Kopfchaos

Themenstarter
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15.01.09
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Ich muss mal was loswerden…

Im Moment habe ich das Gefühl als wenn ich der „Abfalleimer“ für den ganzen seelischen Müll der Menschen um mich herum bin.
Alle kommen zu mir und schütten ihr Herz aus.
Ich möchte auch gerne allen helfen, aber wie soll ich das machen. Ich müsste mich wirklich vierteilen.
Die eine Freundin hat riesen Probleme, unglücklich verliebt, krankes Tier und vergewaltigt. Folge daraus war ein Suizidversuch der zum Glück scheiterte. Sie lässt sich aber nicht behandeln. Nun habe ich ständig Sorge das so etwas wieder passiert.
Wenn ich merke sie ist schlecht drauf mache ich mir unendlich Sorgen das wieder etwas passiert, schlafe dann schlecht, und denke immer daran was man tun könnte um ihr zu helfen, aber mir fällt beim besten Willen nichts ein, außer für sie da zu sein so viel es geht.
Aber ich würde gerne mehr für sie da sein als es meine Zeit erlaubt…
Das einzige was mich wirklich gefreut hat war, das sie zu mir sagte, sie sei so froh, dass sie mich hat. Ich versuche mich mit diesem Satz immer wieder zu beruhigen und hoffe bevor sie beim nächsten Mal so einen Mist macht wird sie etwas sagen…
Die nächsten haben Beziehungsprobleme, Minderwertigkeitskomplexe oder haben Angst wegen Arbeitslosigkeit, zusätzlich dröhnen 2 davon mich ständig zu mit ihren Wehwehchen.
Manchmal würde ich am liebsten einfach weglaufen. Kann es manchmal einfach nicht mehr hören. „Heute hab ich wieder ein Hüsterchen“, da bekomme ich echt langsam zu viel wenn es nicht mehr Probleme sind….
Aber mir hört von all denen kaum einer mal wirklich zu. Es merkt niemand wie es mir wirklich geht.
Das kann doch eigentlich auch nicht sein das ich immer für alle da bin aber mir niemand wirklich zuhört? Jeder ist sich selbst der nächste nur die gute magic ist mal wieder der Müllschlucker, die macht es ja mit.
Hinzu kommt, dass ich auch noch versuche meinen Job gut zu machen und mich in meiner Freizeit für die Kids zu engagieren. Aber der Tag hat leider keine 50 Stunden…
Wenn ich abends zu Hause bin, bin ich total erschöpft, komme aber dann trotzdem nicht wirklich zur Ruhe.
War letztes Wochenende 4 Tage weg, das tat so gut, hab von der Außenwelt nichts gesehen oder gehört, aber kaum war ich wieder zu Hause ging das ganze von vorn los.
Manchmal weiß ich einfach nicht wo mir der Kopf steht. Aber erzählen kann ich es keinem, denn jeder hat so viele eigene Probleme, dass ihn nichts interessiert, warum aber mich???
Kann ich nicht auch mal A…. sein und alles ignorieren?
Warum lässt man manchmal alles zu sehr an sich ran?
Wie sagte eine letztens so schön: „Ich bin egoistisch, aber ich komme damit gut durchs Leben“ ich wünschte so könnte ich auch manchmal denken.

Das musste ich mir mal von der Seele schreiben…
 
Es ist mMn. eine schwierige Situation mit deiner Freundin.
Du weißt selbst am Besten, dass sie bereit sein muss Hilfe anzunehmen. Dass sie selbst aktiv werden muss. Eine Gesprächstherapie wäre vielleicht gut.
Aber so wie dein Beitrag auf mich wirkt, hast Du die Verantwortung für ihr Leben aktuell in gewisser Weise übernommen. Du kannst aber nicht die Verantwortung für ihr Leben übernehmen. Die hast Du auch nicht.

