Es war einmal - vor mehr als 60 Jahren

In meinem Heimatort gab es bis zum Kriegsende fast keine Protestanten. Alles war in bester katholischer Ordnung. Dann kamen mit den Flüchtlingen auch die Protestanten. Wir bestaunten sie, die kath. Pfarrer machten abfällige Bemerkungen über die "Heiden" . Aus heutiger Sicht unglaublich. Es wurden "Behelfsheime" für die Flüchtlinge gebaut, und meine Eltern meinte, dort solle ich lieber nicht hingehen. Das machte die ganze Sache natürlich noch viel interessanter, und ich hörte mit Staunen, was diese Leute hinter sich hatten. Im Grunde wurde das aber einfach übergangen, statt daß die Chance genutzt wurde, hier etwas über andere Sitten und Länder, über das Schicksal dieser Flüchtlingen usw. zu erfahren.
Wie Leòn schreibt: die Flüchtlinge wurden grossenteils nicht mit Freundlichkeit aufgenommen, und es haftete ihnen viele Jahre lang eine Art "Namensschild" an "Flüchtling!".

Ich bedaure heute, daß sicher auch unser einheimisches Verhalten nicht immer freundlich war.

Gruss,
Uta
 
Ganz stark müssen die deutschen Schriftsteller den Verlust der Sprache nach ihrer Flucht aus Deutschland im 3. Reich im Exil empfunden haben. Manchen mit Weltruhm war das vielleicht nicht ganz so schlimm wie anderen.
Nur einige davon:
Die Familie Mann: Thomas, Heinrich, Klaus, Erika Mann (Familie - Wikipedia)
Oskar Maria Graf www.exil-archiv.de/html/biografien/graf.htm
Berthold Brecht Exilliteratur
Ludwig Feuchtwanger Autoren, deren Werke den Bücherverbrennungen zum Opfer fielen
Anna Seghers anna-seghers.de - Biographie: Mainz 1900-1920
Alfred Kerr www.exil-archiv.de/html/biografien/kerr.htm

und viele mehr: www.exil-archiv.de/html/biografien/index_biografien.htm

Gruss,
Uta
 
Aus Angst vor dem "Sprachverlust" sind manche gar nicht ins Exil gegangen, sondern in die "Innere Emigration".

Ein sehr bekanntes Beispiel dafür ist Erich Kästner https://www.ursulahomann.de/ErichKaestnerErfahrungenMitEinemUnterschaetztenSatiriker/kap001.html
Erich Kästner

Aber auch Ricarda Huch
Ricarda Huch - Wikipedia
Werner Bergengruen
Werner Bergengruen - Wikipedia
Oskar Loerke
Oskar Loerke - Wikipedia

und einige andere Gegner des Naziregimes, verhielten sich so.

(Ein tolles, nicht mehr ganz junges Buch zum Thema der "verbrannten Dichter" ,möchte ich hier mal empfehlen:
www.literaturtipp.com/rezensionen2003/dieVerbranntenDichter.html )

Ein Großonkel von mir, ein Seemann, nach dem ich übrigens benannt wurde :D , hat - allerdings in der Zeit der Weimarer Republik - einmal den Versuch unternommen, in die USA auszuwandern. Nach drei Jahren ist er zurückgekehrt. Obwohl er recht gut Englisch sprach, soll er gesagt haben, dass ihm die Mutter - Sprache gefehlt hat.

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Zuletzt bearbeitet:
Gerade habe ich den Bericht über eine Flucht aus Ostpreussen gefunden:
Tilsit-Ragnit : Flucht aus Ostpreußen

Eine Frau (geb. 1936) erzählt von ihrem Leben.

Wenn ich mir vorstelle, wie es gewesen sein muss, mit 19 Jahren flüchten zu müssen, alles hinter sich zu lassen, nicht zu wissen, wohin es geht: da wird mir schon sehr nachdenklich zumute.

Gruss,
Uta
 
Hallo Leòn,

vor einigen Jahren war ich bei einem Abend mit Michael Degen; er las Passagen aus seinem Buch und berichtete aus jener Zeit. Die Lesung war sehr emotional, es gab ergreifende Momente.
Natürlich habe ich mir danach das Buch gekauft, und als der Film im Fernsehen lief war es ein Muss, einzuschalten.

