Alt werden, alt sein

Hört Euch mal über Google das Video von Friedrich Schuetter an:

Desirata (Lebensweise).

Danke Rawotina,
das paßt wunderbar in diesen thread. :kiss:

Ich freue mich sehr über die große Teilnahme.
Das Thema liegt mir wirklich sehr am Herzen. :danke::danke:

Liebe Grüße
Margot
 
Ich freue mich sehr über die große Teilnahme.
Das Thema liegt mir wirklich sehr am Herzen.

Heute hat sich ein neuer Aspekt zum "alt werden" aufgetan.

Von einem unserer Enkel wurde ich mit der Nase drauf gestoßen, daß ich mir da etwas vorgenommen habe, wovon ich nicht weiß, ob ich es noch zusammenbringe.

Wer das kolossale Gemälde die Alexanderschlacht von Altdorfer kennt, weiß, wie reichhaltig dieses Bild an Einzelszenen ist. Irgendwann vor Jahren hat mir ein "lieber Mensch" dieses Puzzle geschenkt. Da ich aber Krieg und Schlachten nicht besonders mag, ließ ich es liegen bis vor 3 Tagen.

Wie ich also nach gefühlten 180 Teilen ein paar Stunden Pause eingelegt habe, stellt sich doch der Kleine nachdenklich davor hin und sagt dann mit einem aufreizend philosophischen Unterton, "gell Oma, was man angefangen hat, muß man auch fertig machen."

Da wußte ich, meine Zeit ist begrenzt und ich sollte mir, bevor ich was neues anfange, mir gut überlegen, ob es nicht vielleicht in einer Enttäuschung endet, "wieder was nicht geschafft" zu haben.

Lebe, als könntest Du morgen sterben
Lerne, als könntest Du ewig leben.


Wenn ich mich nicht irre, hat das der wunderbare Gandhi gesagt.

In einem Seminar mit Simonton hatten wir 6 Arbeitspartner eine Übung durchzustehen, die uns an den Rand unserer Fassung brachte. Wir sollten uns überlegen, was uns am meisten leid tun könnte, wenn wir einmal auf dem Sterbebett lägen und über unser Leben nachdächten. Der Grund für diese Übung war, uns in die Lage eines sterbenden Menschen zu versetzen, der noch etwas auf der Seele liegen hat, womit er nicht fertig wird. Besonders schlimm sei dabei, wenn er dabei keinen Zuhörer hat, der reflektiert.

Ich konnte nicht davon loskommen, daß ich meinen Kindern so einen Schmerz zufügen müsse und ließ den Tränen freien Lauf. Es wurde immer schlimmer, sodaß mich die Patin der Gruppe herausnahm und mit mir ein Einzelgespräch machte.

Der Tag hat mein Leben dahingehen verändert, daß ich mir ab da besser überlege, was ich mit meinen Mitmenschen zu tun habe und Versprechen so gut es geht einlöse.

Seither geht es mir viel besser, wenn ich an die letzte Stunde denke, die mir einmal beschert sein wird.

Fertig machen, schon in Gedanken, bevor etwas begonnen wird, geht zwar etwas auf Kosten der Spontanität, aber schaden kann es auf keinen Fall,

Was meint Ihr?

Liebe Grüße
Margot
 
Zuletzt bearbeitet:
Fertig machen, schon in Gedanken, bevor etwas begonnen wird, geht zwar etwas auf Kosten der Spontanität, aber schaden kann es auf keinen Fall.

Fortsetzung:

Der Bub hat umgekehrt gedacht, wie es gehen soll.

Um aus der Schlinge herauszukommen, die mir das Kind gelegt hatte, gab ich ihm ein Puzzle-Teilchen und sagte zu ihm, es solle mir das mal abmalen. Ich hatte im Hinterkopf, dann wäre ich ihn los fürs erste und er hätte was zu tun.

Ich fasse es nicht, nach3 Minuten kam er zurück, gab mir ein klitzekleines Blatt, das er kunstvoll ausgeschnitten hatte und sagte zu mir, so, da hast Du mein Bild.

