Trauma

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19.03.08
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257
Ich habe meine Erzählung jetzt wieder herausgenommen. Ich habe einfach zuviel Angst, dass es jemand aus meiner Familie liest und nicht ok findet, dass ich es so öffentlich mache. Seid mir bitte nicht böse!

GlG

Antonia
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Antonia,

ich danke Dir, dass uns Deine sehr traurige und sehr bewegende Geschichte erzählt hast. Ich hoffe, dass Dir das Aufschreiben ein wenig gut getan hat.
Und ich wünsche Dir die Kraft und Freunde oder andere hilfreiche Menschen, die Dich unterstützen, mit der Trauer weiter fertig zu werden!

Herzliche und mitfühlende Grüße von
Leòn
 
Hallo Leon,
danke für deine Antwort un deine mitfühlenden Worte. Das tut sehr gut! Ich hatte schon Angst, dass mein Text hier irgendwie fehl am Platz ist.
Das Aufschreiben hilft mir einerseits, andererseits befördert es natürlich auch wieder Gefühle und Bilder zu Tage. Aber das ist wohl normal.
Ich bin froh, dass ich hier über dieses Thema schreiben kann, denn in meiner Familie möchte ich es nicht mehr anschneiden, es ist schon so lange her.

GlG

Antonia
 
Hallo Antonia :),

ja, das glaube ich, dass die Gefühle und Gedanken, die Bilder von damals wieder "hochkommen". Du kannst am besten für Dich einschätzen, ob es an der Zeit ist, für Dich, Dich damit auf diese Art auseinanderzusetzen und wie weit Du dabei gehen möchtest.
Schreib hier nur alles dazu auf, was Du schreiben magst und was gut für Dich ist. Es werden sich sicher auch noch andere äußern :).

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Liebe Antonia

Worte können kaum beschreiben, wie sehr mich deine Erzählung von deinem schmerzlichen Verlust erschüttert hat. Ich wünsche dir weiterhin ganz viel Kraft und Vertrauen in deine Zukunft, damit der Heilungsprozess für dich fortschreitet, und du bald ein wenig Frieden findest.

Ganz liebe Grüsse
Kathy
 
Liebe Antonia,

Morgen werde ich zwei Kerzschen brennen, ein für Dein kleiner Bruder, und ein für Dich und Deine Familie. Ich bin mir sicher, wenn Dein kleiner Bruder jetzt zu Dir sprechen könnte wurde er sagen, traure nicht, da wo ich jetzt bin ist es wunderschön. Vielleicht kommt er noch mal im Traum zu Dir. :)

Liebe Grüsse
Kim
 
Liebe Kathy,

vielen Dank für deine Antwort und deine guten Wünsche. ich freu mich sehr darüber!

GlG

Antonia
 
Hallo Kim,

ich danke dir vielmals für die Kerzen! Ich glaube auch daran, dass es meinem Bruder gut geht, wo er ist und dass wir uns irgendwann mal wieder sehen.

GlG

Antonia
 
Es ist alles so schwer gerade. Ich fühl mich so allein und traurig. Meine Mutter ist zur Kur, mein Vater bei seiner Arbeit oder Freundin. Draußen scheint die Sonne, dass ist eigentlich so schön, aber was mache ich? Ich sitze hier an meinem Computer und verwünsche die arme Sonne, verwünsche die ganze Welt draußen...

LG

Antonia
 
Hallo Donau,
wie traurig, daß Du die schöne Sonne nicht genießen kannst und statt dessen noch trauriger wirst.
Ich weiß nicht, ob Du Dir schon professionelle Hilfe gesucht hast zur Überwindung Deiner traurigen Gedanken? Ich könnte mir vorstellen, daß Du dann wieder dahin kommen könntest, auch die Sonne zu mögen.

Gruss und alles Gute,
Uta
 
Hallo Donau, auch ich wünsche Dir, dass auch für Dich bald wieder die Sonne scheint. Ich weiß wie schwer das ist und bin jetzt auch auf dem Weg der Besserung und arbeite mit professioneller Hilfe daran. Werde demnächst mal darüber schreiben. Zum einen weil es sicher guttut und zum anderen um anderen Mut zu machen. Irgendwann müssen einfach mal wieder blaue Wolken zu sehen sein und nicht nur graue. Das wünsche ich Dir.
Alles Gute Manuela0607
 
Liebe Uta, liebe Manuela,

vielen Dank für eure Antworten! Die haben mir wieder etwas Auftrieb gegeben :).

In psychologischer Behandlung bin ich schon seit ein paar Jahren, aber ich bin immer noch ziemlich oft in einem "Loch". Wenn es warm ist und die Sonne scheint, ist es oft besonders schwer raus zu gehen und irgendwas schönes zu unternehmen, denn dann erinnere ich mich, was ich alles mit meinem kleinen Bruder im Sommer draußen gemacht habe (wir waren wenn es das Wetter schön war nie im Haus).

