Sexualität, Treue und Gesellschaft

Da ich mich gerade selbst mit Beziehungskonzepten beschäftige, habe ich Lust, dieses Thema mal wieder auszubuddeln.

Partnerschaft/Ehe gibt es seid urzeiten und soweit man zurückblicken kann, gab es noch nie soviele Scheidungen.

Der erste Teil Deiner Aussage stimmt nicht. Ich schätze Du sprichst von der monogamen Ehe und Partnerschaft mit zwei Personen. Wenn Du Dir bei Wikipedia die Geschichte der Ehe durchliest, wirst Du feststellen, dass monogame Gesellschaften in vorchristlicher Zeit selten waren.

Hier noch ein Zitat:

Die Eheschließung war vermutlich primär ein Friedens- und Bündnisvertrag zwischen Sippen und – mittels oft komplizierter Exogamie- und Endogamieregeln – ein Bindeglied zwischen Clans oder Phratrien. Sie galt seit der Antike auch als eine Vorbedingung für den Beginn einer Familie, die als Baustein einer Gemeinschaft und der Gesellschaft angesehen wurde. Damit diente die Installierung der Ehe nicht nur den Interessen zweier Einzelpersonen oder ihrer Kinder, sondern auch den Zwecken religiöser und weltlicher Eliten.

Auch die romantische Liebe, wie wir sie kennen, ist doch noch kein so alter Hut. Man denke an die Generation meiner Großeltern, wo es oft um das nackte Überleben ging. Zweckehen waren da keine Seltenheit.

Könnte es nicht sein, dass die Ehe in Zeiten, in der sie nicht so überlebenswichtig ist, einfach einen anderen Stellenwert bekommt, und das nicht zwangsläufig etwas mit einer kaputten Gesellschaft oder mangelndem Einssein zu tun hat?

Dass das Konzept Zweierehe so oft scheitert, hat meiner Meinung nach nichts (oder nicht nur) mit mangelndem Durchhaltevermögen, Egomanie oder einem schlechten Menschenbild zu tun. Offensichtlich gibt es mittlerweile immer mehr Menschen, die voller Respekt und Intimität (heißt: Offenheit, Ehrlichkeit, Verletzbarkeit) in einer offenen Beziehung oder Polygamie leben.

Klar, wenn man "beziehungsunfähig" ist, dann vermutlich auch in polygamen Beziehungen. Aber selbst hier kann man fragen: Gibt es nicht solche und solche Menschen? Also solche, die für längere oder lebenslange Partnerschaften geschaffen sind, und solche, die es eben - aus welchen Gründen auch immer - nicht sind?
 
Interessantes Thema :)

Wer sagt eigentlich, dass wir in einer monogamen Gesellschaft leben wollen?

Gute Frage. Wer sagt das? Ist es nicht das Vorbild der Eltern, das von der Gesellschaft aufoktroyierte Bild, wie eine Familie zu sein hat, was wir übernehmen?

Ist die Verknüpfung von Treue und Sexualität angebracht?

Das muss wohl jeder für sich entscheiden.

Was ist mit dem Sexualleben der Mittvierziger, wie wird es in unserer Gesellschaft gesehen?

Hm. Eher bescheiden. Ich glaube, nein ich weiß, dass viele Singles, die meisten Singles kein befriedigendes Sexleben haben.

Was ist aus der sexuellen Revolution der 60er Jahre passiert?

Im Sand verlaufen. Die gesellschaftlichen und ökonomischen Zwänge sowie die Moralkeule in den Köpfen haben sie aufgefressen. Dazu Aids. Noch Fragen? :rolleyes:

Was heißt freie Liebe/Sexualität und ist sie lebbar? (unter welchen Vorraussetzungen?)
Und wie lässt sie sich mit einer Partnerschaft in Einklang bringen?

Das ist die Kardinalfrage :D
"Frei" heißt im Wortsinne: Ohne jedweden Zwang.
Frage von mir: Wer ist wirklich frei?
Sie wäre in Einklang zu bringen mit Partnerschaft, wenn beide wirklich frei wären und bewusst wählen könnten - wählen können heißt aber auch, eine Alternative zu haben. Wenn ich eine Sache bewusst auswähle, aus Angst, nichts anderes mehr zu bekommen, dann bin ich nicht frei, sondern von meiner Angst beherrscht.

Könnte es nicht sein, dass die Ehe in Zeiten, in der sie nicht so überlebenswichtig ist, einfach einen anderen Stellenwert bekommt, und das nicht zwangsläufig etwas mit einer kaputten Gesellschaft oder mangelndem Einssein zu tun hat?