Er hatte das Teilchen einfach mit dem Filzschreiber umrundet und es war etwas wie ein kleiner Hase mit einem Ohr auf dem Papier.
Genial, dachte ich, so einfach kann das Leben sein. :idee:

Jetzt habe ich wieder etwas zum "nachdenken."

Liebe Grüße
Margot
 

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Jetzt habe ich wieder etwas zum "nachdenken."



Die Katze hat mir das Nachdenken abgenommen.
Sie hat das Original-Teilchen zum Fressen gern gehabt und es so zugerichtet, daß es zu nichts mehr getaugt hat.
Ich habe der Sache den Todestoß gegeben, alles in eine Tüte gepackt und es entsorgt.
Sag einer noch, daß Alte nicht spontan sein können. ;)

Liebe Grüße
Margot
 
Guten Abend,

ich war lange freier Mitarbeiter in einem Hospiz und durfte dort viele Gespräche mit Sterbenden (meist Krebskranken) führen. Das Schlimmste für diese Menschen war, so schien mir, wenn eine wichtige Beziehung im Streit oder sonst ungut geendet hatte und wenn keine Wieder-Gutmachung möglich war. Vor allem, wenn der andere sich einem letzten Gespräch verweigerte. (Die Verzweiflung einen relativ jungen Frau, deren Tochter zu einen letzten Besuch nicht bereit war, trotz unserer Bemühungen.) Andererseits die tiefe Ruhe nach geglückten Versöhnungen. Die meisten Sterbenden hatten ihre frühere Rechthaberei aufgegeben - "ach, das ist soo gleichgültig, wer schuld war, wie konnte ich nur auf solchen Dingen bestehen!" Für mich eine fortgesetzte Mahnung, die eigenen Verbindungen "aufzuräumen", heilen zu lassen, vor allem eigenes Unrecht zuzugeben und zu bereuen.

Es gibt eine uralte japanische Disziplin mit Namen NAIKAN. In dieser werden -weitgehend allein, aber mit Begleitung zwischendurch - die wichtigen Beziehungen des eigenen Lebens unter dem Licht bestimmter Gragen betrachtet. TeilnehmerInnen sind überwiegend über 50-Jährige, überwiegend Frauen. Die Methode ist keine Psychotherapie; sie fördert Einsicht, (echte) Reue und Aussöhnung mit der eigenen Vergangenheit und mit unseren Bezugspersonen. Ich kenne keine Methode, die tiefere Wandlungen ermöglichen würde.Wird seit ca. 30 Jahren auch in D, AU, CH, I, USA und Kanada angeboten. Bin heut zu müde, um darüber noch ausführlicher zu schreiben. Infos z.B. Naikan Zentrum Stammhaus, www.naikido.au, www naikan.org.

Gute Nacht,
Windpferd
 
Guten Abend,

ich war lange freier Mitarbeiter in einem Hospiz und durfte dort viele Gespräche mit Sterbenden (meist Krebskranken) führen. Das Schlimmste für diese Menschen war, so schien mir, wenn eine wichtige Beziehung im Streit oder sonst ungut geendet hatte und wenn keine Wieder-Gutmachung möglich war. Vor allem, wenn der andere sich einem letzten Gespräch verweigerte. (Die Verzweiflung einen relativ jungen Frau, deren Tochter zu einen letzten Besuch nicht bereit war, trotz unserer Bemühungen.) Andererseits die tiefe Ruhe nach geglückten Versöhnungen. Die meisten Sterbenden hatten ihre frühere Rechthaberei aufgegeben - "ach, das ist soo gleichgültig, wer schuld war, wie konnte ich nur auf solchen Dingen bestehen!" Für mich eine fortgesetzte Mahnung, die eigenen Verbindungen "aufzuräumen", heilen zu lassen, vor allem eigenes Unrecht zuzugeben und zu bereuen.

