Gentechnik

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Die einen läßt das Thema kalt, die anderen diskutieren heiß darüber. Über einen Kamm scheren läßt sich das Thema "Gentechnik" nicht, aber es kann ja nicht schaden, sich ein paar Gedankendarüber zu machen.
Greenpeace bringt immer wieder neue Argumente, die zur Vorsicht mit genmanipulierten Pflanzen aufrufen. Andere Organisation wie der BUND auch.

Hier eine Zusammenstellung zu diesem Thema:

www.bmgf.gv.at/cms/site/attachments/2/6/7/CH0254/CMS1085473460374/gen-3.pdf

Uta
 
Hefe und Teig*säue*rungs*kul*turen, die bei der Back*waren*her*stellung einge*setzt werden, betrach*tet der Gesetz*geber im Rahmen der EG-Bio-VO als „Kulturen von Mikro*organis*men". Als Zutat nicht land*wirt*schaftlichen Ursprungs dürfen bei der Her*stellung von Bio-Lebens*mitteln alle handels*üblichen Hefen und Sauer*teigstarter verwendet werden, sofern sie frei von gen*technisch ver*änder*ten Organ*ismen (GVO) und ihren Deri*vaten sind.
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Immerhin konsumiert jeder Bundes*bürger im Jahr durch*schnittlich 2,5 kg Hefe. Hefe ist also durch*aus ein Lebens*mittel. Als solches müssen nach der EG-Öko-VO alle im End*produkt ent*haltenen Stoffe betrach*tet werden. Im Sinne der Qualitäts*sicherung lohnt es sich also, hinter die Kulissen zu schauen.
Die derzeitig handels*üblichen Hefe*stämme sind gen*technik*frei.
Wie sieht es bei den Nähr*medien aus? Bis zum Ersten Welt*krieg wurde Hefe auf einem Nähr*medium gezüchtet, das aus Mehl und Wasser bestand. In Kriegs*zeiten wurde das knappe Getreide durch Me*lasse ersetzt. Seither hat sich vieles geändert. Die Nähr*medien, die zu Teilen in der Hefe enthalten sind, können durchaus gen*technisch verän*derten Kompo*nenten ent*halten, wie Melasse oder Zucker, Glucose, Vita*mine und Enzyme:
Enzyme sind bereits häufig gv-Derivate.
Zur Herstellung von Vitamin B2 und B12
können gen*tech*nisch ver*än*derte Mikro*organismen ver*wandt werden. In Zukunft wird ein verstärkter Einsatz erwartet. Einige Vitamine werden mit Hilfe von GVO herge*stellt, hierzu gehören u. a. Beta-Caro*tin (Vitamin-A-Vorstufe), Vitamin B2 (Lacto*flavin, Riboflavin), Vitamin B12, Vitamin C (Ascor*binsäure, ist aus gentech*nisch ver*änderte Mais*stärke am Markt) und Vitamin E (Toco*pherol).
Auch wenn oder obwohl Gen*technik im Spiel war, muss das End*produkt selbst laut EG-Kenn*zeich*nungs*ver*ord*nung 1829/2003 für gen*technisch ver*änderte Lebens- und Futter*mittel nicht gekenn*zeichnet werden. Zuta*ten, Zusatz*stoffe und technische Hilfs*stoffe brauchen nicht gekenn*zeichnet zu werden, wenn sie „mit Hilfe von" gen*technisch verän*derten Stoffen/ Zutaten her*ge*stellt wurden.
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Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen

Ich weiß ja nicht, wie empfindlich manche Leute auf diese gentechnisch hergestellten Stoffe reagieren. Mir sind die lieber, die eindeutig ohne Gentechnik hergestellt sind.

Gruss,
Uta
 
Genmais in Sachsen-Anhalt - Posse oder Drama?

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Das wiederum bestreitet Funktionär Katzek. „Die Bauern bezahlen das Saatgut ganz normal, und sie tun es, weil sie gutes Saatgut wollen“, sagt er. „Unsinn“, versetzt Bauer Klamroth. „Die Schädlinge, gegen die dieser Mais immunisiert ist, kommen doch in Sachsen-Anhalt gar nicht vor“, sagt er. „Die paar Maiszünsler, die wir hier haben, die kriegen wir locker durch Fruchtfolge weg.“

So geht die Debatte nun schon seit Monaten hin und her. Und je länger sie dauert, desto unwahrscheinlicher wird der Durchbruch – allein deshalb, weil die Zeit davonläuft. Die Aussaatperiode für Mais beginnt im April und endet Anfang Mai. Und der Mais, um den es geht, ist eine der wenigen modifizierten Sorten, die bisher überhaupt eine Zulassung besitzen.

