Ich möchte leben

1. MONDESTRUNKEN

Den Wein, den man mit Augen trinkt,
Gießt Nachts der Mond in Wogen nieder,
Und eine Springflut überschwemmt
Den stillen Horizont.

Gelüste schauerlich und süß,
Durchschwimmen ohne Zahl die Fluten!
Den Wein, den man mit Augen trinkt,
Gießt Nachts der Mond in Wogen nieder.

Der Dichter, den die Andacht treibt,
Berauscht sich an dem heilgen Tranke,
Gen Himmel wendet er verzückt
Das Haupt und taumelnd saugt und schlürit er
Den Wein, den man mit Augen trinkt.

2. COLOMBINE

Des Mondlichts bleiche Bluten,
Die weißen Wunderrosen,
Blühn in den Julinachten -
O brach ich eine nur!

Mein banges Leid zu lindern,
Such ich am dunklen Strome
Des Mondlichts bleiche Blüten,
Die weißen Wunderrosen.

Gestillt war all mein Sehnen,
Dürft ich so märchenheimlich,
So selig leis - entblättern
Auf deine brauenen Haare
Des Mondlichts bleiche Blüten!

3. DER DANDY

Mit einem phantastischen Lichtstrahl
Erleuchtet der Mond die krystallnen Flacons
Auf dem schwarzen, hochheiligen Waschtisch
Des schweigenden Dandys von Bergamo.

In tönender, bronzener Schale
Lacht hell die Fontaine, metallischen Klangs.
Mit einem phantastischen Lichtstrahl
Erleuchtet der Mond die krystallnen Flacons.

Pierrot mit dem wächsernen Antlitz
Steht sinnend und denkt: wie er heute sich schminkt?
Fort schiebt er das Rot und das Orients Grün
Und bemalt sein Gesicht in erhabenem Stil
Mit einem phantastischen Mondstrahl.

4. EINE BLASSE WÄSCHERIN

Eine blasse Wäscherin
Wäscht zur Nachtzeit bleiche Tücher;
Nackte, silberweiße Arme
Streckt sie nieder in die Flut.

Durch die Lichtung schleichen Winde,
Leis bewegen sie den Strom.
Eine blasse Wäscherin
Wäscht zur Nachtzeit bleiche Tücher.

Und die sanfte Magd des Himmels,
Von den Zweigen zart umschmeichelt,
Breitet auf die dunklen Wiesen
ihre lichtgewobnen Linnen -
Eine blasse Wäscherin.

5. VALSE DE CHOPIN

Wie ein blasser Tropfen Bluts
Färbt die Lippen einer Kranken
Also ruht auf diesen Tönen
Ein vernichtungssüchtger Reiz.

Wilder Lust Accorde stören
Der Verzweiflung eisgen Traum
Wie ein blasser Tropfen Bluts
Färbt die Lippen einer Kranken

Heiß und jauchzend, süß und schmachtend,
Melancholisch düstrer Walzer,
Kommst mir nimmer aus den Sinnen!
Haftest mir an den Gedanken,
Wie ein blasser Tropfen Bluts!

6. MADONNA

Steig, o Mutter aller Schmerzen,
Auf den Altar meiner Verse!
Blut aus deinen magren Brusten
Hat des Schwertes Wut vergossen.

Deine ewig frischen Wunden
Gleichen Augen, rot und offen.
Steig, o Mutter aller Schmerzen,
Auf den Altar meiner Verse!

In den abgezehrten Händen
Hältst du deines Sohnes Leiche.
Ihn zu zeigen aller Menschheit -
Doch der Blick der Menschen meidet
Dich, o Mutter aller Schmerzen!

7. DER KRANKE MOND

Du nächtig todeskranker Mond
Dort auf des Himmels schwarzem Pfühl,
Dein Blick, so fiebernd übergroß,
Bannt mich wie fremde Melodie.

An unstillbarem Liebesleid
Stirbst du, an Sehnsucht, tief erstickt,
Du nächtig todeskranker Mond
Dort auf des Himmels schwarzem Pfühl.