Es gibt eine uralte japanische Disziplin mit Namen NAIKAN. In dieser werden -weitgehend allein, aber mit Begleitung zwischendurch - die wichtigen Beziehungen des eigenen Lebens unter dem Licht bestimmter Gragen betrachtet. TeilnehmerInnen sind überwiegend über 50-Jährige, überwiegend Frauen. Die Methode ist keine Psychotherapie; sie fördert Einsicht, (echte) Reue und Aussöhnung mit der eigenen Vergangenheit und mit unseren Bezugspersonen. Ich kenne keine Methode, die tiefere Wandlungen ermöglichen würde.Wird seit ca. 30 Jahren auch in D, AU, CH, I, USA und Kanada angeboten. Bin heut zu müde, um darüber noch ausführlicher zu schreiben. Infos z.B. Naikan Zentrum Stammhaus, www.naikido.au, www naikan.org.

Gute Nacht,
Windpferd


Hallo Windpferd,

Ich finde Deinen Beitrag äußerst interessant und wenn Du, wie Du ankündigst, ausführlich schreiben willst, wenn Du morgen nicht mehr müde bist, würde ich Dir gerne vorschlagen, einen neuen thread aufzumachen. Es gibt sehr viel zu dem Thema zu sagen und die Arbeiten von Elisabeth Kübler Ross sind mir gut bekannt.

Meinen thread über das Altwerden und alt sein,möchte ich gerne abschließen,weil ich mich jetzt wieder der Hildegard zuwende, für deren Fertigstellung ich neue Texte gemacht habe.

Abschließend stelle ich noch das Bild die drei Lebensalter von Gustav Klimt ein, von denen werden leider immer nur die zwei hübschen und niedlichen Personen gezeigt. Das Alter scheint manchen Menschen immer noch unangenehm zu sein, es darzustellen. Hier also das Original

Liebes Windpferd, ich werde gerne in Deinem neuen thread mitschreiben. :)

Liebe Grüße

Margot
 

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Dank' Dir Margot,

eigentlich hab ich nicht den Eindruck, daß Dein Thread schon zu Ende ist. Klar - wenn Du Wichtigeres zu tun hast. (Aber gibt's über Hildegard nicht schon ganze Bibliotheken.)

Aber was für einen Thread soll ich eröffnen? Mal ganz abgesehen von der Arbeit. Ich bin auch nicht mehr ganz jung (um mal höflich mir gegenüber zu sein) und überleg mir immer wieder, was noch wirklich wichtig ist, in der Zeit, die noch bleibt.

Ich hoffe, Du schläfst schon tief.

Herzlich
Windpferd
 
Guten Morgen Margot,

weil Du es interessant fandest (und weil es tatsächlich gutes Altern sehr fördern kann) stelle ich - ja, eine Übertretung Deiner Beendigung des Thread - einen kurzen Artikel über NAIKAN hier ein. (Die Vorgaben der Redaktion erzwangen die Kürze; auch der Inhalt war durch Fragen weitgehend vorgegeben.)

N A I K A N

Früh am Morgen. Allein, hinter einem durchscheinenden Wandschirm sit-zend, vergegenwärtige ich die Beziehung zu meiner Mutter bis zum Alter von vier Jahren. Drei Fragen: 1) „Was hat sie mir Gutes getan?“ -- 2) „Was habe ich ihr Gutes getan?“ -- 3) „Welche Schwierigkeiten habe ich ihr gemacht?“ -- Nach ein bis zwei Stunden erscheint der Anleiter, hört kurz eine Stichprobe meiner Erinnerungen, dankt, verneigt sich, geht. Mitunter erinnert er an die Instruktionen oder gibt Ermutigung. In den folgenden Zeitabschnitten gehe ich weiter zum Alter vier bis sieben, sieben bis zehn . . . bis zur Gegenwart. Danach Vater, Geschwister, Lehrer, Partnerinnen, Kinder usw. Die Beziehung mit der Mutter wird mindestens zweimal durchgearbeitet. Dies geht täglich vom Aufwachen bis zum Ein-schlafen, mindestens sieben Tage lang. Der Anleiter bringt die Mahlzeiten. Kein Kontakt mit anderen. Jedoch ist die Gegenwart der anderen – jeder hinter seinem Wandschirm im selben Raum – spürbar.

