NaHCO3-Infusionen oder Ernährung ?

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22.04.06
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Die Belastung durch überschüssige Säuren kann man in zwei Stadien einteilen:

Stadium 1: Die überschüssigen Säuren befinden sich im Gewebe. Der Körper besitzt (noch) die Kraft, das Blut vor den überschüssigen Säuren zu schützen. Der pH des Blutes ist „in Ordnung“, das Gewebe ist übersäuert. Es gibt für diesen Zustand eine ganze Reihe von Begriffen, z.B. „Chronische Übersäuerung“, „Chronische Gewebe-Azidose“, „Latente Azidose“ .

Stadium 2: Die überschüssigen Säuren haben auch das Blut „erobert“. Der Körper ist nicht mehr in der Lage, das Blut vor den Säuren zu schützen. Gewebe UND Blut sind übersäuert. Begriff: „Azidose“.

Das Stadium 2 erlebt man in der Regel auf der Intensivstation. Es ist ein lebensbedrohlicher Zustand und Eile ist geboten. Unter diesen Umständen entfällt die Verfahrensweise, die überschüssigen Säuren mit Hilfe von Nahrung / Nahrungsergänzung zu dezimieren. Das Stadium 2 ist die Zeit der Infusionen.

Im Stadium 1 hat man in der Regel mehr Zeit. Das ist auch der Zustand, in dem wir uns (wahrscheinlich) befinden. Dieses Stadium ist die Domäne des Faktors „Nahrung / Nahrungsergänzung“.

Das klingt simpel und ist es wohl auch. Wir brauchen uns in der Regel keine Gedanken über Infusionen machen, wohl aber über Speisekarte und Nahrungsergänzung. Natürlich wird es Ausnahmen geben, z.B. Patienten, die, aus welchen Gründen auch immer, den Faktor „Nahrung / Nahrungsergänzung“ nicht effektiv abschöpfen können. Diese Ausnahmen würde ich, um die Klarheit der Aussage nicht zu verwischen, aus dieser kleinen Betrachtung ausklammern.

„Stadium 1“ und „Stadium 2“ sind keine allgemeingültigen Begriffe. Ich habe sie speziell für diesen Beitrag gebildet.

Viele Grüsse
Wero
 
Hallo Wero,

es ist leider überhaupt nicht so simpel, wie es auf den ersten Blick scheint.

Es ist auch eine falsche Annahme, dass im "Stadium 1", wie Du es nennst, die ganze Sache mit einer bewussteren Ernährung hinzubiegen wäre.

Wirkliche Probleme mit einer Übersäuerung kriegen meist ohnehin nicht die (oft vor Gesundheit strotzenden) Zucker- und Weißbrotesser sondern diejenigen, bei denen andere Gründe für eine Übersäuerung vorliegen als die Ernährung. Und das wiederum sind meist die Menschen, die sich sowieso bereits derart gesund und basisch ernähren, da sie sich um ihr Überleben Willen gar nichts anderes leisten können.

Von daher ist das "oder" in Deinem Threadtitel völlig falsch gewählt.

Eine gesunde, basenüberschüssige Ernährung ist mit Sicherheit nicht verkehrt, und diese faul und passiv mit Natroninfusionen ersetzen zu wollen, das wäre völlig fehl-therapiert, und kein verantwortungsbewusster Arzt würde sich auf so etwas einlassen! Aber die Ernährung ist eben bei weitem nicht alleine ausschlaggebend, ob ein Mensch ein Problem mit chronischer Übersäuerung hat oder nicht. Dafür gibt es wesentlich gewichtigere Gründe als die Ernährung, und diese werden leider oftmals völlig unberücksichtigt gelassen. Leider dem von Dir gewählten Threadtitel nach auch hier schon wieder.

Grüße
Lukas
 
Dafür gibt es wesentlich gewichtigere Gründe als die Ernährung, und diese werden leider oftmals völlig unberücksichtigt gelassen.

Hallo Lukas,

die da wären???

Mir bekannt sind Ernährung, Streß, Leistungssport und Sauerstoffmangel.

Was führt noch zu einer Gewebsazidose??? Bei mir war es vermutlich die Ernährung während der Teenie- und der Studentenzeit. Tonnenweise Coca Cola, Zuckerkram und Fertigmenüs. Da wundert mich im nachhinein gar nix mehr.

