MRSA Infektion, Arbeitsunfall?

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22.07.11
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Hi Leute.

Bei mir in der Arbeit (Klinik) gibt es 6 MRSA infizierte. Einer davon hat es auch im Rachen (Tröpfcheninfektion) nun habe ich erfahren, wenn man mit MRSA infiziert ist, hat man kaum Chance, eine Krankenkasse zu finden, die einen versichert. Angenommen ich würde mich bei der Arbeit damit anstecken, trägt dann der Arbeitgeber die Verantwortung dafür?

Trotz eigehaltener Schutzmaßnahmen, kann es ja genauso sein, dass man sich ansteckt. Da reicht schon Geschirr oder Wäsche oder was auch immer, an dem die Bakterien hängen. Oder wenn jemand anders ohne Schutzkleidung im Zimmer war und dann in meine Nähe kommt. Wer kommt dafür auf, sollte ich mich wirklich damit bei der Arbeit infizieren?

Wäre vielleicht gut zu wissen... Lg Krow.
 
Hallo Krow,

man muß bei MRSA zwischen Trägerschaft und akuter Infektion unterscheiden. Eine akute Infektion ist sehr gefährlich und bedarf unbedingt einer Behandlung. Das übernimmt in jedem Fall die Kasse.
Bei Trägerschaft ist man zwar auch mit diesen Bakterien besiedelt, sie befinden sich jedoch an (natürlichen) ungefährlichen Körperbereichen wie der Schleimhaut des Nasen-Rachenraumes. In der Regel wird (sobald ein positives Screening vorliegt) auch diese Behandlung von den Kassen getragen zumal Du ja in einer Klinik arbeitest und somit eine Gefahr für immungeschwächte oder frisch operierte Patienten darstellst. Näheres auch in unserem Wiki MRSA. Sollten Fragen bleiben, bitte melden. Deinen Beitrag habe ich von den Viren nach hier her verschoben.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Als Angesteller in Deutschland wird du über deinen Arbeitgeber pflichtversichert. D.h. darüber braucht man sich i.d.R. gar keine Gedanken zu machen.
Als Harz-4 ler wenn du ohne KV bist versichert dich die Behörde bei einer Versicherung deiner Wahl !!!
Wie es als (Schein-)selbstständiger mit geringen Einkommen läuft kann ich dir nicht sagen.
 
Es gab mal einen Kollegen (vor meiner Zeit) der sich in der Arbeit in einer Klinik, MRSA zugezogen hatte. Der hat es im Auge bekommen. Die Kasse zahlt keinen Cent, mit der Begründung, er habe sich sicher nicht außreichend geschützt (Schutzkleidung etc) Nun ist er auf dem einen Auge fast blind. Ich kann mir schon vorstellen, dass die Kasse einen MRSA infizierten rausschmeißen würde, wegen der vielen Kosten die dann für die Kasse anfallen würden. Und dass man als infizierter kaum von ner Kasse genommen wird, hat mir eine Kollegin erzählt.

Lg Krow.
 
Ich musste nach einer MRSA-Infektion mir einen Unterschenkel amputieren lassen und bin noch immer gesetzlich krankenversichert. Alle Kosten - also die der ursprünglichen Behandlung und dann die Folgekosten und Reha wie auch die prothetische Versorgung und orthopädische Hilfsmittel übernahm (hätte in Deutschland auch nichts anderes erwartet) die Kasse. Von "Rausschmissen" aus der Krankenversicherung habe ich auch noch nichts gehört, obwohl ich sehr viele Kontakte zu Patienten mit MRSA-Vergangenheit habe. So recht kann ich deshalb Deinen Gedankengängen nicht folgen. Eine andere Geschichte mag es sein, ob so eine Infektion als "Arbeitsunfall" oder Berufskrankheit gewertet wird oder ob daraus Verrentung oder Behinderten-Status folgen...
 
Mir hat der Keim 4 neue Hüftengelenke beschert und die wurden auch von meiner Kasse übernommen. Dazu kam noch Krankengeld, denn ich war lange krank geschrieben.

Renan
 
Hi. Wisst ihr zufällig, woran ich es merken könnte, wenn ich infiziert wäre? Sagen wir mal, die anfänglichen möglichen Symptome? Wäre lieb von euch! Lg Krow.
 
Du bist ja in dem Sinne nicht krank und da denke ich, wirst du es nur über einen Abstrich feststellen können oder du siehst es an einem hohen CRP Wert. Aber ich bin da überfragt.

Bei mir platze nach 3 Tagen die Wunde auf und hat 3 Tage lang geblutet, da wußte ich, dass irgendwas nicht stimmt.