Den Liebsten, der im Sinnenrausch
Gedankenlos zur Liebsten schleicht,
Belustigt deiner Strahlen Spiel -
Dein bleiches, qualgebornes Blut,
Du nächtig todeskranker Mond.

8. NACHT (PASSACAGLIA)

Finstre, schwarze Riesenfalte
Töteten der Sonne Glanz.
Ein geschlossnes Zauberbuch,
Ruht der Horizont - verschwiegen.

Aus dem Qualm verlorner Tiefen
Steigt ein Duft, Erinnrung mordend!
Finstre, schwarze Reisenfalter
Töteten der Sonne Glanz.

Und vom Himmel erdenwärts
Senken sich mit schweren Schwingen
Unsichtbar die Ungetume
Auf die Menschenherzen nieder...
Finstre, schwarze Riesenfalter.

9. GEBET AN PIERROT

Pierrot! Mein Lachen
Hab ich verlernt!
Das Bild des Glanzes
Zerfloß - Zerfloß!

Schwarz weht die Flagge
Mir nun vom Mast.
Pierrot! Mein Lachen
Hab ich verlernt!

O gieb mir wieder,
Roßarzt der Seele,
Schneemann der Lyrik,
Durchlaucht vom Monde,
Pierrot - mein Lachen!

10. RAUB

Rote, fürstliche Rubine,
Blutge Tropfen alten Ruhmes,
Schlummern in den Totenschreinen,
Drunten in den Grabgewolben.

Nachts, mit seinen Zechkumpanen,
Steigt Pierrot hinab - zu rauben
Rote, fürstliche Rubine,
Blutge Tropfen alten Ruhmes.

Doch da - strauben sich die Haare,
Bleiche Furcht bannt sie am Platze:
Durch die Finsternis - wie Augen! -
Stieren aus den Totenschreinen
Rote, fürstliche Rubine.

11. ROTE MESSE

Zu grausem Abendmahle,
Beim Blendeglanz des Goldes,
Beim Flackerschein der Kerzen,
Naht dem Altar - Pierrot!

Die Hand, die gottgeweihte,
Zerreißt die Priesterkleider
Zu grausem Abendmahle,
Beim Blendeglanz des Goldes

Mit segnender Geberde
Zeigt er den bangen Seelen
Die triefend rote Hostie:
Sein Herz - in blutgen Fingern -
Zu grausem Abendmahle!

12. GALGENLIED

Die dürre Dirne
Mit langem Halse
Wird seine letzte
Geliebte sein.

In seinem Hirne
Steckt wie ein Nagel
Die dürre Dirne
Mit langem Halse.

Schlank wie die Pinie,
Am Hals ein Zöpfchen -
Wollüstig wird sie
Den Schelm umhalsen,
Die dürre Dirne!

13. ENTHAUPTUNG

Der Mond, ein blankes Türkenschwert
Auf einem schwarzen Seidenkissen,
Gespenstisch groß - dräut er hinab
Durch schmerzendunkle Nacht.

Pierrot irrt ohne Rast umher
Und starrt empor in Todesängsten
Zum Mond, dem blanken Türkenschwert
Auf einem schwarzen Seidenkissen.

Es schlottern unter ihm die Knie,
Ohnmächtig bricht er jäh zusammen.
Er wähnt: es sause strafend schon
Auf seinen Sünderhals hernieder
Der Mond, das blanke Türkenschwert.

14. DIE KREUZE

Heilge Kreuze sind die Verse,
Dran die Dichter stumm verbluten,
Blindgeschlagen von der Geier
Flatterndem Gespensterschwarme!

In den Leibern schwelgten Schwerter,
Prunkend in des Blutes Scharlach!
Heilge Kreuze sind die Verse,
Dran die Dichter stumm verbluten.

Tot das Haupt - erstarrt die Locken -
Fern, verweht der Lärm des Pöbels.
Langsam sinkt die Sonne nieder,
Eine rote Königskrone. -
Heilge Kreuze sind die Verse!

