Ich habe da mal eine Frage als Vater.
Ich habe eine geistig ziemlich reife Tochter. Die hat mir mit ihren dreizehn Jahren verkündet, dass sie Jugendbücher inzwischen für zu durchschaubar hält und die Überlegung geäußert, vielleicht mal ein Erwachsenenbuch lesen zu wollen.
Ich habe erst mal meinen Mund gehalten aber gleich an "Unterm Rad" gedacht. Was denkt Ihr dazu?
Herzliche Grüße von Leòn
hallo leòn,
meine favoriten mit 11 jahren und höher waren tolstoi, tschechow, lesskow, gogol, pushkin, lermontov, dostajewskij, etc.
später kam borchert dazu.
mein absolutes lieblingsbuch mit 13 war kafka - die verwandlung.
es hiess schon immer, ich sei zu jung für diese bücher.
doch kinderbücher waren mir zu gehaltlos und langeweilig.
unterm rad habe ich zwar auch mögen.
doch das ist was anderes. ich denke, dass passt nicht so. weil das ist mehr wieder einfach ein lesebuch. es hat zwar schon eine bedeutung dahinter. doch irgendwie ist es zu wenig symbolisch.
ich denke, deine tochter sucht symbolisch nach hintergründe im leben.
dafür ist die verwandlung von kafka das beste buch.
auch so ein buch wie das mit dem alten mann auf dem kamin von dem russen zeigt sehr viel lebensweisheit.
ich denke, ein kind im alter von 13 sucht nach solchen weisheiten.
die fehlen im unterm rad.
unterm rad ist mehr auf dem boden unten.
ich kann mich ja auch völlig täuschen...
borchert hat mir auch viel bedeutet, weil er trotz der äusseren gefangenschaft nach innerer freiheit suchte.
das ist auch etwas, was kinder im alter von 13 machen.
sansibar oder der letzte grund von andersch gefiel mir dann, weil dort so die statue und die krim beschrieben wurde. einfach so als schönes landschafts und kunstbuch.
warten auf godot lasen wir etwa mit 15. das fand ich klasse wegen der offenen trostlosigkeit, welche das buch spiegelt.
kinder in diesem alter sind doch oft trostlos und suchen ein offenes ende.
warum mir unterm rad gefiel?
weil ich immer in einem internat leben wollte.
will das deine tochter ohne dass du es weisst?
meine eltern wussten es nicht...
des weiteren gefiel es mir wegen dem selbstmord.
ja so in der pupertät da stirbt doch was in einem ab auf kosten von etwas neuem, was geboren wird.
ich denke, dass bei deiner tochter mit 11 noch nichts neu geboren wird und dafür was altes stirbt.
das nur so mal meine gedanken zur sache.
ach ja; noch was!
tschingis aitmatov!
der held!
jetzt, wo langsam ihr liebesleben erwacht.
unter dem dampfer könnte noch zu weiss nciht was für sie sein. "zu früh" vielleicht.
doch wenn sie mal mit der pappel im roten kopftuch anfängt? oder mit dem buch von gülsary? (den titel weiss ich nicht mehr perfekt.)
rfühe kraniche ist ein wenig langweilig.
der erste lehrer passt auch vielleicht nach der pappel im roten kopftuch.
mit djamilia würde ich nicht anfangen, auch wenn es als schönste liebesgeschichte beschrieben wird, finde ich sie nicht so schön wie die pappel.
das buch mit dem wolf könnte zu dick sein. - ?
ja und wenn sie so die pappel im roten kopftuch, der erste lehrer und vielleicht noch gülsary oder auch nicht gelesen hat, dann sollte das mit dem weissen dampfer auch okay sein.
ich denke, sie wird tschingis aitmatov mögen.
doch erst, wenn du ihr den kafka gegeben hast.
ich denke eben, dass sie jetzt genau den sucht.
ich mag mich wirklich täuschen...
vielleicht ist sie in der tat noch zwei jahre oder vier jahre zu jung für kafka.
aber dann ist sie errst recht zu jung für unterm rad denke ich.
wenn also kafka nix wäre, dann schmeiss ihr mal den aitmatov und lesskow oder so, hin.
wenn sie eine aversion gegen russen hat?
hmmmm.
wie wäre es dann mit was französischem?
jules verne mag ihr zu blöd sein.
aber marcel pagnol die trilogie seiner jugend?
obwohl es auf französisch schöner ist...
oder die pastorale symphonie von gide?
eventuell camus?
oder immer noch das beste buch von allen: "der kleine prinz".
da kannst ihr auch mal andere bücher von saint-exupéry hinwerfen.
der prophet von kahil gibran las ich glaub auch etwa mit 12.
ein kinderbuch, welches aber nicht so gehaltlos wie alle anderen kinderbücher ist: heimatlos von hector malot und daheim auch von hector malot. speziell das erstere MUSS sie einfach gelesen haben!!!!
vielleicht sogar noch vor allen anderen...
was mir in dem alter auch gefiel.
es gibt so ein taschenbuch. ich glaube es war - fischerverlag? - oder ein kinderbuch verlag? geschrieben ist drinnen die geschichte von jeanne d'arc.
es gibt so diese damals weissen taschenbücher, welche helden aus der geschichte für kinder in guter sprache erzählen. also zu jeder geschichtsperson gibt es ein bändchen. da war es dabei. kuck dich mal um danach.
das ist vielleicht auch besser noch vor den anderen büchern.
dann kommt noch frederica de cesco.
die habe ich zwar nicht so mögen, doch die liest man auch gerne so zwischen kinder- und erwachsenen-büchern.
sie hat ja kinder- und erwachsenenbücher geschrieben.
genügt das für's erste?
merk dir einfach: wenn sie ein buch weg legt, weil sie es zu doof findet, gibst du es ihr einfach in einem oder zwei jahren wieder.
so lange, bis sie etwa 18 ist.
:zwinkern:
abgemacht?
viele liebe grüsse von shelley :wave:
p.s.: ich hielt homo faber und sämtliche hesse bücher gleichzeitig wie den kafka in der hand. doch diese bücher sprachen mich erst später - nach kafka an. geschmacksache...