Kinder zur Selbständigkeit erziehen

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19.03.06
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Hallo, einen herzlichen Gruß an Alle;

nicht nur, weil es auch Chat - Thema in dieser Woche ist ;) - die Frage, wie schaffe ich es, Kinder zu selbständigen (und zum Beispiel eigenverantwortlichen, Gemeinsinn entwickelnde, menschlich handelnde) Individuen zu erziehen?
ist sicher für viele Eltern eine ganz wesentliche!

Ein Teilaspekt dazu wurde ja bereits hier https://www.symptome.ch/threads/kinder-brauchen-pflichten.29833/ besprochen.

Was denkt Ihr, was wichtig ist, um Kinder zur Selbständigkeit zu erziehen?

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo, einen Gruß an Alle;

ich bin der Meinung, dass zu einer erfolgreichen Selbständigkeitwerdung von Kindern zunächst eine erfolgreich abgeschlossene Eltern-Kind-Bindung gehört. Nach den gängigen Meinungen Bindungstheorie ? Wikipedia wird die Eltern - Kind - Bindung (es kann sich selbstverständlich auch um eine andere, als verlässlich, versorgend und liebevoll kümmernd erlebte Bezugsperson handeln) mit ca. 3 Jahren abgeschlossen und bis ca. zum fünften Lebensjahr hin bestätigt.

Ist diese Bindung nicht abgeschlossen, wird das gegenseitige Loslösen auch nur hoch problematisch verlaufen können.

Herzliche Grüße von
Leòn
 
So hoch angebunden würde ich die Diskussion eigentlich gar nicht unbedingt sehen.

Hier mal ein paar Gedanken von mir.

Mir geht es eigentlich mehr darum, dass offensichtlich durchaus etliche Eltern (meist Mütter) geradezu ihren Kindern im Weg stehen selbstständig zu sein. Manchmal habe ich das Gefühl, sie haben Angst davor, dann keine Aufgabe mehr zu haben.
Natürlich muss man immer überlegen, wozu ein Kind bereits in der Lage ist und wozu nicht. Selbstständigkeit aber unbedingt zu fördern, halte ich für extrem sinnvoll.

Folgende Situation: Das Kind mault, dass das Essen in der Schulspeisung nicht besonders schmeckt. Was wird nun passieren? Wird die Mutter nun alle Aktivitäten darauf ausrichten, nachmittags zum Zeitpunkt X ein dampfendes Essen auf dem Tisch stehen zu haben? Oder ist es nicht sehr viel sinnvoller, gemeinsam mit dem Kind zu überlegen, was es sich selbst kochen könnte, wenn es nach Hause kommt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass mein Sohn sogar sehr willig selber kocht, vorher sich zum Teil sogar die benötigten Zutaten noch einkauft, die er dazu braucht. Er empfindet das eigentlich durchaus als Freiheit, selber entscheiden zu können, ob er sich nun heute Kartoffeln und Quark kocht oder morgen Nudeln oder umgekehrt. Dass immer was Vernünftiges gemacht wird, ist klar. In der Hälfte der Fälle isst er ohnehin in der Schule, weil es da gerade was gibt was schmeckt. Und wenn vom Wochenende was übrig ist, kann er sich das natürlich auch selber machen. Ich glaube, es würde ihn sogar nerven, wenn er schnurstracks nach Hause kommen müsste zum essen und nicht die Freiheit hätte, erst noch in der Schule in Ruhe seine Hausaufgaben zu machen.

Andere Situation: Zeitweilig ging es mir gesundheitlich gar nicht gut. Ich wollte aber meinem Kind alles ermöglichen, was es an Angeboten hier in der Stadt für ihn gibt, und was interessenmäßig in Frage kommt und nicht riskieren, dass das vielleicht mal nicht geht, weil ich ihn irgendwo nicht hinbringen kann. Ein Auto haben wir ohnehin nicht. Also brachte ich ihm frühzeitig bei, sich zunächst gemeinsam aber dann auch allein mit Bus und Straßenbahn in der Stadt zu bewegen. Inzwischen kennt er schon lange das Liniennetz in und auswendig. Wenn ich ihn jetzt mal frage, ob ich ihn irgendwohin bringen soll zu einem Treffpunkt, lehnt er meist dankend ab, es sei denn, es ist das erste Mal, dass er irgendwo hin muss. Er findet es gut, nicht auf Muttitaxis angewiesen zu sein. Ich kann nur den Kopf schütteln, wie manche Eltern sich mit Fahrdiensten bei den Kindern geradezu aufdrängen, bei Entfernungen, die ebensogut zu Fuß oder mit der Straßenbahn zu machen wären.

