Angst, Gefühle und Schreie

Themenstarter
Beitritt
07.01.04
Beiträge
327
Ich habe Angst. Vor was genau kann ich nicht sagen. Es ist einfach alles. Jedes Geräusch, jede Bewegung, jeder Anblick. Angst vor dem Alleinsein, Angst unter Menschen zu gehen, Angst vor Berührungen. Briefe, Anrufe, sie machen mir Angst. Jedes Fahrzeug dass vorbei fährt macht mir Angst. Angst am Abend ins Bett zu gehen. Einerseits Angst vor den Träumen die kommen, andererseits Angst vor dem nächsten Tag, was er mir bringt.

Kurzum, ich hab Angst vor dem Leben

Dann kommen die Gefühle. Die Frage, "wie geht's" wird standartgemäss mit "danke gut" beantwortet. Ich hab auch hier Angst, Angst die Wahrheit zu sagen. Wen interessiertes den schon? Ehrlichkeit bringt doch nur, dass sich alle zurückziehen. Jeder hat mit sich selber schon genug am Hals. Es schreit in mir, es schreit immer wieder Hilfe. Ganz selten kommen diese Schreie auch nach aussen. Ich möchte Hilfe. Aber sie kommt nicht. "Mach was, tu was" das sind die Antworten. Aber es geht nicht. Ich kann nicht machen, ich kann nicht tun. Die Ablehnung, die verschliesst. Ich möchte gerne weiter schreien aber es kommt nirgends an. Dann ein weiterer Schrei in mir "warum?"

Warum hört es niemand? Warum kann ich nicht machen und tun? Wie soll es nur weiter gehen?
 
Liebe Whithney

Dein Schrei ist bei mir angekommen und nicht auf Ablehnung gestossen...

Du schreibst: "Kurzum, ich hab Angst vor dem Leben"
kannst du DIR SELBST erlauben, zu leben?
oder hast du möglicherweise Angst vor dem Sterben?
Es tönt für mich, wie wenn du in dir selber gefangen wärst. Magst du dich erinnern, als es noch nicht so war? Als du noch frei von diesen Ängsten warst?

Schliesse doch mal deine Augen (aber erst, wenn du fertig gelesen hast... ;) ) und versuche mit dem Teil in dir in Kontakt zu treten, der Freiheit und Weite spürt, so etwa wie die Möve Jonathan,
wenn die Angst kommt, sage zu ihr, "ja, du bist da, offenbar willst du mich vor etwas bewahren/schützen und willst mir so helfen, DANKE für deinen Aufwand. Ich fühle mich aber oft eingeengt durch dich, und deshalb will ich jetzt mit meiner inneren Weite in Kontakt treten. Du , Angst kannst dich wieder Zeigen, wenn es für mich sehr sinnvoll ist, z. B. wenn.... (und setzte da was ein, was für dich stimmt, z. B. wenn eine Bombe fällt, dass du dich dann in einen Unterstand begibst) und dann nimm mit deiner inneren Weite Kontakt auf, mit deinem SELBST....

Damit meine ich auch, dass du grundsätzlich nicht GEGEN deine Angst sein solltest und sie ganz ablehnen sollst, denn Angst ist oft wirklich überlebenswichtig und schützt uns vor dem Tod. Du musst ihr eine oder mehrere Aufgaben lassen/zuweisen ganz nach dem "sowohl als auch" und nicht "entweder-oder".
Ich hoffe, dass nun nicht denkst, "ja, du kannst gut schreiben, dass..., du hast meine Ängste ja nicht..." und ich gebe dir recht. Wenn dieser Gedanke nicht von deiner Angst kommt, weil sie um sich selber Angst hat, kann ich ihn gut annehmen... :~ alles klar?

Viel Erfolg und liebe Grüsse von Pius
 
Hallo Whitney,

ich kann es Dir nachempfinden. Auch ich hatte solche Ängste, allerdings hatte es mich wohl nicht ganz so schlimm erwischt, wie Dich. Zwei Dinge haben mir vor allen Dingen geholfen:
1. Meine Amalgamsanierung + -entgiftung, verbunden mit hohen Vitamin B6 und Zinkgaben, da ich Kryptopyrrolurie habe.
2. Die Bücher "Gespräche mit Gott" Band 1-3 (und die Folgebücher "Freundschaft mit Gott" und "Gemeinschaft mit Gott" ) von Neale Donald Walsch. Sie haben mir ein völlig neues Bild von Gott vermittelt (obwohl ich schon viele esoterische Bücher kannte) und mir viele Ängste genommen.
Ansonsten kann ich aus heutiger Sicht noch das Buch von Roger Callahan "Leben ohne Phobie" empfehlen, was ich damals leider noch nicht kannte.
Liebe Grüße

