Liebe Leena
Ich kenne da vieles davon, von dem du schreibst. Auch lange Behandlungen, die nichts brachten.
Mir brachte eine Angebot für meinen "Traumjob" die Wende. Ich wusste, das möchte ich, aber ich kann nicht mehr unter Menschen sein. (Auch ich habe eine komplexe PTBS mit einer breiten Symptomatik gehabt. Panikattacken, Flashs, Depressionen, Suizidgedanken und -wünsche, Suchttendzen etc. - fast die ganze Palette halt) - Dadurch begann ich NOCHMALS eine Traumtherapie - nach mehreren anderen Anläufen, auch längeren (bis 7 Jahre). Ohne nennenswerte Erfolge.
Ich fand dann den für mich passenden Therapeuten, der erfahren ist, menschlich verlässlich, respektvoll, vertrauenswürdig (auch wenn Vertrauen eines der schlimmsten Themen war - und immer noch ab und zu ist). Er arbeitet unter anderem mit EFT (auch Klopfakkupressur oder MET). Damit und mit anderem ging es langsam aber sicher vorwärts. Ab und zu ging ich täglich einmal oder mehrmal in die Hölle und wieder zurück. - Jetzt nach mehr als 4 Jahren bin fast voll arbeitsfähig geworden. - Es war aber alles andere als ein Sonntagsspaziergang. Wir arbeiteten auch viele Themen auf, die über mehrere Generationen weitergegeben wurden... - Wirklich mehr als nur harte Arbeit in mir drin!
Ein grosser Wendepunkt war, als ich endlich an die am tiefsten liegenden Themen kam, ging es erst so richtig los. Mein Alltag verwandelte sich in einen "Leben in einem dauernden Erdbeben". - Doch ich wusste, wofür ich es machte, hatte eine verlässliche therapeutische Beziehung - und darin einen sicheren Rahmen. - Als ich dann kapitulieren konnte - und akzeptieren, dass ich eine komplexe PTBS habe inkl. DIS war es ein Wendepunkt. Klar ein Schock, immer wieder Erschrecken. Aber aus der Rückschau war es bei mir eine Wende. - Langsam, aber sicher konnte ich viele Teile kennenlernen, verstehen lernen, auch integrieren. Das heisst, sie wollten integrieren.
Meist bin ich jetzt stabil. So richtig geflasht wurde ich schon eine ganze Weile nicht mehr (merk erst jetzt, wie sehr ich mich daran gewöhnt habe!)Ganz viele Diagnosen, auch das kenne ich.
Hey, es tut mir leid, dass du das alles erleben musst.
Ich möchte dich aber ermutigen, trotzdem vorwärts zu gehen, dir Zeit zu nehmen für deinen inneren Prozess, der sicher nötig ist. Es gibt viele Menschen, denen viel Verarbeitung möglich wurde. Es braucht enorm - wirklich enorm(!) viel Ausdauer, Konsequenz, Mut - auf jeden Fall bei mir. Ich wünsch jedem, dass es ihm/ihr lockerer geht. - Und es brauchte tatsächlich immer wieder die Entscheidung, nicht aufzugeben, mir eine weitere Chance zu geben. - Für mich hat es sich gelohnt. Es ist für mich fast zu einem kleinen Wunder geworden, was mir alles wieder - oder vielmehr endlich möglich geworden ist.
Alles Gute wünsche ich dir, liebe Grüsse,
fauna