Dass das Konzept Zweierehe so oft scheitert, hat meiner Meinung nach nichts (oder nicht nur) mit mangelndem Durchhaltevermögen, Egomanie oder einem schlechten Menschenbild zu tun. Offensichtlich gibt es mittlerweile immer mehr Menschen, die voller Respekt und Intimität (heißt: Offenheit, Ehrlichkeit, Verletzbarkeit) in einer offenen Beziehung oder Polygamie leben.

Der Gedanke ist nicht von der Hand zu weisen. Ehe ist nicht mehr überlebenswichtig.

Ich lese im Moment D. Schnarchs "Psychologie der sexuellen Leidenschaft".
Der Mann (Psychologe, Therapeut u.v.mehr) meint, beziehungsfähig sei man nicht per se, sondern man werde es erst, in einer Beziehung.

gruß, MariaG
 
Wer sagt eigentlich, dass wir in einer monogamen Gesellschaft leben wollen?
Wenn ich Recht erinnere, war es ursprünglich die kath. Kirche, die mit Hilfe der christlichen Religion in vielen Jahrhunderten alles dafür tat und es selbst dabei zeitweise am Schlimmsten trieb.:D Heutzutage ist die Ehe die klassische Form miteinander zu zweit zu leben, da die Ehe nunmal vom Staat subventioniert wird.
Ist die Verknüpfung von Treue und Sexualität angebracht?
Das kommt drauf an. Ich hatte schon eine Phase, mit mehreren Freunden. Da war mir das egal. Gleiches Recht für alle.:D
Wenn ich mich voll und ganz für einen Mann entscheide, dann möchte ich schon, dass der sich auch voll und ganz für mich entscheidet. Insgesamt würde ich eine Partnerschaft als unbefriedend ansehen, wenn ich mich nicht auch auf sexueller Ebene mit diesem Menschen besser verstehe als mit allen anderen.
Was ist mit dem Sexualleben der Mittvierziger, wie wird es in unserer Gesellschaft gesehen?
Denke nicht, dass es da gesellschaftliche Probleme gibt. Tabuisiert wird schon eher, dass die 60 oder 70 jährigen immer noch Spaß haben wollen.:D
Alleine zum Poppen findet Frau doch in jedem Alter Kerle, wenn sie will.
Zitat:
Was ist aus der sexuellen Revolution der 60er Jahre passiert?
Ich finde, eine Menge.
Wo wäre die Emanzipation heute ohne sie. Wo die freie Wahl ein Kind zu bekommen oder nicht, das Recht auf den eigenen Körper, etc.
Heute kann eine Frau problemlos als Alleinstehende ein Kind bekommen und aufziehen, ohne dass das ein Skandal ist, wie das früher der Fall war. Heute kann man als Frau ohne Probleme auch alleine weggehen und Spaß haben. Schließlich gibt es neben den diversen Verhütungsmethoden auch Kondome, die nicht nur vor Aids, sondern auch Gebärmutterhalskrebs schützen.
Auch wenn sich sicher natürlich noch die eine oder andere Sache verbessern ließe, schließlich ist eine Frauenquote nicht gerade ein Zeichen für Emanzipation.
Letztlich leben wir heute immer noch in einer von Männern dominierten Welt und Emma kann sich noch nicht zur Ruhe setzen.
Was heißt freie Liebe/Sexualität und ist sie lebbar? (unter welchen Vorraussetzungen?)
Und wie lässt sie sich mit einer Partnerschaft in Einklang bringen?
Also wenn man sich mit seinem Partner darauf einigt, dass beide poppen, mit wem sie gerade Lust haben oder dass sie zukünftig öfter gemeinsam in den Swingerclub gehen, dann ist das möglich und deren Sache. Wer darauf steht.

Könnte es nicht sein, dass die Ehe in Zeiten, in der sie nicht so überlebenswichtig ist, einfach einen anderen Stellenwert bekommt, und das nicht zwangsläufig etwas mit einer kaputten Gesellschaft oder mangelndem Einssein zu tun hat?
Dass das Konzept Zweierehe so oft scheitert, hat meiner Meinung nach nichts (oder nicht nur) mit mangelndem Durchhaltevermögen, Egomanie oder einem schlechten Menschenbild zu tun. Offensichtlich gibt es mittlerweile immer mehr Menschen, die voller Respekt und Intimität (heißt: Offenheit, Ehrlichkeit, Verletzbarkeit) in einer offenen Beziehung oder Polygamie leben.
Ich kenne keinen der in einer Polygamie lebt und das Paar, dass seiner Tochter zuliebe eine WG gründete und eine Art Konzept der offenen Partnerschaft lebte, ist in meinen Augen genau so gescheitert, wie viele normale Ehen auch. Heute leben beide in anderen Städten mit anderen Partnern zusammen.