Günter


[geändert von Günter M. am 09-27-04 at 02:30 PM]
 
Hallo Whitney

Sich Angst einzugestehen ist eines, diese zu äussern ist symbolisch gesehen bereits ein Schritt nach draussen. In dem Sinn bist du bereits über deinen Schatten gesprungen.
Meist spürt man genau was Angst macht. Doch den Ursachen auf die Spur zu gehen bedeutet sich in die Höhle des Löwen zu begeben. Wer geht schon freiwillig dahin! ~0 ;)

Du weisst ja vielleicht aus andern Beiträgen von mir das ich eine Psychotante bin. ;) Fachlich gesehn, klassieren wir Ängste erst Mal unter Stimmungs- und Affektstörungen und da werden Symptome bei vielen verschiedenen Arten von Ängsten beschrieben.
Hast du schon Mal versucht herauszufinden wann diese Angst vorkommt? Quasi den Auslöser und die Symptome dabei? Bei körperlicher und seelischer Erschöpfung z.B. ist der Mensch für Ängste viel empfänglicher.

Eine Methode wäre bevor dich die Angst überflutet, dich auf die Metaebene zu begeben und da dich selber beobachtest was mit dir passiert punkto Gefühle. Das ist nicht einfach, doch mit der Zeit und ein wenig Übung gelingt es immer besser. Vielleicht hast du jemanden an deiner Seite der dir dabei helfen kann.
Es hat den Vorteil, dass dich die Angst weniger überflutet, du diese eher im Griff hast, weil du sie quasi vom Hochsitz aus beobachtest und mit ihr arbeitest. Du kannst auch mit ihr sprechen, sie in die Schranken weisen oder zu deinem Freund machen. Denn, wie schon beschrieben, sie will dir auch etwas sagen oder dich warnen.

Aber das tönt jetzt alles so einfach und vielleicht kannst du damit gar nicht viel anfangen.
Von mir weiss ich, ich war ein sehr angepasstes Kind. Verbrachte viele Jahre damit mich davon zu befreien. Anfangs lösten diese Versuche regelmässig Schuldgefühle aus und damit kamen die Ängste und die Angst vor der Angst. Whitney, verstehst du was ich meine?
Heute nun, begebe ich mich öfters in die Höhle des Löwens. Und siehe da, es passiert mir gar nichts und wenn, dann gar nichts so schreckliches wie ich es mir ausgemalt habe. Aber etwas anderes passiert: Es ist eine Art Befreiung wie aus einem Spinnennetz das mich einschnürt, weil ich gewagt habe meine Meinung zu sagen oder für mich eingestanden bin.
Es ist mir bewusst nur einen Teilaspekt des Problems besprochen zu haben. Einen halt, der mir wichtig erschien in dem Zusammenhang, so aus dem Bauch heraus.
Dir liebe Whitney, wünsche ich einen Angstfreien und wunderschönen Tag.
Liebe Grüsse Co :)
 
Hallo zusammen,

hier für alle die es interessiert oder Hilfe benötigen die Internetadresse der Angst- und Panikhilfe Schweiz. Schaut mal rein. Ich finde es sehr aufklärend und hilfreich.

https://www.aphs.ch

Liebe Grüsse Co
 
Herzlichen Dank Euch allen. Es tut mir einfach mal gut meinen Gefühlen und Gedanken freien lauf zu lassen. Werde auch gleich noch mein Gedicht reinstellen. Ich muss nun einfach die "therapiefreie" Zeit überbrücken. Mein Therapeut ist im Urlaub. Erschweren kommt dazu dass ich wegen massiver Nebenwirkungen, RLS (Restless Legs Syndrom) das eine Medikament absetzen musste. Am Wochenende ist er aber wieder zurück und am Donnerstag darauf, habe ich endlich wieder Termin bei ihm. Mir macht es gar nichts aus den Ängsten auf den Grund zu gehen. Im Gegenteil, ich freue mich darauf. Denn so wie es jetzt ist, das ist kein brauchbarer Zustand mehr.
 
Hallo Whitney,
Dein Therapeut kommt sicher mit neuen Kräften zur Therapiestunde und wird Dir ein Stück weiter helfen können. Ich wünsch's Dir auf jeden Fall ;) .
RSL muß ganz schön unangenehm sein. Ich kenne es von Amalgamis, die es aber durch die Ausleitung wieder losgeworden sind.
https://neuro24.de/restlleg.htm#Ursache
Ist es denn bei Dir schon besser geworden, seit Du das Medikament abgesetzt hast? Und hoffentlich hat das Absetzen des Medis nicht dazu geführt, daß es Dir an anderer Stelle wieder schlechter geht.

