Wie sag ich es meiner Frau?

Hallo Mamchenvonyves -

brauche noch etwas Zeit, um zur Ruhe zu kommen.

Bin aber auf einem guten Weg!

Es ist sehr viel geschehen!

Ich habe meiner Frau geschrieben. Wir haben geredet.

Wir operieren also jetzt am offenen Herzen.
Mir ist bei langen, einsamen Spaziergängen vieles schmerzlich klar geworden. Unter anderem, dass ich die Operation wagen muss, da ein Leben mit gebrochenem Herzen kein schönes Leben ist und zudem frühzeitig endet (klingt wie: Herr Ober, das Essen war ekelhaft und die Portion viel zu klein!).

Zur offenen Ausspache haben mir hier im Forum ja auch nahezu alle geraten. Ob diese Entscheidung von Erfolg gekrönt ist, wird sich zeigen.

Ich habe Sie im übrigen nicht wegen mir getroffen. Ich habe gemerkt, dass sich mein passives Verhalten negativ auf das Verhalten meiner Tochter auswirkt und erkannt, dass sich die Fehler wiederholen, die in meiner eigenen Erziehung gemacht wurden. Das konnte ich nicht akzeptieren. Das war der rationale Grund und der Einstieg in das Gespräch.

Kleiner Exkurs:
Warum habe ich es nicht früher gewagt, mich meiner Frau zu offenbaren?

Einen Grund hatte ich ja hinreichend geschildert. Ich wollte, dass sie selbst merkt, dass sie zu passiv ist. Das hat sie zu keiner Zeit gemerkt. Jetzt weiß sie, was mir fehlt und die Situation ist so, wie ich es mir eigentlich nicht gewünscht habe.
Aber ich bin über sie überrascht: Sie hat sehr schnell gewagt initiativ zu werden. Behutsam.
Und ich bin über mich überrascht: Es hat sich gut angefühlt. Es scheint zu funktionieren. Wir hatten guten Sex und waren sehr schön Essen. Beides auf ihre Initative hin. Es war anders und ich hatte nicht das Gefühl, sie hat es wegen mir getan, sondern es mit mir zusammen genossen.

Der zweite Grund war folgender:
Ich hatte Angst, einen Erdrutsch auszulösen und sie mit meiner "Offenbarung" zu verstören und zu verlieren. Geradezu panische Angst, auch vor einer emotional chaotischen, inzwischen ja durchaus üblichen Zukunft als getrennt lebende Familie. Ich weiß, das kriegt man alles hin, das renkt sich ein und man wird auch wieder glücklich werden. Ich hatte aber Panik, dass ich diese "Katastrophe" auslösen würde und keine Kraft haben würde, das durchzustehen. Ich habe allerdings nicht beachtet, dass meine Frau keineswegs einfach alles hinschmeißen wird. Nicht nur ich habe Angst sie zu verlieren. Sie hat auch Angst mich zu verlieren. Sie wird also kämpfen. Nachdem mir das klar geworden ist, habe ich meine Angst verloren und hatte genug Mut die Sache anzugehen.

Meine Frau war erwartungsgemäß zunächst geschockt und ich habe ihr den Boden unter den Füßen weggezogen. Aber sie hat tapfer, stark, mitfühlend und erstaunlich konstruktiv und positiv in die Zukunft gerichtet reagiert.

Nein, unter einem anderen Synonym einloggen werde ich mich nicht ;-)! Ich bin kein anderer Mensch geworden. Diese Verwandlung liegt lange hinter mir. Zurzeit fühle ich mich verloren und muss mich erst einmal selber wiederfinden. Ob das, was ich dann finde noch dem entspricht, was sich meine Frau wünscht, ist offen.

Es braucht noch ein bisschen Zeit, bis sich alles etwas beruhigt hat und wir uns auf die neue Situation eingestellt haben.

Ich melde mich wieder und berichte.

Gruß Fleming
 
Hallo Fleming.
Schön, wieder von dir zu lesen.
Ich gratuliere dir zu deiner Entscheidung! Auch wenn vordergründig schmerzhafte Prozesse anstehen, kann diese Offenheit nur heilsam sein für alle Familienmitglieder. Wie du ganz richtig bemerkt hast, ist ja auch deine Tochter davon betroffen.
Hut ab und weiterhin alles Gute!
Sine
 
Hallo Fleming,

schön, dass Du den Schritt gemacht hast. Ich wünsche Dir und Deiner kleinen Familie weiterhin alles Gute und dass ihr alle Steine, die euch im Weg liegen, zusammen wegschiebt oder darüberhüpft.

