Hallo Tomoko!
Was du da beschreibst, ist aber auch wirklich eine schlimme Sache!
manche Tage kann ich mich an nichts erinnern und dann kommt alles mit einmal. Ich kann nicht mehr auf den Friedhof gehn um meine Mutter zu besuchen und ich weiß nicht warum es ist als halte mich was fest.
Mein Freund er tut bestimmt was er kann aber ich fühle mich oft allein es ist wie eine leere in mir, so ist es auch bei meiner Tochter und ich schäme mich dafür als könne ich keine liebe mehr zeigen als ob alles weg ist. Eine Hülle die nur noch funktoniert. Ich weiß nicht mehr wo ich anfangen soll als hätte mich ein risieger Stein überrollt.
Scheinbar hattest du noch keine Gelegenheit, alles zu verarbeiten. Es war zu viel, was auf dich eingeprasselt ist. Mir kommt es so vor, als wärst du innen ganz wund. In solchen Zeiten schaltet die Seele auf Sparflamme, um sich zu schützen. Es ist nur noch das nötigste Funktionieren angesagt, mehr geht nicht.
Kannst du eigentlich weinen oder stecken die Tränen irgendwo fest?
Meine Eltern lagen zur gleichen Zeit im KH meine Mutter so das ich sie mit nach Hause nehmen kann zum sterben meinem Vater naja ihm gings eigentlich gut, nach der OP und nach der Kur. Wir haben uns abgewechselt mit der Pflege meiner Mutter ich Tags er Nachts über, daß wurde ihm dann zuviel und ich schlief oft nachts bei meinen Eltern.
Was du da geleistet hast, ist dir aber schon klar, oder? Es ist unglaublich, was du da woppen musstest! Und dazu noch der Scheidungskummer!
Dann kam der tag auf den man vorbereitet sein sollte aber ich kann das nicht vergessen wie sie dalag und wie ich neben ihr saß ich streichelte ihre Hände und sang. Sie schlief einfach ein und wir haben uns nicht verabschiedet.
Ich glaube nicht, dass man auf den Tag wirklich vorbereitet sein kann. Bei meinem Vater waren wir auch "vorbereitet". Meine Mutter, die schon einiges in ihrem Leben wegstecken musste und die schon einige Todesfälle verkraften musste, sagte mir dann, dass es ein Unterschied ist, ob ein Tod plötzlich kommt oder so langfristig. Kommt er plötzlich, dann fallen die Angehörigen aus allen Wolken und stehen völlig unter Schock. Dieser Schock zieht einem den Boden unter den Füße weg und sie brauchen alle Kraft, die in ihnen steckt. Ist es aber so, dass sich ein Sterben so lange hinzieht und die Angehörigen alle Kraft aufwenden, um den Kranken zu pflegen, dann ist in dem Moment, wenn der Tod eintritt, schon alle Kraft verbraucht. Man hat im wahrsten Sinne des Wortes keine Kraft, um mit dem, was dann noch auf einen zukommt, fertig zu werden. Man ist einfach zu kaputt, zu zerstört durch die viele Kraft, die man über einen langen Zeitraum immer wieder mobilisieren musste, obwohl man im Grunde schon lange keine Kraft mehr hatte und selber auf dem Zahnfleisch ging. Dazu das lange Mitleiden, das die seelischen Kräfte aufgezehrt hat – das alles muss man zusammenrechnen. Ich denke, auch du warst an dem Punkt. Du warst fix und fertig.
Ich war voll durch den Wind und weckte meinen Vater er sagte du wußtest das das passiert ich fand ihn so kalt. Nun heul doch nicht sagte er sie ist erlöst.
Glaubst du, er ist ganz einfach so, oder meinst du, er hat sich hinter solchen Worten versteckt, weil er den Schmerz nicht aushalten konnte?
Ich hatte Angst wärend ich bei ihr saß ich hätte mir gewünscht mein Vater hätte da gesessen.
Kannst du dich noch erinnern, aus welchen Gründen du Angst hattest? War es die Angst vor dem Tod? Fühltest du dich alleingelassen? Hattest du Angst, von jetzt an ohne deine Mutter leben zu müssen?
Das leben ging weiter ja aber ich glaube ohne mich irgendwie war alles anders ich habe noch so viele Fragen gehabt an sie.
Ich glaube, du hast Recht! Es ist wirklich alles anders. Unsere Eltern sind unsere Wurzeln. Und eine deiner Wurzeln wurde gekappt. Von dem Tag an war dein Leben nie wieder so, wie es einmal war.
Ich glaube, ein Jahr lang habe ich um meinen Vater geweint. Ich meine nicht, dass ich manchmal ein paar Tränen vergossen habe. Ich habe richtig getrauert, es zerriss mich förmlich. Nach einem Jahr wurde es langsam besser und heute ist es so, dass wir ihn wieder scherzhaft in Gespräche einbinden können. Auf irgendeine Weise ist er immer noch in unser Leben integriert. Immer wieder mal kommt ein "weißt du noch?" oder "das hätte Vati auch gut geschmeckt" und der Gedanke an ihn ist jetzt wieder etwas Gutes.
Aber denk mal, dazu hattest du scheinbar gar keine Gelegenheit. Dein Vater hat dich emotional damit allein gelassen, du hast auch in deiner persönlichen Beziehung vor Trümmern gestanden, anstatt dort aufgefangen zu werden. Dann hat sich auch noch dein Sohn von dir losgesagt – wie wolltest du das alles verarbeiten?
Es ist gut, dass du jetzt einen Termin hast, damit du ganz in Ruhe über alles sprechen kannst und Zeit bekommst, endlich wieder mit dir ins Reine zu kommen. Wenn ich mir vorstelle, dass du vorher 10 Jahre für deine Mutter gesorgt hast, dann vermute ich, dass von dir nicht mehr viel übrig geblieben ist. Sorgen, Hetze, Mitleid, Überforderung, Weitermachen... Wusstest du am Ende überhaupt noch, wer du warst?
Vielleicht tut es dir ja gut, wenn du uns alles, was du magst, erzählst! Dann hast du evtl. schon einige Grundgedanken sortiert, mit denen du während der Therapie arbeiten kannst. Und die Zeit bis dahin wird irgendwie überbrückt.
Versuch es doch einfach! :kiss:
Liebe Grüße :wave:
Sonora