Bin jetzt konsequent am Remineralisieren und am Entsäuern, aber leider hat sich bisher noch nicht viel getan.
 
Hallo Katharina,



die da wären???

Mir bekannt sind Ernährung, Streß, Leistungssport und Sauerstoffmangel.

Was führt noch zu einer Gewebsazidose???



und dabei übersiehst Du nun die wichtigsten Ursachen für die Übersäuerung, die da wären: diverse Behinderungen oder Erkrankungen und - allem voran - die genetische Disposition.

Selbstverständlich sind die Ursachen, die Du nennst, auch nicht zu vernachlässigen. Aber sie spielen nur eine untergeordnete Rolle. Das wird schon ganz einfach dadurch ersichtlich, dass es z.B. Jahrzehnte einer extrem ungesunden, übersäuernden Ernährungs- und Lebensweise benötigt, bis der Körper tatsächlich nicht mehr in der Lage ist zu kompensieren und säurebedingte Erkrankungen ausbrechen können. Und mit extrem ist nicht gemeint, einmal am Tag eine säuernde Scheibe Brot oder zweimal pro Woche 100 Gramm mageres Geflügel zu essen. Es stimmt zwar, dass viele Menschen bei der leider oft üblichen Ernährungsweise zu viele Säuren und zu wenige Basen zu sich führen, jedoch besitzt der Körper ja auch noch gewisse Ausgleichsfunktionen über diverse Regelkreise. Auch über - maßvolle (im Gegenteil zur übertriebenen) - sportliche Tätigkeit oder leicht fordernde Bewegung an frischer Luft verliert der Körper beispielsweise große Mengen an Säuren. Schon ein ausdauernder Waldspaziergang wirkt ausgesprochen alkalisierend auf den gesamten Organismus. Das ist objektiv messbar. Es muss nicht ALLES immer nur durch Ernährung ausgeglichen werden. Natürlich ist darauf zu achten, dass dem Körper täglich und regelmäßig alle benötigten Nährstoffe zugeführt werden, damit es nicht zu Nährstoffdefiziten kommt, aber eine ausreichende Versorgung kann eben tatsächlich auch der Fall sein, wenn dennoch insgesamt zu viele Säuren mit der Ernährung aufgenommen werden. Außerdem fallen Säuren auch bei körpereigenen Vorgängen an, es gibt nicht nur die durch die Ernährung dem Körper zugeführten Säuren.

Von daher zählen schon einmal alle Behinderungen und Krankheiten, bei denen die Beweglichkeit, die Fähigkeit zu sportlicher Tätigkeit oder auch nur zu ausreichender Bewegung eingeschränkt oder gar nicht möglich sind, zu Ursachen einer durch bloße Ernährungsrichtlinien nicht zu vermeidenden Übersäuerung.
Das ist natürlich auch übertragbar auf all die bewegungsfaulen Menschen, die sich durchaus bewegen könnten... und aber natürlich auch auf diejenigen, die sich vor lauter Überarbeitung nicht auch noch ausgleichend nebenher bewegen können, und deren Arbeit leider aber aus bewegungsarmer Tätigkeit besteht.

Festzuhalten also als ein wichtiger Faktor: Bewegungsmangel (egal ob durch Behinderung oder aus Faulheit).

Natron, die stärkste Base überhaupt, wird im Körper selber hergestellt. Es gibt Erkrankungen, bei der diese Herstellung nicht oder nicht ausreichend geschieht. Auch hier ist mit reiner Ernährung nicht wirklich etwas zu erreichen. Ebenso gibt es Erkrankungen, die aufgrund gesteigerten oxidativen Stresses die Übersäuerung extrem verstärken...

Diverse Erkrankungen also als ein weiterer wichtiger Faktor.

Und nun der Hauptgrund schlechthin für starke Übersäuerung: die genetische Disposition. Das ist vielen Menschen leider nicht bewusst, weil sie über solche Untersuchungen und Zusammenhänge überhaupt nichts wissen. Das geht dann eben über das gemeine "Wissen" hinaus.
Es ist ein zu ausschweifendes Gebiet, um hier auf die vielen wichtigen Dinge hinzuweisen, und man könnte sowieso nie das komplette Feld abdecken - daher hier stellvertretend lediglich ein Beispiel:

Das Gen Superoxiddismutase 2.
Bei mir liegt zum Beispiel eine Mutation dieses Gens (sowie zahlreicher weiterer wichtiger Gene) vor. Träger dieser genetischen Variante haben eine um 50% verminderte SOD2 Enzymaktivität. Es ist erwiesen, dass der oxidative Stress proportional zum Verlust der Enzymaktivität zunimmt. Die Folge daraus ist ein beschleunigter Alterungsprozess der Zellen und damit u.a. ein Fortschreiten knochendegenerativer Prozesse. Außerdem stehen damit neurodegenerative Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, erhöhtes Krebsrisiko unter Schadstoffbelastung etc. etc. in Verbindung.