Liebe Grüße Manuela
 
Ich habe gemerkt, dass sich mein passives Verhalten negativ auf das Verhalten meiner Tochter auswirkt und
erkannt, dass sich die Fehler wiederholen, die in meiner eigenen Erziehung gemacht wurden.

das halte ich für wichtig.

gut möglich, daß es nicht die üblichen "Ehegespräche" braucht,
sondern vielmehr ein Aufräumen bei dir ganz persönlich.

solche deiner Passagen bringen mich auf diese Idee:

Ich hatte Angst, einen Erdrutsch auszulösen und sie mit meiner "Offenbarung" zu verstören und zu verlieren.
Ich hatte .. Panik, dass ich diese "Katastrophe" auslösen würde und keine Kraft haben würde, das durchzustehen.

das ist keine heutige Panik. das ist alte Angst, die dir in den Knochen steckt.

es ist zwar schön, wenn deine Frau sich nach dir richtet und sich auf deine speziellen Bedürfnisse einstellt, so wie eine Krankenschwester das tun würde, aber das eigentliche Ding ist doch, daß du etwas in dir schlummern hast, was dich seit deiner Kindheit begleitet und lediglich ne Weile weggedrückt war.

kümmerst du dich nicht um dich (evtl mit Hilfe eines Psychotherapeuten),
kommt dein eigentliches Problem immer mal irgendwo durch,
in jeglichem Lebensbereich, nicht nur im Privaten.
also muß das Problem geheilt werden, das eigentliche, nicht nur dessen Ausläufer.

LG
Gina
 
Hallo Gina -

eine Paartherapie zu machen bedeutet immer, auch bei sich persönlich aufzuräumen und: Wie Du aus meinen zahlreichen Beiträgen erkennen kannst, räume ich ständig etwas, gelegentlich etwas mehr und manchmal sehr groß bei mir auf!

Naja und dass sich meine Frau nach mir wie eine Krankenschwester richten soll, dass habe ich ja wohl nie gefordert!
In der Ehe lebt man in einer Gemeinschaft, in der man Kompromisse machen muss und aufeinander zugehen muss. Man hat Bedürfnisse und versucht diese selbst und gegenseitig zu befriedigen. Dazu muss man sich in der Tat aufeinander einstellen. Ich tue das täglich. Meine Frau ebenfalls. Einige Dinge funktionieren aber manchmal nicht und man bekommt keine "Einigung" hin. In meinem Fall führt das zu erheblichen Spannungen, weil es um ein sehr wichtiges Bedürfnis geht: Nein nicht um Sex! Es geht um aktives Verhalten und Mitarbeiten an einem erfüllten Zusammensein (einschließlich Sex!)!

Aus Deinem Kommentar klingt durch: Meine Frau funktioniert nicht wie ich will und nun bin ich verärgert. Du solltest überlegen, ob das tatsächlich aus meinen Beiträgen spricht!?

Meine Angst ist weg. Auch ohne Therapeuten. Hatte ich auch geschrieben! Aber: Ich werde dennoch einen Therapeuten aufsuchen (habe ich bereits mit meinem Hausarzt drüber gesprochen).

Soweit. Im Augenblick geben wir uns beide ziemlich große Mühe und wie bereits angedeutet, es wirkt gar nicht so "aufgesetzt" wie ich befürchtet habe. Im Gegenteil! Das Bemühen meiner Frau wirkt sehr liebenswert. Ich bin überrascht!

Ich melde mich wieder. Würde gerne ein wenig mehr schreiben und werde es tun, wenn ich wieder ein wenig mehr Zeit habe.

Gruß Fleming
 
man geht zu einem Psychotherapeuten, weil der einen dabei anleitet,
bei sich selber aufzuräumen.
was bei mir "durchklingen" mag oder nicht, das ist hier nicht Thema.
Thema ist, daß du allein nicht klarkommst und fachlich versierte Hilfe brauchst.
DAS spricht ganz klar aus DEINEN Beiträgen, und um DIE geht es hier.
gut, daß du es angehen wirst.

LG
Gina
 
Hallo Fleming,

immerhin hättest Du einen guten Namenspatron. (Hast Du an den gedacht?) Paul Fleming, Arzt und Dichter, 1. Hälfte 17. Jahrhundert. Sein wohl berühmtestes Gedicht (nicht mal wirklich off topic):

AN SICH​
Sei dennoch unverzagt! Gib dennoch unverloren!
Weich keinem Glücke nicht, steh höher als der Neid,
Vergnüge dich an dir, und acht es für kein Leid,
Hat sich gleich wider dich Glück, Ort und Zeit verschworen.

Was dich betrübt und labt, halt alles für erkoren,
Nimm dein Verhängnis an, lass alles unbereut.
Tu, was getan sein muss, und eh man dirs gebeut.
Was du noch hoffen kannst das wird noch stets geboren.

Was klagt, was lobt man doch? Sein Unglück und sein Glücke
Ist sich ein jeder selbst. Schau alle Sachen an:
Dies alles ist in dir. Lass deinen eitlen Wahn,

Und eh du fürder gehst, so geh in dich zurücke.
Wer sein selbst Meister ist, und sich beherrschen kann,
Dem ist die weite Welt und alles untertan.
 