Liebe Grüsse,
uma
 
liebe uta,
weihnachten 1944 kam ein grosser trek fluechtlinge von ostpreussen durch die stadt in hinterpommern wo ich wegen der bombardierung des ruhrgebietes evakuiert war (13 jahre ohne eltern) als wir der oma auf einem pferdewagen heissen kaffee reichen wollten, merkten wir , dass sie ihn nicht mehr brauchte.sie war erfroren.

ich selbst bin am 19.feb.1945 mit dem letzten verwundeten zug rausgekommen, danach war die bahnlinie in russischer hand.

zeitmaessig kann es gar nicht moeglich gewesen sein, dass DER fluechtlingstrek noch durchgekommen ist.

ich kam am 26. feb.1945 nach 7 tagen flucht in meiner heimatstadt an,zeitlich richtig fuer die letzten beiden terrorangriffe auf meine heimatstadt.

ich brauch es mir nicht vorzustellen, ich hab's gesehen.

und wenn der ganze schnee verbrennt , die asche bleibt uns doch !

gruss
mikado
 
hallo leon,

du sagst, dass deinem grossonkel die muttersprache in usa gefehlt hat.

wenn man der muehlenberg legende glauben schenkt,hat es sich 1790 um eine stimme gehandelt,dass die landessprache englisch und NICHTdeutsch wurde. (ich weiss, das war vor der weimarer-republik) ;)

es gibt auch heute noch viele ecken in usa wo sehr viel deutsch gesprochen wird.

egal aus welchem teil der welt man heutzutage einwandert, wenn man seine artgenossen um sich haben moechte, brauch man nur zu schauen, sie sind alle vertreten.

auch wenn ich meine muttersprache liebe ,englisch ist leichter und praktischer,also lassen wir deutsch fuer die dichter und denker wenn es die heutzutage noch gibt. :lolli:

:wave:
mikado
 
uta,das gestellte bild zu diesem bericht zeigt eine strasse ohne schnee, frauen ohne kopfbedeckung.
der winter 1945 war von ostpreussen durch pommern sehr eisig mit viel schnee,das haff war zugefroren.
moeglich, dass diese geschichte so verlaufen ist wie beschrieben,das bild,welches sagt auf der flucht im januar zeigt andere wetterverhaeltnisse als damals herrschten.
gruss
mikado
 
Heute vor 60 Jahren:

Tageseinträge für 27. Juli 1949

27.7.1949
Die australische Regierung beschließt, dass Soldaten die Arbeit in den Bergwerken am 2. August aufnehmen sollen, falls die seit dem 27. Juni streikenden Minenarbeiter den Ausstand nicht beenden.

27.7.1949
Die britische De Havilland "Comet 1", das erste düsengetriebene Flugzeug für die zivile Luftfahrt, startet zu seinem Jungfernflug.

27.7.1949
Mit einer Aufführung der Oper "Die Zauberflöte" von Wolfgang Amadeus Mozart unter der musikalischen Leitung von Wilhelm Furtwängler werden die diesjährigen Salzburger Festspiele eröffnet. Sie dauern bis zum 30. August
.

27.07.1949 - Regierung Soldaten Arbeit Bergwerken 2 27 Minenarbeiter Ausstand - chroniknet - Schlagzeilen, Ereignisse, Fotos mit Geschichte, Community

Hier kann man sich viele Fotos anschauen, Daten nachlesen usw.

Gruss,
Uta
 
Im Herbst 1947 befanden sich nach Untersuchungen der deutschen Historikerin Ruth Leiserowitz etwa 4.700 elternlose deutsche Kinder in sowjetischen Heimen des Kaliningrader Gebietes.
Andere dieser Kinder, die ihre Eltern verloren haben, wurden während der Flucht von anderen Flüchtlingen mitgenommen. Man kann aber davon ausgehen, dass die Zahl der elternlosen Kinder, die sich allein über Jahre vor allem in Litauen hat durchschlagen müssen, noch viel höher liegt. Ein Teil von ihnen ist von litauischen Familien als Arbeitskräfte aufgenommen oder adoptiert worden und nie nach Deutschland zurückgekehrt. Andere sind erst Jahre nach Kriegsende in die damalige sowjetische Besatzungszone bzw. in die ehemalige DDR oder nach Westdeutschland gelangt.