Alles schon nur durch die eine Mutation in diesem einen Gen. Und es gibt soooo viele Gene!

Alleine schon durch die Erhöhung des oxidativen Stresses geschieht im Körper eine derartige Steigerung an anfallende Säuren (vielleicht vergleichbar mit dem Leistungssport, den Du auch als Übersäuerungsursache nennst... nur mit dem Unterschied, dass der Leistungssport nicht 24 Stunden jeden einzelnen Tag des Lebens praktiziert wird), die nie im Leben mit auch noch so basischer Ernährung ausgeglichen werden könnten.
Wenn zudem noch eine Giftbelastung vorliegt (wie bei vielen Menschen heutzutage) ist es schier unmöglich, selbst mit Baseninfusionen hier einmal eine gewisse Zeit andauernd Besserungen zu erreichen. Es muss dann im Prinzip permanent mit diesen Hilfsmittel gegengesteuert werden. Weitere genetische Mutationen wie z.B. das Fehlen der GST T1-Funktion usw. verstärkt z.B. die Giftbelastung und dadurch natürlich auch wiederum weiter den oxidativen Stress und die daraus folgende weitere und weitere Übersäuerung...
Selbstverständlich dürfen in solchen Fällen nicht auch noch mit einer grundsätzlich säuernden Ernährungs- und Lebensweise die therapeutischen Maßnahmen zusätzlich untergraben werden, das ist klar.

Beobachtungen gehen jedenfalls in die Richtung, dass es Menschen gibt, die mit Zucker, Weißmehl, Pasta etc. keinerlei Probleme haben, auch nach Jahrzehnten noch nicht (und von denen anzunehmen ist, dass sie über eine sehr gute genetische Disposition verfügen), und dass es Menschen gibt, die bei noch so basenreicher gesunder Ernährung ihre chronische Übersäuerung einfach nicht in den Griff kriegen können (und von denen die schlechte und das Ganze erklärende genetische Disposition vielfach nachgewiesen wurde). Das wohl als zwei Extreme. Dazwischen gibt es Menschen, die tatsächlich mit einer verbesserten, säureärmeren Ernährung gegen eine Übersäuerung erfolgreich vorgehen konnten, evtl. mit einer gesteigerten körperlichen Bewegung. D.h. aber nur, dass bei diesen Menschen dieser Schritt eben ausreichend war, um eine überschießende Säurelast im Körper zu beseitigen, nicht dass die Säurelast ausschließlich auf die frühere Ernährung zurückzuführen gewesen wäre. Solche Menschen haben vielleicht nur wenige schlechte Gene und von daher auch nur eine geringere säuernde körperliche Situation, so dass eben eine kleine Verringerung der Gesamtsäurebelastung schon ausreichend für einen spürbaren Erfolg sein kann.

Anders jedenfalls ist es nicht zu erklären, weshalb manche Menschen mit stark säuernder Ernährung und stark übersäuernder Lebensweise wie Alkohol- und Nikotingenuss etc. 70, 80 oder 90 Jahre problemlos und ohne Erkrankungen leben, anderen Menschen ohne all diese Laster und mit von Anfang an gesündester und basenreicher Ernährung die Säuren aber bereits im 15. oder 20. Lebensjahr aus den Ohren raus quellen und der gesamte Organismus völlig vergreist ist.

Fazit:
Hinsichtlich des Säureproblems sind Veränderungen im Feintuningbereich durchaus mit einer verbesserten Ernährung zu erreichen. Für das Gröbere bedarf es außerdem noch gesteigerte körperliche Bewegung an der frischen Luft und möglichst Giftemeidung in jeglicher Form.
Die wirklich gewichtigen Gründe der schweren Übersäuerung sind aber leider im nicht-beeinflussbaren Bereich zu suchen, nämlich eben in der genetischen Disposition. Und je schlechter diese ist, desto größer die notwendigen therapeutischen Anstrengungen, dagegen anzukämpfen, und zwar lebenslang und regelmäßig. Und ein Teil dieser therapeutischen Anstrengung liegt in der Verabreichung von Natron-Baseninfusionen.