Ich glaube, man sollte den Kindern viel mehr zutrauen und sich viel weniger aufdrängen und sie damit unselbständig halten. Wenn mein Sohn jetzt mal sagen würde : "Mutti, kannst du mich vielleicht zu demTreffpunkt xy bringen" würde ich das natürlich machen, wenn ich gerade Zeit habe. Das ist dann aber eher eine Geste, dass wir zusammensein wollen, und nicht dass es sein muss, weil er es nicht allein kann. Und das ist mir sehr viel lieber als das künstliche Unselbständighalten zur Absicherung einer Lebensaufgabe von mancher Mutter.

Das soll keineswegs heißen, dass es uns an Nähe fehlen würde. Eher im Gegenteil. Wenn wir etwas zusammen tun, dann tun wir es freiwillig und mit wirklich großer Freude und das ist uns sehr viel wert. Das Gefühl zu haben, dass er aber auch ohne mich in vielen Dingen zurecht kommt, empfinde ich aber nur als erfreulich. Ich brauche nicht ständig das Gefühl, unbedingt dringend von ihm gebraucht zu werden, weil er anders nicht zurecht kommt.

Wie gesagt finde ich es viel sinnvoller, dem Kind kochen zu lernen als es täglich zu bekochen. Dass man natürlich auch mal selber kocht, wenn es sich gerade ergibt oder um dem Kind mit etwas besonderen eine Freude zu machen, ist da natürlich selbstverständlich.

So, jetzt könnt ihr auf mich als Rabenmutter loswettern :D

PS. Natürlich ist mir klar, dass im ländlichen Bereich es manchmal nicht ohne Auto geht, ich denke, dass aber trotzdem erkennbar ist, in welche Richtung meine Beispiele gehen sollen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo, Du Rabenmutter :D,

nein - Spaß beiseite, Anne. Ich finde, zum Beispiel was Du oben zum Kochen beschrieben hast, total super! Meine Tochter hat auf ähnlichem Wege auch selbständig Kochen gelernt, über mithelfen als Kind, sich auch mal in den Finger schneidend beim Kartoffeln-Schälen, mit ca. sechs/ sieben Jahren (unter Aufsicht natürlich),über das Herstellen einfacher Mahlzeiten, bis dahin dass sie, seit sie ca. 13 ist, gelegentlich ganze Mahlzeiten mit Nachspeise, für drei Personen nach der Schule kocht.

Wichtig ist es, meiner Meinung nach, dass man die "Schritte in die Selbständigkeit" altersgemäß gut anpasst.

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Hallo Leon,

unsere Kinder zu selbständigen Menschen zu erziehen ist, denke ich, gar nicht so schwer. Auf der einen Seite ist es wichtig, wie ihr schon erwähnt habt, dass das Lernen und Ausprobieren altersgerecht geschieht und auf der anderen Seite müssen viele Eltern (beonders oft Mütter) sich von der Perfektion verabschieden, die sie erwarten.

Wenn das Kleinkind gerne beim Wäsche zusammenlegen helfen möchte, dann muss man einfach damit rechnen, dass die Wäsche nicht perfekt gefaltet wird und dass es etwas länger dauert. So ist das mit vielen Aufgaben.

Viele Eltern beschweren sich, dass ihre Kinder Zuhause nicht helfen. Oft liegt es aber daran, dass sie vorher nie etwas machen mussten, durften usw., weil sie es nicht gut genug gemacht haben. Die Lust zu helfen geht dann auch irgendwann verloren, weil man es sowieso nie richtig macht. Ich glaube, wenn man auf diese Dinge achtet, dann hat man schon die "halbe Miete", wie man so schön sagt.