Leichter Akzent auf der dritten Frage. (Die vierte – leicht zu erraten! – bleibt außer Betracht.) Im Brennpunkt das eigene Verhalten, nicht die Absichten. Dieses wird nie bewertet oder interpretiert (z.B. als Schuld, Verdienst). Erinnerungen werden einfach angesehen, gefühlt – und als Stufe zu weiterer Vergegenwärtigung benutzt. Für Beziehungen, die noch bestehen, gibt es in der letzten Periode eine vierte Frage: „Was will ich ändern?“ Es werden nur Erinnerungen an einzelne konkrete Verhaltensweisen in Betracht gezogen, keine Verallgemeinerungen. „Sei nicht stolz, wenn du dich an die Vergangenheit erinnern kannst; sei nicht deprimiert, wenn nicht. Praktiziere einfach Naikan mit ganzem Herzen!“

Zu Beginn fließen die Erinnerungen quälend spärlich. Etwa vom dritten Tag an gibt es eine wahre Flut. Überwältigendes Bewusstsein meiner alltäglichen Unachtsamkeit, Destruktivität, Kommunikationslosigkeit, Lieblosigkeit. Die Gewohnheit der Selbstbewertung, Selbstkritik führen nahe an Verzweiflung. Ich bin versucht, abzubrechen – wie viele. Die letzten beiden Tage: Schmelzen, Entspannung, Fließen – Wertschätzung der Beziehungen, wie sie eben waren; Dankbarkeit. Die Verbindungen reichen tiefer als meine verwirrten Handlungen. Eine begrifflich kaum erklärbare Wandlung. Am Ende gemeinsames Festessen: die Gesichter weich, leuchtend.

Das ist Naikan („Innenschau“), eine in Japan verbreitete Psychotherapie und nicht-religiöse, kontemplative Praxis, die der Zen-Tradition ent-stammt.

Im Lauf der Jahre praktizierte ich Naikan insgesamt zwei Monate lang (einmal als Assistent des Anleiters). Wozu ist es gut? 1) „Reue und Bekennen“ sind befreiend – Entschuldigen, Tadeln, Ignorieren waren das nie. -- 2) Verallgemeinerungen, Selbstverdammung sind schmerzhaft, jedoch blockierend, eine Form des Ausweichens, eine Sackgasse. -- 3) „Spirituelle“ Ausreden („Ist doch nur Denken!“) werden bloßgelegt: die relative Realität muß auf der relativen Ebene bereinigt werden. Darum hatte ich mich mit „fortgeschrittenen“ Praktiken herumgemogelt. -- 4) Die Intensität der Erfahrung („Ausbrennen“) führt dazu, daß die betrachteten Muster weniger wahrscheinlich werden. Sehr zu empfehlen vor dem Beginn neuer Lebensabschnitte. Auch, wenn das Leben zur Neige geht. -- 5) Naikan stellt mich bloß und kommt teuer: manchmal „muß“ ich anschließend bislang Verschwiegenes mitteilen oder „vergessene“ Schulden erstatten – und bin glücklich, wenn das noch möglich ist. -- 6) Starker Transfer in den Alltag: die Naikan-Fragen tauchen immer wieder spontan auf: Ich kann den Folgen meines Handelns nicht entgehen.

(Neue Welt Institut - Home [Franz Ritter, A; Überblick]; Willkommen bei Naikido Shiatsu [Josef Hartl, A]; Naikan Zentrum Stammhaus [Tarmstedt, D])​

Alles Liebe
Windpferd
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Liebe Teilnehmer,

der Thread bleibt geöffnet, und es kann ein weiterer Austausch stattfinden:).

Liebe Grüße,
Malve
 
danke malve :wave:.

als ich den titel „alt werden, alt sein“ das erste mal gelesen habe ,dachte ich , wow …das kann spannend werden . (bin also einen stille leserin bisher gewesen )

ich frage mich ;wo fängt alt werden ,alt sein eigentlich an .
alt werden möchte ja jeder , aber ab wann darf man alt sein .?


meine mutter (86) nahm mich irgendwann mal zur seite um ihr herz auszuschütteln .ich hatte wirklich mit allem gerechnet aber als sie sagte : weißt du kind , letzte zeit mach ich mir solche gedanken darüber ob es „normal“ ist das ich so alt bin aber nicht krank bin ,ich habe ein richtig schlechtes gewissen wenn ich daran denke und schlimmer ist es wenn ich nach meinem gesundheitszustand gefragt werde .

