Unabhängige Patientenberatung Deutschlands noch unabhängig?

James

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Hallo
bisher konnte man der UPD (Unabhängige Patientenberatung Deutschlands) tatsächlich auch ihre Unanbhängigkeit bescheinigwen und sie ist im Interesse der Patienten auch gegen die Interessen der Kassen und Ärzte eingetreten. Nachdem sich das Modell bewährt und etabliert hat wird es nun neu ausgeschrieben und dabei verliert es mit aller Wahrscheinlichkeit auch ihre finanzielle Unabhängigkeit von den Krankenkassen. Der bisherige Betreiber führt, so bekannt es auf Betreiben der Kassen nicht weiter. Wer die Patientenorganisation übernehmen wird steht noch nicht genau fest.:mad:
Weitere Infos:
Unabhängige Patientenberatung: Bleibt die UPD unabhängig? - SPIEGEL ONLINE
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: UPD - verliert die Unabhängigkeit

Das wäre schade. Ich wurde schon mal recht engagiert beraten von dem Verein - auch durchaus "systemkritisch".

Gruß
Kate
 
AW: UPD - verliert die Unabhängigkeit

Ich habe etliche Patienten, die einen med. Behandlungsfehler vermuteten zur UPD vermittelt und positive Rückmeldungen erhalten. Deshalb hatte ich den Eindruck, dass dort wirklich zum Wohle des Patienten gearbeitet wird. Auch hat die UPD Lücken der Versorgung aufgedeckt. Ich kann mir schon vorstellen, dass es einigen Lobbyisten und den Kassen gegen den Strich geht und diese Rückkehr zu den alten Mauschelverhältnissen wünschen.
 
UPD - verliert die Unabhängigkeit

Ja James,

diese Entwicklung kann man schon skandalös nennen. :mad:
Verständlich wird es in diesem kurzen Video erklärt.

"Inzwischen wird der Protest immer lauter. Politiker melden sich zu Wort und eine Online-Petition wurde gestartet."

Video: Patientenberatung Unabhängigkeit gefährdet?
plusminus, DasErste vom 29.07.15

Jeder zerrt mit seinen Interessen am Patienten, da ist die Pharmaindustrie, da sind Apotheken, da sind die Ärzte, Krankenhäuser, Pflegedienstleistungen und andere. Und es kommt darauf an, mit der UPD eine dritte Säule im Gesundheitswesen aufzubauen, wo der Patient weiß, er wird gut beraten und auch unterstützt bei der Wahrnehmung seiner Interessen, auch gegenüber Krankenkassen."

Mit dieser Unabhängigkeit könnte jedoch bald Schluss sein. Denn ab 2016 soll das Duisburger Unternehmen Sanvartis die Beratungen durchführen.

PETITION:

Bewahren Sie die Unabhängigkeit der Patientenberatung Deutschlands (UPD)
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: UPD - verliert die Unabhängigkeit

Danke für den Link, Kari!
Ist schon unglaublich, wie sich "Unabhängigkeit" definieren darf...
Bisher vermittelte ich etliche Patienten an die UPD. Ob das so bleiben kann wird sich zeigen. Zum Glück gibt es auch noch einige Selbsthilfegruppen, die sich mit dem Thema beschäftigen.
 
UPD - verliert die Unabhängigkeit

Hier mal ein Auszug aus der Petition:

"Über 80.000 Fragen im Jahr - unabhängig, kostenfrei und kompetent. Die Berater_innen konnte man bisher in zwanzig Städten persönlich, telefonisch und online erreichen. Die UPD nimmt jährlich tausende Beschwerden über Krankenkassen, Ärzte und Krankenhäuser auf und unterstützt Patient_innen in Konfliktfällen.

Doch jetzt steht die UPD vor dem Aus! Am 10.07.2015 wurde der jetzigen UPD mitgeteilt, dass sie im Vergabeverfahren nicht den Zuschlag bekommen solle.

Stattdessen soll ausgerechnet der Call-Center-Betreiber Sanvartis GmbH den Zuschlag bekommen.