Grüße
Lukas
 
Hallo Lukas,

na das war mal eine ausführliche Antwort! Vielen Dank!

Davon habe ich in der Tat noch nie gehört, und das obwohl ich schon eine Menge Literatur zum Thema gewälzt habe.

Hast Du das alles selbst recherchiert oder hast Du hierzu einen Literaturtipp?
 
Ein anderer Punkt ist die Medikamenteneinnahme. Die sogenannten Magenschützer Nexium oder Omeprazo, redzuieren nichjt nur die Magensäure sondern auch die Bicarbonatproduktion des Körpers. Da kann der Mensch dann auch 100% Basen zu sich nehmen und wird trotzdem übersäuern, weil es der Körper nicht in ausreichender Menge herstellen kann.

Nur über die Ernährung eine Übersäuerung zu regulieren ist meiner Meinung nur für die jenigen geeignet die die sogennante Laienliteratur darüber verfassen und sich eine Goldene Nase am Buchverkauf verdienen.

Für einen chronisch kranken wird es in der heutigen Zeit mit den vorhanden Lebensmittel nicht klappen.

Gruß
Spooky
 
Spooky schrieb:
Für einen chronisch Kranken wird es in der heutigen Zeit mit den vorhandenen Lebensmitteln nicht klappen.

Gewiss. Für einen chronisch Kranken, der so denkt, sieht es in der Tat nicht gut aus.

Viele Grüsse
Wero
 
hallo wero,

ich habe nicht so gedacht und es hat trotz 4 bis 5 jahre versuch nicht geklappt...
vielleicht lag der fehler ja sonst wo und nicht im denken...

viele liebe grüsse; shelley :wave:
 
Spooky schrieb:
Für einen chronisch Kranken wird es in der heutigen Zeit mit den vorhandenen Lebensmitteln nicht klappen.

Gewiss. Für einen chronisch Kranken, der so denkt, sieht es in der Tat nicht gut aus.

Viele Grüsse
Wero

Jede Veränderung zum Besseren muß - sofern sie aus eigener Kraft erfolgen soll - , man also nicht auf Glück vertraut, mit der "richtigen Denke" anfangen.
Meine Anregung dazu ware dies: https://www.uni-koeln.de/med-fak/biochemie/biomed/wisspro/haleh_khosreza.pdf

Hallo Wero, dein Text ist super wie immer!
Viele Grüße
Hakushi
 
Danke, Hakushi. Ja, so kann man es sagen. Was zwischen den Ohren nicht losgeht, geht gar nicht los.

Hallo Shelley, ich würde sagen, Du hast keinen Fehler gemacht. Du hast es ausgiebig mit den Basen versucht, und aus dem fehlenden Erfolg würde ich schließen, dass Du nicht (oder vielleicht nicht nur) von den Säuren geplagt wirst. Nicht gut wäre es gewesen, diesen Faktor gleich als sinnlos einzustufen.

Viele Grüsse
Wero
 
Lieber Wero,

weißt du etwas über die genetischen Dispositionen, in Bezug auf den Säuren-Basen-Haushalt, die Lukas anspricht. Natürlich habe ich in der Sache auch nur Erfahrungen über die Ernährung gesammelt.

Herzliche Grüße, Horaz
 
Hallo Lukas,

na das war mal eine ausführliche Antwort! Vielen Dank!

Davon habe ich in der Tat noch nie gehört, und das obwohl ich schon eine Menge Literatur zum Thema gewälzt habe.

Hast Du das alles selbst recherchiert oder hast Du hierzu einen Literaturtipp?



Hallo Katharina,

lass mich doch Dein Literaturtipp sein. :)
Ist irgendetwas unschlüssig geblieben?

Es sind sozusagen die Hintergründe hinter den Hintergründen, und es ist eben ein bisschen mehr Wissen notwendig, als das der breiten Masse inkl. Arzt von nebenan zugängliche. Das zeigt auch dieser Thread wieder eindeutig.

Als Betroffener ist man einfach darauf angewiesen, die Wahrheit herauszufinden. Der "typische" Arzt ist daran ja üblicherweise nicht interessiert. Da stellt die Übersäuerungsproblematik aber auch kein Sonderfall dar sondern bestätigt lediglich einmal mehr die Regel.

