Hallo, ich bin Nadine, allein Erziehend und Methadonabhängig

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20.11.10
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ich bin derzeit auf der Suche nach Infos über den Turboentzug, ich habe von der Klinik alles zugeschickt bekommen und würde mich gerne mal mit jemanden unterhalten der das schon gemacht hat, denn nachdem ich alles gelesen habe bekam ich doch ganz schön schiss. Ich habe drei Kinder und bin seit über 13 Jahren Rückfallfrei im Methaprogramm, ich habe noch die Hep C deren Werte auch schon mal weit besser waren. Ich komme aus eigener Kraft nicht raus da immer wenn ich mich noch weiter wie 6 ml runter dosieren lasse, ich überhaupt nichts mehr auf die Reihe bekomme. Seit der Geburt meines ersten Sohnes bin ich nun darin und ich will endlich wieder wirklich wach durchs Leben gehen, wieder lachen können und Lust haben was zu unter nehmen und vor allem an oberster Stelle meine Kinder richtig wahr nehmen können, ihnen zu zeigen wie ihre Mama wirklich ist, denn ich war immer viel am lachen. Die letzten Jahre sind meine Kinder zwar das Einzige was mich überhaupt noch motiviert morgens auf zu stehen, aber sie haben eine weit bessere Mutter verdient, vor allem eine die wirklich fühlen kann. Wenn ich so da sitze komme ich mir vor wie in einem ewigen Traum, kein schöner Traum, leider, aber wenn ich mich auf etwas konzentrieren will ist es so unreal, ich kann mich auch nur wirklich gut an Dinge erinnern die vor meiner Substitutionszeit waren. Ich habe zwischen den Schwangerschaften immer wieder versucht mich runter zu dosieren, musste aber in der Schwangerschaft immer wieder höher dosiert werden. Meine Kinder habe ich alle drei voll gestillt und dann ganz langsam abgestillt, so das nie eines meiner Kinder unter Entzugssymptomen leidern musste.

Oh je, das ist glaube ich erst einmal genug über mich, ich suche aber dringend Menschen die diesen Narkose turboentzug gemacht haben, ich habe am meisten Angst davor das ich trotz Narkose den Entzug unterbewusst mit bekomme, wäre super, wenn ich hier jemanden finde der mir die Angst nehmen könnte.:freu:
 
Hey,

ich kann dir bei deinem Problem wahrscheinlich nicht wirklich helfen, aber ich hab mal eine Frage. :)

Ich kenne eine Frau, die bekommt schon sehr lange Methadon - ich dachte ehrlich gesagt, das wäre unüblich. Auch bei dir klingt das sehr lange. Versteh mich nicht falsch, das soll alles andere als ein Vorwurf sein. Ich verstehe nur den Sinn nicht, habe auch bei der Frau immer versucht, es zu begreifen... den Sinn dieser endlos langen "Abgewöhnung", die dann ja schon keine Abgewöhnung mehr ist, sondern ein neues Laster.
 