Das Problem: Dieses Call-Center ist alles andere als unabhängig. Sanvartis arbeitet seit Jahren für verschiedene Krankenkassen und die Pharmaindustrie. Jede_r Dritte, die/der heute bei der Krankenkasse anruft, landet im Call-Center von Sanvartis.

Kann ein Unternehmen, dass auf der einen Seite Call-Center für Krankenkassen betreibt, Patient_innen bei Konflikten neutral beraten? Kann ein Unternehmen, dass Dienstleistungen für Pharmakonzerne anbietet, auch „gute Tipps” bei Problemen mit Medikamenten erteilen? Interessenkonflikte sind vorprogrammiert.

Die UPD hingegen versteht sich als Lotse, Wegweisende und Beratende. Sie ist frei von Interessen der Krankenkassen, Ärzte und der Pharmaindustrie.

Die Krankenkassen wollen also eine angesehene, gut vernetzte und unverzichtbar gewordenen Kritikerin loswerden. Hinter verschlossenen Türen, haben der Spitzenverband der Krankenkassen und der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU) entschieden, dass ab nächstem Jahr Sanvartis den Zuschlag erhält!"

Fettdruck von mir...
:mad::mad::mad:
 
UPD - verliert die Unabhängigkeit

und auch im Deutschen Ärzteblatt Protest:
Warnung vor Beschädigung einer unabhängigen Patientenberatung
30. Juni 2015
Vorab bekannt gewordene Planungen des GKV-Spitzenverbandes (Spibu), die gesetzlich vorgeschriebene Patientenberatung offenbar krankenkassennäher zu organisieren, stoßen bei den Institutionen der Heilberufe auf massive Kritik. Bundesärztekammer, Kassenärztliche Bundesvereinigung, Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung und Bundeszahnärztekammer sehen die Unabhängigkeit und Neutralität der Beratung bedroht. Sie forderten den Patientenbeauftragten der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU) auf, die vorgesehene Vergabeentscheidung zu revidieren.

Bisher stellen die Krankenkassen rund fünf Millionen Euro jährlich zur Verfügung. Von 2016 an sollen es neun Millionen Euro sein. Mit dem Geld wird bislang die Unabhängige Patientenberatung (UPD) finanziert, die Ratsuchende zu gesundheitlichen und gesundheitsrechtlichen Fragen informiert. Es gibt mehr als 20 regionale Anlaufstellen, doch der größte Teil der Beratungen findet telefonisch statt. Die UPD berät seit 2006 kostenfrei, zunächst im Rahmen eines Modellprojekts, seit 2011 in der Regelversorgung. Ihre Leistungen hat der Spibu ab 2016 im Einvernehmen mit dem Patientenbeauftragten für einen Zeitraum von sieben Jahren neu ausgeschrieben.

Vorwurf: Beratung als Dienstleister der Krankenkassen

Nach Darstellung der vier Organisationen soll ein Call-Center, das schon für die Krankenkassen tätig war, die telefonische Patientenberatung übernehmen. Dies „konterkariert den Anspruch der bisherigen Unabhängigen Patientenberatung Deutschlands an eine fachlich kompetente Beratung völlig“, kritisieren die Vertreter der Heilberufe. „Hier soll eine etablierte, anerkannte und mitunter den Krankenkassen unbequeme Patientenberatung zu einem willfährigen Dienstleister auf der Lohnliste der Krankenkassen umfunktioniert werden.“ Die Kassen stellten mit diesem Vorhaben einmal mehr unter Beweis, dass sie an einer neutralen und sachgerechten Information von Patienten und Versicherten kein echtes Interesse hätten, hieß es.

Grüne kritisierten schon 2014 Interessenkonflikt der Kassen
Die Erhöhung der Fördersumme geht wesentlich auf das Engagement der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen zurück. Sie hatten dafür im Frühjahr 2014 geworben. Eine entsprechende Änderung wurde dann von der schwarz-roten Koalition mit dem GKV-Finanzstruktur- und Qualitäts-Weiterentwicklungsgesetz verankert. Die Grünen hatten damals aber auch gefordert, das Ausschreibungsverfahren zu ändern. Ihre Begründung: Die Krankenkassen könnten in Interessenkonflikte kommen, weil sie einerseits die UPD finanzierten und diese andererseits Ratsuchende in Konflikten mit den Kassen unterstütze. © Rie/EB/aerzteblatt.de
 
"Wer da glaubt, dass eine Krankenkasse immer zum Wohle des Patienten arbeitet...der glaubt auch an den Weihnachtsmann"

:idee:

Dafür mitverantwortlich ist Karl-Josef Laumann, der Patientenbeauftrage der Bundesregierung, zuständig für das Wohl der Patienten.
Warum die Wahl auf Sanvartis fiel?