Für die beteiligten Saatzüchter wie die amerikanischen Konzerne Monsanto und Pioneer Hi-Bred sowie die deutsche KWS Saat AG ist das ärgerlich. Denn in den anderen Bundesländern kriegen sie erst recht keine Körner in den Boden. In Schleswig-Holstein, Hessen und Bayern – überall gründen Bauern gentechnikfreie Zonen. Die Agroindustrie hatte deshalb auf Sachsen-Anhalt gesetzt, wo die Höfe fünfmal größer sind als etwa in Bayern. Kontamination, also die Bestäubung der Nachbarschaft mit den Pollen genmodifizierter Pflanzen, ist hier eine geringere Gefahr als in Regionen mit kleineren Feldern. Außerdem gelten die Bauern im Osten als aufgeschlossener. Schon zu Zeiten der DDR wurde hier industrielle Landwirtschaft betrieben – frei von Sentimentalitäten.

Einige Bauern in Sachsen-Anhalt bedauern es sogar, dass das Experiment gescheitert ist. Selbst solche, die bei der eigenen Scholle auf Nummer sicher gingen und konventionellen Mais säten, wie etwa Werner Gutzmer. Er bewirtschaftet eine frühere LPG in Pretzsch, und der Bauernverband, dem er vorsteht, vertritt in Sachsen-Anhalt vorwiegend Ex-Produktionsgenossenschafter. „Wir erkennen schon an, dass wissenschaftlicher Fortschritt im Leben der Landwirte eine Rolle spielt“, sagt er, trotzdem habe er seinen Mitgliedern vom Genmais abgeraten. „Mit dem neuen Saatgut spart der Bauer vielleicht Spritzmittel für 20 Euro pro Hektar, aber wenn was rüberfliegt, kriegt er vom Nachbarn eine Klage über 500000 Euro“, rechnet er vor. „Das Risiko ist einfach zu hoch“, sagt er und schimpft auf die Bundesregierung, die Gentechnik erlaube, aber die Bauern für Kontaminationen haften lassen wolle.

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gentechnik - Wirtschaft - ZEIT online - Nachrichten, Kommentare und Analysen zu aktuellen Themen der Politik, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft

Uta
 
Hallo,

Die BASF bemühte sich ihre stärkehaltige Kartoffel von der EU-Kommission genehmigt zu bekommen und "bombardierte" die EU mit Mahnungen dem Genehmigungsantrag endlich statt zu geben.
Korrespondenz kann hier eingesehen werden:
https://www.corporateeurope.org/sites/default/files/BASF_Amflora_letters.pdf
Inzwischen wurde die Zulassung erteilt und die Amflora wird u.a. in Deutschland, Schweden und der Tschechei auf offenen Feldern angebaut. Weitere genmanipulierte Pflanzen mit dem Gen nptII warten auf ihre Zulassung.

Aus der Korrespondenz geht hervor, daß Amflora ein Gen enthält nptII, das eine Resistenz gegen Antibiotika hervorruft. Angeblich hat das keinerlei Folgen... Vergessen wird dabei, daß sich dieses Gen, unweigerlich nicht nur auf Bakterien und andere Kartoffeln übetragen wird, sondern auf jegliche Pflanzen, die vom Pollen der Amflora erreichbar sind. Damit kommt es zu einer zwangsläufigen Verunreinigung anderer Pflanzen einschl. Nahrungspflanzen in der Umgebung.

Dazu paßt, daß die Richtlinien der EFSA zur Überprüfung von Gen-Manipulierten Pflanzen -Nahrungsmitteln- von der Industrie vorgegeben wurden und die Texte von EFSA wortwörtlich übernommen wurden. D.h. unter anderem, daß solche Pflanzen NICHT auf ihre Giftigkeit oder Schädlichkeit überprüft werden müssen, etwa mittels Fütterung an Ratten oder Mäusen. EIN unabhängiges Experiment zeigte bereits, daß Ratten, die mit Genkartoffeln gefüttert werden schwere organische Schäden davontragen. Der in England tätige Wissenschaftler wurde dann konsequenterweise umgehend gefeuert und auf das schändlichste verleumdet.

