Misanthropie?

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26.10.08
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Hallo zusammen, ich weiß nicht ob ich mit meinem Anliegen hier richtig bin, falls nicht, steht es jedem frei meinen Thread zu verlagern.

Ich muss einfach ein paar Dinge los werden. Nach mehreren Hörstürzen wollte ich mich eigentlich zu einem Psychiologen begeben, doch bei 8 verschiedenen bekomme ich keinen Termin vor August.

Niemand muss das hier lesen, geschweige denn mir Antworten, ich möchte es einfach nur los werden.

Ich fange einfach mal von vorne an, mit Allem, was mich belastet.

Mit 5 Jahren wohnte ich noch mit meinem Vater, meiner Mutter und meiner Schwester, welche 3 Jahre älter ist, als ich, zusammen auf einem Bauernhof.
Zu diesem Zeitpunkt hatte mein Vater bereits eine Freundin und ein Kind, von dem aber niemand etwas wusste.
Ein Jahr später brannte unser Haus ab. Meine Schwester schlief zum Glück bei unseren Eltern im Bett, da der Brannt in ihrem Zimmer anfing. Wir mussten jedoch aus dem ersten Stock springen um heraus zu kommen. Meine Mutter erlidt eine schwere Rauchvergiftung und verstarb fast. Wir lebten dann einige Monate in einem kleinen Wohnwagen auf dem Hof. Mein Vater war so gut wie nie mehr da, angelich sei er arbeiten, jedoch war er bei seiner neuen Familie.
Mein Vater erzählte dann meine Mutter von seiner neuen Familie, meine Mutter erlidt einen Nervenzusammenbruch, nahm meine Schwester und mich und zog mit uns ca. 500km weit weg. Ich war in der 1. Klasse und kam dann auf eine neue Schule in die 2. Klasse. Wir zogen noch diverse male um, da meine Mutter jeglichen Kontakt zu unserem Vater abgebrochen hatte, für 2 Jahre. Aus Angst, er könne uns finden, zogen wir dann immer wieder um, lustig war nur, dass er noch nichtmal nach uns suchte. Meine Mutter war arbeitslos und ich lebte eigentlich nur auf der Straße mit ein paar "Freunden".
Wir zündeten Dinge an, prügelten uns und rauchten. Das war im Alter von 6-10 Jahre. Ein wenig schäme ich mich dafür, doch ändern wird das daran auch nichts mehr. Meine Mutter kümmerte sich um uns wirklich überhaupt nicht. Sie saß nur am PC und knüpfte kontakte zu irgentwelchen Männern.
Es waren an die 5-10 Männer, die immer mal wieder da waren.
Unser Vater besuchte uns dann schließlich, ich war 10 Jahre alt und in der 4. Klasse. Wir verbrachten 2 Tage mit Ihm, welche meine Mutter nutzte um für einen Typen in den USA zu packen und auszuwandern. Ohne ein einziges Wort war sie fort, wir kamen in die leere Wohnung, sie hatte den größten Teil verkauft und nur ein Brief lag auf dem Küchentisch. Ich werde nie vergessen was darin stand: "Der Fernseher gehört euch". Ich will garnicht drüber nachdenken. Meinem Vater blieb dann nichts weiter übrig, als uns aufzunehmen auch wenn es seiner Freundinn überhaupt nicht passte, Sie hasste uns nur weil wir da waren. Wir zogen also wieder um, ich kam wieder auf eine neue Schule. Von da an begann allerdings die wirklich schlimmste Zeit überhaupt. Mein Vater war beruflich immer sehr lange unterwegs und seine Freundin nutzte die Gelegenheit uns psychisch völlig fertig zu machen. Sie bemutterte Ihren Sohn immer sehr extrem, um uns zu zeigen, dass wir ja keine Mutter mehr haben. Ihr Sohn genoss immer alle Privilegien und wir wurden bei Anderen immer nur schlecht gemacht, wir wären frech zu ihr gewesen, hätte Sachen kaputt gemacht, etc. Als mein Vater von der Arbeit zurück kam, hatte das natürlich auch Konsequenzen, die auch mal schmerzhaft sein konnten. Wir zogen dann wieder um, in eine größere Wohnung. Als ich 14 war, stellte seine Freundinn meinem Vater dann ein Ultimatum, entweder wir kommen in eine Pflegefamilie, oder Sie verlässt Ihn.
Und dass sich mein Vater dann für uns entschieden hat, vergesse ich Ihm niemals. Das machte wirklich alles wet, was er bis dahin gemacht hatte. Wir zogen also ein weiteres Mal um, wieder in eine kleinere Wohnung. Als ich 16 war, kam dann eine Nachricht von meiner Mutter, nach 6 langen Jahren.
Sie wohnte jetzt wieder in Europa mit ihrem neuen Mann. Seitdem besuchen wir sie alle paar Jahre mal, obwohl sie schon wieder einen neuen Typen hat.
Ich verbrachte jedoch 5 Jahre lang an einem Stück auf einer Schule, was wirklich einfach mal schön war. Danach wechselte ich jedoch wieder, was aber eigentlich nicht mehr so schlimm war.