Alles Gute!
(Mit Blick auf einen strahlend blauen Herbsthimmel in einen Koniaster mit vielen roten Beeren, bei 28°C, und Staren, die gerade Zwischenstation hier machen auf ihrem Flug in den Süden *zwitscherzwitscher* :p ; ein wunderschöner Tag)
 
Hallo Uta

Ja, der Therapeut hilft mir sehr. Heut in einer Woche ist es wieder soweit. Endlich :D . Ja, das RLS ist viel besser geworden seit der Medikamentenabsetzung. Leider spüre ich dies psychisch sehr :( , das Medi tat mir sehr gut. Die Ursache fürs RLS wurde nie abgeklärt. Ich hab es nun mit einem Medikament recht gut im Griff. Kann so schlafen.
 
Hallo Whitney,
daß der Therapeut Dir sehr hilft, ist sehr erfreulich :) . Dadurch werden dann die Pausen für Dich wahrscheinlich erst recht schwierig, weil Du sehr auf ihn wartest.

Kennst Du denn Möglichkeiten, Dir selbst zu helfen, wenn der Therapeut aus irgendeinem Grund mal ausfällt? Das wäre doch wichtig für Dich..

Herzlich,
Uta :)
 
Hallo Uta

Dafür waren ja eben die Medis gedacht. Niemand konnte ja ahnen, dass ich so massive Nebenwirkungen davon kriege. War zu Beginn ja nicht so kam erst mit der Zeit. Der Therapeut gab mir schon eine Adresse wo ich mich hätte hinwenden können, aber das wollte ich nicht. Nicht jemand anders, jemand fremdes. Aber nun ist die Zeit zum Glück bald vorüber. Dieses Wochenende kommt er ja wieder zurück.
 
hallo, ich kenne dieses Gefühl von Angst, es ist zwar nicht so schlimm wie bei whitney, und ich mache auch keine Therapie, obwohl ich es vielleicht helfen könnte. ich bin vor einiger Zeit in eine neue Stadt gezogen, habe gedacht ein neues Leben wird mich von meinen negativen Gefühlen befreien(ein neuer Job, neues Haus, neue Bekanntschaften), doch es ist nur schlimmer geworden, ich vermisse mein Zuhause, und kann mich nicht anpassen, habt ihr vielleicht einen Rat?
 
Hallo Sevta,

bist du wegen deiner Ängste umgezogen?
Leider kann das ja nicht funktionieren, wir nehmen uns mit unseren Ängsten und allem was zu uns gehört ja mit beim Umzug. :eek:)

Du schreibst es ist jetzt durch den Umzug schlimmer geworden. Das kann ich verstehen, so eine komplett neue Umgebung kann auch verunsichern. Leute die man (noch) nicht kennt, eventuell neuer Arbeitsplatz, das neue Zuhause ist noch ungewohnt, neu, eben noch kein richtiges Zuhause wo man sich erholen und Kraft schöpfen kann.
Das wird aber besser wenn man sich erst ein wenig eingewöhnt hat. Und generell gibt es ein paar Dinge die man gegen bestimmte Ängste tun kann.
lies doch mal hier:
https://www.symptome.ch/forums/staerkung-fuer-psyche-geist-und-seele.203/

Da kannst du mal durchstöbern, du findest bestimmt Einiges das dir ein wenig hilfreich sein könnte.

Sind das bestimmte Ängste unter denen du leidest?

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo Sevta1,:)

da ist mir Hexe zuvor gekommen. :)
Ich hatte so etwas ähnliches auch geschrieben, nur noch nicht abgeschickt.
Deshalb jetzt die Kurzfassung.
Es gibt viele Auslöser für Ängste. Vielleicht wäre es für dich gut, wenn du dich einer Selbsthilfegruppe anschließen würdest. Das kann manchmal hilfreich sein.
Man kann einiges für sich selbst tun, damit die Ängste weniger werden, oder ganz verschwinden..:kraft:

Unter Geistig, seelische Stärkung findest du Hinweise, passende Bücher, Übungen ect.

https://www.symptome.ch/threads/angst-vor-der-angst-was-tun.27895/

Wenn man merkt, dass man nicht weiterkommt, dann ist eine Verhaltenstherapie bei einem geeigneten Therapeuten sinnvoll. Es kommt immer darauf an wie gut man sich selbst motivieren kann.

Grüsse von Juliette
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Oben