15. HEIMWEH

Lieblich klagend - ein krystallnes Seufzen
Aus Italiens alter Pantomime,
Klingts herüber: wie Pierrot so holzern,
So modern sentimental geworden

Und es tönt durch seines Herzens Wüste,
Tönt gedämpft durch alle Sinne wieder,
Lieblich klagend - ein krystallnes Seufzen
Aus Italiens alter Pantomime.

Da vergißt Pierrot die Trauermienen!
Durch den bleichen Feuerschein des Mondes,
Durch des Lichtmeers Fluten - schweift die Sehnsucht
Kühn hinauf, empor zum Heimathimmel
Lieblich klagend - ein krystallnes Seufzen!

16. GEMEINHEIT!

In den blanken Kopf Cassanders,
Dessen Schrein die Luft durchzetert,
Bohrt Pierrot mit Heuchlermienen,
Zärtlich - einen Schädelbohrer!

Darauf stopft er mit dem Daumen
Seinen echten türkischen Taback
In den blanken Kopf Cassanders,
Dessen Schrein die Luft durchzetert!

Dann dreht er ein Rohr von Weichsel
Hinten in die glatte Glatze
Und behäbig schmaucht und pafft er
Seinen echten türkischen Taback
Aus dem blanken Kopf Cassanders!

17. PARODIE

Stricknadeln, blank und blinkend,
In ihrem grauen Haar,
Sitzt die Duenna murmelnd,
Im roten Röckchen da.

Sie wartet in der Laube,
Sie liebt Pierrot mit Schmerzen,
Stricknadeln, blank und blinkend,
In ihrem grauen Haar.

Da plötzlich - horch! - ein Wispern!
Ein Windhauch kichert leise:
Der Mond, der böse Spötter,
Äfft nach mit seinen Strahlen -
Stricknadeln, blink und blank.

18. DER MONDFLECK

Einen weißen Fleck des hellen Mondes
Auf dem Rücken seines schwarzen Rockes,
So spaziert Pierrot im lauen Abend,
Aufzusuchen Glück und Abenteuer.

Plötzlich stört ihn was an seinem Anzug,
Er beschaut sich rings und findet richtig -
Einen weißen Fleck des hellen Mondes
Auf dem Rücken seines schwarzen Rockes.

Warte! denkt er: das ist so ein Gipsleck!
Wischt und wischt, doch - bringt ihn nicht herunter!
Und so geht er, giftgeschwollen, weiter,
Reibt und reibt bis an den frühen Morgen -
Einen weißen Fleck des hellen Mondes.

19. SERENADE

Mit groteskem Riesenbogen
Kratzt Pierrot auf seiner Bratsche,
Wie der Storch auf einem Beine,
Knipst er trüb ein Pizzicato.

Plötzlich naht Cassander - wütend
Ob des nächtgen Virtuosen -
Mit groteskem Riesenbogen
Kratzt Pierrot auf seiner Bratsche.

Von sich wirft er jetzt die Bratsche:
Mit der delikaten Linken
Faßt den Kahlkopf er am Kragen -
Träumend spielt er auf der Glatze
Mit groteskem Riesenbogen.

20. HEIMFAHRT (BARCAROLE)

Der Mondstrahl ist das Ruder,
Seerose dient als Boot;
Drauf fährt Pierrot gen Süden
Mit gutem Reisewind.

Der Strom summt tiefe Skalen
Und wiegt den leichten Kahn.
Der Mondstrahl ist das Ruder,
Seerose dient als Boot.

Nach Bergamo, zur Heimat,
Kehrt nun Pierrot zurück;
Schwach dämmert schon im Osten
Der grüne Horizont.
- Der Mondstrahl ist das Ruder.

21. O ALTER DUFT

O alter Duft aus Märchenzeit,
Berauschest wieder meine Sinne;
Ein närrisch Heer von Schelmerein
Durchschwirrt die leichte Luft.