Desweiteren behauptet BASF, die Verzögerung der Zulassung füge u.a. den Bauern finanziellen Schaden zu, die diese noch nicht anbauen dürfen. Auch das ist an den Haaren herbeigezogen, denn der Trend zeigt, daß Bauern immer weniger bereit sind genmanipulierte Pflanzen anzubauen, weil selbst Versuchsfelder bereits größere Schäden angerichtet haben, ganz abgesehen von den hohen Kosten für Samen und die speziellen sehr teuren Düngemittel.

Lobby Control hat jetzt in diesem Zusammenhang eine Studie benannt, die den Filz in der EU-Kommission, ESFA usw. benennt:
https://www.corporateeurope.org/sites/default/files/publications/Amflora_COI_report_2011.pdf

Die Zusammenfassung der Studie:
Summary
In June 2009, experts from the European Food Safety Authority (EFSA)’s panel on genetically modified organisms (GMO panel) approved the use of an antibiotic marker gene for GMOs.

This controversial decision was key for the European Commission in giving the green light in March 2010 to grow BASF’s genetically modified Amflora potato in the EU.

Amflora is now being cultivated in open fields in Germany, Sweden and the Czech Republic, and two other GM plants (both cottons developed by Monsanto) containing the same antibiotic marker gene are in the pipeline waiting approval for cultivation.

The Amflora potato contains the nptII gene, an antibiotic resistance marker gene for neomycin and kanamycin. There are concerns that this antibiotic resistance could be transferred from the potato cells to bacteria dangerous to humans. Such a migration would reduce the effectiveness of these antibiotics in humans.

The approval of Amflora was the result of a fierce lobbying battle by BASF – which included an avalanche of letters sent to the Commission, threats to relocate outside the EU, and even legal action against the Commission.

This report by Corporate Europe Observatory (CEO) presents findings that make the EFSA June 2009 opinion even more controversial. Firstly, more than half of the GMO panel experts who signed the approval had conflicts of interest, as defined by the Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD).

These conflicts ranged from receiving research funding from the biotech industry, being a member or collaborator in a pro-biotech industry association, to writing or reviewing industry-sponsored publications. Some conflicts revealed a conflict of scientific interests, with some panel members involved in working on the creation of transgenic plants – including potatoes
– with antibiotic-resistant marker genes – including nptII.

Secondly, although none of EFSA’s GMO panel members were medical experts in the use of antibiotics in human medicine, they decided that neomycin and kanamycin were antibiotics with “no or only minor therapeutic relevance”. The World Health Organisation (WHO) classified these antibiotics as “critically important” in 2005.

This research shows that the Dutch scientist Harry Kuiper, chair of the GMO panel who had close links to the biotech industry, played a key role in the framing of this disputed key scientific advice. The opinion in fact reconfirmed an April 2004 GMO panel opinion, which itself was almost entirely a copy-paste of a “review paper” sponsored by a controversial EU-
funded research project called ENTRANSFOOD, in which the biotech industry played a major role. For some reason this review paper was not credited by the GMO panel in 2004.

CEO found that (a) the authors of that review paper did not appear to have the necessary medical expertise to credibly classify some antibiotics as having “no or only minor therapeutic relevance”, (b) several authors appear to have been positively biased towards the biotech industry, and (c) all the authors were selected by Harry Kuiper, who was at that time coordinator of ENTRANSFOOD.

What is more, the original GMO panel decision appears to have been an attempt to protect GMO crops from an incoming EU directive, which sought to phase out the use of antibiotic resistance marker genes which may have adverse effects on human health and the environment.

In the light of these new findings, CEO is calling for an immediate independent reassessment of the scientific green light given to BASF’s Amflora potato and of the health and environmental risks of antibiotic resistance marker genes present in GM plants. The ongoing approval procedures for cultivation in the EU of the other GM plants containing the controversial nptII marker gene should be put on hold.

EFSA should remove members of the GMO panel that have industry ties, and should re-establish a panel made up entirely from independent scientists.

ESFA - Verbraucherschutz? Denkste! Siehe Beitrag in Kontraste ARD:
www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste_vom_03_11/verbraucher_ohne_schutz.html

Verschiedene Fälle industriefreundlicher aber verbraucherfeindlicher EFSA-Entscheidungen:
European Food Safety Authority

Informationen von Lobby Control:
LobbyControl | Studie beleuchtet Lobbyarbeit für Gentech-Kartoffel Amflora

ILSI - Verband der Nahrungsmittelindustrie und ihre Einflußnahme auf die EFSA. Eine ganze Reihe Beamter der EFSA sind gleichzeitig Mitglieder bei ILSI:
LobbyControl | Verschleierte Interessenkonflikte bei Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit

Gruß,
Clematis23
 
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