Bitte um neutrale, ehrliche Einschätzung

Themenstarter
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25.07.05
Beiträge
573
Hallo.............

ich schreibe euch, weil ich bald nicht mehr weiter weiß.......

Vor einem Jahr lernte ich einen netten jungen Mann kennen und lieben.
Doch ich merkte schnell, dass bei ihm oft/immer Alkohol im Spiel war.
Wir sahen uns nur am WE und dort trank er immer relativ viel. 2 Flaschen Wein waren es schon. Aus Angst hielt ich mich zurück, weil ich auch dachte, das legt sich bestimmt. Er erklärte sich auch immer mit Feiern, er wolle feiern, wenn wir uns sehen. Doch es traten viele andere Probleme mit auf die auch im Zusammenhang mit dem Alkohol auftraten. Ich trennte mich, doch er ließ nicht von mir ab. Ich versuchte es erneut mit der Auflage, er müsse eine Verhaltenstherapie machen. Er machte dies und besserte auch sein Verhalten, er tat alles für die Beziehung. Der Alkohol drang in den Hintergrund und war kein Thema mehr. Ich hatte auch nicht mehr den Eindruck, dass er ein Problem damit hatte/hätte, sondern es einfach nur damals eine Phase gewesen sei, denn wir waren letzten Monat auch mal weg und er trank. Ich sagte nichts, weil ich es normal fand, dass man etwas trinkt, wenn man weg geht. Dabei blieb es auch und ich war happy.

Doch seit letztem WE sehe ich das anders. Er trank am Sonntag richtig viel über den Tag verteilt. Ich war fix und fertig und er versprach mir danach auch, dass es nicht mehr vorkäme, er hätte gesehen wie sehr mich das mitnimmt blablabla.

Doch am Montag und Dienstag ging er nicht arbeiten und trank sich voll. Ich erwischte ihn als ich zu ihm fuhr und er will sich jetzt damit erklären, dass er Probleme hätte und ihm einfach mal danach gewesen sei.

Jetzt meine Frage, ist es normal sich heimlich voll laufen zu lassen und sich krank zu melden? -wer weiß wie oft er das schon gemacht hat.
Was soll ich machen? -habe ich mit so einem Menschen eine Zukunft?
Er verspricht mir jetzt, dass er das nicht mehr macht und es ihm leid täte. Wohl die typischen Sachen um aus der Sache rauszukommen?

Er fühlt sich von mir zusätzlich unter Druck gestellt und findet mein Unverständnis gemein. Ich weiß nicht wie ich am besten handeln soll, aber bei mir sind alle ALarmglocken an.

Er hat lauter Baustellen in seinem Leben und die Verhaltenstherapie kommt auch nocht on top obendrauf. Wenn ich ihm jetzt auch noch sage, er soll was gegen den Alkohol machen dreht er durch. Die Frage ist doch auch, hat er überhaupt ein Alkoholproblem?

Ich wäre erfahrenen Menschen dankbar für einen Rat, denn ich habe keinen Durchblick mehr bei sovielen Baustellen.
 
Hi Srico,
Zitat:
"Jetzt meine Frage, ist es normal sich heimlich voll laufen zu lassen und sich krank zu melden? -wer weiß wie oft er das schon gemacht hat.
Was soll ich machen? -habe ich mit so einem Menschen eine Zukunft?
Er verspricht mir jetzt, dass er das nicht mehr macht und es ihm leid täte. Wohl die typischen Sachen um aus der Sache rauszukommen?"


Manche Alkoholiker verhalten sich so. Psychische Probleme kann man be-verarbeiten. Alkoholsucht ist eine schwere Krankheit und wird niemals von aussen geheilt. Immer muß der betreffende die Maßnahmen zur Heilung selbst treffen.
Tut er das nicht, stürzt er irgendwann ab.
Mit einem Alkoholiker eine Beziehung zu führen kann zu Coabhängigkeit führen und ist außerdem recht zermürbend. Ob du dafür geschaffen bist, weiß ich nicht. Großartige Zukunftspläne sollte man jedoch unterlassen zu schmieden, denn der Alkoholiker hat nur diese eine Priorität: Alkohol
Nicht etwa Liebe.