Liebe Grüße Manuela
 
Wichtig ist es, meiner Meinung nach, dass man die "Schritte in die Selbständigkeit" altersgemäß gut anpasst.

Ich habe das Gefühl, dass sich das eigentlich von selbst ergibt, wenn man wirklich offen ist, Schritte zu mehr Selbständigkeit zuzulassen bzw. diese zu fördern.
Alles ist ein Geben und Nehmen. Hat das Kind einen neuen Wunsch (und solche entstehen eigentlich von ganz allein), werde ich natürlich fragen, was es zur Erreichung desselbigen bereit ist zu tun. Will es lieber zu Hause selber kochen, muss es sich verstärkt einbringen und auch bereit sein, mal einzukaufen und die Spülmaschine auszuräumen. Will es Auswärtstermine wahr nehmen, muss es überlegen, wie es da hin kommt und man wird gemeinsam überlegen, ob das so geht, wie es überlegt wurde. Solche Gespräche helfen dem Kind, langfristig seine Probleme selber zu lösen.

Neue Wünsche sollten also nicht zwangsläufig bedeuten, dass "Hotel Mama" seinen Service noch mehr erhöhen muss, sondern sollten Anlass sein zu überlegen, dem Kind auch noch mehr Verantwortung zu übertragen.

Zur Frage des Perfektionsanspruches gebe ich Manuela Recht. Das passt aber zusätzlich auch gut zu dem Thread, in dem es um Hilfe der Kinder geht.
Selbständig zu kochen sehe ich aber eigentlich nicht in dem Sinne als Hilfe an. Das Kind entscheidet sich für diesen Weg, weil es den anderen (Schulküche) nicht immer mag. Also unterstütze ich es bei seinem Weg, indem ich mit ihm rede,wie es sich selbständig was Gesundes kochen kann. Und was ich für Vorstellungen habe, wie dann hinterher die Küche mindestens aussehen sollte :eek:. In dem letzten Punkt bin ich aber bereit, nicht ganz die Perfektion zu erwarten, die eine Reinigung der Küche durch einen Erwachsenen meist hat.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Anne,

sehr interessant, wie ihr das handhabt. Ich habe desöfteren das Problem, daß ich mir unsicher bin, in welchem Maß die Selbständigkeit, so daß es weder zur Überforderung noch zur Unterforderung kommt.
Das Maß bei meiner Tochter zu sehen ist nicht immer einfach.

Wie alt ist denn dein Sohn?

LG

Angie
 
Hallo Angie,
inzwischen ist mein Sohn 14.
Wie gesagt entwickelte sich alles irgendwie allein. Mit 5 nervte er mich eines schönen Nachmittags, weil er unbedingt ein Eis vom Bäcker wollte, der ca 100 m weg ist. Ich war aber an dem Tag schon beim Bäcker gewesen und sah keinen Anlass nochmal loszugehen. Wir vereinbarten aber Folgendes. Ich bringe ihm bei, immer bei Bedarf beim Bäcker Brot zu kaufen, dafür darf er sich einmal pro Woche dann auch ein Eis mitbringen. Er fand es toll. Natürlich gab es nun erstmal eine Übungsphase. Welche Gefahren lauern alles auf dem Weg (Einfahrten, wo man aufpassen muss, dass man nicht überfahren wird usw. ) , welchen Spielraum gibts beim Brotkaufen, wenn die eine Sorte mal alle ist und man Alternativen überlegen muss. Wir gingen das Stück Weg ein paar Mal zusammen, später schickte ich ihn allein los und beobachtete ihn heimlich und war beruhigt. Geradezu demonstrativ blieb er an jeder Einfahrt stehen und schaute nach den Autos. Es war eigentlich das erste richtige Loslassen außerhalb des Grundstücks und er fand das total aufregend.