Aber mir hört von all denen kaum einer mal wirklich zu. Es merkt niemand wie es mir wirklich geht.
Das kann doch eigentlich auch nicht sein das ich immer für alle da bin aber mir niemand wirklich zuhört?
Gerade Menschen, denen es selbst schlecht geht, sind meist so mit sich selbst beschäftigt, dass sie nur noch an ihre Probleme denken. Wobei sich eh die meisten Menschen mehr mit sich als anderen beschäftigen.
Da hilft mMn. nur, sich Auszeiten zu nehmen und bewusst auch abzugrenzen.
Manchmal muss man sich selbst schützen, sonst sind die eigenen Akkus irgendwann leer. Einen Tag in der Woche sollte man sich mMn. nur für sich (und seine Familie, falls man eine hat) freihalten.:)
 
Wenn es nur einer wäre der mit seinen Problemen zu mir kommt dann ging das ja auch noch, aber im moment sind es 5 Leute....
Davon haben 3 nicht wirklich Probleme, sondern irgendwelche Zipperlein. Aber damit versuchen sie immer im Mittelpunkt zu stehen.
Mich nervt das mittlerweile teilweise tierisch.

Für die eine Freundin versuche ich wirklich da zu sein, aber die Verantwortung für ihr Leben kann und will ich eigentlich nicht tragen, aber trotzdem sorge ich mich immer wieder um sie. Das ist im Moment alles nicht ganz einfach.
Ich hoffe jedoch das sie irgendwie ihre Stärke zurück gewinnt.

Zeit für mich das wäre toll, aber leider meistens unmöglich :mad:
 
Hallo magic,

vielleicht hilft es dir, für dich persönlich den klaren Entschluss zu fassen und auch zu formulieren, dass du es nicht mehr zulässt, dass andere Leute beliebig ihr Leid über dich ausk...... , denn allein ein persönlicher Entschluss ändert oft schon was im Außen und in der eigenen Wahrnehmung. Gerade die Menschen, die nur ihre Zipperlein bei einem abladen, entlasten sich auf deine Kosten und stehlen deine Zeit. Ich hatte das Problem auch einmal (einige "Negativ" denkende und lamentierende in meinem Umfeld) und habe dann beschlossen, dass mir nur noch Menschen begegnen, die mir positiv begegnen. Tatsächlich suchten diejenigen dann nicht mehr den Kontakt zu mir.

Jemandem zur Seite stehen und ihn über sich reden lassen, wenn man befreundet ist und er oder sie Sorgen hat ist ja völlig richtig, doch die nötige innere Distanz, um sich nicht emotional verwickeln oder belasten zu lassen, ist dabei wichtig. Auch das ist eine Sache, die man mit sich selbst klären kann, meiner Erfahrung nach schon durch klare Formulierung des Problems (wie du es hier schon getan hast) und dann durch den Entschluss. Das heißt nicht, dass man den- oder diejenigen von sich wegstoßen muss oder im Stich lässt. Man will ja nicht zu den Leuten sagen: He, lass mich mit deinen Problemen in Ruhe... Aber vielleicht zu sich selbst, dass man die Probleme und Gefühle nicht zu seinen eigenen macht und sich dagegen abgrenzen kann. Das ist durchaus nicht lieblos.

Es gibt auch ganz gute Methoden um für sich selbst klarer zu werden und mit Belastungen umzugehen. Man könnte z. B. mit Affirmationen oder ähnlichen Methoden das eigene Muster, ZB. sich nicht gegen die Überladung mit (unbedeutenden) Wehwechen und Klagen anderer wehren zu können, ändern.