Erkundige dich doch einfach mal hier:

::: ALKOHOLISMUS-HILFE ::: Coabhängigkeit und Hinweise für Freunde und Angehörige von Alkoholkranken.

oder hier:

Strohhalm

LGB
 
Was soll ich machen? -habe ich mit so einem Menschen eine Zukunft?


Ja, srico - als Co-Abhängige. :eek:

Und nein - als echte Lebenspartnerin.

Die Ausflüchte, die er macht, sind typisch. Ich kenne solche Argumente, weil ich früher ebenfalls mit Trinkern zu tun hatte.

Den Verfall unseres Nachbarn, mittlerweile Ende 20, beobachten wir auch schon seit einigen Jahren. Ihn auf sein Alkoholproblem anzusprechen, haben wir nicht getan - es ist schon schwierig genug bzw. unmöglich, mit ihm überhaupt über nachbarschaftliche Schwierigkeiten wie seine Lautstärke etc. zu sprechen.
Auch er wird getragen von einer Co-Abhängigen: seiner Mutter. Die bügelt ihm alles aus. Bzw. versucht es.


Und mein Partner arbeitet in einer Suchtklinik für alkoholkranke Männer. Er erzählt dasselbe in Grün. Nur werden die Stories schlimmer, je älter die Männer werden.

Beste Grüße,

Laxxmi
 
Danke für Eure Antwort.

Ihr würdet ihn schon als Alkoholiker einschätzen? -ich weiß nämlich nicht ob es so ist oder nicht. ICh weiß wirklich nicht wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll und was ich tun soll.
 
Danke für Eure Antwort.

Ihr würdet ihn schon als Alkoholiker einschätzen? -ich weiß nämlich nicht ob es so ist oder nicht. ICh weiß wirklich nicht wie ich mich ihm gegenüber verhalten soll und was ich tun soll.

Alkoholgefährdet ist er auf jeden Fall. Von dort bis zum Alkoholismus ist es auch nicht mehr sonderlich weit.

Das ist aber egal, ob er "nur" gefährdet oder schon alkoholkrank ist, finde ich.

Du hast ein Problem mit seinem Verhalten.

Ist es für dich eigentlich schön, mit ihm zusammenzusein? Fühlst du dich von ihm wertgeschätzt, geliebt? Freust du dich darüber, ihn zu treffen? Gefallen dir die Unternehmungen mit ihm?

Falls nein, dann solltest du den Gedanken an eine Trennung von ihm wagen - wenn ich richtig lese bzw. interpretiere, dann tust du das ja auch schon.
Das ist der erste Schritt in die richtige Richtung. Die anderen ergeben sich meistens von selbst.

Und nicht vergessen:
Auch andere Mütter haben schöne Söhne. Und davon gibts wirklich genug ;)

Beste Grüße,

Laxxmi
 
Liebe Srico,
ich kann dir auhc mal ein ehrliches Wort sagen.
in nämlich eine Tochter voneinem Alkoholiker. Ich kann eine Abhängigkeit schon von weitem riechen.

Was du beschreibst, sind typische Alkoholsucht-Verhaltensweisen.

Mein Papa war sehr lieb und nett und hattes es immer bereut, trinken zu müssen. Auch betrunken war er lieb und nett.

Es gibt tatsählich eine Co-Abhängigkeit bzw. die Partner/Kinder sind auch mitkrank. Für dich wäre gar nicht schlecht, in eine Selbsthilfegruppe zu gehen, von den ALkohol-Partnern also Mitbetroffenen. Dort kannst du DEINE eigenen Probleme und Zweifel an der Beziehung für dich ausarbeiten. DU musst vieles lernen, u.a. ich kann ihm nicht helfen, ich kann nur beistehen und akzeptieren, weder Zwang noch Bitte helfen. Du musst dich fragen, warum habe ich diesen Mann gefunden und liebe ihn. Waren bei dir in der Familie Abhängigkeiten? Du musst dein eigenes Ich stärken und dir sebst bewußt werden, was du im Leben/Beziehung willst. Denn Leute finden sich nicht zufällig, wenn du denkst, ich breche diese Beziehung ab und aber in den nächsten Jahren die neue große Liebe findest, die sich nach längerer Zeit alkoholkrank erweist, hast du theoretisch schon wieder das Problem: was will ich jetzt damit machen?