In der zweiten Klasse der Grundschule (mit 8 Jahren) wollte er gern Schwimmen lernen. Das bedeutete, dass er allein von der Schule heim gehen musste, dort selbstständig die Hausaufgaben machen musste, ich etwas früher von der Arbeit heim ging, um ihn dort abzuholen und ins Schwimmbad zu bringen (dazu mussten wir noch Zug fahren). Es klappte wunderbar, weil er motiviert war. Wir probierten die Prozedur durch und stellten fest, dass das Türschloss zu schwer ging und er es nicht aufbekam. Also musste erstmal das Schloss gewechselt werden. Den Schlüssel ließ ich an einem Band im Ranzen von einem Sattler im Ranzen annieten, damit er nicht weg kommt. Ein paar Vorbereitungen brauchte es also, aber dann war das Problem des Heimgehens allein wirklich gelöst. Die eine Straßenüberquerung war auch kein Problem.

Ein paar Monate später wollte er gern unbedingt nach der Schule in ein Gymnasium einmal pro Woche zu einer Biologiearbeitsgemeinschaft für Grundschulkinder gehen. Das war nun schon etwas komplizierter, weil da Straßenbahn gefahren werden musste, dort ein paar belebtere Straßen überquert werden mussten und auch in der Schule es etwas unübersichtlich war. Wir fuhren 2 Mal zusammen dort hin, einmal brachte ich ihn hin, beim zweiten Mal zeigte er mir, wie er es machen würde und ich wusste das das nun funktionieren wird. Es war also total einfach. Jede Woche von der Arbeit so früh weg zu gehen, wäre aber unmöglich gewesen.

Auf ähnliche Weise lösten wir eigentlich immer alle derartigen Fälle. Natürlich kommt es auch auf das Kind an. Ich weiß, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Wenn er etwas wirklich will, wird er es auch hinbekommen.
Hat er aber keine Lust zu irgendwas, tut er natürlich auch gern mal so, als kann er es noch nicht ;) Dann hat man es ziemlich schwer, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Die Seite gibts natürlich auch. Um so Wichtiger ist es aber, gewollte Selbständigkeit zu unterstützen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo, einen herzlichen Gruß an Alle;

nicht nur, weil es auch Chat - Thema in dieser Woche ist ;) - die Frage, wie schaffe ich es, Kinder zu selbständigen (und zum Beispiel eigenverantwortlichen, Gemeinsinn entwickelnde, menschlich handelnde) Individuen zu erziehen?
ist sicher für viele Eltern eine ganz wesentliche!

Ein Teilaspekt dazu wurde ja bereits hier https://www.symptome.ch/threads/kinder-brauchen-pflichten.29833/ besprochen.

Was denkt Ihr, was wichtig ist, um Kinder zur Selbständigkeit zu erziehen?

Herzliche Grüße von
Leòn

Meine eigenen Kindheitserfahrungen.

Haushaltsaufagen lernen!

Also, ich musste aus eigener Kindheitserfahrung Kochen lernen, Zimmer aufräumen, Staub saugen, wischen, bügeln lernen.......

Lesen & Schreiben lernen:
Sonst könnte ich zB nicht mit Elektrogeräten umgehen, Unterschriften bestätigen oder im Internet sein.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Frage zu dem Modewort "Altersgerecht" .

Ja genau ich sage Modewort :). Darum weil man das Altersgerecht eigentlich gar nicht auf jedes Kind gleich beziehen kann. Die einen sind sehr früh Selbstständig die anderen brauchen länger.

Klar kommt es auf jeden Fall auf die Erziehung und die Förderung des Kindes an.
Mich beschimpfte man damals wirklich in der Familie als Rabenmutter , da ich zusammen mit meinem Sohn , damals knapp 3 schon jeden Abend das Zimmer aufräumte. Mit 4 durfte er mit wählen was er anziehen wollte , er half mit knapp 5 schon im Haushalt mit (Abtrocknen , Kochen , Putzen etc...) . Klar nur so lange wie er mochte.
Ab Schule dann wurde er für grosse Hilfe entlöhnt , musste aber nebenher auch mal so helfen.

Als ich sehr krank wurde , er war ca. 10 jahre alt , war ich dankbar das er so selbstständig war. Er kochte sogar für Papa und sich mal was.