„Es gibt eine Reihe veröffentlichter individueller Lebensberichte von Betroffenen“, so Heidi Buch, Diplompsychologin an der Universitätsmedizin Greifswald. „Es liegen jedoch keine konkreten Zahlen vor, zumal viele dieser Kinder in den Wirren der Nachkriegszeit umgekommen oder anderweitig bereits verstorben sind. Unsere geplante Studie hat zum Ziel, die Schicksale eines Teils der überlebenden sogenannten Wolfskinder zu dokumentieren.“
....
Eine aktuelle Studie der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Greifswald untersucht ehemalige Kinder des 2. Weltkriegs, die in den Wirren der Flucht aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten (vorwiegend Ostpreußen) und in der Zeit der Besatzung den Kontakt zu ihren Eltern und Familien entweder zeitweise oder endgültig verloren haben. Ziel ist, die Schicksale der betroffenen Kriegskinder in einem Interview zu erfassen und später in einem Buch zu dokumentieren.
Ein zweiter Teil der Studie möchte mittels Fragebogen untersuchen, welche Auswirkungen die traumatischen Ereignisse auf verschiedene Bereiche des späteren Lebens hatten. Die Diplompsychologin Heidi Buch der Universität Greifswald sucht Betroffene aus dem norddeutschen Raum.
...
Greifswalder Studie sucht elternlose Kinder des 2. Weltkriegs

Es ist für mich gar nicht vorstellbar, wie das Leben dieser "Wolfskinder" ausgesehen hat. Deshalb finde ich es gut, wenn diese Schicksale jetzt - solange das noch möglich ist - angesehen und erforscht werden.

Grüsse,
Oregano
 
Eine Studie, die meiner Meinung nach spät angefangen wird:
Es geht um "das psychische Befinden von Besatzungskindern" in Deutschland.

... In der Geschichte der Kriege sind schon immer Kinder geboren worden, die von ausländischen Soldaten mit einheimischen Müttern gezeugt wurden. Dennoch gibt es nur wenige Themen, über die so viel geschwiegen wird, wie über die Kinder des Krieges. Zu dieser Gruppe zählen sowohl Kinder, die aus Vergewaltigungen, als auch solche, die aus mehr oder weniger freiwilligen Beziehungen mit Besatzungssoldaten entstanden sind. Auch am Ende des Zweiten Weltkrieges und in der Nachkriegszeit wurden in Deutschland viele solcher Kinder geboren. Auch wenn es keine genauen Zahlen gibt, geht man heute davon aus, dass mindestens 200.000 Kinder mit diesem Schicksal in Deutschland auf die Welt gekommen sind. Dies betrifft die gesamte Bundesrepublik, unabhängig von der Zuordnung zu den ehemaligen Besatzungszonen.

In den vergangenen Jahren gab es einige kulturwissenschaftliche und zeitgeschichtliche Studien zu dem Thema, die die schwierigen Bedingungen beschreiben, unter denen diese Kinder aufgewachsen sind. Untersuchungen zu den psychosozialen Aspekten fehlen für Deutschland bislang völlig, und auch international wurde dieses Thema bisher so gut wie nicht untersucht.

„Wir erhoffen uns von der Studie, dass die Dimensionen der psychischen Belastung der Besatzungskinder erstmals aufgeklärt und dokumentiert werden“, so Dr. Philipp Kuwert, Mitarbeiter der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universitätsmedizin Greifswald. „Diese Ergebnisse sollen insbesondere der Betreuung und Therapie heutiger Besatzerkinder zur Verfügung gestellt werden und zusätzlich ein Stück psychohistorischer Aufarbeitung leisten.“...
Teilnehmer für Studie zu psychischem Befinden von Besatzungskindern gesucht

Mal angenommen, so ein Besatzungskind kam 1946 zur Welt. Dann ist es heute 67 Jahre alt. Höchste Zeit für eine solche Studie.
Ansprechpartner sind die Universitäten Leipzig und Greifswald.

Grüsse,
Oregano
 
1945 war der 2. Weltkrieg zu Ende.
Viele der Kriegsheimkehrer haben nie oder kaum über ihre Kriegserlebnisse gesprochen.
Das Schweigen war dennoch oft beredt.
Ich bin sicher, daß diese unausgesprochenen Erlebnisse, die ja oft schrecklich waren, als "Familiengeheimnisse" auch auf die Nachfahren, also die Söhne und Töchter, die Enkel und Enkelinnen übergegangen sind.

