Der Königsweg bei Angst/Panikattacken ist das Verstehen.

Wir reden in verschiedenen Dingen aneinander vorbei. So nehme ich es jedenfalls wahr. Ich mag aber auf die vielen einzelnen Punkten hier nicht mehr eingehen.
Ich versuche, Dich zu verstehen, Weiermann, aber ich bin nicht Du. Ich mache mir also trotzdem mal die Mühe, auf einzelne Punkte einzugehen.
Für mich gibt es bei all dem grundsätzlich zwei Standpunkte. Entweder ich bin auf der Seite der Eltern/Erzieher, oder ich bin auf der Seite des Kindes, das ich damals war.
Wichtig ist wohl, dass Du auf DEINER Seite bist. Bei DIR bist.
Wer kümmert sich denn um das Kind von damals, wenn nicht ich selber? Wer versucht seinen Standpunkt einzunehmen, wenn nicht ich selbst? Wer fühlt die Gefühle nach, die es nicht fühlen durfte? Wer artikuliert die Worte, die es verdrängen musste?
Wer liebt es, wenn.......?
In unserer Gesellschaft ist es üblich, dass sich alle auf die Seite der Eltern stellen!
Das ist mir noch nicht aufgefallen. Im Gegenteil, die Rechte des Kindes bekommen immer mehr Bedeutung, zu Recht! Prügeln ist verboten, ebenso wie Kindesmißbrauch. Ob Kinder dadurch mehr zu ihrem Recht kommen, das sei allerdings dahingestellt. Da spielen wohl andere Gesetzmäßigkeiten und Gesetze eine Rolle.
Und warum? Wegen der Angst vor der Bestrafung!
Wie gesagt, Kindesmißhandlung steht unter Strafe. Nimmt sie ab deshalb? Wer hat Angst vor Bestrafung?

Daraus sind dann auch all die Theorien und Anschauungen entstanden, die unser Leben erklären sollen! Zum Beispiel all die Religionen und Sekten, die Theorien rund um die Reinkarnation (die sog. Seelenwanderung) und was es da so alles gibt. Und alles zieit im Grunde darauf ab, die Eltern nicht nur zu schonen und zu schützen, sondern sie auch noch in höchsten Ehren zu halten. Wer ist aber auf der Seite des Kindes?
Kinder werden wohl dann erst zu ihrem Recht kommen, wenn wir aufhören, uns selbst zu bestrafen für unsere erlittene Vergangenheit und uns in der Gegenwart aufhalten. Das ist Zeit, die Kindern zugute kommt, wenn ich hier und jetzt mit ihnen BIN. Das scheint nur möglich, wenn ich im Frieden mit mir selbst bin. Wie komme ich zu diesem Frieden, diesem Einssein mit mir selbst?

Ich bin der Ansicht, man kann in dieser Sache nicht mit den Eltern diskutieren und verhandeln!
Eben!

Man muss schonungslos die Wahrheit der Realität der Kindheit aufdecken und die Täter als solche auch benennen! Das kommt letztlich auch ihnen zugute!
Nichts gegen Deine Wut! Es ist doch gut, wenn Du sie erkennst und mal rauslässt! Aber was passiert weiter? Man könnte natürlich ein Gesetz erschaffen, dass Eltern nach Jahren für ihre Taten bestraft. Der Großteil der Bevölkerung würde sich dann wohl im Knast befinden.

Der Großteil geht auch in den Knast, so ist das nicht. Was ist ein übliches Altenheim anderes (bis auf wenige Ausnahmen)? Das System der Leistung und der Härte sorgt also für sich selbst...:eek:

Blöde ist nur, dass wir alle da auch mal landen...im System, wenn wir nicht erkennen, was falsch läuft und es vor allem ändern.

Dass die Eltern auch eine entsprechende Kindheit hatten, interessiert das Kind, das brutal verprügelt wird oder das gerade wieder sexuell missbraucht wurde, nicht im Geringsten und dies zurecht!!! Wollt Ihr etwa diesem Kind noch zurufen, es solle Mitgefühl mit dem Peiniger haben? Heller Wahnsinn! Gerade gestern haben sie im TV wieder über Kindesmisshandlung berichtet und Bilder von übel zugerichteten Kindern gezeigt! Sollen sie Mitgefühl haben mit ihren grausamen Eltern?
Vielleicht reden wir da tatsächlich aneinander vorbei. Meine Definition von Mitgefühl ist weniger eine persönliche, sondern vielmehr eine distanziertere.

Das Paradies ist vorbei. Auf nimmerwiedersehen. Wie ist das passiert, wie konnte das passieren?

Schauen wir ins Tierreich, dann kommt es auch dort dazu, dass Tierkinder leiden. Oftmals ist die Ursache ein Naturkatastrophe, eine Mangelzeit durch Dürre, oder durch das Raubverhalten anderer Tiere (vor allem des Menschen!) Viele Tiere sind nicht allein durch ihren angeborenen Instinkt überlebensfähig, sie sind ebenso wie auch wir darauf angewiesen, zu lernen. Sie lernen durch die Verhaltensweisen ihrer Mütter oder manchmal auch der Väter. Werden sie von denen getrennt, können sie Glück haben, wenn sich eine Ersatzmutter findet. Findet sich diese nicht, überleben sie nicht.

