Info Vaterschaftstest

Themenstarter
Beitritt
10.01.04
Beiträge
72.791
....
Ein Vaterschaftstest meint ein Abstammungsgutachten, welches die Frage klärt, ob ein Mann der biologische Vater eines Kindes ist.

Seit etwa fünf Jahren ermöglicht der technische Fortschritt eine bezahlbare überprüfung von Verwandtschaftsverhältnissen auch für den privaten Gebrauch. Zuvor wurden DNA-Analysen hauptsächlich bei polizeilichen Ermittlungen und gerichtlichen Verfahren verwendet. Mit den sinkenden Kosten für die Analyse der Erbsubstanz boten auch vermehrt private Labore Vaterschafts-, Geschwister- und Abstammungstests an, so dass sich in den letzten Jahren ein florierender Markt entwickelte. Laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung wurden allein in Deutschland 2004 40.000 Vaterschaftstests durchgeführt . So erhielt das Thema eine gesellschaftliche Brisanz, die sowohl Politiker als auch Juristen seit 2004 in zunehmendem Maße beschäftigte.
Vorläufiger Höhepunkt der gesellschaftlichen und juristischen Beschäftigung mit Vaterschaftstests war das Urteil des Bundesgerichtshofes vom 12. Januar 2005 , über welches alle Medien bis hin zu den Tagesthemen und dem Spiegel ausführlich berichteten. Der BGH beschäftigte sich mit der Frage der juristischen Verwertbarkeit so genannter "heimlicher" Vaterschaftstests. "Heimlich" bedeutet hier, dass DNA-Material des Kindes ohne dessen Zustimmung, bzw.ohne die Zustimmung der Mutter zur Prüfung an ein Labor gegeben wird. Der BGH kam zu dem Ergebnis, dass ein solcher "heimlich" durchgeführte Vaterschaftstest keinen Anfangsverdacht für eine Vaterschaftsanfechtungsklage begründe. Er stellte fest, dass die DNA-Analyse des genetischen Materials eines Menschen ohne dessen Wissen und Zustimmung das allgemeine Persönlichkeitsrecht in seiner Ausformung als Recht auf informationelle Selbstbestimmung verletze (Art. 2 Abs. 1 GG). Dieses Grundrecht stehe nicht hinter dem Recht des Klägers auf Kenntnis des Bestehens oder Nichtbestehens seiner Vaterschaft zurück.
Der weiteren Argumentation des Klägers, dass die Weigerung des Kindes, in Abstammungsgutachten einzuwilligen, ein Anfangsverdacht darstelle, folgte das Gericht ebenfalls nicht. Der BGH bestätigte damit der Rechtsprechung des Oberlandesgerichts und des Amtsgerichts.
Die gesellschaftlichen Diskussion über dieses Thema wird jedoch weiterhin geführt. Vor allem Verfechter von Vater- und Männerrechten sehen in diesem Urteil ein Symbol für die untergeordnete Rolle, die der Mann im Familienrecht spiele. Denn im Gegensatz zur Mutter, die sich ihrer Mutterschaft sicher sein kann, bleibt den Vätern oft nur das Vertrauen in die Aussage der Mutter ihres Kindes.
Stellen Männer ihre Vaterschaft offen in Frage, kann dies zu einer enormen Belastungsprobe für die Familie und die Beziehung werden. Eine naturgegebene Sicherheit gibt es für die Väter nicht. Es wäre aber technisch machbar, einen routinemäßigen DNA-Vergleich bei der Geburt eines Kindes einzuführen.
Schon Aristoteles behauptete: "Mütter lieben ihre Kinder mehr, als Väter es tun, weil sie sicher sein können, dass es ihre sind."
Die zweifelnden Väter werden von den finanzkräftigen privaten Laboren unterstützt. Deren Motivation ist klar: die heimlichen Vaterschaftstests sind ihre "Cash-Cow"! So erzielte allein die Marktführerin humatrix AG - im vergangenen Jahr einen einstelligen Millionenumsatz nur mit anonymen Vaterschaftstests.

Abstammungsgutachten bei privaten Laboren erweisen sich jedoch in gewisser Weise als problematisch....
Vaterschaftstest: Was muss ich wissen?

Auf dieser Seite finden sich auch noch Gerichtsurteile zum Thema, Informationen zum Kindergeld und Unterhalt.

Gruss,
Uta
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Vaterschaftstest

Wie funktioniert ein Vaterschaftstest?
Das Prinzip ist einfach: Es werden genetische Merkmale von Kind und Vater untersucht und verglichen. Man wählt solche Merkmale aus, in denen sich die Menschen in der Bevölkerung allgemein stark unterscheiden. Es ist heute sehr einfach, jedem einzelnen Menschen ein ganz spezifisches Muster solcher Merkmale zuzuweisen. Wenn ein Mann anhand solcher Merkmale als Vater eines Kindes nicht ausgeschlossen werden kann, dann ist es zugleich sehr unwahrscheinlich, dass irgendein anderer Mann zufällig die gleiche Merkmalskombination trägt und ebenfalls als Vater in Frage kommt. Auch der Vaterschaftsausschluss ist mit dieser Methode einfach: Wenn ein Mann tatsächlich nicht der Vater eines Kindes ist, so werden sich die beiden in der Regel gleich in mehreren dieser Marker unterscheiden, und der Ausschluss hat ein hohes Maß an Sicherheit.