Viele machen es sich so furchtbar einfach. Du sagst, dass Du ein Problem mit chron. Übersäuerung hast, und das erste, was Dir - auch und speziell hier im Forum - entgegnet wird, ist: "Stell die Ernährung um!" OHNE dass Dein Gegenüber überhaupt eine Ahnung davon hat, wie Deine Ernährung aussieht und ob daran bzgl. Säureproblematik überhaupt etwas verbesserungswürdig ist. Es wird nämlich gar nicht danach gefragt, wie Deine Ernährungsweise denn eigentlich ist. Das alleine zeigt schon, dass die meisten Leute blind oder unwissend sind bzgl. der tatsächlichen Ursachen für chron. Übersäuerung und über den "Tellerrand Ernährung" nicht hinausblicken können. Und es sind - wieder einmal - die Schwerbetroffenen selber, die die Wahrheit herausfinden müssen.

Wie Wero so treffend formuliert:
Was zwischen den Ohren nicht losgeht, geht gar nicht los.

Grüße
Lukas
 
Hallo Lukas,

zweifelsfrei kann schon ein einziges defektes Gen ein größerer Störfaktor sein als die gesamte Ernährung. Aus der Säure-Basen-Literatur ist mir dieser Faktor allerdings nicht bekannt. Ich kenne keinen einzigen Autor, der auf diesen Faktor hinweist. Aber ich denke, wir werden gern auf Dein Angebot zurückkommen:

Lass mich doch Dein Literaturtipp sein.

Du sagst auch ganz wundervoll:

Es sind die Hintergründe hinter den Hintergründen. Doch als Betroffener ist man einfach darauf angewiesen, die Wahrheit herauszufinden.

Genau.

... vor Gesundheit strotzende Zuckeresser ...

Hmh. Zu unseren Familienfeiern vernichte ich auch 5 Stück Sahnetorte. Wer meine Speisekarte nicht kennt, könnte mir deshalb durchaus den Titel „König der Zuckeresser“ verleihen wollen. Auch das Alter spielt eine Rolle. Ich zitiere mich mal selbst:

Insbesondere in jüngeren Jahren können die Anforderungen des Alltags und die körperlichen Reserven sich so verbünden, daß wir von der Gefahr nicht einmal etwas ahnen.

Ich würde schon sagen, dass eine basenfreundliche Ernährung schon zu empfehlen ist. Und damit liegen wir beide, habe ich den Eindruck, gar nicht so weit auseinander.

Viele machen es sich so furchtbar einfach. Du sagst, dass Du ein Problem mit chron. Übersäuerung hast, und das erste, was Dir - auch und speziell hier im Forum - entgegnet wird, ist: "Stell die Ernährung um!" OHNE dass Dein Gegenüber überhaupt eine Ahnung davon hat, wie Deine Ernährung aussieht und ob daran bzgl. Säureproblematik überhaupt etwas verbesserungswürdig ist.

Richtig. Aber ich kenne in unserem Forum auch Hinweise, die als erstes eine Prüfung vorschlagen.

Viele Grüsse
Wero
 
zweifelsfrei kann schon ein einziges defektes Gen ein größerer Störfaktor sein als die gesamte Ernährung. Aus der Säure-Basen-Literatur ist mir dieser Faktor allerdings nicht bekannt. Ich kenne keinen einzigen Autor, der auf diesen Faktor hinweist. Aber ich denke, wir werden gern auf Dein Angebot zurückkommen



Ja, es ist tatsächlich zweifelsfrei so, wie ich es geschrieben habe. Die Säure-Basen-Literatur kann man - das eigentliche Problem (die Frage nach den Ursachen) betreffend - getrost vergessen, wenn man einmal begriffen hat, dass der Hauptsäureerzeuger der oxidative Stress ist!