Ein glückhaft Wünschen macht mich froh
Nach Freuden, die ich lang verachtet:
O alter Duft aus Märchenzeit,
Berauschest wieder mich!

All meinen Unmut gab ich preis;
Aus meinem sonnumrahmten Fenster
Beschau ich frei die liebe Welt
Und träum hinaus in selge Weiten . . .
O alter Duft - aus Märchenzeit!
 
Albert Giraud

Büste von Albert Giraud im Park JosaphatAlbert Giraud (* 23. Juni 1860 in Leuven; † 26. Dezember 1929) war ein belgischer Autor, der auf Französisch Gedichte verfasste. Er wurde von Emile Albert Kayenbergh in Leuven, Belgien, geboren. Er studierte Jura an der Universität von Leuven. Er verließ die Universität ohne einen Abschluss und widmete sich dem Journalismus und der Dichtung. 1885 wurde Giraud ein Mitglied von La Jeune Belgique (Das junge Belgien), einer belgischen nationalistischen Literaturbewegung, die sich am Café Sésino in Brüssel traf.[1] Giraud wurde Chefbuchhalter des belgischen Innenministeriums.

Er war ein Symboldichter. Er publizierte Werke wie Pierrot lunaire: Rondels bergamasques (1884), einem Gedichtszyklus basierend auf der Commedia dell’arte-Figur des Pierrot, und La Guirlande des Dieux (1910).

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Pierrot bezeichnet eine Bühnenfigur, die der Pantomime Jean-Gaspard Deburau in Paris seit 1816 unter anderem aus dem Pedrolino der Commedia dell’arte und dem Gilles des Pariser Jahrmarktstheaters entwickelt hat.


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Figuren, die Pierrot genannt werden, gibt es im französischen Theater schon seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Sie sind, ähnlich wie Brighella, Rivalen von Arlecchino, dem späteren Harlekin. Molière nennt in seiner Komödie Dom Juan ou le Festin de pierre (1665) eine ländliche Nebenfigur Pierrot. In der Opéra comique Le Tableau parlant (1769) von André-Ernest-Modeste Grétry kommt ein Pierrot als Diener vor. Den älteren Pierrot als Intriganten und Spielverderber gab es auch noch im 19. Jahrhundert (siehe etwa die Wiener Pantomime Der siegende Amor, 1814). Seine herrische, mitunter unsympathische Seite hat sich im Weißclown des Zirkus erhalten.

Deburaus Vorstellungen im Théâtre des Funambules auf dem Boulevard du Temple in Paris, und vor allem ihr Reflex in der Literatur der Zeit, machten seine Figur weltberühmt und zum modernen Inbegriff des Pierrot. Deburaus Pierrot war nicht mehr bösartig, sondern eher bemitleidenswert, überaus sympathisch und eignete sich für Liebhaberrollen. Er war bewusst naiv und melancholisch, weiß geschminkt und in weiße, wallende Gewänder gekleidet. Er war stumm, weil das Theater keine Lizenz für Sprechstücke hatte.

In Marcel Carnés Film Kinder des Olymp (1945) spielt Jean-Louis Barrault Deburau (im Film: „Baptiste Debureau“) und seinen Pierrot. Deburau vererbte seine Figur an seinen Sohn Charles. Berühmt wurde das 1854 aufgenommene Foto von Nadar, das Charles Deburau mit einem Fotoapparat zeigt.


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Zahlreiche Darsteller haben den modernen Pierrot verkörpert:

- Marcel Marceau hat seine Figur Bip an Deburaus Pierrot angelehnt.
- Aleksandr Nikolajewitsch Wertinski, der russische Sänger, hat einen schwarzen Pierrot erfunden.
- Pic im Circus Roncalli hat sich den Pierrot zum Vorbild genommen.
 