Welches Ziel die Kassen verfolgen

Laut UPD werden die Versicherten nicht ausreichend über ihre Rechte informiert, Zahlungen werden hinausgezögert oder ganz verweigert. Die Kassen drücken sich. Darüber informiert die UPD auch die Öffentlichkeit.

Mit der Beauftragung von Sanvartis könnten die Kassen dieses Ärgernis elegant aus dem Weg räumen. "Ein Unternehmen, das einen sehr großen Teil seines Umsatzes mit dem Ziel der Gewinnerzielung mit gesetzlichen Krankenkassen macht, hat einfach objektiv große Hemmungen, kritisch gegenüber den Kassen zu sein, man beißt nicht die Hand, die einen füttert", sagt Prof. Rolf Rosenbrock, Beirat der UPD.

Am Ende wird die Neuvergabe der Patientenberatung wohl auf Kosten der Versicherten gehen. Die könnten im Kampf mit ihrer Krankenkasse in Zukunft auf sich allein gestellt sein.
:mad:

Ich selbst habe miterlebt, mit welch unlauteren Mittel versucht wurde (durch nachweislich falsche Angaben), mein Erwerbsunfähigkeits-Rentenverfahren zu meinen Ungunsten beeinflussen. Nur dank guter Aufklärung und Unterstützung von unabhängiger Seite konnte ich mich erfolgreich widersetzen.
 
Auch ich habe nicht nur diese (Erwerbsunfähigkeitsverfahren) negative Erfahrung gemacht, sondern bin zusätzlich von der K-Kasse und deren med. Dienst in meinem berechtigtem Verfahren wegen Ärztepfusch weder unterstützt worden noch habe ich Hilfe und Rat erhalten. Erst durch gerichtliche Entscheidungen bin ich nach fast 10-jährigem Kampf zu meinem Recht gekommen. Hätte mir dabei nicht eine Selbsthilfeorganisation Betroffener zur Seite gestanden, wäre ich mit Sicherheit gescheitert. Aus diesen Erfahrungen entstand letztlich auch meine Motivation hier als Mod ehrenamtlich tätig zu sein.
 
Auch ich habe nicht nur diese (Erwerbsunfähigkeitsverfahren) negative Erfahrung gemacht, sondern bin zusätzlich von der K-Kasse und deren med. Dienst in meinem berechtigtem Verfahren wegen Ärztepfusch weder unterstützt worden noch habe ich Hilfe und Rat erhalten.

Hallo James,

auch ich kann ein Lied davon singen, was hier alles falsch läuft. Damals, 1992, ging es mit Berufsunfähigkeit los. Da ich von Berufsgenossenschaften nichts wußte, Internet gabs noch nicht, waren zunächst Krankenkasse und kurz drauf das Arbeitsamt gefragt. Falls es die UPD schon gab, erfuhr ich davon nichts.

Bis ich mir einigermaßen Überblick verschafft hatte, die richtigen Ansprechpartner fand, stand ich gleich zwischen vielen Stühlen - Arbeitgeber, Arbeitsgericht, Arbeitsamt, Berufsgenossenschaft, BfA, Krankenkasse, Versorgungsamt, nicht zuletzt X Ärzte. Keiner wollte zuständig sein, alle lehnten ab.