Heute ist er 26 und ist ein fleissiger , sauberer und Selbstständiger junger Mann.:)
 
Ja, sage ich doch, mir wurden auch diverse Haushaltsaufgaben beigebracht, ich hatte
zwar Jahre lang gebraucht zu lernen, mein Kinderzimmer aufzuräumen, doch für den
Fall, dass meine Eltern arbeiten waren, brachte man mir ab 10 Jahren andere Tätigkeiten bei zB, Staubsaugen, wischen, Haustiere reinigen usw......

Ich bin zwar 2008 ausgezogen, jedoch leider zu demotiviert Haushalt zu machen, dass
mich mein Mann dazu antreiben muss.
Doch damals war ich froh, wenn man mir es beigebracht hatte, weil es für die
Zukunft das A&O ist.
 
Exempla trahunt - Beispiele ziehen

Wenn Du Dir selbst gestattest, dass es Dich zur Selbständigkeit zieht, und wenn Du das genießt und es Deine Lebensfreude ist, dann hast Du damit so eine starke SOGwirkung, dass es Dir nicht nur Deine Kinder nachmachen. Es tut dann einfach gut, von Deinem Beispiel zu lernen. Das SOG-Prinzip ist das Grundprinzip der Ich-kann-Schule. Wir sind aber alle in die Du-musst-Schule gegangen und da gilt der DRUCK. Die Erwachsenen machen dann selber das Gegenteil von dem, was die Kinder sollen, und sie kompensieren ihre Schuldgefühle, indem sie immer mehr DRUCK machen, damit es den Kindern einmal besser geht.
Druck drückt Probleme zusammen, das ist das exakte Gegenteil von Lösung. Und wenn man nicht mehr drücken kann, gehen die Probleme sofort wieder auseinander. Und wachsen exakt um die Energie, die man zuvor hineingedrückt hat. Sog dagegen löst, richtet auf, macht wachsen und kann die Kräfte punktgenau lenken. Wenn wir also klug sind, lassen wir uns was ein- oder auffallen, was zieht.
Guten Erfolg!
Franz Josef Neffe
 
Ich glaube das geht nur, wenn man seinen Kindern einen Bereich gibt, für den sie eigenständig zustsändig sind. Als Einbahnstraße funktioniert das nicht. Damit meine ich, dass man sein Kind zwar zum Gehorsam erzieht, wenn man ihm irgendwelche Aufgaben in Form von Befehlen gibt. Du staubsaugst jetzt, du spülst jetzt, bring mal den Abfall runter etc. Aber das Gehrosam und Selbständigkeit sind ja wirklich nicht dasselbe.

Ein geeignetes Umfeld dafür ist der Verein. Da gibt es Mechanismen, etwa in der Fußballmannschaft, die zur Selbständigkeit erziehen. Da gibt es eben Mecker von den Mitspielern oder vom Trainer, wenn man nicht regelmäßig trainiert oder undiszipliniert spielt. Die teilweise Eigenverantwortung für das Haustier (Füttern, Gassi gehen, Katzenklo machen, Hasenstall reinigen etc.) ist heikel, weil sehr stark vom jeweiligen Entwicklungsstand des Kindes abhängig, aber auch sehr lehrreich, weil der Vierbeiner schon mit dem Kind zu kommunizieren imstande ist und es auch konditionieren kann.
 
Als Einbahnstraße funktioniert das nicht.

Als Einbahnstraße funktioniert das nicht. - Da hast Du den Kern erkannt. Aber warum sollte die Mama oder der Papa oder die Lehrerin nicht auch das Prinzip der Wirkung des Vereins nutzen lernen? In der Ich-kann-Schule heißt das: "Wenn ich mit deinen Kräften & Talenten BESSER umgehe als du, mögen sie mich und folgen mir lieber als dir."
Als Einbahnstraße funktioniert das nicht. - Das ist das Resonanzgesetz, das Gesetz von Saat und Ernte; das sollten wir alle lernen. Und mit den Kräften, von denen wir was wollen, so gut umgehen, dass sie uns gerne antworten und am Ende dann das wirklich Beste für uns getan werden kann. Guten Erfolg!
Franz Josef Neffe
 
Leicht frustrierte Mutter schickt lieben Gruß an alle!