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Hélène Grimaud wurde 1969 im südfranzösischen Aix-en-Provence geboren. Mit acht Jahren bekam sie ersten Klavierunterricht studiert zunächst in ihrer Heimatstadt bei Jacqueline Courtin, daraufhin bei Pierre Barbizet am Konservatorium in Marseille. Er erkannte ihr ungewöhnliches Talent und schlug vor, sie für die Aufnahmeprüfung am Pariser Konservatorium vorzubereiten. Grimaud machte ihre Sache gut. Sie bestand die Tests am Conservatoire National Supérieur de Musique als Beste und begann bei Jaques Rouvier zu studieren, der ihr zweimal die Woche Unterricht erteilt. Außerdem lernte sie bei Geneviève Joy Kammermusik und Christian Ivaldi führte sie in die höheren Weihen der Notation ein. Sie schloss ihre Ausbildung 1985 mit dem "Premier prix" im Piano-Fach des Conservatoire ab und nahm nur kurz nach dem Diplom ihre erste CD mit Rachmaninovs "Sonata No. 2" und die "Etudes-Tableaux op. 33" auf (Grand Prix du disque 1986). Im Herbst begann sie ein Postgraduierten-Studium für Gewinner der ersten Preises bei Rouvier am Conservatoire und belegte außerdem Meisterkurse bei György Sandor und Leon Fleisher.

Im folgenden Jahr nahm sie am Tschaikowsky-Wettbewerb in Moskau teil, wurde außerdem vom Festival in Aix-en-Provence eingeladen, widmete sich aber ansonsten überwiegend der Verfeinerung ihrer Klangsprache. 1987 spielte sie ihr erstes öffentliches Recital in Paris, wurde in Cannes auf der Midem der Musiköffentlichkeit vorgestellt und begegnete außerdem Daniel Barenboim, der sie 1988 mit dem Orchestre de Paris begleitete. Grimauds Karriere kam in Schwung, weltweit spielte sie Solo-Recitals und Konzerte mit bedeutenden Orchestern und Dirigenten unter anderem an der Seite von Martha Argerich, Gidon Kremer (beim Lockenhaus Festival), Shlomo Mintz, Gil Shaham und dem Hagen Quartett. Außerdem lernte sie den Pianisten Dmitri Bashkirov kennen, der großen Einfluss auf ihre stilistischen Vorstellungen bekommen sollte. 1990 kam es zum Debüt mit dem Cleveland Orchestra, dem Auftritte mit dem Los Angeles Philharmonic, der San Francisco Symphony und den Symphony Orchestras von Baltimore und Seattle folgten. Grimaud spielte in New York im Metropolitan Museum und in Europa mit der St. Petersburg Philharmonic unter Temirkanov Leitung (Rachmaninov "Piano Concerto No. 2" beim Aix-en-Provence Festival). Ihr Debüt mit den Berliner Philharmonikern und Claudio Abbado gab sie 1995 ebenfalls mit Rachmaninovs Konzert.

1996 tourte Grimaud erfolgreich mit Jeffrey Tate und dem English Chamber Orchestra durch Spanien, traf wiederum mit Abbado auf der Bühne zusammen, diesmal in Begleitung des Gustav Mahler Youth Orchestra beim Lucerne und Pesaro Festivals. Im folgenden Jahren nahm sie Brahms' "Concerto No. 1" mit Kurt Sanderling und der Berliner Staatskapelle auf (Cannes Classical Recording of the Year 1999) und 1999 wurde zu einem wichtigen Jahr. Grimaud gab zum einen ihr Debüt mit den New York Philharmonic und Beethovens "4.Klavierkonzert" unter der Ägide von Kurt Masur. Auf der anderen Seite gründete sie mit dem Fotografen J. Henry Fair das "Wolf Conservation Center" in South Salem, Westchester County, zum Schutz und zur Unterstützung der vom Aussterben bedrohten Wölfe.