Früher verwendete man körperliche Merkmale (z.B. des Gesichts oder der Hautleisten), Blutgruppen und andere biochemische Marker. Das gilt heute weltweit als überholt. Standard ist heute der so genannte "Genetische Fingerabdruck". Mit dem klassischen Fingerabdruck der Hautleisten hat dieses moderne Verfahren nichts zu tun. Es beruht vielmehr auf einer Darstellung der Erbsubstanz selbst, die u.U. aus kleinsten Spuren von Körpergewebe gewonnen werden kann und dann im Labor wie mit einer Kopiermaschine vervielfältigt wird.

Muss das Kind ein bestimmtes Alter haben?
Anders als bei den früher durchgeführten anthropologischen und serologischen Tests, die erst erfolgen konnten, wenn die Merkmale beim Kind ausgereift waren, kann ein Vaterschaftstest mit der Methode des Genetischen Fingerabdrucks technisch gesehen zu jedem Entwicklungszeitpunkt des Kindes durchgeführt werden.


Welche Körpergewebe können für den Vaterschaftstest Verwendung finden?
Blut, Mundschleimhautabstrich ("Speicheltest"), Mundspülflüssigkeit, Haare. Es sollte immer vorab eine Absprache mit dem Labor getroffen werden, welches für die Untersuchung beauftragt wird. Die Labors übersenden meistens Hinweise zur Probenentnahme und Versandmaterial.

Wie groß ist die Aussagesicherheit eines Vaterschaftstests?
Die Aussagesicherheit hängt von der Zahl der untersuchten Merkmale ab und davon, ob auch die Mutter mit untersucht wird. Wenn man etwa 12 der heute im Rahmen des Genetischen Fingerabdrucks üblichen Marker testet und Vater, Mutter und Kind in den Test eingeschlossen werden, so lassen sich praktisch alle Fälle wahrer Vaterschaft mit über 99,9% Aussagesicherheit lösen und praktisch alle "wahren Nicht-Väter" auch tatsächlich von der Vaterschaft ausschließen.

Kann es psychologische und ethische Konflikte geben?
Angesichts der großen psychologischen, rechtlichen und materiellen Bedeutung der Vaterschaft nimmt es nicht Wunder, dass mit ihrer Abklärung häufig großer emotionaler Stress verbunden ist.

Immer wieder wird die Frage diskutiert, ob ein "amtlicher" Vater etwaige Zweifel an seiner Vaterschaft auch an der sorgeberechtigten Kindesmutter vorbei abklären lassen darf. Manch ein von Zweifeln geplagter Vater möchte sein Zweifel lieber zuerst einmal "im Stillen" abklären, in dem verständlichen Wunsch, zunächst niemand sonst zu beunruhigen. Hierzu gibt es noch keine Rechtssprechung.

Gelegentlich wird der Wunsch geäußert, einen Vaterschaftstest bereits vorgeburtlich durchführen zu lassen - manchmal ohne, manchmal mit dem Hinweis, dass die Frage der Fortsetzung der Schwangerschaft vom Ausgang des Tests abhängen würde. Hier gibt es Situationen, die gesetzlich geregelt sind, z.B. die "kriminologische Indikation" zum Schwangerschaftsabbruch. Außerhalb solcher klar beschreibbarer Situationen gibt es ethischen Dissens. Die Deutsche Gesellschaft für Humangenetik empfiehlt ihren Mitgliedern, "Normalmerkmale" (also auch die Vaterschaft) vorgeburtlich nicht zu untersuchen. In einigen Ländern Europas (Belgien, Italien) gibt es keine derartigen Empfehlungen, und Schwangerschaftsabbrüche aufgrund pränatal nachgewiesener "unerwünschter" Vaterschaft werden dort durchgeführt.

Vaterschaftstest
Liebe Grüsse
pita
 
Vaterschaftstest

...
Ausnahmsweise jedoch kann ein pränataler Test durchgeführt werden, wenn aus medizinischen Gründen eine Amniozentese oder ähnliches durchgeführt wird.
...
... bietet auch Vaterschaftsgutachten an, die von Privatpersonen in Auftrag gegeben werden können. Dabei muß jedoch gewährleistet sein, dass die Abnahme der Proben unter Vorlage des Personalausweises unter Aufsicht einer dazu ermächtigten Person (z.B Arzt) vorgenommen wird. Der derartiges privat veranlasstes Gutachten wird in der Regel von den Gerichten, Jugendämtern und anderen Behörden anerkannt.....
Vaterschaftstest nach der PCR-Methode - Labtest

Gruss,
Uta
 
Vaterschaftstest

Das ist schlecht recherchiert - siehe
www.juwi.org/downloads/juwi0106.pdf
da machten zwar 2004 Vaterschaftstest 90% des Gesamtumsatzes von rund 1.1 Mio Euro aus - aber nicht "heimliche Vaterschaftstests", deren Anteil auf vca. 40% des 90% Anteils am Umsatz geschätzt wurden. Das ist dann kein einstelliger Millionenbetrag mehr:)
Und das war 2004, wo sich die seriösen Anbieter noch nicht mit vielen anderen den Markt teilen mußten...
Leider werden in Deutschland solche Themen immer wieder verzerrt - und führen dann zur Aktionen wie dem neuen Gendiagnostikgesetz, das nun dafür sorgt, daß Väter kein Recht mehr darauf haben, zu wissen, ob sie der Vater sind.
 
Oben