Beim Arbeitsamt, damals noch mit guten Mitarbeitern, die wirklich beraten haben und mit einem ehrenamtlichen Rentenberater der BfA bekam ich die entscheidenden Ratschläge. 2002 endete das vor dem Sozialgericht, die Entscheidung fiel dann 2006 zu meinen Gunsten aus, wahrscheinlich, weil ich in meinem Schriftsatz erstmals den Behandlungsfehler bei einer OP von 1977 schilderte. Ich war vorher gar nicht auf die Idee gekommen das anzuführen, weil es schon so lange zurück lag. Da noch auf Schadensersatz zu klagen unterließ ich, weil mir die Kraft dazu inzwischen fehlte.

14 Jahre Marathon durch die Instanzen... Das zeigt wie wichtig eine unabhängige Patientenberatung ist.

Gruß,
Clematis
 
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Man kann sich als nicht Betroffener es gar nicht vorstellen wie es läuft: Erst wird man ernstlich krank und muß in eine Klinik. Dann können dort Fehlentscheidungen getroffen werden wodurch man dauerhaft seine Arbeitsfähigkeit verliert. Auf einmal ist man nicht nur seine Unversehrtheit los, verliert den Job und seine Einkünfte sondern es wenden sich auch Teile (Ehepartner, Verwandte, Freunde USW.) seines Umfeldes ab und letztlich sitzt man allein mit dem ganzen Ballast. Das ist für viele Menschen so belastend, dass man allein sein Recht nicht mehr durchsetzt oder durchsetzen kann. Man fällt in ein Loch! Ohne wirkliche Hilfe von außen ist das nicht zu schaffen. Ich hatte das Glück über das Internet eine Selbsthilfeorganisation zu finden über die ich nicht nur Trost sondern auch praktische Hilfe erhielt. Die UPD gab es damals noch nicht und so wählte ich den Weg über die Schlichtungsstelle der Ärztekammern, erhielt von dort auch die Bestätigung der Behandlungsfehler der Haftpflichtversicherer der Klinik sowie die Berufsunfähigkeitsversicherung jedoch ließen mich auflaufen. So mußte ich jeweils Klagen und die Sache gerichtlich klären. Eine wirklich nervenraubender Weg!
 
Boah, eben habe ich nach Sanvartis gegoogelt, die sitzen auch für die Techniker Krankenkasse am Telefon. Qualität durchschnittlich (was waren das noch für Zeiten, als man noch gleich die kompetenten Mitarbeiter der TK sprechen konnte) und der Arztservice bis auf eine Ausnahme grottenschlecht. Ebenso der Arzterminservice! Und die sollen die Patientenberatung bekommen :schock:

„Wir sind ganz vorne angekommen“ — Pharma Relations
 
Bisher haben noch nicht einmal 25.000 Bürger die Petition unterschrieben! Beschämend, wenn nur Betroffene für das Recht kämpfen unabhängig beraten zu werden. Leute, denkt daran...es kann jederzeit jeden treffen. Niemand ist auf der sicheren Seite.
 
"Wer da glaubt, dass eine Krankenkasse immer zum Wohle des Patienten arbeitet...der glaubt auch an den Weihnachtsmann"
Ärzteblatt
5. August 2015
Bundesversicherungsamt: Kassen wollten Einfluss auf ärztliche Diagnosen nehmen

Das Bundesversicherungsamt (BVA) hat die Praxis einzelner Krankenkassen gerügt, Vertragsärzte dazu zu bewegen, Diagnosedaten nachträglich zu ändern. … Im Jahr 2014 seien erneut Fälle bekannt geworden, in denen Krankenkassen im Rahmen von Wirtschaftlichkeitsprüfungen darauf hingewirkt hätten, dass Vertragsärzte Diagnosedaten nachträglich erheben oder korrigieren, ..., erklärt das BVA.

Konkret hätten die betreffenden Krankenkassen den Vertragsärzten „Vorschlagslisten mit vorgeblich fehlenden oder ‚inkorrekten‘ versichertenindividuellen Diagnosen übermittelt, deren Bestätigung zur Einstellung weiterer Prüfungstätigkeiten beziehungsweise ‚zur Vermeidung von Wirtschaftlichkeitsprüfungen‘ führt“.