2000 spielte Grimaud erstmals mit dem Boston Symphony und dem Philadelphia Orchestra. Sie tourte durch Europa, gab Konzerte mit Michael Tilson Thomas und der San Francisco Symphony und den Berliner Philharmonikern mit David Zinman. Ihr Solo-Recital in der Berliner Philharmonie wurde vom Fernsehen aufgenommen. 2001 folgte der Einstand in Amsterdam beim Royal Concertgebouw Orchestra und Riccardo Chailly, außerdem ein hochgelobter Auftritt bei den London Proms mit dem Orchestre de Paris und Christoph Eschenbach. In der Saison 2002/3 unterschrieb Hélène Grimaud ihren Exklusivvertrag mit der Deutschen Grammophon. Sie spielte Brahms "Erstes Klavierkonzert" mit Riccardo Chailly und dem Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi, ging mit Vladimir Askenazy und den Tschechischen Philharmonikern auf Tournee und realisierte die Weltpremiere eines neuen Werkes von Arvo Pärt in der Londoner Tate Modern.

Als erste CD für das neue Label stellte Grimaud Beethovens "Sturm-Sonate" und die "Chorfantasie c-moll" der "Fantasia On An Ostinato" von John Corigliano und Arvo Pärts "Credo" zur Seite. Im November 2003 präsentierte sie außerdem ihr Buch "Wolfssonate" in Paris. Als zweites Album konzipierte Grimaud 2004 ein Recital mit Werken von Chopin und Rachmaninov. Außerdem nahm sie zahlreiche Konzertverpflichtungen war unter anderem mit den Los Angeles Philharmonic, Detroit Symphony, Seattle Symphony, New York Philharmonic, Philadelphia und Toronto Symphony, dem Frankfurter Radio-Symphoniorchester, den Wiener Symphonikern und Münchner Philharmonikern wahr. Im Frühjahr 2005 ging sie außerdem für ihre drittes Album "The Schumann Project" ins Studio, das verschiedene von Clara Schumann inspirierte Werke zum Inhalt hat.


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Ginette Neveu (* 11. August 1919 in Paris; † 28. Oktober 1949 nahe der Azoren bei einem Flugzeugabsturz) war eine französische Violinistin.

Den ersten Violinunterricht erhielt sie als Fünfjährige von ihrer Mutter, 1930 trat sie in die Violinklasse von Jules Boucherit am Pariser Konservatorium ein und bekam bereits acht Monate später das Abschlußdiplom mit einem ersten Preis verliehen. Von 1931 bis 1935 war sie Schülerin von Carl Flesch in Baden-Baden. 1935 gewann sie den ersten Preis im Henryk Wieniawski-Wettbewerb in Warschau. Von da an entwickelte sich ihre Karriere stetig weiter, spätestens seit dem Ende der Dreißiger Jahre befand sie sich endgültig auf dem Weg in die Weltspitze.

Sie war auf dem Weg zu einer Konzertreise in die USA, als ihr Flugzeug abstürzte und sie zusammen mit ihrem Bruder umkam.
 
Ginette

Born in Paris into a musical family, Ginette Neveu became a violinist and her brother Jean-Paul Neveu a classical pianist. She was also the grandniece of composer Charles-Marie Widor (1844–1937). A child prodigy, Ginette Neveu took lessons from her mother and made her solo debut at the age of seven with the Concerts Colonne in Paris. Her parents then decided to send her to study under Line Talluel, and after further studies with Jules Boucherit at the Paris Conservatory, she completed her training with instruction from George Enescu, Nadia Boulanger, and Carl Flesch.

[...]

Ginette Neveu gave her last concert on October 20, 1949. A week later, on October 27, she and her brother boarded an Air France flight en route to another series of concert engagements. All 48 passengers on board the flight, including the famous French boxing champion Marcel Cerdan, died when the plane flew into a mountain after two failed attempts to make a landing at the São Miguel Island airport in the Azores. It has been said that Ginette Neveu's body was found still clutching her Stradivarius in her arms. During the return of bodies to France, Neveu's coffin was confused with that of another victim, Amélie Ringler. The funeral for Ringler had taken place before the error was discovered. On 28 November, Neveu's brother-in-law identified her remains in the coffin disinterred from the graveyard in Bantzenheim.

Edith Piaf wrote of Neveu in her autobiography, The Wheel of Fortune: "I would have traveled thousands of miles to hear the great Ginette Neveu..."
 
