Fehlmedikation Antibiotika

James

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Endlich wird auch mal in der Presse über eine der häufigsten Fehlmedikationen, nämlich Antibiotika bei "Erkältungskrankheiten" -ausgelöst durch virale Infekte- berichtet. Außer Nebenwirkungen beim Patienten, Bildung resistenter Keime und Geldverschiebung (vom Beitragszahler über die Kassen zur Pharma)...keine Wirkung!

Antibiotika gegen Erkältung: Amoxicillin wirkt bei Bronchitis nicht - SPIEGEL ONLINE

hier noch ein weiterer artikel !
Medikamente : Antibiotikum wirkt kaum besser als ein Placebo - Nachrichten Gesundheit - DIE WELT

interessant ist auch , amoxicillin wirkt nicht mehr so gut ,selbst bei korrekt gestellter diagnose . viele patienten müssen mit stärkerer oder besser mit medikation der neueren generation folgebehandelt werden . die birgt nicht nur die gefahr neuer Ressistenzen , sondern es entsteht durch doppel- oder sogar mehrfachbehandlungen mit antibiotika eine unbelastbarkeit des immunsystems ,sprich -es wird massiv durch zerstörung seiner komponenten relativ unbrauchbar !

LG kopf
 
Auf der anderen Seite stehen aber auch oft fordernde unkritische (unbelehrbare) Patienten nach dem Motto: Ich hab ein Recht auf kostenfreie Medikation und Gesundheit!
Oder man glaubt sich beruflich oder familiär keinen Ausfall leisten zu können ... traurig oft aber auch wahr...
Und so nehmen die Dinge ihren Lauf.
 
In Indien und Pakistan wurden Antibiotika über Jahre häufig verordnet. Jetzt rächt sich das u.a. bei der Tuberkulose:

In der indischen Millionenstadt Mumbai sind mehrere Tuberkulose-Erkrankungen aufgetreten, die gegen alle verfügbaren Antibiotika resistent sind. Ein Bericht in Clinical Infectious Diseases (2011; doi: 10.1093/cid/cir889) hat die Gesundheitsbehörden aufgeschreckt.

Dem Leserbrief von Zarir Udwadia vom Hinduja Hospital in Mumbai zufolge waren die Tuberkuloseerreger von vier Patienten gegen sämtliche First-Line-Medikamente sowie gegen sieben Second-Line-Medikament resistent. Der New Scientist berichtet, inzwischen gebe es 12 bestätigte Fälle.

Drei Patienten sollen bereits gestorben sein. Die Weltgesundheitsorganisation zeige sich über die Häufung in der dicht besiedelten Großstadt besorgt. Auf einem Treffen solle über mögliche Gegenmaßnahmen beraten werden, berichtet der New Scientist weiter.

zum Thema
Abstract der Studie
Hinweis des ECDC
Hinduja Hospital
Für Udwadia war die Entwicklung allerdings vorhersehbar. Er macht den sorglosen Umgang indischer Ärzte mit den Medikamenten und auch die TB-Kampagne der indischen Regierung verantwortlich. Diese habe ihre Bemühungen auf die Behandlung der unkomplizierten Tuberkulose beschränkt, aber keine Ressourcen für die Suche und Behandlung von Resistenzen zur Verfügung gestellt.

Die inkonsequente und ohne mikrobiologische Kontrolle durchgeführte Therapie gilt als wichtiger Auslöser der Resistenzen. Sie haben in den frühen 90er Jahren zunächst zur Entwicklung der MDR-Tuberkulose (Multidrug-resistant) geführt, bei der die Erreger gegen Isoniazid and Rifampin resistent sind. Seit 2006 wurden in Afrika XDR-Stämme (extensively drug-resistant) isoliert, die gegen vereinzelte Wirkstoffe der Zweitlinientherapie resistent sind.

Die ersten Fälle einer TDR-Tuberkulose (totally drug-resistant) waren 2007 in Italien und 2009 im Iran entdeckt worden. In beiden Fällen gelang es eine Epidemie zu verhindern. Die Erkrankungen in Mumbai sind deshalb alarmierend, aber nicht notwendigerweise der Beginn einer größeren Epidemie © rme/aerzteblatt.de
Deutsches Ärzteblatt: TDR-Tuberkulose: „Totale“ Medikamenten­resistenz in Indien

Grüsse,
Oregano
 
Mumbai:

Die Probleme der Metropole Mumbai treten in den Slums besonders deutlich zutage: Unterernährung, Hunger, mangelnde Entsorgung und unzureichende Wasserversorgung führen zu erhöhter Säuglingssterblichkeit und zum Ausbruch von Tuberkulose, Lepra und Malaria, soziale Auswirkungen – Kriminalität, Prostitution, Alkoholismus – wachsen ebenfalls unter solchen Rahmenbedingungen.

Mumbai

Da wohnen mehr als 18 Millionen Menschen!

Ich vermute, dass dies die wahren Probleme in Mumbai sind. Wenn man natürlich die Leute statt mit essen und Hygiene mit massenweise Antibiotika versorgt, kann das nur zur Katastrophe führen.

Grüße von Datura
 
Auf der anderen Seite stehen aber auch oft fordernde unkritische (unbelehrbare) Patienten nach dem Motto: Ich hab ein Recht auf kostenfreie Medikation und Gesundheit!

Wenn wir in den Schulen eine Art Gesundheitslehre hätten, wo solche Themen behandelt werden, würde die Zahl solcher Patienten sicher sinken. Wer macht sich schon gern selber kaputt ...
 
Ich sehe das Problem ähnlich wie von toxdog beschrieben: Es gibt nicht wenige Patienten, die von ihrem Arzt bei jedem Wehwehchen ein möglichst teures Antibiotika fordern und noch meinen, dass es ihnen als Versicherten zusteht! Welch ein Irrsinn...
 
... und es gibt Menschen, die sich mal kurz von der Nachbarin ein Antibiotikum leihen, weil es der so gut geholfen hat ...

Grüsse,
Oregano
 
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