EFT ist ebenfalls eine gute und einfache Methode um sich emotionale Belastungen bewusst zu machen und sie zu bearbeiten. Im Netz gibt es Anleitungen dazu, kostet nichts und geht ganz leicht. Hier mal ein Link, den zweiten Teil dazu gibt es bei youtube auch noch:

Liebe Grüße
Gabi
 
Zuletzt bearbeitet:
....Gerade Menschen, denen es selbst schlecht geht, sind meist so mit sich selbst beschäftigt, dass sie nur noch an ihre Probleme denken.....


vielen davon geht es in wahrheit gar nicht so schlecht.


nur haben sie irgendwann mal die erfahrung gemacht, dass sie ohne große eigene anstrengung (wehwechen ein wenig zu übertreiben ist auch keine große anstrengung), von manchen menschen etwas ganz tolles für sich zurückbekommen.


mitleid, zuwendung, das gefühl jemand mache sich sorgen um sie, was ein unterdrücktes selbstbewußtsein natürlich als sehr angenehm registriert, und vieles mehr.


auf der anderen seite "erwartet" der "helfer", sollte dies mal notwendig sein, ebensolche zuwendung zu bekommen.

der helfende engagiert sich höchstwahrscheinlich gar nicht mit dem hintergedanken um selbst einmal als nutznießer ähnlich zu profitieren.


vielmehr kommt diese erwartungshaltung aus der inneren positiven überzeugung, richtiges zu tun.

bekommt nun jemand wenn er selbst "bedarf" an zuwendung hätte, nicht die erwartete aufmerksamkeit, entsteht dann dieses gefühl: "na sieht denn niemand, dass ich nun auch einmal "hilfe" notwendig hätte", und reagiert deshalb mit einer leichten enttäuschung weil er seine eigene lebenshaltung nicht durch andere bestätigt bekommt.


so kann es auch schnell zu einem gefühl des ausgenutzt werdens kommen, was aber so gar nicht stimmt.

es ist in wahrheit die enttäuschung das einem die eigene grundhaltung wie man menschen (meist engere vertraute) gegenübertritt wenn es ihnen nicht so gut geht, persönlich nicht zu teil wird.





richter
 
Das heißt nicht, dass man den- oder diejenigen von sich wegstoßen muss oder im Stich lässt. Man will ja nicht zu den Leuten sagen: He, lass mich mit deinen Problemen in Ruhe...

Ich glaube das ist etwas worüber ich mir Sorgen mache.
Ich habe Angst das es so rüber kommt als sei mir alles egal.


EFT ist ebenfalls eine gute und einfache Methode um sich emotionale Belastungen bewusst zu machen und sie zu bearbeiten. Im Netz gibt es Anleitungen dazu, kostet nichts und geht ganz leicht. Hier mal ein Link, den zweiten Teil dazu gibt es bei youtube auch noch:

Danke! Das werde ich mir mal zu Hause in Ruhe ansehen.
Hier habe ich leider keinen Ton.


Das ganze ist leider nicht so einfach etwas zu ändern, aber so kann es nicht weitergehen. Ich habe zumindest das Gefühl wenn es so weiter geht, dann breche ich unter der Last die mir alle aufhalsen zusammen.
Hier im Forum kommt man wenigstens auf andere Gedanken :D
 
auf der anderen seite "erwartet" der "helfer", sollte dies mal notwendig sein, ebensolche zuwendung zu bekommen.
der helfende engagiert sich höchstwahrscheinlich gar nicht mit dem hintergedanken um selbst einmal als nutznießer ähnlich zu profitieren.
vielmehr kommt diese erwartungshaltung aus der inneren positiven überzeugung, richtiges zu tun.

so kann es auch schnell zu einem gefühl des ausgenutzt werdens kommen, was aber so gar nicht stimmt.

es ist in wahrheit die enttäuschung das einem die eigene grundhaltung wie man menschen (meist engere vertraute) gegenübertritt wenn es ihnen nicht so gut geht, persönlich nicht zu teil wird.


ich glaube damit hast du genau den Nagel auf den Kopf getroffen. So scheint es wirklich zu sein.
Vielleicht muss man sich ja einfach als der jenige der immer versucht allen zu Helfen davon befreien, das es wenige gibt die ebenso handeln.
Von all denen die mit ihren Problemen immer kommen ist die, die wirkliche Probleme hat die einzige, die trotzdem ein offenes Ohr für andere hat.

