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über den Widerstand der anderen nicht nur enttäuscht, das wäre vielleicht jeder. Sondern er war gekränkt. Das ist der gravierende Unterschied. Er konnte es nicht fassen, dass sie nicht sahen, wie bahnbrechend seine Ideen waren. Narzissten erkennt man schnell daran, dass Sie keine Kritik ertragen und auf Widerspruch äußerst aggressiv reagieren.
„Was können Sie für mich tun?“ fragte der Klient.
Das war eine raffinierte Frage. Die meisten Klienten fragen mich nämlich, ob ich ihnen helfen kann. Mein Narzisst fragte danach, ob ich ihm zu Diensten sein kann.
Den Narzisst erkennen geht leicht. Mit ihm zu arbeiten ist herausfordernd.
Schnell hat man ihren Respekt verloren und sie verachten einen. Wenn man aber versucht, zu direkt sich Respekt zu verschaffen, hat man auch verloren. Am besten, man signalisiert durch sein Tun, dass man sich ihnen gewachsen fühlt – und weckt ihre Neugier.
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Narzissten haben in ihrer Kindheit früh erlebt, dass sie nicht um ihrer selbst geliebt wurden. ... Strategie, in der er seine Ohnmachtsgefühle und Abhängigkeitsängste hinter Größen- und Allmachtsphantasien zu verstecken sucht. ... Aus der Not, nicht um seiner selbst willen geliebt zu werden, entwickelt das Kind ein Größenselbst, also ein überhöhtes Ideal von sich selbst, verbunden mit dem Glauben, tatsächlich über allen anderen zu stehen. ... Narzissten sind bei Widerstand oder Kritik nicht enttäuscht, sondern gekränkt. Und reagieren dann oft aggressiv. ... Narzissten sind meistens sehr schlau, vor allem wenn es um die Einschätzung ihrer Umgebung geht. Wenn sie eine Rede halten, spüren sie intuitiv, wie sie das Publikum bei seinen tiefsten Wünschen und Ängsten packen können. Leider sind sie nicht so intelligent, dass sie die Wirkung ihres Tuns auf andere gut einschätzen können. Die ist ihnen auch herzlich egal. Deswegen sind sie kaum empathisch, können das aber gut vortäuschen. ...
Für das, was uns täglich umgibt, sind wir blind. Das gilt vor allem für unsere Persönlichkeit. Wir alle haben ein Selbstbild, das wir selten mit dem Fremdbild anderer Menschen abgleichen. ... Manche Kinder werden früh dazu angeleitet, die narzisstischen Träume eines Elternteils zu erfüllen. ... Wenn er ein ganz normaler Mensch sei, dann müsse er sich ja auch nicht dauernd anstrengend, der Beste zu sein.
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Narzissmus ist ein weites Spektrum. Ich schildere hier den anstrengenden Typ. In der Psychologie gibt es auch den netten, verführerischen Narzissten. Der ist angenehmer im Umgang, aber auch bei ihm muss man auf der Hut sein, sich nicht täuschen zu lassen.
Weitere Fallgeschichten aus meiner Coachingpraxis finden Sie hier:
„Ich hasse meine Mutter und soll sie jetzt pflegen?“
„Ich sei passiv-aggressiv, meint meine Chefin.“
„Ich fühle mich nirgends zugehörig.“
„Meine Zwangsstörung macht mich fertig!“
„Warum sabotieren wir uns selbst?“
„Im Aufschieben bin ich Weltmeister!“
„Mit 45 bin ich immer noch der Juniorchef.“
„Ich bin einfach zu nett!“
„Karriere Top, Privatleben Flop!“
„Ich kann keine Entscheidungen treffen.“
„Ich habe alles erreicht!“
„Delegieren kann ich nicht.“
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