Im Moment arbeite ich im Rettungsdienst und mein größter Traum ist das Medizinstudium. Ich will einfach jedem Menschen helfen, dem ich helfen kann.
Ich bin wirklich hilfsbereit und kann über niemandem ein böses Wort verlieren.
Doch Menschen nutzen meine Gutmütigkeit immer wieder aus. Ich tue alles für meine Freund und es kommt einfach nichts zurück. Ich bin immer nur gut genug um jemanden irgentwo hin zu fahren, doch selbst werde ich niemals mitgenommen. Ich verstehe es einfach nicht. Ich falle niemandem zur Last, bin zu jedem Menschen freundlich und trotzdem wiederfährt mir nichts Gutes. Ich wurde immer wieder in der Schule gemobbt, obwohl ich nie etwas schlechtes getan habe. Ich setze mich mittlerweile für jeden Menschen ein, der ungerecht behandelt wird. Vor einem Jahr auf einem Schützenfest habe ich einer Jungen Frau geholfen, sich gegen 3 Jugendlich durchzusetzen, die sie meines Erachtens nach vergewaltigen wollten. Es war etwas Abseits des Festzeltes schon dunkel und die Jungen umkreisten sie und drängeten sie immer weiter weg. Ich habe es gesehen und ging sofort dazwischen, wobei es auch zu Handgreiflichkeiten kam, bei denen die 3 jedoch den Kürzeren gezogen haben. Ich fragte die Frau dann, ob alles in Ordnung sei, darauf erwiderte sie nur ich solle mich verp***.

Ich kann es nicht verstehen, ist unser Handeln vielleicht doch ohne jegliche Konsequenz? Steht es uns frei zu tun, was wir wollen ohne auf Andere achten zu müssen?
Allmählich fange ich wirklich an, die Menschen zu verabscheuen.
 
Mesanthropie?

Im Moment arbeite ich im Rettungsdienst und mein größter Traum ist das Medizinstudium. Ich will einfach jedem Menschen helfen, dem ich helfen kann. Ich bin wirklich hilfsbereit und kann über niemandem ein böses Wort verlieren.

Ich nehme dich beim WORT!
Hilf doch DEM Menschen, dem du wirklich helfen KANNST!

DIR SELBST!

Dazu brauchst du nicht zu studieren. Eine Weile keinem zu helfen, brächte die Wende.
Es bringt allerdings mit sich, JA zu DIR SELBST zu sagen!

Denn ein JA zum Andern ist stets ein NEIN zu dir selbst.
Es macht viel Freude, einmal mit deinem JA zu spielen... :kraft:

Liebe Grüße
engelin
 
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Mesanthropie?

Lieber roughy,

ich finde deine Geschichte sehr bewegend und ich denke, es ist gut, dass du sie dir von der Seele geschrieben hast. Ich finde es bewundernswert, dass du trotz der Widrigkeiten deinen Weg gehst und ich drücke dir fest die Daumen, dass dein Traum vom Medizinstudium wahr wird.
Deine Idee, dies alles in einer Therapie anzugehen, finde ich prima - auch wenn es bis August dauern wird, lohnt es sich bestimmt für dich zu warten.

Ganz liebe Grüße,

Ivin
 
Mesanthropie?

Lieber roughy,

Bei allem was Du schreibst über Deine Erfahrungen, ist es in meinen Augen bewundernswert, dass Du bis jetzt geschafft hast freundlich und hilfsbereit zu sein.

Wie Engelin schreibt, ist es sicher mal an der Zeit Dich um Dich selbst zu kümmern. Und ich gebe auch Ivin Recht. Es lohnt sich sicher bis August auf einen Therapieplatz zu warten. (Das ist eher eine kurze Wartezeit - ich weiß von 4-6Monaten)

Du schreibst , dass du langsam an den Menschen zweifelst. Das kann ich verstehen, da Du da Gefühl hast ausgenutzt zu werden, von Deinen "Freunden". Diese "Freunde" kannst Du aus meiner Sicht getrost vergessen; ich würde Ihnen ab sofort nicht mehr jeden Gefallen tun. Freundschaft sollte doch eine gewisse Ausgeglichenheit bergen.

Bei Deiner Arbeit im Rettungsdienst kannst Du Deine Mitmenschlichkeit gut einsetzen.
Ich wünsche Dir, dass Du richtige und richtig gute Freunde findest. Und auch dass Du eine(n) gute(n) Therapeuten/ Therapeutin findest. Bis dahin würe ich an Deiner Stelle , wenn Deine Geschichte Dich zu sehr belastet , hier reinschreiben. Das entlastet auch.

Also Dir alles Gute mb
 
Hallo roughy,

ich finde es bewundernswert, daß Du trotz Deiner Geschichte bereit bist, anderen Menschen freundlich gegenüber zu treten und hilfsbereit zu sein.

Ich denke , das ist der Versuch, anderen Menschen das zu geben, was Du Dir ganz sehnlich wünschst: Freundlichkeit, Akzeptanz, Hilfe.
Der Spruch "Man möchte anderen immer das geben, was man selbst bekommen möchte" scheint sich damit wieder einmal zu bestätigen.

Wenn Du aber ausbrennst aus lauter Hilfsbereitschaft im Rettungsdienst und überhaupt, wirst Du für Deine Träume und Pläne keine Kraft haben, eben weil Du sie anderen Menschen gegeben hast.

Ich finde auch, daß die Zeit bis zum August nicht mehr so lange ist und es lohnt zu warten.
Bis dahin kannst Du Dich ja schon selbst mit Informationen beschäftigen, wenn Du magst?:

Oft geht es beim Helfersyndrom und bei der Co-Abhängigkeit um Alkohol. Aber es muß kein Alkohol im Spiel sein.

Die Bilanz zwischen Geben und Nehmen stimmt nicht. Wir geben mehr, als wir bekommen....
Helfersyndrom - die Sucht zu helfen

Aida-Selbsthilfe, Co-Abhaengigkeit und Helfersyndrom 2
Helfersyndrom Test
https://www.symptome.ch/threads/co-abhaengigkeit.4639/

Grüsse,
Oregano
 
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