Es gibt auch im Tierreich schlechte Eltern. Ob dies naturgemäß so ist oder neurotisches Verhalten nur im Zusammenhang mit den unnatürlichen Lebensbedingungen des Menschen entsteht - keine Ahnung. Damit beschäftigen sich die Wissenschaftler auf diesem Gebiet.

Diese Tierkinder gedeihen schlecht und ihre Verhaltensauffälligkeiten können nur manchmal wieder geheilt werden durch viele positive Erfahrungen und Vorbilder.

Auch wir Menschen können Heilung erfahren durch positive Erfahrungen. Der Unterschied ist, dass wir anscheinend die einzige Spezies sind, die in der Lage ist, sich selbst zu reflektieren und (halbwegs) distanziert zu beobachten. Wir verfügen über ein wissenschaftliches Interesse, wie und warum etwas so ist, wie es ist.

Dass die Erkenntnisse, die aus der Forschung gezogen werden, nicht umgesetzt werden, jedenfalls nicht sofort, liegt wiederum wohl daran, dass wir uns vom Paradies abgetrennt haben, durch die selbe Neugierde und Wissbegier, die uns heute (seit Menschengedenken eigentlich, siehe Geschichte der Philosophie!) auf die Suche nach dem verloren Glück begeben lässt. Wir sind voller Gier, nach Macht, nach Ersatzbefriedigungen, nach Kontrolle, nach Nervenkitzel, nach ....Leben. So stehen wir uns mit der Gier nach Leben selbst im Weg...., zu leben.

So ist der Mangel, der eigentlich durch die Wissbegierde und die dadurch verursachte Trennung vom unmittelbaren Erleben, entstand, der Antrieb, wissbegierig nach der Ursache des Mangels zu suchen. Eine Katze, die sich in den Schwanz beißt.

So werden wir nicht nur vom Sein geprägt, sondern prägen unsererseits das Sein. Nicht nur unser Sein bestimmt also unser Bewusstsein, sondern auch unser Bewusstsein das Sein.

Wenn wir uns nun fragen, was kann uns positive Erfahrungen geben, die wir benötigen, um uns zu heilen, so können wir auch dieses Bewusstsein dazu einsetzen. Es ist eigentlich nur ein Kunstgriff, ein bisschen eine Selbstüberlistung. Wenn meine Gefühle meine Gedanken beeinflussen, die wiederum meine Gefühle auslösen. Kann es dann auch möglich sein, dass ich durch meine Gedanken meine Gefühle so beeinflusse, dass ich Wohlbefinden, Sicherheit, Zufriedenheit und Freude empfinde?

Ich habe mir Gedanken darüber gemacht, ob ich mich selbst als mangelhaft empfinde, weil ich mich als Kind des Mangels identifiziere. Siehe auch: https://www.symptome.ch/threads/glueck-was-ist-das-ueberhaupt.104096/page-7#post-838096

Ich probiere es einfach aus, es anders zu sehen. Mal sehen, ob es klappt. Ich will mich allerdings damit weder selbst betrügen, noch irgendwelche “Täter” schonen.

Da ich der Meinung bin, wir als soziale Wesen wachsen und gedeihen vor allem in positiven Begegnungen, kann allein die Ausstrahlung und der Gedanke, etwas als Herausforderung zu betrachten, sowie meinen Mitmenschen mit einer Portion Liebe und vor allem Achtung zu begegnen (wir haben alle unser eigenes Höllentor, frei nach Kafka, schon deshalb sollten wir das tun), zu positiven Begegnungen und Erfahrungen führen.

Wie gesagt, ich meine damit nicht Selbstbetrug!

Ein eventuelles Mitgefühl für Eltern/Erzieher kommt erst in einer viel späteren Phase. Ansonsten kann es nach meiner Ansicht den Zugang zu sich selbst verbauen! Zunächst brauche ich alle Energie eines Mitgefühles nur für das Kind, dass ich einst war!
Hab auch Mitgefühl für den erwachsenen Menschen, der Du jetzt bist!

Phase eins könnte man als Bewusstwerdung der Zusammenhänge zwischen der Kindheit und dem späteren Leben bezeichnen.

Phase zwei als schonungsloses Aufdecken der Wahrheit der Kindheit und Artikulieren der verdrängten Gefühle und Worte.

Phase drei als Weg zu sich selbst und damit zum eigenen Leben. Eventuell auch mit Hilfe verschiedener Therapieformen.

Das Ganze ist natürlich ein Prozess mit fliessenden Übergängen. Irgendwann wird sich vielleicht auch ein Mitgefühl für die Eltern/Erzieher einstellen.

Es ist gleichzeitig ein Mitgefühl für Dich selbst, denn es ist ein Mitgefühl für das Menschsein, dazu gehörst Du auch.

Ich hoffe, ich habe Dich mit dem ellenlangen Beitrag nicht völlig erschlagen. Ich wusste zu Anfang selber nicht, wohin das führt...

Danke, dass ich mit Dir mitdenken durfte.:)

Lieben Gruß
LieberTee
 
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