Uta



. . . hier ein relativ neues Buch zum Thema, das für mich sehr interessant war:

Die geheimen Ängste der Deutschen


Gabriele Baring wirft einen völlig neuen Blick auf die deutsche Seelenlage: Die Traumata des Zweiten Weltkriegs wurden von Generation zu Generation weitergegeben. Sie wirken u. a. in Form von Scham- und Schuldgefühlen nach. Die Zunahme psychischer Erkrankungen, der Zerfall familiärer Bindungen und unsere Unfähigkeit zur Identifikation mit der eigenen familiären Herkunft bestätigen den Befund. Viele verzichten freiwillig auf Glück. Welche Wege können wir beschreiten, um ein positives Selbstbild zu gewinnen? Wenn wir auf die tiefere Dynamik in der eigenen Familie eingehen, selbstzerstörerische Muster und Konflikte erkennen, können wir unsere Angst überwinden. Heilung ist möglich. Ein Plädoyer für die offensive Auseinandersetzung mit der Vergangenheit – damit es uns gelingt, uns selbst und unsere traumatisierte Nation wieder zu lieben.


Gabriele Baring ist analytisch orientierte systemische Familientherapeutin und psychotherapeutische Heilpraktikerin. Sie arbeitet bevorzugt mit der Methode der systemischen Familienaufstellungen. Schwerpunktmäßig widmet sie sich der transgenerationellen Weitergabe von familiären Traumen und Verhaltensmustern bei psychischen, psychosomatischen und Bindungsstörungen. Ihre Erfahrungen gibt sie in Seminaren, Gruppen- und Einzeltherapien sowie Vorträgen weiter. Darüber hinaus ist die Diplom-Volkswirtin und frühere Kulturredakteurin als Coach und Beraterin tätig und verfasst regelmäßig psychologische Analysen für die BZ. Die Mutter von zwei Kindern lebt und arbeitet in Berlin.



Viele Grüße

Gerd
 
Hier werden Möglichkeiten genannt, wie mit den schlimmen Erinnerungen an den Krieg und deren Bewältigung vor allem im Alter umgegangen werden kann:

...
Im Zweiten Weltkrieg haben fast alle Menschen Schreckliches erlebt. Die Erinnerungen daran kehren bei vielen im Alter zurück, wie aktuelle Forschungen zeigen. Manchmal wird dieser Effekt durch neue Erlebnisse verstärkt, etwa das Gefühl der Hilflosigkeit vor einer Operation: Es kann an die Hilflosigkeit erinnern, die der Betroffene im Krieg gefühlt hat. Ein Drittel der Kriegskinder der 1929er bis 1947er Jahrgänge ist noch heute von den Spätfolgen des Krieges belastet. Das sind etwa fünf Millionen Menschen. Auch etwa 100.000 Männer und 400.000 Frauen über 90 Jahre könnten unter den Erinnerungen leiden. Ein großer Teil von ihnen ist an einer Demenz erkrankt und lebt im Heim.
„Die Erinnerungen der Kriegsgenerationen belasten auch die nachfolgenden Generationenbeziehungen und stellen eine Herausforderung bei der Begleitung von pflegebedürftigen Menschen dar, insbesondere den an Demenz Erkrankten“, erklärt Dr. h. c. Jürgen Gohde, Vorstandsvorsitzender des KDA.
...
Älteren Menschen beim Umgang mit Kriegserinnerungen helfen - Kuratorium Deutsche Altershilfe - Wilhelmine-Lübke-Stiftung e.V.

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Sie waren noch Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene, als sie die Schrecken des Zweiten Weltkrieges in all ihren Ausprägungen erlebten. Die meisten der heute etwa 70- bis 85-jährigen Menschen tragen seit Jahrzehnten Kriegserinnerungen mit sich, worunter auch die nachfolgenden Generationen unterbewusst leiden. Hinzu kommen die Mitarbeitenden in Altenheimen und ambulanten Diensten, die die oft nur schwer verständlichen Verhaltensweisen ihrer an Demenz erkrankten KlientInnen hinterfragen müssen. ProAlter hat das Thema aufgegriffen, mit Experten gesprochen und viele wichtige Informationen zusammengetragen.....
KDA Online Shop - Kuratorium Deutsche Altershilfe - Wilhelmine-Lübke-Stiftung e.V.