von diesen Menschen
vielen davon geht es in wahrheit gar nicht so schlecht.
Nur haben sie irgendwann mal die erfahrung gemacht, dass sie ohne große eigene anstrengung (wehwechen ein wenig zu übertreiben ist auch keine große anstrengung), von manchen menschen etwas ganz tolles für sich zurückbekommen.
mitleid, zuwendung, das gefühl jemand mache sich sorgen um sie, was ein unterdrücktes selbstbewußtsein natürlich als sehr angenehm registriert, und vieles mehr.
kann man das leider nicht erwarten.
Aber auch hier ist das genau der Punkt den du ansprichst.
Sie sehen das sie durch jammern im Mittelpunkt stehen und von allen bedauert werden.
Mir persönlich fällt es z.B. schwer bzw. ich finde es recht Sinnlos jedem und allen zu erzählen das ich mal wieder zum Xten mal Bauchweh habe...
Vielleicht ist das auch ein Grund warum ich darauf nicht klar komme???
 
Hallo magic,

das ist der Punkt: die Last der anderen (die sich ENTlasten) geht über auf dich...

Zusätzlich zur eigenen Mentalen Hygiene (die Last nicht an sich lassen, abends beim Duschen bewusst alles herunterwaschen, etc.) hilft es, sich ein paar Strategien zurecht zu legen.

ZB. könnte man die harmlosen Wehwechen kommentieren mit:
Ja, so haben wir alle unsere Problemchen, versuch doch einfach, an was Schönes zu denken! Oder (wie meine alte Nachbarin): Jaja, wer weiß wofür`s gut ist.... und dann Themenwechsel.

Solche einfachen Phrasen können derartige Versuche den eigenen Müll bei anderen zu entsorgen (anstatt sich selbst darum zu kümmern) schnell unterbinden.
Außerdem ist es nicht schlimm, wenn mal jemand der dir nahe steht (oder auch nicht) sauer auf dich ist. Du bist für dich und deine Kinder verantwortlich, nicht für die Erleichterung der anderen. Das eigene Bewusstsein und den anderen zutrauen und zumuten, dass sie ihre kleinen Sorgen bei sich lassen trägt viel dazu bei, dass es aufhört.

Liebe Grüße
Gabi
 
ZB. könnte man die harmlosen Wehwechen kommentieren mit:
Ja, so haben wir alle unsere Problemchen, versuch doch einfach, an was Schönes zu denken! Oder (wie meine alte Nachbarin): Jaja, wer weiß wofür`s gut ist.... und dann Themenwechsel.

Solche Floskeln werden von manchen einfach ignoriert, aber du hast auf jeden Fall Recht. Die die es ignorieren bringen mich damit zum schweigen :eek:
Wo du das so erwähnst fällt es mir auf...


Manchmal traue ich mich auch nichtmals was schönes zu erzählen oder etwas was mich stolz macht in der Angst das es total überheblich rüber kommt oder die anderen denken: "super du erlebst dies und das, oder du hast da Erfolg und mir gehts dreckig" :eek:)
Das kann ja auch nicht so richtig sein...

Hab am letzten Wochenende z.B. ein super tolles kompliment bekommen, habe es aber für mich behalten, obwohl es mich riesig freute. Ich merke einfach auch das Erfolg viele Neider mit sich bringt. Es wird von vielen dann auch einfach schlecht geredet obwohl es vielleicht für mich toll ist.
 
Man will ja nicht zu den Leuten sagen: He, lass mich mit deinen Problemen in Ruhe... Aber vielleicht zu sich selbst, dass man die Probleme und Gefühle nicht zu seinen eigenen macht und sich dagegen abgrenzen kann. Das ist durchaus nicht lieblos.
Das sehe ich auch so.