Ich weiss, dass es total schwierig ist. Bin selber schon erwachsen und unterbewußt belastet mich die Krankheit des Vaters immer noch, trotz erfolgreicher Psychotherapie. Geh doch in die Gruppe, lerne von anderen Frauen, die klug geworden sind.

Alkoholkrankheit ist nicht immer unheilbar. Das kann z.B. sein, dass es eine Erstztherapie für eine unbehandelte Depression ist. Kann sein, dass Antidepressiva den Alkgenuss überflüssig machen. Denn Alkabhängigkeit kommt nicht ohne Grund, das sind Beziehungen zu eigener Mutter im Spiel, das sind Darmdysbiosen im SPiel (Hefepilze produzieren Alk und der kreist immer im Körper, auch wenn du nicht trinkst, dann macht ein Körperlicher Entzug kein Sinn).

FÜr ein Leben mit einem Kranken (egal ob Alk, oder Depression) erfordert viel Kraft. Diese innere Kraft muss man haben und pflegen. Man muss sich damit gut abfinden können, dass man nicht die Wichtigste für den Geliebten ist, sondern der "Stoff". (Alk ist eine starke Psychodroge). Ich sage ja nicht, dass du die Beziehung abbrechen musst, aber frage dich, warum du diese Beziehung brauchst und ob das eine wahre Liebe ist, oder vielleicht eine Art gegenseitige Abhängigkeit. Geh doch mal selber in eine Gruppe oder eine Therapie, zwing nicht den Mann dazu. das ist meine wärmste Empfehlung.

Viele liebe Grüße
Patricia
 
@laxxim

danke für die Meinung und Aufklärung. Ich bin so froh das hier mal reingeschrieben zu haben.
Mein Gefühl, dass das was da passiert nicht richtig ist scheint sich zu bestätigen.
Ich möchte ihn allerdings auch ncith im Stich lassen, er hat ja auch gut Seiten.
Bin gerne mit ihm, aber nicth immer, weil es da ja auch noch das Problem mit seinem Verhalten gibt, welches jetzt therapiert wird. Er wurde nämlich auch schon handgreiflich.
Er setzt mich unter Druck und meint, ich würde ihn jetzt im Stich lassen nach alldem was rausgekommen wäre und das wäre von meiner Seite dann keine richtige Liebe.

Ich bin völlig überfordert :-(


@Patricia
danke auch dir für deine Einschätzung.
Du hast mit sovielem Recht. Mein Vater ist auch Alkoholiker und hat die selben Symptome wie mein Freund. Wird mit Alkohol agressiv etc. Ich hatte eine schei.... Kindheit.

Es wird schon einen Grund haben warum ich mir immer wieder den selben Typ Mann aussuche. Denn mein Ex ist auch Alkoholiker :-(
Also muss ich mal in Therpie :-(, da war ich ja schonmal und wurde nur bemitleidet, geholfen hat es mir nicht.

Was ich jetzt mit meinem Freund machen soll weiß ich allerdings immernoch nicht.
Ich möchte ihm so gerne glauben und ihn natürlich auch nicth im Stich lassen,
andererseits weiß ich, dass ich realistisch sein muss.

Tausend Dank für Aufklärung, das hat mir schonmal sehr geholfen.
 
Danke Laxximi,

das sollte ich wohl nur dann tun, wenn ich mit ihm zusammenbleibe?
 
Danke Laxximi,

das sollte ich wohl nur dann tun, wenn ich mit ihm zusammenbleibe?