Marcel Cerdan (* 22. Juli 1916 in Sidi bel Abbès, Algerien; † 28. Oktober 1949 auf São Miguel, Azoren, Portugal) war französischer Profiboxer und Weltmeister im Mittelgewicht.

Cerdan begann seine Profikarriere 1934 und bestritt seine ersten Kämpfe in Marokko und Algerien. Im Februar 1938 gewann er die französische Meisterschaft im Weltergewicht. Seine erste Niederlage erlitt er in seinem 46. Profikampf im Januar 1939 gegen den Briten Harry Craster aufgrund einer Disqualifikation in der fünften Runde. Am 3. Juni 1939 gewann er in Mailand gegen den italienischen Lokalmatadoren Saverio Turiello die Europameisterschaft durch einen Punktsieg über 15 Runden.

Im Zweiten Weltkrieg diente er bis zu deren Auflösung in der französischen Marine und boxte dann auch im besetzten Paris. Nach einem Sieg bei einer Verteidigung seines Europameistertitels gegen den spanischen Meister José Ferrer durch technischen KO in der ersten Runde, sah er es jedoch als besser an, die Flucht ins Ausland anzutreten. Bei den Alliierten Truppen gewann er zwei Turniere.

Nach dem Krieg wurde er im November 1945 wieder französischer Meister und am 2. Februar 1947 erneut Europameister. Den EM-Titel verlor er in seiner dritten Titelverteidigung im Mai 1948 an den Belgier Cyrille Delannoit. Es war erst seine dritte Niederlage im 110. Profikampf und seine erste nach Punkten, zuvor hatte er nur zwei Kämpfe durch Disqualifikation verloren. Den direkten Rückkampf gegen Delannoit zwei Monate später konnte er nach Punkten für sich entscheiden.

Marcel Cerdan war in den Jahren 1948 und 1949 Mittelgewichtsweltmeister. Er schlug am 21. September 1948 im Kampf um den Titel Tony Zale, einen berühmten US-amerikanischen Veteranen, der daraufhin seine Karriere beendete. Cerdan war damals bereits 32 Jahre alt. Er verlor den Titel aber schon in seiner ersten Titelverteidigung gegen Jake LaMotta. In der ersten Runde dieses Kampfes wurde Cerdan in einer Ringkampfeinlage an der Schulter verletzt und konnte nur noch mit einem Arm kämpfen. In Runde zehn gab er dann auf.

Eine Revanche musste wegen einer Verletzung auf Seiten LaMottas verschoben werden. Besondere Popularität erlangte er wegen seiner Beziehung zu Frankreichs Chansonstar Édith Piaf. Auf dem Weg zu Piaf nach New York kam er bei einem Flugzeugabsturz über den Azoren im Alter von 33 Jahren ums Leben.

Cerdan war verheiratet und hatte drei Kinder.

1991 fand Cerdan Aufnahme in die International Boxing Hall of Fame.
 
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La violoniste Ginette Neveu montre son Stradivarius à Marcel Cerdan quelques minutes avant leur embarquement dans l'avion d'Air France ou ils trouveront la mort.
 
ACCIDENT : 28-10-1949 à 3399 hdv

Crash à l'atterrissage Île Sao Miguel à 20H50, Açores. Pas de survivant.
Départ de Paris-Orly à 20:06 pour un vol vers New York avec escale sur l'île de Santa Maria, Açores. À 01:41 l'équipage donne la position à 150 nm de Santa Maria avec une arrivée problable à 02:45 qui fut changée pour 02:55. À 02:51 le F-BAZN se signale à 3000 ft, en VFR, avec l'aéroport en vue et demande les instructions d'atterrissage. Après confirmation des instructions d'atterrissage, plus aucune communication avec le vol. L'avion s'est écrasé à 850 m d'altitude entre le pic Varra et le mont Redondo, Algarvia.

Parmi les victimes, se trouvaient le boxeur Marcel Cerdan et la violoniste Ginette Neveu.