Die Fragen, auf die es ankommt, sind demnach:
-wodurch entsteht oxidativer Stress
-in welchen Bereichen ist eine Vermeidung / Verringerung von oxidativem Stress möglich

Katharina hat hier schon ganz richtig Stress und Leistungssport genannt. Dazu kommen noch Schlafmangel (= Stress), Krankheit (= Stress) u.a.
Jeder Stress, jede Belastung führt zu mehr Säure. Oxidativer Stress ist der Stress- und Belastungsfaktor Nummer Eins für den gesamten Organismus! Jede genetische Mutation, die diesen Stressfaktor erhöht, hat letztendlich extreme Auswirkungen auf die Säurebelastung des Organismus.
Stress, Leistungssport etc.: dem allen kann man meist mehr oder weniger leicht Abhilfe schaffen.
Bei der genetischen Disposition sieht es anders aus. Die ist jedem Einzelnen von uns gegeben und nicht nach Belieben änderbar.
Welche enormen Auswirkungen auf die Erzeugung von oxidativem Stress und damit auf die Übersäuerung des Organismus die Gene haben, habe ich bereits an einem Beispiel (von vermutlich unzähligen) aufgezeigt.

Damit spätestens sollte jedem Einzelnen klar sein: die eigentliche Säureerzeugung im Körper, also der große, bedeutende Teil, ist erst einmal völlig unabhängig von der Ernährung. Die Ernährung selber kann allenfalls durch zu viel Mineralstoffräuber wie Zucker etc. eine Übersäuerung noch zusätzlich vorantreiben oder aber im Zusammenhang mit Bewegungsmangel tatsächlich zu Problemen führen bei den Menschen, die ansonsten - bei ihrer recht guten Genlage - nicht über Säureprobleme klagen könnten. Mit gesunder, sehr mineralstoffreicher Nahrung ist der Übersäuerung in geringem Maße gegenzusteuern. In geringem Maße - aber nicht mehr. Von daher ist die Literatur über die Ernährung bei Übersäuerung zwar nicht ganz zu vernachlässigen, aber sie zeigt eben allenfalls auf, wie sich die vielen, nur sehr leicht betroffenen Menschen, etwas behelfen können, nicht aber zeigt sie etwa auf, was die eigentlichen, zugrunde liegenden Ursachen der Übersäuerung sind!