Deine Frage ist echt verständlich, ich versuche mal Dir da eine Antwort zu geben, ich kann natürlich nur von mir sprechen und von einer Bekannten von mir die Zeitgleich mit mir damals ins Programm ist und es auch heute noch ist, bei ihr sind es ganz andere Umstände als bei mir. Bei meiner Bekannten liegt eine Hep C und Hiv vor, sie will sich den Stress des Entzuges nicht mehr geben und wird deswegen bis zum ende da drin bleiben, aber es wird bei ihr genausoviel auch die Angst sein seinem Leben und seinen Kindern (sie hat eins) ohne Metha nicht mehr gerecht zu werden, sie hat bestimmt auch noch die Angst das nicht zu überleben. Bei mir ist das etwas anders und das ist echt schwierig zu erklären, hat ja lange gedauert bis ich es selbst kapiert habe. Als ich damals da rein bin war ich kurz vorher, direkt nach der Geburt meines ersten Sohnes, in Therapie. Ich war damals schon mal paar Wochen im Programm, hab dann entbunden und meinen Sohn gestillt und gleichzeitig selbst entgiftet, denn in Therapie darfst Du ja nur auf null hin gehen,ein großer Fehler der Therapie. Ich war damals sehr hoch eingestellt und bin gnadenlos jeden Tag weiter runter, kam dementsprechend schwer entzügig mit einem 4 Wochen alten, voll gestilltem Baby da an wo auch mein damaliger Freund, der Papa, schon seit zwei Wochen war. Ohne ihm die Schuld geben zu wollen, aber durch in bin ich ans Herion und Koks gekommen und er hat, anstatt mich in Therapie zu unterstützen, dazu gebracht diese dann auch recht schnell ab zu brechen. Da ich fix und fertig war und noch voll auf Entzug ging das daheim natürlich nicht gut. Es musste ganz schnell eine Lösung her und die war leider Gottes nur das Methaprogramm. Ich wurde wieder wahnsinnig hoch eingestellt und wollte das auch nur etwa ein halbes Jahr machen und dann langsam entgiften, nicht wie beim ersten mal, aber die Angst vor dem Entzug, der sich beim Metha über viele Monate ziehen kann (Heroin im vergleich in drei Tagen fast erledigt, war rießig, aber ich versuchte sie zu verdrängen. Ich trennet mich dannnach zwei Jahren von meinem Freund und traf meinen "totnormalen" Ex Freund, mit dem ich vorher 4 Jahre zusammen war, wieder. Man trank dann mal was zusammen und dann ist dummerweise das passiert was besser so nicht passiert, ich war wieder schwanger. Das was ich mich bis dahin runter dosiert hatte musste ich alles wieder hoch dosieren, und ich war schon auf 1,5 ml runter. Nach der Geburt wieder das selbst Spiel, stillen, langsam abstillen damit mein Baby keinen Entzug bekommt und wieder von vorne runter dosieren. Mittlerweile waren 3 Jahre vergangen, und dann das vierte usw. Ich traf dann nochmal meinen absoluten Traummann (dachte ich) wurde wieder schwanger und merkte da leider erst was das für ein Dummschwätzer und Lügner war. Noch in der zweiten Schwangerschaftswoche warf ich ihn raus, was im Nachhinnein das Beste war, aber nun saß ich mit 2 Kindern, wovon der erste nach der Schwangerschaft ziemlich Verhaltensauffälig war, mit meinen wieder wenigen ml Metha und der Schwangerschaft alleine da. Natürlich ging die Dosis wieder hoch, denn in der Schwangerschaft hat sich das bei mir immer sehr schnell abgebaut. Einige Jahre davon ging ich dann als Nachtwache arbeiten, was auch ganz schön anstrengend war, kurz um, entgiften ging erstmal gar nicht mehr. Und die Jahre sind echt von dannen gestürmt. Jetzt sind aus den kleinen Kindern größere geworden und auch die Probleme mit Ihnen. Ich bin jetzt solange da drin und mir geht es schon lange nicht mehr gut damit, mein ganzer Tag dreht sich um diesen Scheiß, wenn ich morgens aufstehe komm ich vor Kreuzschmerzen kaum raus, brauch erstmal Metha um dann die Kids zur Schule zu bringen. Auf normalen Wege entgiften, ich hätte keine Chance. Im Programm bleiben, das war ich jetzt lang genug, denn wenn ich bedenke das ich meine Kinder noch nie wirklich erleben konnte, oder sie mich, denn so ein Medikament verändert ja schon einiges, manchmal frage ich mich ob das ein Traum ist weil wenn ich mich genau drauf konzentriere kommt es mir vor als wäre es nicht real. Auch ich habe mich sehr zum negativen verändert, ich war immer die Erste damals die sich tot gelacht hat und heute kämpfe ich gegen Depris an. Ich bin schon lange krank geschrieben, denn eine normale 8 Std. Arbeit würde ich nicht mehr durch halten, im Vergleich dazu habe ich mal 10 Std. nachts gearbeitet, alleine im Altenheim mit über 40 Bewohnern, da war kaum eine Pause möglich. Deswegen habe ich jetzt den Folgen schweren Entschluß gefasst das ich da raus muss und habe mir Infos einer Klinik besorgt die in Narkose entgiften, leider kostet der Spaß 6500 € und ich hab nochmal einen harten Kampf vor mir das die Krankenkasse das bezahlt, dann gehts im Frühling los, wenn alles nach Plan läuft, was ich echt hoffe.
Aber ich denke das die Angst,ohne klar zu kommen an erster Stelle liegt, viele haben null Vertrauen in Psychologen und Therapeuten (ich auch) denn man hat sich schon so viele angehört und keiner konnte auch nur annähernd helfen, von daher weiß jeder der in der Situation ist das er sich selbst helfen muss, sonst macht es keiner, und das macht Angst, denkt man doch das man zu schwach ist, denn nur deswegen ist man ja überhaupt im Programm gelandet und wenn ich nach der Entgiftung alle Gefühle wieder an den Kopf geknallt bekomme und keiner ist da der einem hilft...was bleibt einem dann übrig als solange im Programm zu bleiben bis einem ein Arzt da raus zwingt, was aber die wenigsten machen, denn ein Substituierter der brav Rückfallfrei jede Woche kommt und viel Geld für sein Metha bezahlt (denn bei vielen musst du richtig viel bezahlen, ich zahle 20 € die Woche, habe auch schon von 100€ die Woche gehört) ist doch ein Super Patient. Man hält auch als solcher Patient lieber die Klappe wenn man was hat, damit man nicht unangenehm auffällt und dann noch am ende weg geschickt wird. Ich sag Dir, das ist alles nicht wirklich einfach und da war viel Zeug jetzt ;o) Ich hoffe ich konnte es Dir verständlich erklären, es ist ja schließlich, wie Du schon sagtest, nur eine Suchtverlagerung, und ich kenne kaum einen der alleine aus seiner Sucht raus kommt und nur die die es durch gemacht haben können dafür das passende Verständnis zeigen, ich kenne leider keinen Therapeuten der ähnliches erlebt hat. Aber ich habe über die Jahre viele Menschen getroffen die mir sehr geholfen haben und ich habe viel aufarbeiten können und hoffe es reicht erstmal um dann ohne leben zu können:kraft:
Wenn Du noch Fragen hast, gerne, vielleicht sind deine Fragen mir sogar sehr nützlich und ich finde Ecken in mir die ich noch nicht ausreichend hinterfragt habe und es so merke.
Bis vielleicht bald
LG
Nadine
 
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