Après un match-exhibition à Troyes, sur un coup de fil d'Edith Piaf, Cerdan change son départ pour New-York en bateau pour l'avion, afin de la rejoindre plus vite. Le vol d'Air France de 21 h est complet. Un couple en voyage de noces, leur offre leurs places de tout cœur. Marcel peut embarquer in extremis avec Joe Longman et Paul Genser. Dans la nuit du 27 au 28 octobre, le Constellation F-BAZN s'écrase contre le pico de Vara (paroisse Nordestinho) sur l'île de Sao Miguel aux Açores, avec 48 passagers. Ce sera le premier accident enregistré par Air France sur la ligne Paris - New York, après plus de 2 000 traversées. Il n'y aura aucun survivant. Marcel avait 33 ans.
 
Édith Piaf

1946 sang Edith Piaf im "Club des Cinq". Dort lernte sie den Boxer Marcel Cerdan kennen, dessen Geliebte sie wurde, obwohl er in Casablanca eine Familie hatte. Ohne ihn hielt sie es kaum aus. 1949 unternahm Edith Piaf eine Tournee durch die USA; Marcel Cerdan sollte ihr nach einem wichtigen Boxkampf in Frankreich folgen. Ungeduldig drängte sie ihn, nicht, wie geplant, ein Schiff zu nehmen, sondern zu fliegen. Die Maschine zerschellte am 28. Oktober 1949 auf den Azoren.

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Obwohl die Nachricht Edith Piaf niederschmetterte, trat sie am Abend im »Versailles« auf.
Aber es war zu viel für sie: Sie brach zusammen.

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Der plötzliche Tod ihres Geliebten und die Vorwürfe, die sie sich deshalb machte, waren zu viel für Edith Piaf:
Sie begann noch mehr als sonst zu trinken. Bei einem Autounfall am 24. Juli 1950 brach sie sich einige Rippen. Gegen die Schmerzen injizierte ihr eine Krankenschwester Morphium. Edith Piaf wurde süchtig.
Mehrere Entziehungskuren schlugen fehl.

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Édith Piaf hatte zeit ihres Lebens schwere gesundheitliche Probleme. Der durch den Unfalltod ihrer großen Liebe, des Boxers Marcel Cerdan, im Oktober 1949 erlittene Schock löste nach Angabe ihrer Sekretärin die chronische Rheumatoide Arthritis aus, unter welcher sie fortan litt. Die damit verbundenen Schmerzen bekämpfte die Sängerin mit starken und überdosierten Medikamenten, von denen sie abhängig wurde. Das führte dazu, dass fortan das Stigma der Drogensucht an ihr haftete. Hinzu kamen Alkoholexzesse. Sie machte sieben Operationen und ungezählte Entziehungskuren durch.
 



Edith Piaf singing her 1949 hit Hymne a L'amour. On the eve of the Death of Marcel Cerdan Piaf was scheduled to sing at a large venue and she did so.
 
L'hymne à l'amour

Le ciel bleu sur nous peut s'effondrer
Et la terre peut bien s'écrouler
Peu m'importe si tu m'aimes
Je me fous du monde entier
Tant qu'l'amour inond'ra mes matins
Tant que mon corps frémira sous tes mains
Peu m'importent les problèmes
Mon amour puisque tu m'aimes

J'irais jusqu'au bout du monde
Je me ferais teindre en blonde
Si tu me le demandais
J'irais décrocher la lune
J'irais voler la fortune
Si tu me le demandais

Je renierais ma patrie
Je renierais mes amis
Si tu me le demandais
On peut bien rire de moi
Je ferais n'importe quoi
Si tu me le demandais

Si un jour la vie t'arrache à moi
Si tu meurs que tu sois loin de moi
Peu m'importe si tu m'aimes
Car moi je mourrai aussi
Nous aurons pour nous l'éternité
Dans le bleu de toute l'immensité
Dans le ciel plus de problèmes
Mon amour crois-tu qu'on s'aime
Dieu réunit ceux qui s'aiment

 
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