Tu es doch JETZT SOFORT.

Die nächstliegende Selbsthilfegruppe findest du im Internet. Und dann geh doch gleich zum nächsten Treffen hin.

Deinem Spezl brauchst du es gar nicht erst zu sagen. Der sagt dir ja auch nicht alles ...
 
Tu es doch JETZT SOFORT.

Die nächstliegende Selbsthilfegruppe findest du im Internet. Und dann geh doch gleich zum nächsten Treffen hin.

Deinem Spezl brauchst du es gar nicht erst zu sagen. Der sagt dir ja auch nicht alles ...


meinst du? -ich muss es ihm sagen, weil wir jeden Tag telefonieren und ich schlecht lügen kann.
 
der Link zu Wiki ist ja echt krass !
Mir wird immer mehr klar, dass ich ein Problem habe :eek:
 
der Link zu Wiki ist ja echt krass !
Mir wird immer mehr klar, dass ich ein Problem habe :eek:

Na, dann packs an. Wenn du jetzt schon eine Selbsthilfegruppe gefunden hast, dann ist es umso leichter für dich.

Klar kann er wissen, wohin du gehst. Aber erst in ein paar Wochen. Sonst findet er -zig Gründe dafür, warum du dort nicht hinzugehen brauchst. Und du wirst dich einwickeln lassen. Notfalls wird er halt handgreiflich. War ja auch ein Thema :eek:.

Schau auf dich und geh deinen Weg. Meine besten Wünsche werden dich begleiten.

Liebe Grüße,

Laxxmi
 
Habe dem nichts zuzufügen.

Srico...Laxxmi hat recht!

Das hat nichts mit lügen zu tun. Er wird einen Weg finden dich davon abzuhalten. Die Gruppe wird dich bestärken. Dir den Rücken frei machen. Wenn dir was an der Beziehung liegt...mache es.

Und viel Glück!

Laxxmi...eine Frage..:eek:), was stellt dein Avatar dar. Ich rätsel schon seit einiger Zeit.;)

LG, Difi
 
Laxxmi...eine Frage..:eek:), was stellt dein Avatar dar. Ich rätsel schon seit einiger Zeit.;)

LG, Difi

Liebe Difi,

ich hoffe, du bist nicht neidisch auf den rätselhaften Gegenstand - ansonsten gebe ich dir die Adresse meines ehemaligen Zahnarztes, der verpasst dir gerne auch so ein Implantat, das dann nach zweieinhalb Jahren verrottet ist. :holzhack:
 
Hallo srico.
Ich habe gerade erst hier hereingeschaut und du hast tolle Antworten erhalten, denen ich mich nur anschliessen kann.
Mir und meinen Kindern wäre viel Unschönes erspart geblieben, wenn ich viel früher darauf gekommen wäre, dass ich eine Co - Abhängige bin.
Schlussendlich wäre wohl auch meinem damaligen Partner damit geholfen gewesen, wenn ich diesen Kreislauf viel früher hätte durchbrechen können.
Jede Alkoholikergeschichte ist anders und doch sind die Muster im Grossen und Ganzen immer gleich.
Deshalb lohnt es sich, hier in der Unterrubrik " Alkohol " ein wenig zu stöbern, dir wird ein Lichtlein nach dem anderen aufgehen :idee:
Solltest du dich der Selbsthilfegruppe anschliessen würde es mich sehr freuen, wenn du ein wenig über deine Erlebnisse dort berichtest.
Es könnte stille Mitleser mit dem selben Problem dazu bewegen, den selben Schritt zu tun.
Ich wünsche dir viel Kraft :kraft:
Sine
 
Sine, da hast du recht...ich bekomme häufig Post von Usern, die sonst nur lesen. Es ist für viele Personen nicht einfach darüber zu reden aber suchen Hilfe.

Srico, ich halte dir alle Daumen.

Laxxmi, darauf wäre ich nicht gekommen. Eher noch als Grobfeile...:D

LG, Difi
 
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