Die sodann an die Kassenärztlichen Vereinigungen von vielen Ärzten nachgemeldeten Diagnosedaten seien überwiegend solche, die wegen Morbiditätsorientierung des Risikostrukturausgleichs (RSA) für die Höhe der Zuweisungen aus dem Gesundheits¬fonds relevant seien, rügt das BVA. Hintergrund dieses Vorgehens einzelner Krankenkassen war es demnach, durch eine nachträgliche Änderung der Diagnosedaten mehr Geld aus dem Risikostrukturausgleich zu erhalten.

Das Vorgehen, bei fehlenden oder „unpassenden“ Diagnosedaten aus vorhandenen Arzneimittelverordnungen heraus eine vom Wirkstoff ausgehende Zuordnung zu Krankheiten oder gar Diagnosen vorzunehmen und die so „ermittelten“ Diagnosen über Falllisten via Kassenärztliche Vereinigung durch die Ärzte „bestätigen“ zu lassen, sei weder datenschutzkonform noch legitimer Prüfansatz im Sinne der Wirtschaftlichkeitsprüfungen, kritisiert das Bundesversicherungsamt. Das BVA hat nach eigenen Angaben daher „mehrere aufsichtsrechtliche Verfahren eingeleitet, die überwiegend noch andauern“. …

Krankenkasse bittet Vertragsärzte, lukrative Diagnosen zu stellen
Dasselbe gelte für die in einem weiteren Fall aufgetretene Konstellation einer „zukunftsorientierten Kodierberatung“ der Vertragsärzte durch Vertreter der Krankenkassen …Zwar würden dabei weder Daten nacher¬fasst noch würden bisherige Abrechnungen infrage gestellt. „Allerdings handelt es sich nicht um eine allgemeine Beratung über die Bedeutung der Diagnosekodierung im System des RSA am Beispiel fiktiver oder vollständig anonymisierter Fälle. Vielmehr werden den Ärzten versichertenbezogene Referenzlisten mit ergänzenden Hinweisen zur (chronischen) Morbidität des Versicherten mit der Bitte übergeben, diese als Dauerdiagnosen in die Patientenakte einzutragen und die Diagnosen regelmäßig zu kodieren“, schreibt das BVA.

Tätigkeitsbericht des Bundesverisicherungsamts
Das Bundesversicherungsamt hält die Übermittlung solcher Befunderhebungshypothesen an Vertragsärzte ebenso für datenschutzwidrig, wie die an den Vertragsarzt gerichteten Erwartungen eine unzulässige Einflussnahme darstellen. Der Arzt allein müsse entscheiden, ob und welche Diagnose sich aktuell als Behandlungsanlass darstelle und ob und welche Leistungen diese auslöse. © fos/aerzteblatt.de
 
Leider steht ab jetzt die "Unabhängikeit" nur noch auf dem Papier!
Hier das Schreiben, welches über Campact veröffentlicht wurde:
"
Unabhängigkeit abgeschafft
Peter Wesche & Gregor Bornes
Deutschland

7. Jan. 2016 — Liebe Unterzeichnerinnen und Unterzeichner der Kampagne zur Rettung der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD),
vielen vielen Dank für Ihre Unterschriften, Ihre Unterstützung und die positiven Kommentare, die uns erreicht haben.
Leider hat alles Kämpfen nicht den gewünschten Erfolg gebracht.
Herr Kiefer vom GKV- Spitzenverband und Herr Laumann, "Patientenbeauftragter" der Bundesregierung, haben sich von Ihrem Vorhaben nicht abbringen lassen. Sie wollten unbedingt die alten Träger der UPD abschaffen und das haben sie auch geschafft. In der Öffentlichkeit behaupten sie nun, sie hätten gar nicht anders gekonnt, weil das andere Angebot besser gewesen sei.
Herr Laumann redet außerdem schlecht über die alte UPD. Sie sei wenig bekannt und schlecht erreichbar gewesen. Ehrlich wäre: Die alte UPD war schlicht an ihren Grenzen angelangt. Mehr Bekanntheit hätte eine noch schlechtere Erreichbarkeit bedeutet. Gerade diese beiden Probleme waren für den Gesetzgeber handlungsleitend bei der Reform des § 65b 5. Sozialgesetzbuches. Hier wurden die Krankenkassen verpflichtet, mehr Geld für die zukünftige UPD bereit zu stellen. Auch die bisherige UPD hätte sehr viel mehr Beratung angeboten und mehr auf sich aufmerksam gemacht.