Ganz liebe Grüße,

Antonia
 
Nur so ein Gedanke: ich hatte gerade die Vorstellung, daß Du durch Deine anhaltende Trauer es Deinem Bruder ganz schwer machst, sich in der Welt, in der er jetzt ist, wohl zu fühlen. Das ist doch eigentlich schade...
Gleichzeitig hindert Dich das Festhalten an Deinem Bruder in einer anderen Welt daran, Dich in dieser Deiner Welt zurechtzufinden und dort auch die schönen Seiten sehen zu können.
Vielleicht wäre es möglich, einen "Cut" zu machen, das ist eine liebevolle Verabschiedung Deines Bruders, in dem Du ihm sagst, wie wichtig er für Dich war und ist. Daß Du aber weißt und respektierst, daß sein Weg eben leider in eine andere Richtung gegangen ist, in die Du nicht gehen kannst.
Bei Familienaufstellungen fand ich in diesem Zusammenhang den Satz "Du bist gegangen, aber ich bleibe noch eine Weile. Bitte schau aus Deiner Welt liebevoll auf mich herab wie ich liebevoll an Dich denke" immer sehr tröstlich und vertrauenseinflößend.
Zum Abschluß dieses "Cuts" könntest Du noch über ein paar Wochen Dir vorstellen (ca. 10 Minuten lang am Tag) ,daß Du Deinen Bruder in die eine Kreishälfte einer 8 stellst, Dich in die andere. Dann bittest Du den Hl. Michael, mit seinem hellblauen Lichtstrahl diese beiden Kreise endgültig voneinander zu trennen, so daß jeder in seinem eigenen Rundkreis steht und so für sich selbst ist und nun ohne Anhängsel allein handeln und walten kann.

DAs ist gar nicht so einfach, aber bei dieser Vorstellung lösen sich noch einmal ganz viele Dinge. Diese kleinen 10 Minuten können sehr viel bewirken. Auch Tränen sind ok, denn auch sie gehören ja zu dieser Verbindung.

Grüsse,
Uta
 
hallo donau,

ich würde gerne was liebes schreiben, oder gar tipps geben, doch weil du ja deinen beitrag gelöscht hast, weiss ich gar nicht, um was es geht und kann leider auch keine anteilnahme nehmen.
schade.

ja also so schicke ich dir einfach mal viele liebe grüsse und ob du berührungen magst oder nicht, weiss ich ohne was von dir zu wissen nicht, weswegen ich dir mal vorsorglich keinen knuddler und auch keine umarmung schicke.

deine shelley :wave:
 
Hallo liebe Donau, Antonia,

Ich schreibe jetzt mal hin wass mir in Gedanken kam als ich an Dein Bruder - und Dir gedacht habe, vielleicht hilft es Dir.

Gerade wenn Du bei dem Schönen Wetter draussen bist, spürst Du dass dein Bruder immer noch bei Dir ist. Es macht dich traurig, weil Du ihm vermisst, und vielleicht fühlst Du dich sogar manchmal schuldig dabei wenn Du dass schöne wetter mal geniessen würdest, ohne ihm. Und dass genau ist was er nicht möchte, er hätte so gerne dass Du es wieder geniesst draussen in die Sonne zu sein, nicht mehr so oft trauerst oder gar schuldig fühst, aber dass du dein Leben geniesst, und Freude erlebst!

Wenn er jetzt zu dir sprechen könnte wurde er sagen, ich bin ja gerade da wenn Du in die Sonne gehst - um Dir daran zu erinnern dass Du spass in Dein Leben haben sollst, nicht damit Du dann trauerst! Er möchte dass Du jetzt weiter machst mit Dein leben, und vielleicht ist ein Teil deiner traurigen Gefühle dass was du von ihm spürst, weil er dir bisher noch nicht klar machen konnte was er Dir so gerne sagen möchte.

Er versteht sehr es dass Du um ihm trauerst, und Du darfst dass auch, damit zeigst du ihm auch Deine Dankbarkeit für die Zeit die Ihr beiden zusammen verbracht habt, aber lieber nicht mehr so oft, weil dass ist ihm schon klar! ;). Die Liebe zwisschen euch wird er nie vergessen und er weiss dass du es auch nicht werdest. Du würdest ihm sehr glücklich machen wenn er Dir wieder das leben geniessen seht! :)

Morgen wird es auch schönes Wetter! Also mache ihm bitte glücklich, und versuche es mal so wie er es will :)

Ganz liebe Grüsse von
Kim

PS: Er hat schon verständnis dafür wenn es nicht gerade so super klappt, aber du werdest es eines tages bestimmt bemerken dass er sich freut wenn Du Dich wieder freust. :)
Und pass gut auf dich auf! Von da wo er ist, werd auch auf Dich aufgepasst :)
 
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Liebe Antonia

zu Utas Vorschlägen möchte ich gerne noch hinzufügen, dass in dem Buch von Francine Shapiro (pn) ein Fall beschrieben wird, der Ähnliches berichtet. Der verunglückte Sohn meldete sich bei seiner Mutter und half ihr, den schrecklichen Schmerz nach langer Therapie loszulassen.