Mineralstoffe wie Calcium, Magnesium, Kalium etc. sind im Vergleich zu Natron sehr viel weniger basisch und damit auch sehr viel weniger in der Lage, Säuren zu neutralisieren. Dies zum einen.
Zum anderen ist die persönliche Säurelast jedes Einzelnen, wie nun schon ausführlich geschildert, hauptsächlich in der genetischen Disposition zu suchen. Dazu kommen dann eben Bewegungsmangel (der bei Krankheit fast schon zwangsläufig noch zusätzlich mit einhergeht - und Krankheit ist bei schlechter Genlage auch wieder in meist deutlich schlimmrem Ausmaß existent), Giftbelastung (die ebenso wieder umso gravierendere Auswirkungen mit sich bringt, je schlechter die Gensituation diesbezüglich ist), zusätzliche Erkrankungen, Medikamenteneinnahme etc. etc.
So setzen sich die Faktoren der Säurelast jedes Einzelnen unterschiedlich zusammen. Und spätestens hier ist auch jedem ersichtlich, dass es bei verschiedenen Individuen zu völlig unterschiedlichem Belastungsausmaß / unterschiedlicher Belastungsstärke kommen MUSS - abhängig vom jeweiligen Zusammenspiel aller maßgeblichen Faktoren. Dass es diejenigen, mit denen es der Herrgott ganz besonders gut gemeint hat, tatsächlich schaffen, lediglich mit einer nicht-belastenden Ernährung gut über die Runden zu kommen, das ist einleuchtend. Nicht weniger einleuchtend ist aber, dass es all diejenigen, die es eben schon nur gering schlechter getroffen hat als diese Glücklichen, nicht mehr nur mit bedachter Ernährung schaffen werden, sondern dass hier bereits zusätzliche Maßnahmen zu ergreifen sind. Das mag bei geringem Ausmaß ein Basenpulver (Mineralstoffe) schaffen. Basenpulver allerdings ändert NICHTS an den Verursachern von zu viel Säure. Basenpulver arbeitet allenfalls den Auswirkungen der Übersäuerung in begrenztem Ausmaß entgegen! Wenn zu viel Säure im Körper ist, dann wird der Körper Basen zur Neutralisation heranzuschaffen versuchen. Da Ca, Mg, K wie gesagt nur eine geringe Pufferkapazität besitzen, benötigt der Körper davon Riesenmengen, um die viele Säure zu neutralisieren. Je nach persönlicher Disposition ist das mit der Aufnahme durch eine gute und gesunde Ernährung niemals zu schaffen, nicht einmal durch Einnahme von Basenpulver. Man kann Mineralstoffe ohnehin nicht in beliebiger Menge täglich dem Körper zuführen, der Körper ist gar nicht in der Lage, permanent große Mengen davon aufzunehmen. So greift der Körper sich die Mineralstoffe aus den Knochen und sonstigem Körpergewebe ab, um damit Säure wenigstens teilweise zu neutralisieren. Da, wie gesagt, die Neutralisationsfähigkeit nur gering ist, benötigt der Körper sehr große Mengen an diesen Stoffen, die von außen nicht zuzuführen möglich sind, und er löst daher sehr viel aus dem Körpergewebe... und die Folgen wiederum nennt man dann säurebedingte Erkrankungen.
Wie auch immer... je schlechter die genetische Ausgangslage, desto weniger wird man mit der Zuführung dieser nur gering puffernden Mineralstoffen, die ohnehin zum Großteil ungenutzt ausgeschieden werden, erreichen können. Es ist also allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein, was auch all diejenigen bestätigen können, die es eben tatsächlich schlimmer "erwischt" hat. Und all die leichten Fälle, denen mit einer gesünderen Ernährung und ein bisschen Basenpulver hier und da bereits geholfen ist, die werden sich natürlich nicht genötigt sehen, nach den wahren Ursachen für Übersäuerung zu forschen. Sie sind ja schon mit der für sie persönlich erreichten Besserung zufrieden. Dabei vergessen sie allerdings, dass es ihnen erst gar nicht schlecht gegangen wäre, wenn sie sich ernährungsmäßig nicht Jahre oder Jahrzehnte zuvor so völlig hätten gehen lassen, und dass es anderen Menschen aber trotz dauerhaft vorbildlichster Ernährung säuremäßig extrem schlecht geht! Und sie vergessen ebenso, dass es Jahrzehnte benötigte, bei ihnen zu auf die Ernährung zurückzuführendem, säurebedingtem Unwohlsein zu führen, dass dagegen aber bei Stress, übertriebener sportlicher Tätigkeit etc. sozusagen aus dem "Nichts" heraus innerhalb kürzester Zeit eine stark übersäuerte Stoffwechsellage mit teilweise gefährlichen Auswirkungen auf Leib und Leben entstehen kann, und deren Gefährlichkeit und Ernst innerhalb weniger Stunden eindrucksvoll zum Tragen kommen kann - inkl. Herzinfarkt oder Schlaganfall. Alleine damit ist schon deutlich aufgezeigt, wie gering der Einfluss durch die Ernährung beim Säureproblem tatsächlich zu beurteilen ist - und wie viel gewichtiger als die Ernährung andere Faktoren zum Tragen kommen, denen meist aber gerade überhaupt keine Bedeutung zugestanden wird!
Aber dennoch: natürlich betrachte ich persönlich auch für die vor Gesundheit Strotzenden unter uns eine gesunde, basische Ernährung als vorteilhaft und wichtig. Vorsorge ist in dem Bereich bestimmt nicht verkehrt. Und etwas anderes habe ich auch gar nie behauptet.

Es ist damit gezeigt, dass eine gesunde Ernährung, reich an Mineralstoffen also allenfalls eine sehr leichte Form der Übersäuerung ausgleichen kann. Das aber nur bei den Menschen, bei denen auch tatsächlich nur die extrem schlechte Ernährung Ursache von Übersäuerungsproblemen war (also dauerhaft zu geringe Zufuhr an Mineralstoffen und stattdessen zu viele Mineralstoffräuber wie Zucker etc.) und deren genetische Disposition keine Säurebelastung für den Organismus bedeutet. Bei leicht schlechterer genetischer Disposition wird man gewisse Zusatzmaßnahmen (mehr Bewegung, Basenmittel) einsetzen müssen, um der Säurelast Herr zu werden, und bei den weniger Glücklichen mit deutlich schlechterer genetischer Disposition wird man um schwere Geschütze (regelmäßige Natroninfusionen etc., selbstverständlich unter Einhaltung streng basischer Ernährung usw.) nicht drum herum kommen.

Grüße
Lukas
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Das ist prima, Lukas. Ich halte den oxidativen Stress auch für einen bedeutenden Hintergrund und habe selbst schon darauf hingewiesen. Aber es scheint ein kompliziertes Thema. Kate wird sich deshalb wahrscheinlich bannig über Deine Diskussion freuen.