Zudem hat man nur Zeit, wenn man sie sich nimmt.:)
Anstatt unfreundlich zu werden, kann man auch sagen: Sorry, Sonntag (Samstag) bin ich schon verplant.;)
Und dann hast Du für dich Zeit. So viel wie die anderen solltest Du dir selbst doch auch wert sein.:wave:
 
Manchmal traue ich mich auch nichtmals was schönes zu erzählen oder etwas was mich stolz macht in der Angst das es total überheblich rüber kommt oder die anderen denken: "super du erlebst dies und das, oder du hast da Erfolg und mir gehts dreckig" :eek:)
Das kann ja auch nicht so richtig sein...

Hab am letzten Wochenende z.B. ein super tolles kompliment bekommen, habe es aber für mich behalten, obwohl es mich riesig freute. Ich merke einfach auch das Erfolg viele Neider mit sich bringt. Es wird von vielen dann auch einfach schlecht geredet obwohl es vielleicht für mich toll ist.

Im Gegenteil, wenn man was Schönes von sich erzählt, dann bringt man ja Sonne ins Leben solange kein Ätsch hineinschwingt. :fans: Du bist genauso wichtig wie dein Gegenüber. Wer das missverstehen möchte ist selbst schuld. Vielleicht könntest du das sogar strategisch anwenden, wenn wieder schwer gejammert wird. "Ach da habe ich ja richtig Glück, dass es mir so gut geht, stell dir mal vor was ich erlebt habe:......" Oder "Ich habe letztens dies und das gemacht, das tat mir gut, versuch es doch auch mal...."

Ich habe das vor vielen Jahren erlebt: Meine Nachbarin, eine Grundschullehrerin kam alle paar Stunden (zwischen den Schulstunden) auf eine Zigarettenpause zu mir herüber und lud dann ihre Sorgen ab, wobei es hauptsächlich um ihren Mann, einem kleinen Macho mit sozialem Mäntelchen ging. Ich sollte mich jedesmal mit ihr hinausstellen, denn ich rauchte nicht und auch in meinem Haus wurde nicht geraucht. Das entwickelte sich recht rasch zu einem alltäglichen Ritual. Irgendwann merkte ich, dass sie sofort das Thema wechselte, wenn ich einen Kommentar abgab, der ihren Mann bzw. sein Verhalten kritisch bewertete. D.h., sie drückte dann die Zigarette aus und verschwand wieder, musste ja in den Unterricht zurück. Sie hatte gar nichts zu klären, sie wollte nur abkotzen, sorry für den Ausdruck. Die wurde ich damit los, dass ich ihr fortan erzählte was für schöne Ausflüge wir gemacht haben und wo es besonders schön ist, etc. und ihr riet, ähnliche, konstruktive Maßnahmen zu ergreifen. Sie kam dann immer seltener und schließlich gar nicht mehr. Ich war wohl nicht mehr interessant als Mülleimer, weil es ihr lästig wurde... :rolleyes: Oder zu konstruktiv :schock:

Liebe Grüße
Gabi
 
Hallo NichtderPapa,

du sagst es: in einem Video hat Maxime, der EFT-Anleitungen gibt in seiner Einleitung zum Thema Selbstliebe es so ausgedrückt: Stell dir vor, du bist ganz alleine, ganz alleine auf der Welt, nein sogar ganz alleine im Universum....stell es dir vor so gut es geht und versuche dieses Gefühl zu erzeugen........ und dann...Pause.................. stell dir vor wie es wäre wenn du dich selbst nicht leiden könntest.

:))):freu::lachen2:
 
Im Gegenteil, wenn man was Schönes von sich erzählt, dann bringt man ja Sonne ins Leben solange kein Ätsch hineinschwingt. :fans: Du bist genauso wichtig wie dein Gegenüber. Wer das missverstehen möchte ist selbst schuld. Vielleicht könntest du das sogar strategisch anwenden, wenn wieder schwer gejammert wird. "Ach da habe ich ja richtig Glück, dass es mir so gut geht, stell dir mal vor was ich erlebt habe:......" Oder "Ich habe letztens dies und das gemacht, das tat mir gut, versuch es doch auch mal...."

