Liebe Momoo,
ich denke so wie dir erging es uns allen. Wo stehe ich und wie werde ich dieses Teufelszeug wieder los....
Eine Menge an Informationen findest du mittels des folgenden Links!
https://https://www.benzo.org.uk/german/bzcha03.htm
Wenn wir über "x mg" sprechen, dann ist das sehr unterschiedlich.
1 Tavor (Lorazepam) entspricht ca. 10 mg Diazepam.
Diazepam ist der Wirkstoff, welcher eine sehr lange Halbwertszeit hat, kurz gesagt über mehrere Tage im Körper wirkt und somit für den Ausschleichprozess empfohlen wird.
In dem angegebenen Link findest du Listen..... Du müsstest nach den 4 mg Lorazepam suchen, dann findest du ein Vorschlag wie du ausschleichen könntest.
Ein Entzug ist bei jedem anders, so dass du deinen eigenen Weg und Rhythmus finden musst.
Ich spreche nun nur für mich:
Ich habe über 12 Jahre Diazepam genommen, nur im Niedrigdosis-Bereich (im Schnitt ca. 5 mg, max. 15 mg).
Der Niedrigdosisbereich geht bis 30 mg Diazepam, dies entspricht 2x Lorazepam 1 mg, dies bedeutet, dass du als Äquivalenzmenge ca. 40 mg Diazepam täglich zu dir nimmst. Dies gehört wahrscheinlich nicht mehr zum Niedrigdosisbereich, ist aber nicht so weit weg davon.
Wie bin ich vorgegangen:
Nachdem mir bewusst war, welches Teufelszeug ich nehme, habe ich mich im Internet weiter informiert, dabei fand ich den oben genannten Link.
Danach habe ich mit meinem Hausarzt gesprochen und mit ihm über das Problem gesprochen. Es war natürlich nicht der Hausarzt, welcher mir die ganzen Jahre das Zeug verschrieben hatte. Im Januar 2011 habe ich versucht in einer psychosomatischen Klinik mich psychisch zu stabilisieren und eine tägliche Dosis zu finden (vorher hatte ich unregelmäßig Diazepam zu mir genommen, bin deshalb Achterbahn gefahren).
Nach der ersten Dosiseinstellung ging die Achterbahnfahrt langsamer von statten, aber ich hatte damals zu schnell reduziert, so dass ich beim Wiedereinstieg (Februar 2011) auf der Arbeit eine Panikattacke erlitt... ich hatte vorher alle 2 Tage 0,5 mg reduziert und war fast bei 0 mg.
Zu bemerken ist, dass ich in der Klinik ein Antidressiva bekam (Mirtazapin 7,5 mg). Dieses Medikament ist angstlösend und sedierend, es soll helfen zu schlafen. Es hat mir Anfangs nicht weiter geholfen, aber im jetzigen Entzug wohl doch (am Anfang bis auf 30 mg hochdosiert, aktuell noch 15 mg). Ansonsten hätte ich wohl fast nicht schlafen können.
Wie auch immer.... der erste Entzug ging schief. Ich habe dann mehrere Monate versucht mit einer festen Dosis zu recht zu kommen, dies gelang aber mal besser und mal schlechter. Parallel habe ich eine Psychotherapie wegen meiner Angstsymptomatik begonnen, die wird demnächst wieder weitergehen.
Ab September 2011 bis Februar 2012 habe ich es fast durchgängig geschafft mit der Menge von 3,5 mg Diazepam meinen Alltag zu bewältigen (Arbeit, Familie, etc.). Nicht ganz einfach, aber immerhin.
Nach einer erneuten Panikattacke (Ende Februar 2012) hatte ich mich entschieden endgültig das Zeug los werden zu wollen.
Ich ging zum Hausarzt, sagte ihm, was ich vor hatte. Er checkte mich komplett durch, schrieb mich krank und ich ging zu meinem Psychiater, der mich seit ca. September 2011 begleitete, und besprach mit ihm die weitere Vorgehensweise. Ich hatte dann alle 3 Tage 0,5 mg reduziert, so dass ich innerhalb 2 1/2 Wochen auf 0 war, aber wie gesagt, krank geschrieben. Nur zu Hause die erste Zeit, jeglichen Stress vermieden. Als Notfallmedikament habe ich in meiner Hose Tavor, welches ich aber innerhalb des Entzugs nie genommen habe. Alternativ hat mir mein Psychiater noch andere Tabletten gegeben (Zopiclon), aber auch die habe ich bis jetzt nicht genommen.
Wichtig ist, dass man körperlich und psychisch etwas stabilisiert ist, damit man diesen Entzug schaffen kann.
.... viel Text... ich denke, das wird nun etwas zu viel...
Am besten frage einfach, wenn du noch spezielle Fragen hast.
Aus meiner Sicht war folgendes WICHTIG:
Psychiater als Vertrauens- und Begleitperson
Einbeziehung der Familie und teilweise auch Freunde
Raus aus dem Arbeitsleben
Psychische Stabilisierung, damit man diesen schmalen Weg gehen kann und auch die sehr unangenehmen Gefühle und Symptome annehmen kann, ohne wieder zu zugreifen...
Wie erwähnt, ich nutze ein Antidepressiva, das kann helfen, hat aber auch Nebenwirkungen.... muss jeder selbst wissen, ob er es nutzen will
ABER noch einmal: Du solltest jemanden haben, der dich beim Entzug begleitet, am besten ein Arzt, der sich wirklich damit auskennt. Das ist auch wichtig, damit du beim Entzug keine schweren Komplikationen erleidest!!!
Ich hoffe du kannst etwas von meinem "zusamme geschribbene" nutzen. Es ist nur ein Auszug der letzten ca. 1 1/2 Jahre.
Bitte denke daran, meine Vorgehensweise passt für mich, kann bei dir anders aussehen.
Mache keinen Entzug ins Blaue, sprich mit einem Arzt!!!!!!
Liebe Grüße
BEN
Ach so: Laut meinem Arzt dauert der "Hauptentzug" ca. 3-6 Monate. Ich kann das bis jetzt bestätigen, die körperlichen Entzugssymptome haben nach 2 Monaten stark abgenommen, aktuell bin ich bei 2,5 Monaten ohne Benzo. Die Psyche ist nun das Hauptproblem, gedrückte Stimmung, Angstsymptomatik. Möglicher Weise musst du an diesen Problemen parallel arbeiten. Wie bei dir, war die Angst der Auslöser, dass ich zu dem Benzo gekommen bin. Auch ich muss die Ursache beheben, dafür besuche ich die Psychotherapie, somit kann es insgesamt bei uns Langzeitanwendern schon ca. 1 - 1 1/2 Jahre dauern, wobei mein Arzt, gerade heute meinte, nach den 3-6 Monaten ist das Gröbste vorbei, danach wird es nicht mehr so stark.