Ärzte sind unbestechlich

Ging mir genauso, in der Praxis wurde es sowieso schon gehandhabt, nun es aber auch noch ausdrücklich zu erlauben ist nocheinmal eine andere Sache:confused:
 
Man muss sich solche Urteile nur mal durchlesen (ganz im juristenchinesisch).

Da gibt es in der Regel mindestens 20-30 §§ , die man so oder so auslegen kann.
 
Da kann man auch sehen, dass die Justiz kein bisschen besser ist.
Hoffentlich klagt irgendjemand gegen dieses Urteil.
 
Da kann man auch sehen, dass die Justiz kein bisschen besser ist.

Naja ... Dieses Verfahren ist schon ziemlich lange im Gange und als juristischer Laie verstehe ich es so, dass es in dem Verfahren um die Grundsatzfrage ging, was für eine Rolle ein Arzt in diesem Vierecksgeschäft "Pharma - Arzt - Krankenkasse - Patient" überhaupt einnimmt.

Nun hat der BGH entschieden:

Der niedergelassene Arzt handelt nicht als "Amtsträger" und auch nicht als "Beauftragter" der gesetzlichen Krankenkassen.

(und nur "Amtsträger" oder "Beauftragte" können sich nach Gesetz überhaupt der Korruption strafbar machen)

Ob das so ist oder nicht, darüber kann man streiten. Und das haben die Juristen auch jahrelang getan. Und ganz am Ende ist die oberste Instanz nach geltender Gesetzeslage letztlich zu dieser Auffassung gelangt. Die Justiz hat es sich da nicht leicht gemacht, das muss man fairerweise sagen.

Bedeutet im Umkehrschluss: Der Arzt wird wie ein "Handelsvertreter" angesehen, der für eine Firma Waren verkauft und dafür Provisionen und ähnliche Vergütungen erhält. Und in so einer Rolle kann man per Gesetz nicht als korrupt angesehen werden.

So wie der "unabhängige" Finanzberater irgendwelche Finanzprodukte der Banken an Endkunden vermittelt und dafür Provision von den Banken bekommt. Oder der Handyladen, der Verträge von 02, Eplus, etc. an Endkunden vermittelt und dafür Provision bekommt.

Und nun ist der Arzt der Vertreter, der für die Pharmafirmen Medikamente an die Patienten vermittelt und dafür Provision bekommt.

Für mich ist der Haken allerdings daran, dass der Arzt *zusätzlich* auch noch Honorare von der Krankenkasse bekommt für seine "Beratung". DAS ist für mich nicht vertretbar. Der Handyverkäufer bekommt vom Endkunden kein Honorar für seine Arbeitsleistung und der Finanzberater auch nicht.

Richtig übel finde ich persönlich aber vor allem das Jubelgeheul der Bundeärztekammer und der kassenärztlichen Vereinigung. Da fehlt offensichtlich jegliches Unrechtsbewusstsein.

Aber immerhin: der BGH ist ja nur alleine für die Frage da, ob bereits gefällte Urteile anderer Gerichte sich mit dem geltendem Recht vereinbaren lassen oder nicht. Nicht mehr und nicht weniger macht der BGH.

Der Bundesgerichtshof machte aber auch deutlich, dass er nur darüber befand, "ob korruptives Verhalten von Kassenärzten und Mitarbeitern von Pharmaunternehmen nach dem geltenden Strafrecht strafbar ist". Jetzt müsse der Gesetzgeber entscheiden, ob und wie man Bestechung im Gesundheitswesen regelt.

Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass man beim BGH mit dem existierenden Gesetz nicht wirklich einverstanden ist und den Gesetzgeber auffordert, die Gesetze entsprechend anzupassen. Immerhin.
 
Ich schließe mich Frank183 vollumfänglich an. Der Gesetzgeber ist hier noch gefragt.
Bis sich jemals diesbezüglich, wenn überhaupt, etwas ändern wird, muss man als Patient (Kunde) im Hinterkopf behalten, dass der Arzt dann möglicherweise nicht im besten Sinne handeln wird, da Provisionen und Geschenke locken. Siehe Problematik Banken.
Für mich persönlich bedeutet dies nach wie vor z.B. nicht jede Pille ohne Recherche und Abwägen zu schlucken. Man weiß nie, wem sie genau helfen soll...
Die Problematik wird immer mehr Menschen bewusst und vielleicht zeigt es irgendwann ähnliche Auswirkungen wie bei Banken. (Vertrauen futsch - Umsatzeinbrüche...).
Will heißen: Weiter selbst schlau machen und kritisch hingucken. Wie gehabt also!
Dennoch gibt es noch Ärzte mit ethischem Bewusstsein, das darf man nicht vergessen - es gilt einen von ihnen zu finden! Wie heißt es so schön? In jedem Berufsstand gibt es 20% Fähige, den Rest kann man vergessen.

LG
twixx66
 
Findet ihr es in Ordnung, wenn Seminare am schwarzen Meer oder in Luxusländern statt finden?
Ich war im KH und in der Pharma Industrie tätig, habe genug gesehen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Fndet ihr es auch in Ordnung, wenn Seminare am schwarzen Meer oder in Luxusländern statt finden?

Liebe Dora, kein Mensch hat hier bislang gesagt, dass das auch nur annähernd in Ordnung wäre.

Ich sehe das eher so wie twixx66: Dadurch dass Ärzte gar nicht belangt werden können, muss man als Patient noch kritischer/skeptischer mit den Verordnungen der Ärzte umgehen. Traurig, aber wahr ...
 
Liebe Dora, kein Mensch hat hier bislang gesagt, dass das auch nur annähernd in Ordnung wäre.

Ich sehe das eher so wie twixx66: Dadurch dass Ärzte gar nicht belangt werden können, muss man als Patient noch kritischer/skeptischer mit den Verordnungen der Ärzte umgehen. Traurig, aber wahr ...

Ich fnde deren Lobby ist kaum zu knacken.:bang:
 
Findet ihr es in Ordnung, wenn Seminare am schwarzen Meer oder in Luxusländern statt finden?

Nun, es ist nicht in Ordnung, wenn so "Gefälligkeiten" (Überdurchschnittlich oft Rezepte für ein bestimmtes Medikament ausstellen etc.) erschlichen werden sollen. Da sind wir uns doch alle einig! Man muss nur wissen, dass dadurch so mancher Arzt vergessen wird, wozu er ursprünglich einmal Medizinmann/-frau werden wollte. Vom Helfer zum Handlanger...
Das Ansehen wird immer mehr schwinden - Vertrauensverhältnis etc., daran ändert auch ein BGH-Urteil nichts! Zudem finde ich in dem Urteil schon einen deutlichen Wink der Richter dies zu verändern.
 
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