Grüsse,
Oregano
 
Hallo
Ich gehöre auch noch zu der Generation, die den Krieg miterlebt hat. Ich 7 Jahre alt, als der Krieg zu Ende war. Trotz meines Alters damals habe ich noch sehr intensive und schreckliche Erinnerungen an die letzten Kriegsjahre, an die Zeit im Keller, das Fallen der Bomben und die vielen Toten, die man dann aus den zerstörten Häusern ausgegraben hat. Das Haus direkt neben uns, nur 3 m entfern, war total dem Erdboden gleich gemacht. Ich werde die Angst im Keller und den Schrecken bei dem Ton der Sirenen nie vergessen. Auch heute noch geht es mir eiskalt durch den ganzen Körper, wenn ich Sirenen höre. Es ist fast nicht auszuhalten.
Trotz aller schlimmen Erlebnisse, war meine Kindheit auch wieder schön. Die Liebe in der Familie, der Zusammenhalt und auch die Freundlichkeit von Nachbarn waren sehr schöne Erlebnisse. Selbst im größten Chaos kann es noch die Liebe geben. Vielleicht dann sogar mehr als wenn man im satten Materialismus lebt. So hat sogar die schlimmste Zeit immer auch noch gute Seiten.
Ich werde wohl im Laufe des nächsten Jahres noch ein Buch über meine Erlebnisse schreiben. Denn viele Dinge werden bereits vergessen. Die Überlebenden werden immer weniger. Aber ich werde nicht nur von den Schrecken des Krieges schreiben, denn davon gibt es genug Zeugnisse, sondern auch von den schönen Zeiten, von der Armut, die uns stark gemacht hat und die uns gelehrt hat, auch Kleinigkeiten zu schätzen. Ich halte das auch für sehr wichtig, denn heute schätzen die meisten Menschen kleine Geschenke und Aufmerksamkeiten kaum mehr. Ich erinnere mich noch, dass ich von einer Frau, die bei uns im Haus lebte und Verkehr mit den Amerikanern hatte, eine Rippe Schokolade geschenkt bekam. Ich hielt sie krampfhaft in der Hand, weil ich sie mit meinen Geschwistern teilen wollte. Das war damals bei uns so üblich, dass wir alles teilten. Als ich dann in der Wohnung war, war die Schokolade in meiner Hand geschmolzen und zum Teilen war nicht mehr viel übrig geblieben. Trotzdem durften alle mal an meiner Hand lecken. Wir wussten ja damals nicht einmal, wie Schokolade schmeckte.
Ich glaube, dass ein Buch, das nicht nur von den Schrecken des Krieges schreibt (das natürlich auch, es gehört ja zu meiner Kindheit dazu), sondern auch vom täglichen Leben, sehr interessant werden könnte. Leider wird es noch ein wenig dauern, bis ich zum Schreiben komme, weil wir gerade am Umziehen sind und ich meinen neuen Garten erst mal anlegen will. Das wird die Priorität sein. Aber Anfang nächsten Jahres wird es wohl so weit sein.

Schöne Grüße
Werner
 
In einem Heft der Zeitschrift "ProAlter" wird versucht, Reaktionen von im Alter erkrankten Menschen (Demenz und Alzheimer) verstehen zu lernen. Oft spielen dabei frühe Kriegs- und Nachkriegserlebnisse eine Rolle, die evtl. gar nicht mehr bewußt erinnert werden.

Sie waren noch Kinder, Jugendliche oder junge Erwachsene, als sie die Schrecken des Zweiten Weltkrieges in all ihren Ausprägungen erlebten. Die meisten der heute etwa 70- bis 85-jährigen Menschen tragen seit Jahrzehnten Kriegserinnerungen mit sich, worunter auch die nachfolgenden Generationen unterbewusst leiden. Hinzu kommen die Mitarbeitenden in Altenheimen und ambulanten Diensten, die die oft nur schwer verständlichen Verhaltensweisen ihrer an Demenz erkrankten KlientInnen hinterfragen müssen. ProAlter hat das Thema aufgegriffen, mit Experten gesprochen und viele wichtige Informationen zusammengetragen.

Themen dieser Ausgabe:

Schwerpunkt: Kriegserinnerungen im Alter
- Aufbrechen - verarbeiten -bewältigen - begleiten
- Wenn das Kriegstrauma zurückkommt...
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Gesundheit
Wenn die Erinnerungen leibhaftig werden
...
Leben: Türöffner auf vier Pfoten
Ein Hunde-Besuchsdienst für Menschen mit Demenz
....
ProAlter 5/2013 - Maikäfer flieg...! Kriegserinnerungen im Alter - KDA Online Shop - Kuratorium Deutsche Altershilfe - Wilhelmine-Lübke-Stiftung e.V.

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Grüsse,
Oregano
 
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