Viel Vertrauen und Zuversicht
wünscht dir

Kathy
 
So, ich habe mich jetzt entschieden, den Beitrag doch wieder reinzustellen. Meine Familie wirds hoffentlich nicht lesen und wenn, dann werden sie hoffentlich nicht allzu sauer sein, denn ich habe ja versucht es aus meiner Perspektive zu erzählen.

Also hier der Beitrag (wollte ihn eigentlich wieder an den Anfangs des Threads setzen, habs aber nicht geschafft meinen 1. Beitrag nochmal zu ändern - wie geht das nochmal?):

Bitte nicht wundern wenn der nachfolgende Text etwas durcheinander ist. Ich schreibe es so auf, wie es in meiner Erinnerung ist

Ich habe mit 14 Jahren meinen kleinen Bruder (t10) bei einem Skiunfall verloren. Es war der schrecklichste Tag in meinem Leben. Es war wie als wenn ich mich mitten in einem Film befände. Der Unfall, die Wiederbelebung, der Hubschrauber, der meinen Bruder ins Krankenhaus bringen sollte, die Polizei, die Presse,... Ich habe irgendwann nichts mehr um mich herum wahrgenommen, habe nur noch geweint, "nein, er darf nicht sterben" gerufen und gebetet. So saß ich am Fuße des Hügels, den mein kleiner Bruder hinuntergestürzt war während mein Familie noch oben war. Denn ich hatte die Bergrettung geholt und war dazu hinunter zum Lift gefahren, hatte aber keine Kraft mehr wieder hinauf. Ich war allein, und auch wenn ich ihn nicht sah, spürte ich, dass mein kleiner Bruder jetzt um sein Leben kämpft. Ich wusste von Anfang an, dass er schwer verletzt war, weil ich gesehen hatte, dass er sich nicht bewegte und weil ich die Stimme "Hol die Bergrettung" meines Vaters gehört hatte, die so anders klang als sonst. Ich hatte absolut kein Zeitgefühl mehr. Ein oder auch zweimal rief meine Mutter von oben hinab, wann die Rettungssanitäter denn kämen. Ich konnte es nicht sagen. Ich glaube es vergingen nur Minuten bis sie eintrafen, aber von meinem Gefühl her hätten es auch Stunden sein können.

Während die Wiederbelebung im Gang war, holten meine Mutter und ein Sanitäter mich hinauf. Ich ging einfach mit, stellte keine Fragen, weinte nur. Mein kleiner Bruder war umringt von Notärzten. Ein paar Sekunden lang schöpften wir neue Hoffnung, dachten, er schafft es, denn sie sagten es wäre ein Puls da und einige Meter neben mir mitten auf der Piste landete ein Hubschrauber für den Transport in ein Krankenhaus. Doch der Puls entpuppte sich als kurzes Kammerflimmern und nach einer halben Stunde hatten die Notärzte meinen kleinen Bruder aufgegeben. Sie brachten ihn weg. Der Hubschrauber verschwand wieder und wir wurden den Hügel hinunter zu einer Bank geführt. Dort mussten wir warten. Wir weinten. Die Polizei kam, drückte meinem Vater ein Blatt über den Unfallablauf in die Hand (dass dieser ausfüllte) und vermaß den Unfallort. Die Presse machte heimlich Fotos und befragte Unbeteiligte, die mehr oder weniger zutreffende Aussagen zum Geschehen machten.
Es wurde Abend und sehr kalt. Wir froren, da wir und ja kaum bewegten. Meiner Mutter ging es vom Kreislauf her schlecht, sie zitterte stark. Das rote Kreuz kam und ein Sanitäter brachte uns eine Decke.
Die Polizisten brauchten sehr lange für ihre Arbeit und dann sollten wir noch auf die Wache fahren. Die Sanitäter nahmen uns in ihrem Wagen mit, denn wir hatten unser Auto ja ganz wo anders stehen. Ich weiß nicht was auf der Wache geschah, mein Vater regelte alles, wir warteten in einem Vorzimmer. Miene Mutter hatte einen Kreislaufzusammenbruch. Sie musste sich hinlegen und sollte evtl. über Nacht ins Krankenhaus. Doch zum Glück beruhigte sich ihr Puls wieder. Wir bekamen Schokolade von einem Polizisten geschenkt und froren bald auch nicht mehr.
Irgendwann mitten in der Nacht kamen wir wieder zurück in unsere Ferienwohnung.