Ich bewundere euch ein wenig, mit wieviel Nachdruck und Einsatz ihr es scheinbar ganz gut schafft, eure Kinder zur Selbständigkeit zu motivieren.

Meine Tochter ist 22 Jahre alt und studiert! Wir wohnen etwas abgelegen, so geht für die Fahrt zur Uni recht viel Zeit drauf, sie nützt daher keine Öffis sondern fährt mit unserem alten Auto. Sie lernt ja sehr fleißig und hat noch keine Prüfung geschmissen. Nebenbei zeichnet sie stundenlang und näht gerne Kostüme für die Gossip-Treffen.

Meine Tochter bekommt die Familienbeihilfe und ein kleines Stipendium, damit findet sie ihr Auslangen. Hat eigentlich wenig Ansprüche und Wünsche, so strengt sie sich auch überhaupt nicht an, etwas nebenbei zu verdienen. Sie verzichtet lieber auf alles, nur um es sich gut gehen zu lassen.
Schneide ich das Thema "Ferialjob" an, dann wird sie wie auch sonst immer wieder äußerst aggressiv. Sie meint, ich terrorisiere sie mit meinem ewigen Gejammere und ich will ihr etwas mit Gewalt aufzwingen.
Auch mit dem Haushalt nimmt sie es nicht so genau. Ich wasche die Wäsche mit meiner natürlich mit, aber bügle sie nicht. Ich koche für meinen Mann, der wegen seiner Erkrankung regelmäßig essen sollte (und nicht nur aus dem Kühlschrank essen soll), da schnorrt sie mit. Wenn ich nicht koche, isst sie sehr einseitig und begnügt sich eben mit einer Jause.

Auf einen einfachen Nenner gebracht: Meine Tochter begnügt sich mit dem, was sich "ergibt" und bemüht sich nur um Dinge, die sie interessieren. Ich war viele Jahre eine "biedere Hausfrau", daher war es für mich eigentlich logisch, dass ich den Haushalt mache, wie es sich als brave Hausfrau und Mutter gehört. Obwohl ich sie in ihrer Kindheit immer in alles eingebunden habe, hatte sie mit 16 Jahren einen Freund, der nie gearbeitet hat und meine Tochter von vorne bis hinten bedient hat. So hat sie wohl auch von ihm einiges abgeschaut.

Ich komme mit meinen Argumenten gegen sie nicht an, sie wird zornig und unterbricht wortlaut jede Diskussion. Ich wollte schon vor drei Jahren, dass sie in einer anderen Stadt studiert und sich ein Zimmer nimmt, doch es hilft nichts.

Natürlich hoffe ich, dass sie durch eine neue Beziehung oder durch das Studium vielleicht doch noch Ziele und Wünsche hegt, wodurch sie sich endlich abnabeln würde. Ich liebe sie sehr, doch ich habe Angst, dass es so weitergeht und sie mich weiter immer nur "überschreit" und "mundtot" macht.

Dazu möchte ich aber auch sagen, dass ich selbst zu meiner Mutter ein sehr gestörtes Verhältnis hatte. Ich wollte ihr immer helfen und wollte von ihr angenommen und geliebt werden, doch es hat sich nie eine harmonische Mutter-Tochter-Beziehung ergeben - bis zu ihrem Tod. Darunter habe ich immer sehr gelitten. So erdulde ich bei meiner Tochter vielleicht etwas zu viel.
Ich bin aber auch sehr unglücklich, dass mein Mann mir keinen Rückhalt gibt. Er will immer nur seine Ruhe, hat sich nie an der Erziehung beteiligt und ist auch noch mich neben der Tochter angegangen, dass ich immer Streit provoziere.

So habe ich bei meiner Tochter eigentlich schon resigniert!

Ist es nicht ihr Leben, welches sie selbst zu verantworten hat?

Eure Meinung würde mich interessieren!

Liebe Grüße - Vroni
 
Liebe Dich selbst wie Deinen Nächsten !