Weisst Du Windpferd, Flemming braucht ja weissgott nicht meine Unterstützung.

Aber den diagnostischen Blödsinn aus dem anderen Thread hier mit einem lieblichen Gedicht zu beantworten empfinde ich als eine närrische Albernheit. Gibt es eigentlich auch eine Diagnostik für Angsthasen?

Sorry, das musste ich jetzt loswerden.

Kayen
 
Zuletzt bearbeitet:
Guten Morgen Kayen,

Deinen charmanten und liebenswürdigen Beitrag (#49) hab ich gelesen. Danke.

Ja, den vorangehenden Text (#48) hab ich versehentlich in den falschen Thread eingestellt. Tut mir leid.

Die Qualität und Relevanz des zitierten Gedichts - das als eines der bedeutendsten seiner Zeit gilt - wird dadurch nicht gemindert. "Lieblich" ist es gewiß nicht.

Dir fröhlichen Frühling
wünscht
Windpferd
 
Danke für das grossartige Gedicht.

Egal, ob im "richtigen" oder "falschen" Thread, ich habe es meiner schönen Gedichte-Sammlung hinzugefügt. :)
 
Wie wäre es denn mit einer Paartherapie? Sag deiner Frau offen, wie du dich fühlst und schlage es ihr vor. Wenn sie dich liebt - und davon gehe ich mal aus - wird sie wollen, dass auch du glücklich bist und dieses Angebot annehmen. Dann könnt ihr moderiert über eure Probleme sprechen und diese aufarbeiten.

Vielleicht hat deine Frau schon längst gemerkt, dass es dir nicht gut geht, aber will dich nicht direkt darauf ansprechen?

Gib ihr wenigstens die Chance sich mit dir auseinanderzusetzen. Alles andere ist ihr gegenüber auch nicht fair.

Und ein wichtiger Tipp: Höre auf alles in dich reinzufressen und dich komplett zu verstellen. Davon muss man ja depressiv werden!
 
hallo livia ,

der themenstarter war das letzte mal am 29.08.09 hier aktiv .

womöglich haben sich in der zwischenzeit die probleme aufgelöst ;).

lg ory
 
hallo livia ,

nun antworten darf man in einem forum doch immer .

es ist ein zeichen unserer höflichkeit darauf aufmerksam zu machen das eventuell der themanstarter den beitrag nicht mehr liest ,weil er eben nicht mehr aktiv ist . ;)

fg ory
 
Hallo,

um mit offenen Karten zu spielen braucht man großen Mut, aber auch Intelligenz. Wenn du ehrlich sein willst dann sei ehrlich aber überlege auch genau wie du das anstellst ( bevor deine Frau es falsch versteht).
 
Männern wird ja oft vorgeworfen, sie würden zu wenig sprechen. Frauen wirft man im Gegenzug gerne vor, sie sprächen zu viel. Wesentlich ist wohl, worüber man spricht!

Nein
das ist nicht das Problem. WIE!

Du machst Deinem Schatz nur Vorwürfe und nervst Dich damit selbst.
Rede heute abend eine Stunde mal mit Schatz ohne
Vorwürfe und ohne Selbstbeschimpfungen.
Dann wird es Euch besser gehen und das Bett naht.
 
So und nun würde mich Folgendes interessieren: Wie sag ich es meiner Frau? Oder, sag ich es ihr überhaupt?

Ich bin ein langweiliger, antriebsloser, uninspirierter, nahezu gefühlsloser und manchmal trauriger Mensch geworden.

Ich glaube, dass sie dafür gerne eine Erklärung hätte. Aber will sie die wirklich hören? Sollte ich ihr wirklich erzählen, dass sie 4 Jahre mit einem hochgradig depressiven, lebensmüden, zum Eisklotz mutierenden Mann gelebt und es nicht gemerkt hat?

Hier sind wir nun bei der "nackten" Wahrheit angelangt!
Wieviel gibt man von sich Preis?
Ist es nicht besser, manche Dinge für sich zu behalten? Wäre es nicht besser gewesen, sie hätte vor vier Jahren eine andere Lösung gefunden, anstatt mich ganz offen anzusprechen? Das ist kein Vorwurf! Eine reine Feststellung. Sie hat offen gesagt, was sie stört. Ich habe versucht, darauf zu reagieren und es ist ein Katastrophe daraus geworden!

Hallo,

natürlich solltest du es ihr sagen. Aber das Problem ist ja nicht nur sie, finde, dass du ihr da ganz schön die Schuld in die Schuhe schieben möchtest.

Du solltest dich fragen, warum das so ist, welche Bedürfnisse auf der Strecke gebliebensind und warum du nicht dafür gesorgt hast, dass diese nicht vernachlässigt werden.

Vielleicht einmal drüber nachdenken!

VG
 
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