Am nächsten Morgen fuhren wir zur Kapelle, wo mein kleiner Bruder aufgebahrt war. Er lag in einer eisernen Wanne. Er sah nicht schlimm verletzt aus, aber er hatte eine andere Farbe bekommen und war kalt und starr. Ich werde das Bild nie vergessen!

Wie mein Vater die Heimfahrt mit dem Auto nach Deutschland ohne einen Unfall zu bauen schaffte, weiß ich nicht mehr. Ich blendete alles aus, was ich den letzten Tag erlebt hatte, fragte nur, ob er das Radio ausmachen könne, damit ich schlafen kann.

Und auch die nächsten Monate, die Beerdigung, das Grab, ...gingen völlig an mir vorbei. Ich glaubte nicht, dass mein Bruder tot ist bzw. wollte es nicht glauben. Ich hätte es nicht verkraftet.

Heute, ca. fünf Jahre später habe ich es natürlich begriffen. Mit dem verkraften sieht es anders aus. Mein kleiner Bruder fehlt mir so sehr, jeden Tag, dass ich es gar nicht in Worte fassen kann.

Danke fürs "zulesen".

Lieb Grüße

Antonia
 
Liebe Uta,

danke für deine Antwort!
du hast Recht mit dem was du schreibst. Ich weiß, dass ich nur glücklich werden kann wenn ich meinen Bruder "loslasse". Doch das ist ja das Problem. Ich sag es mal so: Ich habe die Tatsache angenommen, dass mein Bruder nicht mehr wieder kommt, weil ich sie annehmen musste, aber ich habe sie nie akzeptiert.
An manchen Tagen versuche ich zu akzeptieren. Da sage ich mir: "Es ist ok, dein Bruder ist tot, aber du lebst und kannst auch ohne ihn leben und fröhlich sein."
Aber meistens ist da diese Nicht-Akzeptanz: "Mein Bruder darf nicht tot sein, ich schaffe es nicht ohne ihn zu leben, ich brauche ihn doch!"

Ich rede oft mit meinem Bruder. Ich würde ihm gern sagen können: "Es tut mir so weh, dass du gegangen bist, aber ich akzeptiere es."
Doch stattdessen sage ich: "Seit du nicht mehr da bist, hat sich bei uns so viel zum negativen gewendet (mein Eltern haben sich getrennt, mein großer Bruder ist psychisch krank geworden). Warum hast du uns, hast du mich im Stich gelassen? Ich hätte dich so sehr gebraucht und brauche dich heute noch. Bitte komm zurück!"
Dass ich ihn unendlich doll lieb habe sage ich ihm auch oft, aber ich habe oft die Angst, dass er mich nicht mehr lieb liebhat. Ich frage mich manchmal, ob er mit dem einverstanden ist wie ich handle und noch öfter frage ich mich, ob er mir Dinge übel nimmt, die ich noch zu seinen Lebzeiten gesagt oder getan habe.

Das mit den Kreisen ist eine gute Idee, ich werde es mal versuchen.

Lieb Grüße

Antonia

P.S.: Ich schreibe später noch ein paar Antworten.
 
liebe antonia,

wirklich mitzureden bin bei diesem thema eigentlich nicht befähigt, da mir nicht das selbe passiert ist.

was ich dir aber sagen möchte:
ich denke, dass dein bruder immer bei dir ist und immer bei dir sein wird.
dass du ihn hier auf der erde treffen durftest, war ein grosses geschenk für dich und deine eltern.

also ich bin gerade ein wenig sprachlos und weiss nicht, was ich dir gutes tun könnte.
die schönen gedichte, welche sagen, dass verstorbene seelen in regentropfen, windstössen und so, zeigen, dass sie nie für uns verlorengehen, kennst du bestimmt alle schon.
sonst hätte ich dir so eines geschickt.

lass dich dolle drücken von mir.

alles liebe; deine shelley :wave:

p.s.:
denkst du, es ist wirklich so schlimm, wenn deine eltern wissen, dass du in einem guten forum über diese sache redest?
sie sollten doch wissen, dass dich diese sache belastet und du gerne darüber redest?
 
Liebe Shelley,

ich habe gerade gemerkt, dass ich mich für deine Antwort noch gar nicht bedankt habe. Es ist jetzt zwar schon ewig her seit ich das Letze mal geschrieben habe (war auch lange nicht im Forum)...trotzdem DANKE für deine Worte!!!

LG
Donau
 
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