Ich habe es mal versucht in den letzten Tagen, aber irgendwie mag es noch nicht so recht funktionieren. Ich werde dann meistens still und denke an andere Dinge. Wenn ich dann hinterher drüber nachdenke was der jenige mir gerade gesagt hat, dann weiß ich es gar nicht :eek:

Ich habe das vor vielen Jahren erlebt: Meine Nachbarin, eine Grundschullehrerin kam alle paar Stunden (zwischen den Schulstunden) auf eine Zigarettenpause zu mir herüber und lud dann ihre Sorgen ab, wobei es hauptsächlich um ihren Mann, einem kleinen Macho mit sozialem Mäntelchen ging. Ich sollte mich jedesmal mit ihr hinausstellen, denn ich rauchte nicht und auch in meinem Haus wurde nicht geraucht. Das entwickelte sich recht rasch zu einem alltäglichen Ritual. Irgendwann merkte ich, dass sie sofort das Thema wechselte, wenn ich einen Kommentar abgab, der ihren Mann bzw. sein Verhalten kritisch bewertete. D.h., sie drückte dann die Zigarette aus und verschwand wieder, musste ja in den Unterricht zurück. Sie hatte gar nichts zu klären, sie wollte nur abkotzen, sorry für den Ausdruck. Die wurde ich damit los, dass ich ihr fortan erzählte was für schöne Ausflüge wir gemacht haben und wo es besonders schön ist, etc. und ihr riet, ähnliche, konstruktive Maßnahmen zu ergreifen. Sie kam dann immer seltener und schließlich gar nicht mehr. Ich war wohl nicht mehr interessant als Mülleimer, weil es ihr lästig wurde... :rolleyes: Oder zu konstruktiv :schock:

Liebe Grüße
Gabi


Das ist ein super Beispiel das es funktionieren kann.
Manchmal kommt man damit aber auch auf den Boden der Realität zurück.
Manchmal meint man das man jemandem etwas bedeutet, und wenn dann diese Reaktion kommt ist das schon ganz schön hart.
 
...Manchmal kommt man damit aber auch auf den Boden der Realität zurück.
Manchmal meint man das man jemandem etwas bedeutet, und wenn dann diese Reaktion kommt ist das schon ganz schön hart.

Hallo Magic,

du hast genau beschrieben wie es mir damals ging. Es dauerte eine ganze Weile bis ich naives Dummerle begriffen hatte, dass das gar keine echte freundschaftliche Beziehung war sondern eine nutznießerische, fast schon ausbeuterische und ich war sehr enttäuscht nach dieser Erkenntnis.

Es war für sie einfach praktisch: Wir waren Nachbarn, hatten 2 fast gleichaltrige kleine Söhne, WIR hatten einen Garten mit Sandkasten (sie nicht) und ich war als Hausfrau immer da. So konnte sie ihre Kinder fast jederzeit bei mir abstellen, ich nahm ihren Kleinen mit in den Kindergarten und wieder zurück, sie konnte bei einer kurzen Zigarette ihr Leid bei mir abladen und dann wieder verschwinden, ihre beiden Kinder verbrachten den ganzen Sommer bei uns im Garten und bei schönem Wetter saß oft die ganze Familie da und sie brachten auch gleich ihre Brotzeit mit. Irgendwann ging es soweit, dass ihr Mann und sie, auch wenn wir nicht da waren bei uns im Garten saßen und die Kinder mit den Sachen meiner Kinder spielten oder der Mann z.B. einen Schraubenzieher zurück brachte, den er sich ohne unser Wissen einfach aus unserer Werkstatt geholt hatte. Nach Weihnachten wurde ein alter Christbaum bei uns in die Einfahrt geworfen. Erst auf konkrete Nachfrage erfuhr ich von dem Mann der Nachbarin, dass es der ihre ist und sie ihn uns "geschenkt" haben, um Brennholz daraus zu machen. Wir wurden von denen richtig benutzt und sie hatten nicht einmal den Anstand unsere Grenzen zu respektieren, die wir zwar nicht explizit gezogen hatten, die aber normalerweise selbstverständlich sind.