Du hast bei DIR resigniert. "Der gute Mann denkt an sich selbst zuletzt" - von diesem Satz aus Schillers Wilhelm Tell haben sich viele in die verkehrte Richtung lotsen lassen. Wenn es klappen soll, muss der gute Mann - uind auch die gute Mama - immer ZUERST AN SICH SELBST denken.
Wie willst Du Einfluss auf die Kräfte eines anderen bekommen, wenn Du noch nicht mal weißt, wie man Einfluss auf die eigenen Kräfte bekommt?
Ein praktischer Einstieg, das zu lernen, wäre Coués kleines Autosuggestionsbuch.
Der Mensch wählt seinen Weg: den der Gestaltung oder den des Erleidens. Beides sind Erfahrungswege. Als Ich-kann_Schule-Lehrer respektiere ich die Wahl. Wenn jemand nicht gestalten sondern durch tiefe Lebenserfahrung lernen wirll, habe ich großen Respekt davor. Ich kann dann ohne weiteres sagen: "Du willst durch Erleiden le nen und hast Dich für das Problem entschieden - soll ich Dir noch eins dazu machen?" Wenn Du Dich anschaust, siehst Du, wie schwer Du Dich tust, so SOUVERÄN zu handeln. Also musst doch Du ZUERST einmal etwas für DICH tun.
Deine Mama schon konnte Dich nicht lieben, weil sie sich selbst nicht lieben gelernt hat. Jertzt fang halt wenigstens DU einmal damit an! Oder soll das noch sieben Generationen so weitergehen?
Wenn Du nämlich mit Deinen Kräften umgehen kannst, dann bist Du a) endlich mal handlungsfähig und b) für die Kräfte Deiner Tochter interessant. Warum sollten sie Dich mit sich üben lassen, was Du nicht kannst? Wenn Du mit ihren Käften BESSER umgehen kannst, mögen die Dich und folgemn Dir lieber als ihr. Gnoti seauton - erkenne Dich selbst! Ich freue mich auf Deinen Erfolg.
Franz Josef Neffe
 
Liebe Dich selbst wie Deinen Nächsten !

Ja, Lieber Franz Josef Neffe, ich gehöre wohl noch zu der Generation, wo man den Sinn des Lebens darin sieht, dem Nächsten zu dienen, Mann und Kind zu lieben und die Interessen anderer vor seine eigenen zu stellen. Ich habe doch tatsächlich das Rollenspiel meiner Eltern übernommen und ebenso mein Mann. Für ihn gibt es nur Arbeit und Pflicht. Hat man nicht ein Essen auf den Tisch gestellt, fühlt man sich als Rabenmutter und undankbare Ehefrau.
Ich hatte auch nie ein Selbstwertgefühl, mein Bruder und meine Freundinnen haben mich gehänselt und ausgenutzt, mein Vater hat mich mit 15 Jahren als alt genug betrachtet, mich auf die eigenen Beine zu stellen und ich habe mich nur gut gefühlt, wenn ich für andere da war und meine Aufgaben gut erfüllt habe. Noch heute bin ich im Dienstleistungsbereich tätig und bin für Alte und Hilfsbedürftige da.
Doch ich bin in den letzten Jahre gewachsen - vielleicht für meine Tochter ein wenig zu spät. Ich habe gelernt, meine eigenen Befürfnisse auch zu befriedigen, doch ich kann immer noch nicht "nein" sagen. So verwerflich finde ich es auch nicht, für andere da zu sein, die Zuneigung und Verbundenheit durch ein gutes Essen oder eine gewaschene Wäsche zu zeigen, oder?
Ein wenig fände ich es ja auch traurig, wenn niemand mehr etwas für den anderen tun würde. Früher haben drei Generationen unter einem Haus gewohnt und jeder hat seine Aufgabe bzw. half dem anderen. Umso trauriger finde ich es, dass es heute keine Rollenaufteilung mehr gibt. Der Mann bekommt vielleicht die Wäsche gebügelt, wenn er derweil ein Kotelett grillt!
Die Erziehung heute ist so verwirrend, dass weder die Pädagogen noch die Psychologen noch einen Überblick haben - ich auch nicht!
In diesem Sinne werde ich wohl weiter meinem Herzen folgen und hoffen, dass mein Einsatz für meine Lieben doch einmal Früchte tragen werden.