ehrlich ich war sprachlos und wusste im ersten moment nicht wirklich eine antwort , eh sie mir dies erzählte hat sie sich sicher tagelang ,vielleicht auch wochenlang damit beschäftigt .

natürlich ist sie erfreut darüber das es ihr in diesem alter gut geht ,macht sich aber gedanken wieso sie so“ anders“ ist .

wenn sie gefragt wird ,von wem auch immer arzt/apotheke ,freunde , welche tabletten welche erkrankung oder gebrechen sie hat …………getraut sie sich nicht mehr zu sagen das es ihr gut geht , weil sonst kommt stets die gleiche antwort,:
das gibt es doch gar nicht , irgendetwas in deinem alter musst du doch haben .

aber „ muss „ man im alter wirklich krankheit/ gebrechen aufweisen , oder kann man auch „ohne“ diese „ alt werden ,alt sein „ ?.

nun seit einer woche warten wir auf ein termin in der klinik , weil mutter einen knoten unter ihrer achsel entdeckt hat .

lg ory
 
Hallo Windpferd,

vielen Dank für den Hinweis auf NAIKAN :). Ich fände, daß dafür ein extra Thread gut wäre. Was meinst Du dazu?

Grüsse,
Oregano
 
Danke Oregano,

für die Anregung. Werde ich machen, sobald ich ein wenig Zeit habe.

Herzlich,
Windpferd
 
Altersunterschied​
Einmal
wenn du älter wirst
werde ich nicht mehr älter werden

Irgendwann werde ich dann
vielleicht
zu jung sein für dich

Jetzt aber
habe ich noch Angst
daß ich zu alt bin

Manchmal möchte ich drum
für mein Leben gern
sterben


Ungeplant​
Daß ich
viel zu alt bin
für dich
oder daß du
zu jung bist für mich
das sind alles
gewichtige Argumente
die entscheidend wären
in den Lehrwerkstätten
in denen
die aufgeklärteren Menschen
sich ihre berechnete Zukunft
zurechtschneiden
streng nach Maß


Herbst​
Ich hielt ihn für ein welkes Blatt
im Aufwind
Dann auf der Hand:
ein gelber Schmetterling

Er wird nicht länger dauern
als ein Blatt
das fallen muß
in diesem großen Herbst

(und ich nicht länger
als ein gelber Falter
in deiner Liebe großer Flut
und Ebbe)

und flattert doch
und streichelt meine Hand
auf der er sich bewegt
und weiß es nicht.​


(Erich Fried, 1921 - 1988.
Aus "Liebesgedichte", 1979,
und "Es ist was es ist", 1983)​
 
Ich bedanke mich auch dafür, dass hier weiter geschrieben wird.
Bin auch bisher stille Mitleserin.

Alt sein und werden ohne krank zu sein ist heute sehr selten. Irgendetwas hat jeder...oder eben auch nicht :) und das ist dann super.

So stellt man sich das Alt werden doch gerne vor. Fit und gesund zu bleiben und nicht krank und gebrechlich.

In meiner Nachbarschaft lebte bis vor ein paar Jahren eine alte Frau. Sie war fast bis zu ihrem Tode mit über 90 Jahren geistig voll auf der Höhe. So etwas ist schon toll.

Als mein Vater den Arzt wechseln musste weil dieser in Rente ging, wurde er von dem neuen Arzt mit folgenden Worten bedacht: sie nehmen für ihr Alter aber wenig Tabletten. Altsein wird immer mit kranksein in Verbindung gebracht, was sehr schade ist.

Aber ältere Leute stellen vermehrt fest, dass immer mehr Jüngere Krankheiten haben, die sie selber in dem Alter noch gar nicht kannten.

LG
Rianj
 
Schöne Sprüche über das Altwerden


Ingmar Bergmann:
Älter werden ist wie auf einen Berg steigen; je höher man kommt, umso mehr Kräfte sind verbraucht, aber umso weiter sieht man.