Die Geschichte ging aber noch weiter: Es gab so eine Art Frauenclique, die sich mit der Zeit durch Verbindungen aus Kindergarten, Schule, Nachbarschaft usw. gebildet hatte und zu der ich auch zu gehören glaubte. Wie in allen Frauencliquen gab es auch hier eine tonangebende, welche, die gerne tratschten, aber auch ein paar ganz vernünftige. Da ich zentral neben der Schule wohnte, war meine Küche immer öfter ein beliebter Treffpunkt für einige der Damen incl. dieser Nachbarin. Zunächst freute ich mich, dass die eine oder andere einfach so bei mir auf einen Besuch hereinschaute. Dann wunderte ich mich, dass zufälligerweise jedesmal auch eine oder mehrere von den anderen auftauchten. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass sie gar nicht mich besuchten sondern sich vorher verabredeten um sich bei mir zu treffen bevor sie ihre Kinder von der Schule abholten. Ich durfte Kaffee servieren, wurde aber einige Male regelrecht aus den Unterhaltungen ausgeschlossen. Der Verdacht bestätigte sich dann sehr rasch als einmal eine der Damen bei mir klingelte und dann nicht blieb, weil die anderen nicht da war (!). Ich war richtig geschockt davon, wie sehr ich hier instrumentalisiert wurde ohne es gemerkt zu haben.

Ich war immer davon ausgegangen, dass das Interesse auf Gegenseitigkeit beruhte, und dass meine freundschaftlichen Gefühle von den anderen, die ich für meine Freunde hielt geteilt werden und sie dieselbe Loyalität besitzen. Das stimmte aber nicht. Ich war damals Ende 20 und habe erst da angefangen zu begreifen und mich damit auseinander zu setzen, dass es unterschiedliche Qualitäten von menschlichen Beziehungen gibt und begann zu differenzieren: Bekannte, Freunde, echte Freunde oder Nutznießer. Vor allem die Tatsache, dass Menschen, die sich freundschaftlich geben nur ihre persönlichen Interessen verfolgen und mich ausnutzen war ein vollkommen neuer Aspekt in meiner Weltanschauung, den ich anfangs ziemlich frustrierend fand.

Vermutlich habe ich diese einprägsamen Lektionen damals gebraucht, um die Spielregeln des Lebens zu lernen, und dies war der erste größere Schritt für mich, um zu lernen, differenziert zu beobachten, mich selbst abzugrenzen und eine eigene, innere Unabhängigkeit zu entwickeln. Sogesehen haben mich diese Erfahrungen auf den Boden der Tatsachen geholt, den ich vorher noch gar nie gesehen hatte.

Obwohl ich heute darüber nur noch lachen kann, war es damals sehr schlimm für mich und ich fühlte mich sehr einsam, aber es war ein wichtiger Entwicklungsschritt in Richtung Unabhängigkeit und Eigenständigkeit.

Übrigens ging es mir sofort viel besser nachdem ich nach einiger Überwindung den Mut gefunden hatte, die vormittäglichen Kaffetreffs in meiner Küche zu unterbinden und meine Nachbarn darauf hinzuweisen, dass sie ohne zu fragen nicht in unsere Werkstatt gehen sollen und dass sie ihren Christbaum zerlegt und in Zeitungspapier gewickelt bei uns abgeben können, ansonsten sollen sie ihn bitte wieder mitnehmen. :kraft:

LG Gabi
 
Hallo Gabi,

dein Bericht klingt ähnlich wie einiges das ich auch schon erlebt habe.
Das blöde an solchen Entwickelungen ist ja, dass man selbst es erst als letzes merkt.

