt. Das war für alle eine ganz schwierige Zeit und diese Entscheidung ist nicht leicht gefallen. Ich kann dir also gut nachfühlen wie es dir ergangen ist. Aber es ist nie zu spät... Auf jedenfall werde ich diverse Schritte und Abklärungen unternehmen. So z.B. auch in Bezug auf unsere psychisch behinderten Bewohner. Mit unserem WG Arzt habe ich bereits Kontakt aufgenommen. Er ist Psychiater und Allgemeinpraktiker mit antroposophischem Flair und sehr interessiert. (Das gibt's
)
Liebe Grüsse und gute Nacht Co