Renan
 
Falls man "nur" Träger ist hat man keine Symptome. Statt der normalen Besiedlung mit Staph. aureus (die hat fast jeder Mensch) hat man eben den resistenten Staph. aureus. Feststellen kann man das nur, indem ein Abstrich und anschließend ein Antibiogramm gemacht wird.
Bei einer Infektion eitert die infizierte Stelle. Das wäre auch bei dem normalen Keim so. Der Unterschied zeigt sich erst, wenn die üblichen Antibiotika so gut wie nicht wirken. Dann ist der Keim resistent - also MRSA oder ORSA oder ...
 
hallo James,

ist es nicht so, dass der Aureus Stamm nur auf der Haut äusserlich sich befindet und der resistente MRSA Stamm INNERHALB des Körpers, bzw. hier auch über Blut nachweisbar ist?
Oder ist dies zu einfach gedacht?

freue mich auf Deine Antwort!

N.
 
Ja, genau so ist es (Haut/Schleimhaut). Dabei ist es zunächst unerheblich ob es der normale oder der resistente Stamm ist.
Gefährlich wird es erst wenn der Keim in den Körper gelangt und zugleich Resistenzen aufweist.
Deshalb sollte vorbeugend schon VOR einer OP abgeklärt werden, ob der Patient frei von resistenten Stämmen (MRSA usw.) ist, da sie durch die OP-Wunden und Verminderung der Abwehrkraft relativ einfach in den Körper verschleppt werden können. Ist lediglich eine Trägerschaft vorhanden, ist diese meist leicht in kurzen Zeiträumen zu beseitigen.
Heute gibt es für dringende Fälle einen Schnelltest. Ist das Zeitfenster sehr kurz, kann man zumindest mit verstärkten Hygienemaßnahmen das Risiko mindern. Das klappt natürlich nur dann, wenn die Gefahr erkannt wird!
Aus diesem Grunde werben wir dafür, dass ein Test bei der Aufnahme in ein Krankenhaus zur Pflicht wird. Heute steht das noch in etlichen Kliniken auf dem Kopf. Man wird zuerst behandelt und erst wenn das Kind schon im Brunnen liegt sucht man den Deckel ohne zu wissen ob dieser (das wirksame Antibiotikum) überhaupt passt. Da so etwas sehr oft passiert, sind die Kosten für nosokomiale Infektionen entsprechend hoch. Da die Folgeschäden auch die Gesellschaft aufbringen muß, beträgt sie ein Vielfaches der Kosten, die zur Vorbeugung und Test entstehen würden. Vom vermeidbaren Leid der Betroffenen mal ganz abgesehen...
 
James schreibt:
" Ist lediglich eine Trägerschaft vorhanden, ist diese meist leicht in kurzen Zeiträumen zu beseitigen."

Du meinst damit Antibiotika Behandlung?
Gezielt auf den Keim?

Kann man nicht fast davon ausgehen, dass immungeschwaechte Patienten diese MRSA Bakterien fast immer mit sich tragen?
Die Dunkelziffer ist hier sicher sehr sehr hoch.

LG
Nesaja
 
Die Durchseuchung mit MRSA ist bei Patienten aus Alters- und Pflegeheimen sowie der Arbeitskräfte aus der Tierzucht zwar besonders hoch, aber nicht alle sind betroffen. Auch regional gibt es große Unterschiede. Wenn man es jedoch weiter wie bisher macht, werden sich die resistenten Formen vollständig flächendeckend ausbreiten.

Eine Trägerschaft ist meist im Nasen-Rachenraum zu beobachten. Die Behandlung erfolgt mit einer speziellen Salbe (deren Zusammensetzung ich zwar nicht kenne, ich vermute ein Reserveantibiotika) und ist zumeist in wenigen Tagen abgeschlossen.
 
Irgendwo habe ich mal gelesen, dass 20 % der getesteten Staph. aureus resistent sind. In Intensivstationen liegt die Quote wesentlich höher. Das ist aber schon länger her – kann jetzt auch höher sein.

Ich habe hier so ein MRSA-Sanierungsset:

Stellisept med foam – ein antimikrobieller Reinigungsschaum für die Haut

Paroex –eine Mundspülung mit Chlorhexidin

Und die Nasensalbe – der Wirkstoff ist Mupirocin – ein AB, das vorwiegend auf Schleimhäuten wirkt. Wenn man es googelt bekommt man aber auch schon „resistenz“ mit angeboten. Es wird hergestellt von Glaxo Smith Kline – ich glaube, das ist der größte Pharmakonzern der Welt.

Auf der Packung steht: GlaxoWellcome – soll das heißen, das der Fima Glaxo MRSA/ORSA gar nicht so unwillkommen ist ?
 
Danke für die Info.

Manchmal haben MRSA-Patienten eine Furunkolose. Diese ist schwerer in den Griff zu bekommen weil MRSA dann immer wieder aufflammt. Weshalb das so ist, ist mir nicht bekannt...
Da der Keim so anpassungsfähig ist, wird wohl jedes Antibiotika innerhalb kurzer Zeiträume unwirksam. Darin liegt eine weitere Gefahr.
 
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