Jedenfalls herzlichen Dank, dass du mich mit deinen Worten zu stärken versuchst - ich verspreche, mich nicht mehr verletzen zu lassen und mich etwas wichtiger zu nehmen.

Viele liebe Grüße an alle im Forum
Eure Vroni
 
Zuversicht wirkt

Es ist alles andere als verwerflich, für andere dazusein. Es wird nur vom Leben nicht belohnt, wenn man darüber die Voraussetzungen dafür nicht erfüllt. Die Kraft, die ich für andere brauche, muss ich erst einmal bekommen. Und wenn ich die bekommen habe und immer wieder bekomme, dann weiß ich auch, dass mein Leben aus ein bisschen mehr besteht als aus dem, was ich mache.
Wenn andere meine Kräfte und Begabungen, meine Talente und meine Würde nicht achten, dann muss ich ihnen das nicht ein Leben lang nachmachen. Im Gegenteil verlangt das Leben, sobald ich etwas Neues erkanntn habe, dass ich ihm in MIR treu bleibe und entsprechend meiner neuen Erkenntnis neu handeln lerne.
Ich weiß, dass ich nicht in Einklang mit MEINEM Leben bin, wenn ich bloß weiter tue, was verlangt wird. Wer vom Leben nicht lernt, dem erteilt es seine Lektionen - damit er es dadurch lernt. Das Leben gibt uns nie auf.
Da wo Du jetzt gerade stehst auf Deinem Lebensweg, bist Du für diesen Punkt vollkommen in Ordnung. Der Lebensweg ist der einzige Weg, von dem uns niemand verdrängen kann, der immer unter unseren Füßen ist und den wir - selbst wenn wir ihn verloren glauben sollten - nie verlieren können.
Ich stimme Dir zu, dass weder Psychologen noch Pädagogen den Überblick zu haben scheinen. Wie ich sehe, suchen sie auch gar nicht danach. Ich habe erst neulich wieder einen Schüler gefragt, ob er schon mal ins Inhaltsverzeichnis seines Sprachbuches geschaut hat. Dann wüsste er nämlich, dass in diesem ganzen Schuljahr nur ca. 1 Dutzend Rechtschreibfälle zu lernen sind. Das kann man doch an 1 Tag! Wenn ich das weiß, dann gehe ich ganz anders ans Schreiben heran, als wenn ich keinen Anfang und kein Ende kenne. Ich hab noch nie einen Schüler erlebt, der Probleme hatte und dem der Lehrer schon mal das Inhaltsverzeichnis gezeigt hätte. Also haben doch wohl die Lehrer selber schon a) keinen Überblick über das jeweilige Fach, b) über die Bedürfnisse eines Kindes und c) über konkrete Problemlösung. Du siehst an diesem konkreten Beispiel, wie leicht er zu bekommen wäre. Mit diesem Beispiel möchte ich Dir auch sagen: Du kannst das ganz sicher; Deine feinen Talente können es für Dich. Sprich mit ihnen, immer wieder; sie tun es gerne für Dich!
Schau Dir die Talente an, die man Dir und Du Dir kleingehalten hat/hast! Sie haben die tiefste Lebenserfahrung. Sie sind wirklich kostbar. Nur schwach sind sie, sonst sind sie Deine kostbarsten Kräfte. Sie brauchen Deine Stärkung, Deine An-sicht, Deine Zu-ver-Sicht; schaue genau und voll Güte hin! Gib Deinen so feinen Talenten die Achtung und Anerkennung, die ihnen schon so lange zusteht! An Deinem Beispiel werden nach und nach auch die anderen lernen, Deinen so feinen Kräften die Anerkennung zu geben, die ihnen zukommt. Sag Deinen Kr#ften allen, dass sie Dich freuen, dass sie wichtig und gut sind! Sie werden glücklich sein, wenn Du ihre Freundin wirst, Vroni, und sie Deine Freunde. Pflege die Freundschaft mit Deinen feinsten Kräften! Sie sind es wert. Ich freue mich auf Euren Erfolg.
Franz Josef Neffe
 
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