Ich war immer davon ausgegangen, dass das Interesse auf Gegenseitigkeit beruhte, und dass meine freundschaftlichen Gefühle von den anderen, die ich für meine Freunde hielt geteilt werden und sie dieselbe Loyalität besitzen. Das stimmte aber nicht. Ich war damals Ende 20 und habe erst da angefangen zu begreifen und mich damit auseinander zu setzen, dass es unterschiedliche Qualitäten von menschlichen Beziehungen gibt und begann zu differenzieren: Bekannte, Freunde, echte Freunde oder Nutznießer. Vor allem die Tatsache, dass Menschen, die sich freundschaftlich geben nur ihre persönlichen Interessen verfolgen und mich ausnutzen war ein vollkommen neuer Aspekt in meiner Weltanschauung, den ich anfangs ziemlich frustrierend fand.

Das ist das Problem das man oft von sich auf andere schließt, aber viele einfach zu egoistisch sind und das nicht können.
Dummerweise sind es meistens die die im Anfang lieb und nett tun und einen einwickeln. Eh man dann selbst merkt was Sache ist, hat man schon viel zu viel für den jenigen hetan...
 
Hallo Magic,

rückwirkend betrachtet würde ich sagen, dass es Teil der Entwicklung der eigenen Persönlichkeit ist, dass man solche Erfahrungen macht und auch wie man solche Begegnungen betrachtet und empfindet. Die eigenen Rückschlüsse sind ja von den eigenen Werten, Erwartungen, Empfindungen, Bedürfnissen und gelernten Mustern geprägt. Andere Menschen haben bezüglich derselben Situation vielleicht andere Grundvorstellungen und ziehen daher andere Rückschlüsse. Manche nutzen aber auch ohne Gewissensbisse andere bewusst aus.

Aus heutiger Sicht wäre das für mich kein Problem mehr, denn ich bin selbstbewusster und unabhängiger, also denke ich auch mehr an mich, lebe aus mir selbst heraus und definiere mich weniger über andere. Daher ich würde die Sache distanzierter betrachten, schneller für mich selbst meinen "Nutzen" oder "Unwohlsein" definieren (also auch erkennen, wenn mir lediglich die Zeit gestohlen wird) und mich auch weniger involvieren lassen. Man erkennt dann früher die Tendenzen und grenzt sich viel früher ab, so dass man nachher nicht die Notbremse ziehen muss. Und man ist den anderen nicht böse, dass sie so sind sondern erkennt, dass diese Leute nicht zu einem passen.

Je mehr Erwartungen man in Beziehungen und Freundschaften oder Bekanntschaften setzt umso leichter wird man enttäuscht, auch wenn andere das gar nicht merken. Das Wort sagt es aber ja schon: Ent-täuscht bedeutet nichts anderes als dass man einer Täuschung erlegen ist, die nun enttarnt wird und sich das wahre Bild zeigt, das anders ist als das was man gerne sehen wollte (oder aus seinen gelernten Mustern heraus sich nicht anders vorstellen konnte). Die Täuschung muss aber nicht von anderen bewusst vorgenommen werden sondern kann auch eine Art Selbsttäuschung sein. Sobald man erkannt hat wie die Dinge wirklich liegen und auch akzeptiert, dass es im Leben halt so ist, passiert einem das nicht mehr und man ist weniger verletzbar.

Rüdiger Dahlke hat das einmal in einem Vortrag sehr schön gesagt: Nur wenn man die Spielregeln kennt wird man im Leben Erfolg haben. Wer auf dem Fußballfeld engagiert spielt und die Regeln nicht kennt, wird ein Eigentor nach dem anderen schießen. Dabei sind es nicht die anderen Spieler, die einem das Leben schwer machen sondern die eigenen falschen Vorstellungen und die Unkenntnis der Regeln. Ich fand das sehr passend zu meinen verschiedenen Erfahrungen in dieser Hinsicht.

LG Gabi
 
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