Albert Schweizer:
Mit zwanzig Jahren hat jeder das Gesicht, das Gott ihm gegeben hat,
mit vierzig das Gesicht, das ihm das Leben gegeben hat
und mit sechzig das Gesicht, das er verdient hat.


Unbekannt:
Männer sind große Kinder, die umso anstrengender sind, je älter sie werden.


Enzo Petrucci:
Alt ist man dann, wenn man nicht mehr zusammen mit seinen Zähnen schläft.


Unbekannt:
Das Geheimnis eines schönen Alters ist der würdige Umgang mit der Einsamkeit.


Unbekannt:
Alt machen nicht die Jahre und grauen Haare -
du bist erst alt, wenn du den Mut verlierst und
dich für nichts mehr interessierst.
 
Hallo Windpferd,

ich habe jetzt zwar schon eine Reihe Texte abgeliefert, aber noch nie einen thread beendet.

Dieses Mal dachte ich, ich hab damit angefangen, was mach ich jetzt, wenn ich damit aufhöre, das kommt bestimmt nicht gut rüber.

Dann mein Versuch, einen Abschluß zu schaffen.

Nach der Aufklärung durch Malve konnte ich gar nicht wissen, daß das nicht geht, das steht nämlich nicht in den Bordregeln.

Wie auch immer, ich freue mich, daß der thread jetzt weiter geht und komme auch wieder, wenn ich etwas beitragen kann.

Also, Entschuldigung, ich wollte nicht abwürgen, sondern mich nur ausklinken.

Übrigens: Zu Deiner Frage.........

.......... (Aber gibt's über Hildegard nicht schon ganze Bibliotheken.)

Ja, das war einmal vor 12 Jahren, jetzt ist die Reihe in den Regalen arg geschrumpft, man kann derzeit die alten guten originalen Texte kaum mehr bekommen. Deshalb habe ich mich entschlossen hier dieses Thema einzubringen.

Hast Du schon etwas von mir zu Hildegard gefunden, worüber wir diskutieren könnten? Du bist ja ein Spezialist für Aberglauben, so habe ich, von Dir selbst eingestellt, gelesen. ;)

Schöne Grüße
Margot
 
Zuletzt bearbeitet:
Guten Abend Margot,

ich "ein Spezialist für Aberglauben"? Ach ja, manches nervt mich schon sehr. Aber eigentlich mag ich das Thema nicht besonders - es ist so ungemütlich, so schneidend, kalt ... Selbst wenn man recht hat, ist man rechthaberisch. (Was nicht gut tut.) Außerdem bin ich selber abergläubisch.

Wie wär's denn, wenn wir uns mit Dichtung beschäftigen würden? (Gerade zum Thema Deines Thread findet sich bei denen unglaublich viel zur Erfahrung des Alterns.) Oder mit Erfahrung in der religiösen Praxis - Gebet, Meditation usw.? Oder mit deren Methoden überhaupt?

Das wären ganz andere Welten, mit ganz anderen Sprachen, anderen Hirnarealen vermutlich. Anderen Wahrheitskriterien.

Hm?

Alles Liebe
Windpferd
 
Goethe hat geschrieben:

Das Alter

Das Alter ist ein höflich Mann:
Einmal übers andre klopft er an;
Aber nun sagt niemand: Herein!
Und vor der Türe will er nicht sein.
Da klinkt er auf, tritt ein so schnell,
Und nun heißts, er sei ein grober Gesell.

Johann Wolfgang von Goethe


GOETHE, DAS ALTER

Grüsse,
Oregano
 
Wie wär's denn, wenn wir uns mit Dichtung beschäftigen würden? (Gerade zum Thema Deines Thread findet sich bei denen unglaublich viel zur Erfahrung des Alterns.) Oder mit Erfahrung in der religiösen Praxis - Gebet, Meditation usw.? Oder mit deren Methoden überhaupt? Das wären ganz andere Welten, mit ganz anderen Sprachen, anderen Hirnarealen vermutlich. Anderen Wahrheitskriterien.
Hm?

Einverstanden

Gruß
Margot
 
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