Luft macht krank

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Ein Schrecklicher Titel, aber er ist korrekt:
Unsere Atemluft macht krank, regional unterschiedlich, an vielen Tagen im Jahr. In einem Forum über einen speziellen Outdoor-Spass schrieb ich dieser Tage:

Naturefan schrieb:
...wenn nur dieser verfluchte ,,Russenwind" nicht wäre!

Dieser kalte Nordostwind heisst bei uns 'Bise'. Er weht kalt und bodennah und führt enorme Mengen von Feinstaub aus Osteuropa (sic!) mit, der die Luft trübt, die Sonne verblassen lässt. Darüber scheint die Sonne ungehindert und die glasklare Luft ist mehrere Grad wärmer, weswegen sie sich nicht mit der Dreckluft mischt, die in hier wie ein See über dem Rheintal liegt (Inversionslage).

2hq5q9h.jpg


Das Bild stammt von einer unserer ... Schneeschuhwanderungen im vergangenen Februar, diesmal auf der Alp Tamons.
Schlimm ist nur der kalte Moment, in dem man in den schmutzigen Kaltluftsee zurückkehren muss ...

Hier die Feinstaubkarte vom 1. März 2011:
aus: www.pollution-info.de/index.php?option=com_content&view=article&id=85&Itemid=360&flag=11&flag1=3&datum=2011-02-24&flag2=avg
www.pollution-info.de/images/maps/pm10/pm10_d_2011-03-01.png

Das grossflächige Rot bedeutet eine Überschreitung des Grenzwertes von 50mcg/m3 ('Schlecht'), also in etwa das, was im Rheintal unten sichtbar ist. Sobald eine Kaltfront von Westen kommt, und die von der Inversionslage gefangene Dreckluft ausräumt, beginnt der Frühling im Unterland! Hoffentlich bald, dann kann man auch an Flüssen und Seen die Sonne geniessen, und der eine oder die andere wird ein erstes kurzes Bad geniessen.
Hinzuzufügen ist, dass Feinstaub nicht nur aus "Russland" herbeigeweht wird, sondern auch bei uns tagtäglich produziert wird: Von Dieselfahrzeigen ohne Filter, von Holz-, Kohle- und Ölfeuerungen, von der Landwirtschaft, der Industrie, Reifen- und Strassenabrieb, der Schifffahrt ...

Empfindliche Menschen und Kinder leiden bereits ab ca. 20mcg/m3 ('befriedigende' Luftqualität) etwa an Atemwegserkrankungen. Weil der Feinstaub aber auch über Lunge und Blut in weitere Organe gelangt, kann das auch psychische Störungen auslösen wie Depression und autistische Episoden, Rheuma, Verdauungsstörungen, allgemeine Schwäche, Hautprobleme, also etwa das, was man auch unter "MCS / CFS" zusammenfasst.

Die Atemluft wird oft als (Mit-)Verursacher solcher Symptome übersehen, weil man sie nicht mit einer Diät absetzen oder mit Medikamenten beeinflussen kann - man muss atmen.

Erst wenn man Berge hat, die höher sind als die Inversionsschicht, in der der Staub gefangen ist, kann man die enorme Befreiung fühlen, die innert weniger Minuten eintrifft, wenn man, etwa mit einer Seilbahn oder auf einer Bergstrasse die saubere Luft erreicht. Die Kraft ist zurück, und einer stundenlangen Schneeschuhwanderung steht nichts im Wege, auch nachdem man noch morgens erschöpft vom schlechten Schlaf aufgestanden war.

Lebt man im Flachland fern der Berge, könnte ein Heissluftballon das befreiende Erlebnis vermitteln oder - viel einfacher - die Filterung der Luft mit Feinstaubfiltern oder Luftwäschern in HEPA-Qualität.
Erleichterung bringt schon ein einfacher Luftwäscher oder Luftfilter wie etwa das sehr leise 'Ikea-Family-Patrull'. Nachteil solcher einfach aufstellbarer Geräte: Sie wälzen die Raumluft bei der Reinugung um, aber die Fischluftzufuhr über das Fenster bringt jedesmal erneut Dreckluft von draussen rein.
Besser geht es in Neubauten ('Minergie', 'Null-Energie' ...), bei denen die Luft mechanisch über Wärmetauscher ausgetauscht wird, um die Energieverluste durch Fensterlüftung zu verringern: Man setzt auf jeden Lufteinlass ein HEPA-Filter(ab Klasse E11, siehe Schwebstofffilter), und schon hat man einen Reinraum, in dem man die übelsten Dreckluftepisoden unbeschadet überwinden kann - einen gut gefüllten Kühlschrank vorausgesetzt.

Im Kampf gegen die Tuberkulose war der Zusammenhang mit der 'wurzigen Alpenluft' bekannt: In Davos (Zauberberg!) und in anderen Alpentälern entstanden dutzende Sanatorien, die mit gutem Erfolg arbeiteten.
Viele Asthmatiker, MCS- und CFS-Betroffene, aber auch Depressive und Menschen mit chronischen Verdauungs- und Hautbeschwerden werden einen Zusammenhang zwischen ihren Beschwerden und der Luftqualität finden.

Puistola


PS:
Die übelste aller Feinstaubquellen hab ich noch nicht erwähnt:
Die Zigarette.

Mehr über Luftschadstoffe: BAFU - Luft - Auswirkungen der Luftverschmutzung
 
Liebe Puistola,
ich kann dir nur zustimmen! Neben der klaren Luft in den Bergen kenne ich auch das Phänomen, dass ein paar Tage Nordseeluft meinen Dauerhusten wieder eine Zeitlang bessern.
LG, Sara
 
Hallo, Puistola,

Die übelste aller Feinstaubquellen hab ich noch nicht erwähnt: Die Zigarette

Laserdrucker finde ich noch weit schlimmer.

Eine der zahlreichen Auswirkungen bei mir:

Lungenfunktionsverlust von 109 % (2004) auf 71 % (2010) und dauerhaft abhängig von Cortison.


LG,

ChriB
 
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