Der Mensch ist ein Gewohnheitstier

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20.01.08
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Der Mensch ist ein Gewohnheitstier...
Oder: schon erstaunlich, wie sehr mich bereits eine Kleinigkeit irritieren konnte!

Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie leicht uns etwas aus der Fassung bringt, was „eigentlich“ gar nicht so „schlimm“ ist?

Warum ich das frage? Nun, weil kürzlich etwas passierte, das mir eben jene Erkenntnis bescherte, die wiederum den Kontext zu meinem Artikel über die Kontrolle und die große Schwester namens Manipulation zeigt.

Es war ein erfreulicher Anlass, der Termin bei meiner Kosmetikerin, die außerdem eine begnadete Fußpflegerin und Masseurin ist, mit dem es begann.

Alles schien „wie immer“, ich kam pünktlich an, wurde freundlich empfangen, wollte in den Raum gehen, wo es losgeht, mit der Fußpflege, da geschah es: „Bitte gehen Sie doch gleich ganz durch“.... forderte mich die Kosmetikerin auf. Es ging also gleich in den Raum, der doch erst danach dran ist.

Ein wenig erstaunt betrat ich den Behandlungsraum und fragte nach: „Gibt’s Fußpflege heute hier?“ (Wäre ungewöhnlich, denn der 2. Raum für diese Art der Behandlung ist am anderen Ende des Studios), was ihre Antwort: „Nein, wir müssen heut mal mit der pflegenden Kosmetik beginnen, weil meine Kollegin übersehen hat, dass wir den Raum haben und ihn doppelt belegt hat“, erklärt.

Also nahm ich auf der Liege Platz und die Behandlung begann. Während dieser entspanne ich normalerweise und genieße es, Zeit zu haben, so verwöhnt zu werden,.... aber heute war alles „irgendwie anders“.

Erstaunt stellte ich fest, dass dieses an sich lächerliche Detail, diese „Veränderung des normalen Ablaufs“, diese nicht normal ablaufende Routine, mich tatsächlich so irritierte, dass es unterschwellig weiter wirkte und sich als Anspannung auf der Körperebene zeigte.

Erst nachdem ich es ausgesprochen hatte, also erkannt, angenommen, nochmals durchfühlt und damit losgelassen, gelang es mir, wirklich entspannt zu genießen und zwar den gesamten Ablauf, also inkl. der Veränderungen, die sich ergeben haben.

Schon eine „Kleinigkeit“, wie eine Straßenumleitung, eine Änderung des Programms, das Parfüm, das nicht mehr produziert wird, der Kugelschreiber, der nicht am „richtigen Platz“ liegt, der eigene Parkplatz auf dem ein fremdes Auto steht, die vergessene Armbanduhr, etwas, das nicht so funktioniert, wie angenommen, bringt den Menschen offenbar leicht aus der Fassung.

*hm, was ist das: „Fassung“? Wofür steht dieses Wort, was bedeutet es?

Laut Wikipedia: Fassung (v. althochdt. fazzon „fassen, erfassen, ergreifen“) ist es ein Synonym zu Fasson, Contenance (lat. continentia = Selbstbeherrschung) stammt aus dem Französischen und bedeutet soviel Haltung, Fassung, also auch: Gelassenheit in schwierigen Situationen der Interaktion und Kommunikation.
Die Wahrung von Contenance kann in manchen Situationen taktische Überlegenheit schaffen und eine Eskalation verhindern.
Besonders bei gehobenen Gesellschaftsschichten dient Contenance auch der Abgrenzung. Sprachliche Ausdrücke „die Contenance wahren“, oder „die Contenance verlieren“.

Genau genommen impliziert also auch das Erwartungen, die, wie inzwischen bekannt ist, Abhängigkeiten erschaffen, die wiederum unfrei machen und all das basiert auf Annahmen oder anders auch Glaubenssätzen, und/oder Voraussetzungen wie etwas zu sein hat.

Schon erstaunlich, wie tief derlei in einem Menschen steckt, verborgen ist, oder?

Veränderungen vom Normalen, dem Erwarteten, der „Norm“, führen also zu Irritationen, Unwohlsein, Ungleichgewicht und ähnlichem, im Menschen.

Wenn bereits derlei banale Ereignisse, wie oben beschrieben, dermaßen verunsichern, irritieren, (können), dann kann es nicht wirklich verwundern, wie heftig tatsächlich andauernde Veränderungen wirken, wie z.B. ein Todesfall, Verlust durch Trennung, des Arbeitsplatzes, einer Summe Geldes, usw.

All diese Erfahrungen erschüttern einen Menschen, lassen ihn verzweifeln, bringen ihn aus seiner Balance, dem Wohlstand, lassen ihn „fast verrückt“ werden, enttäuscht sein u.a.

Eine Fülle von Glaubenssätzen wirken, wie z.B. „Ich bin nicht wichtig, nichts wert“, oder „Das hab ich verdient, oder: nicht verdient“, oder: „Männer sind eben so“, oder: „Immer werde ich ausgenutzt“, oder: „Ich kann tun, was ich will, immer wieder passiert das.“...
Ebenfalls großen Einfluss haben z.B. die 10 Gebote, all die Regeln, Klischees und Vorgaben der Gesellschaft, der Medien, Verbote etc.

Die meisten dieser Glaubenssätze sind dem Menschen nicht einmal bewusst.
Wenn man sich damit einmal auseinander setzt, verblüfft, wie viele von diesen in uns wirken, ohne, dass wir sie als unsere Wahrheit begreifen!

Wenn ein Mensch also seines Selbst bewusst und sicher sein will, dann braucht er seine Aufmerksamkeit, seinen Fokus in und bei sich, denn wenn er etwas verändern will, dann ist das nur in ihm möglich.

Der Reiz von Außen, mit dem ich in Resonanz gehe, auf den ich reagiere, zeigt mir etwas über mich, das ich in mir bisher vielleicht noch gar nicht wahrgenommen habe.

Wie Innen so Außen ... alles beginnt in/bei mir, das, was ich ausstrahle, kommt zu mir zurück.

Momentan bin ich mit Hilfe des bewussten Atmens, auf der bewussten Suche nach Glaubenssätzen & Co., die noch in mir sind ohne, dass ich sie bewusst wahrgenommen habe, um sie dann entsprechend meiner bewussten Wahl zu behandeln.

Bisher hab ich losgelassen, was ich fand.



©Johanna-Merete Creutzberg – im März 2007
AMNEC AshnaMeta New Energy College
 
Erinnert mich ein bißchen an die "Gorilla"-Sache, die ich letztens im Focus gelesen hab. Da gab es diese Studie wo Menschen in weißen und schwarzen hemden sich Basketbälle zugeworfen haben und Probanden nur die Pässe von denen in den weißen Hemden zählen sollten. Während des Versuchs lief ein Mann als großer schwarzer Gorilla verkleidet durch die Szene, wirklich langsam. Nach dem Versuch wurden die Probanden gefragt ob ihnen irgendwas aufgefallen war während des Zählens. Die meisten hatten den Gorilla nicht gesehen ;)
Auch das Sehen unterliegt der Gewohnheit. Die großen genies unserer Zeit waren nicht unbedingt intelligent, sie hatten oft nur andere Blickwinkel.
Ich bemühe mich so oft wie möglich meinen Kleinkind-Blick einzusetzen. Zum Beispiel wenn ich das Bild eines Elefanten sehe...ich weiß, es ist ein Elefant, groß, grau, massiv, Afrika etc. Ich versuche es immer wieder neu zu sehen. Es ist schwer zu beschreiben, aber es fühlt sich dann immer anders an.
 
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