Themenstarter
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04.01.07
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Wenn man gesundheitliche Probleme hat, sucht man Hilfe. Bei Leidensgenossen, bei „Fachleuten“, die die Sache studiert haben, im „Gesundheits“-Wesen, in den „Gesundheits“-Zentren. Trifft man auf einen Menschen außerhalb dieser Sphäre, der weder ein Leidensgenosse noch ein „Fachmann“ ist, der es aber ganz genau wissen will, wie man seine Beschwerden los wird, wird man, wie selbstverständlich, skeptisch. Es gibt schon so genug Dampfplauderer, und man kann ja schließlich noch eins und eins zusammenzählen.

Doch eines Tages hat man es geschafft. Alle Beschwerden sind über Bord und man fühlt sich wie in der Jugend. Wie in einem neuen Leben. Wie im Paradies. Je stärker die eigenen Probleme waren, desto stärker ist das neue Glücksgefühl. Den Erfolg kann man unmöglich für sich behalten. Man teilt ihn der Welt mit - und stößt nun selbst wie auf eine Mauer.

Viele Grüße
Baffomelia
 
... nur daß die Welt nicht schwarz-weiß sondern vielfarbig ist ....

Ich denke, daß Menschen, die wirklich teilnehmen an Leid und Freude sich mit einem freuen, wenn man berichten kann, daß endlich das Un-Heil vorbei ist und man sich wieder gut fühlt.
Menschen, die zwar zugehört haben, wenn man von seinem Leid erzählt hat, die aber im Grunde meinten, das ganze Leid hätte eine ihnen klare, vom Kranken aber nicht akzeptierte damit negierte Ursache, werden sich nicht freuen oder eine gewisse Herablassung zeigen. Denn "sie" haben es ja längst gewußt.

Vielleicht spielt bei diesem Wechselspiel auch eine Rolle, daß manche Kranke wirklich so stark nur um sich selbst drehen, daß es ihnen entgeht, daß auch andere Menschen Probleme haben, krank sein können. Da haben die Kranken verlernt, anderen zuzuhören, ihnen Freund zu sein. Und das schafft auch Gräben.

Gruss,
Uta
 
Je stärker die eigenen Probleme waren, desto stärker ist das neue Glücksgefühl. Den Erfolg kann man unmöglich für sich behalten. Man teilt ihn der Welt mit - und stößt nun selbst wie auf eine Mauer.


hallo Baffomelia,

das ist sehr verständlich. Und ich denke, wenn andere das "Glücksgefühl" darin sehen und von deiner Geschichte wissen, werden sie es auch als solches akzeptieren - selbst wenn sie deine Geschichte und deine "Lösung" für sich selbst nicht passend finden.
Ich denke, dann hört man vielleicht so etwas wie: schön dass es dir wieder gut geht, nur deine Situation war /ist anders als meine und für mich ist das nicht hilfreich. Oder: es freut mich, dass es dir geholfen hat, bei mir funktioniert es nicht so.

Schwierig wird es, wenn die eigene Überzeugung verhindert, dass man andere Realitäten noch wahrnimmt. Im ersten Überschwang passiert das leicht, auch in bester Absicht.
Mit der Zeit allerdings sollte auch wieder Platz für andere Welten da sein, sonst zieht man den Graben um sich selbst. Was ja auch eine gewisse "Sicherheit" mit sich bringt.

Gerade wer gesundheitliche Probleme hat, muss schon schwer um die Akzeptanz der eigenen Wirklichkeit kämpfen und ist mehr als andere davon abhängig, dass es gelingt. Kommt dann jemand und erzählt, wie DIE Wirklichkeit aussieht, kann das nicht gut gehen (und sollte es auch nicht, finde ich).

Bietet man die eigenen Erfahrungen und Erkenntnisse an, ohne zu vergessen, dass die eigene Wirklichkeit nicht das Maß aller Dinge ist, braucht es keine Gräben (höchstens ganz kleine ;) )

viele Grüße, jeannys
 
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