Alle rechtlichen Schritte, die von den bisherigen Trägern der UPD unternommen wurden, waren nicht erfolgreich. Die Überprüfung der Vergabeentscheidung erfolgte beim Bundeskartellamt bzw. seiner Vergabekammer (Kosten: über 100.000 €!). Das Urteil dieser Kammer macht aus der Unabhängigkeit, die in der bisherigen UPD gelebt wurde, eine Farce. Aus Sicht der Vergabekammer reicht es, eine neue GmbH zu gründen. Wer (wie hier Sanvartis) der Gesellschafter einer solchen Neugründung ist, spielt keine Rolle. Hauptsache der Geschäftsführer und das Personal sind nur für die neue UPD tätig. Wenn man das konsequent zu Ende denkt, könnten auch die Krankenkassen selbst, die Pharmaindustrie oder eine Organisation der Ärzteschaft „unabhängige“ Patientenberatung machen. Absurd.
Die Politik ist nach großen Worten sehr vorsichtig geworden und will nun „erst einmal beobachten“. Mittlerweile ist die neue „U“PD von Sanvartis ans Netz gegangen und die ersten Ratsuchenden werden schon ihre ersten Erfahrungen mit ihr gemacht haben. Wir sind gespannt, welche Rückmeldungen wir bekommen!
Wenn Sie Interesse haben, wie die Kampagne bisher gelaufen ist und was sich auch in der nächsten Zeit tut, schauen Sie doch einmal auf der Website Für unabhängige Patientenberatung | Die UPD muss weiter unabhängig, patientenorientiert und evidenzbasiert arbeiten! vorbei!
Diese Petition werden wir in Kürze beenden, dazu arbeiten wir gerade an einer abschließenden Aktion.
Herzliche Grüße,
Gregor Bornes und Peter Wesche
"

Wer möchte kann sich hier weiter informieren: Für unabhängige Patientenberatung | Die UPD muss weiter unabhängig, patientenorientiert und evidenzbasiert arbeiten!

Gruß, James
 
Im März 2009 hatte ich dazu mal recherchiert.

Die gesetzlichen Krankenkassen fördern den Modellverbund über einen Zeitraum von fast fünf Jahren mit etwa 25 Millionen Euro.

Der jetzt gestartete Modellverbund UPD wird in den nächsten Jahren wissenschaftlich begleitet und ausgewertet

Die UDP wird gemäß SGB V "Zurverfügungstellung von finanziellen Mitteln" von den Krankenkassen finanziert

Hier zum Thema:
Die UPD ist keine neue Partei
CSN - Forum • Thema anzeigen - Die UPD ist keine neue Partei
 
Im März 2009 hatte ich dazu mal recherchiert.

Der jetzt gestartete Modellverbund UPD wird in den nächsten Jahren wissenschaftlich begleitet und ausgewertet

Hallo Juliane,

eine kleine Klarstellung: diese Auswertung bezieht sich auf 2009 bis 2014.
Das Wörtchen "jetzt" läßt, da heute geschrieben, an eine Auswertung ab 2016 denken... zumal die drei kleinen Absätze nicht als Zitat gekennzeichnet sind ;).

Liebe Grüße,
Clematis
 
Bis 2015 war ja alles wie es sein sollte! Die UPD war wirklich unabhängig auch wenn ihre Finanzierung über eine Abgabe der Krankenkassen lief. Das ist auch so vom Gesetz her vorgeschrieben. Was sich ab diesem Jahr geändert hat ist der Träger. Diesem kann man keine Unabhängigkeit mehr bescheinigen, da er gleichzeitig für die Kassen und Pharma als Call Center im Kundendienst tätig und somit abhängig ist.

Anmerkung an Juliane50: Zitate bitte immer kennzeichnen!
 
Hallo Clematis und James ,

ja, sorry, da habe ich die Gänsefüßchen vergessen.

Lässt sich aber jetzt nicht mehr korrigieren.

LG Juliane
 
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