Ja die Ernährung. Es mutet in der Tat merkwürdig an, wenn man ein langjähriges, „unheilbares“ Leiden mit Salat, Äpfeln und Kartoffeln (z.B.) bekämpfen soll. Man weiß in der Tat zu wenig, und unser Gesundheitswesen, jawoll, hat an dieser unbefriedigenden Situation seinen Anteil. Vor einem Weilchen ist mir eine Webseite begegnet, auf der die Ernährung als „Medikament“ bezeichnet wird. Und erst, wenn die Möglichkeiten des Medikaments „Ernährung“ ausgeschöpft sind, erst dann werden weitere Medikamente gegeben. Der Hintergrund der Seite war ebenfalls bemerkenswert: „Ayurveda“. Die älteste Gesundheitslehre der Welt. Sehr bemerkenswert.

Viele Grüsse
Wero
 
Für gesunde Menschen mit guter genetischer Ausstattung durchaus ausreichend

Woher kenne ich dieses Argument?

Ich höre es immer wieder, seit ich mich das erste Mal in Gesundheits- oder Krankheits-Foren umsah.

Zusammengefasst lautet es: Wenn so etwas wie gesunde / basenlastige Ernährung funktioniert, dann nur bei im Prinzip Gesunden.

Die Personen in diesem Forum / ich sind / bin jedoch ernsthaft krank, und da kann basenlastige Ernährung nicht helfen, denn... und hier
erfolgt die Beschreibung der Krankheit, des Defizits, je nach Forum verschieden.
Dieses nun sorgt dafür, dass basische Mineralien nichts bewirken / nicht aufgenommen werden / sowieso völlig neben dem Problem liegen,
wiederum je nach Forum verschieden.

Ich möchte diese Frage nicht mehr diskutieren, aber folgende Anmerkung sei mir bitte gestattet:
Das sind Pseudo-Argumente.
Ich erinnere an Max Gerson, der selbst Krebs erfolgreich mit einer radikalen Entgiftung und Remineralisierung mit basischen Mineralien durch Pflanzensäfte bekämpfte. Er hat empirisch das Richtige getan und auch die Theorie weitgehend durchschaut. Mittlerweile liegen mehr Bausteinchen der zugrundeliegenden Theorie vor, um das Problem besser zu verstehen. In diese Richtung habe auch ich mich betätigt und arbeite derzeit an einer populären Zusammenfassung seiner Gedanken.

Das oben zitierte Foren-Standard-Argument "hilft nur bei Gesunden" geht meiner Meinung nach in die gleiche Richtung, bzw. erfüllt die gleiche Funktion wie die Lebenserfahrungen von Max Gerson, der zensiert wurde wegen der Wirksamkeit seiner Methoden.

Amazon.de: Censured for Curing Cancer: The American Experience of Dr. Maxgerson: American Experience of Dr.Max Gerson: English Books: S. J. Haught

Das Standard-Foren-Argument "hilft nur bei Gesunden" erfüllt in einem Kontext moderner Kommunikation die gleiche Funktion wie das, was Gerson erlebte.

Verwirrung des Durchschnitts-Publikums, bzw. es fernzuhalten von allem, was wirklich helfen kann.
 
Nun ja, Hakushi, „Verwirrung“ als Ziel ist vielleicht etwas hart. Die Meinung von Lukas deckt sich ja praktisch mit der Meinung der Schulmedizin. Und bei unseren „Göttern in weiß“ würde ich nicht davon ausgehen, dass sie uns verwirren wollen. Sie haben es einfach nicht anders gelernt. Dass wir die Diskussion in unserem Forum ein wenig anders gestalten, betrachte ich als richtig positiv.

Viele Grüsse
Wero
 
Hakushi,

schmeiße mich doch bitte nicht mit Deinen üblichen Forenbekanntschaften in einen Topf. Während andere große (und oft leere) Reden schwingen, liefere ich Beweise, oft genug im Eigenversuch und mehr als genug anhand eigens in Auftrag gegebener Laboruntersuchungen.

Während andere nur davon schreiben, man sollte... müsste dies und jenes tun (basisch ernähren, Laboruntersuchungen zwecks Nachweis machen etc. etc. etc.), rede ich nicht nur sondern handle. Das ist sowiso einer der grundlegenden Unterschiede.

Lukas
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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