Es ist sicher richtig, dass man früher aus anderen Gründen heiratete und auch die Versorgung eine Rolle spielte. Dieser Grund ist schon mal weitgehend weggefallen, weil die meisten Frauen selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen.
Heute geht es mMn. sehr stark um die Erfüllung der eigenen romantischen Vorstellungen. Auch das Verfallsdatum von Ehen hat mMn. viel mit unserer heutigen Spaßgesellschaft zu tun.
 
Auch wenn sich sicher natürlich noch die eine oder andere Sache verbessern ließe, schließlich ist eine Frauenquote nicht gerade ein Zeichen für Emanzipation.
Letztlich leben wir heute immer noch in einer von Männern dominierten Welt und Emma kann sich noch nicht zur Ruhe setzen.

Stimmt. Ich fordere Bordelle für Frauen.

MariaG
 
Ich fürchte, das wird ökonomisch scheitern, MariaG.
Stark nachgefragt ist weibliche Sexualität. :)
Männliche Sexualität kann sich Frau einfach und kostenlos beschaffen :D

Viele Grüße, Horaz
 
Männliche Sexualität kann sich Frau einfach und kostenlos beschaffen :D

Viele Grüße, Horaz
So sehe ich das auch.:lachen2:
Warum Geld für etwas ausgeben, dass frau kostenlos bekommen kann.:D
Neben unzähligen Männern, die sich Frau auf freier Wildbahn gerne zur Verfügung stellen:))), gibt es mittlerweile noch die, die ihre Dienste kostenlos via Internet anbieten. Zudem gibt es schon seit Jahrzehnten einschlägige Kontaktmagazine, die bereits seit Langem ihre entsprechenden Internetforen gegründet haben.

Ist aber nicht so, dass es keine Frauen gäbe, die gekaufte Männer aus welchen Gründen auch immer bevorzugen würden.
Aber dafür gibt es doch schon Callboys.
Wegen der von Frauen bevorzugten Diskretion in diesem Bereich (Keine Frau wollte, dass es nachher heißt: Haste schon gehört, die Frau Müller war im Puff.:lachen2:) glaube ich nicht, dass sich Bordelle für Frauen durchsetzen.
PS: Es gibt aber in einigen großen Städten bereits schon lange welche. In Dortmund gab es schon vor 30 Jahren solche speziellen Frauen-Bordelle.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo, ich möcht mich einklinken und hab mir deshalb die Anfangsfragen nochmal hergeholt.

Hmm, ich merke gerade, dass ich wahrscheinlich sehr vom "Zeitgeist" geprägt bin. Wertepluralismus und Individualismus klingen mir selber aus meiner eigenen Meinung entgegen.

Wer sagt eigentlich, dass wir in einer monogamen Gesellschaft leben wollen?
Das ist mir ziemlich Wurscht, wer das sagt. Ich lebe meine Beziehung, so dass es mir möglichst wohl ist. Damit das so ist, ist es auch meinem Partner möglichst wohl. -

Ist die Verknüpfung von Treue und Sexualität angebracht?
Ich möchte meine über 30-jährige Partnerschaft nicht aufs Spiel setzen, sie ist mir zu wertvoll. - Es ist mir auch hier Wurscht, ob eine Verknüpfung von Treue und Sexualität angebracht ist. Mir ist es WOHLER.

Was ist mit dem Sexualleben der Mittvierziger, wie wird es in unserer Gesellschaft gesehen?
In meiner persönlichen Erfahrung ist es nicht schlecht, nur ab 50 ist es NOCH besser! - Wir haben NOCH mehr zu unseren Vorlieben gefunden. - Wie es die Gesellschaft sieht, kümmert mich sehr wenig.

Was ist aus der sexuellen Revolution der 60er Jahre passiert?
Darüber denke ich mal länger und gründlicher nach.

Was heißt freie Liebe/Sexualität und ist sie lebbar? (unter welchen Vorraussetzungen?) Und wie lässt sie sich mit einer Partnerschaft in Einklang bringen?
Bis jetzt habe ich kein Paar kennengelernt, dass "frei Liebe/Sexualität" im landläufigen Sinn lebt - und längerfristig eine glücklich Partnerschaft lebt. - Hmm, und in meiner Partnerschaft leben wir eine uns entsprechende "frei Liebe/Sexulatilität" in einer frei gewählten "Zweierkiste".

Und es genügt mir, wenn es mir dabei wohl ist.
 
Frau kriegt keine sexuelle Befriedigung von Männern. Von welchesm Planeten kommt ihr denn. ES gibt keine Männer, die Frauen nach ihrem Wunsch sexuell befriedigen.
Deshalb fordere ich weiterhin Bordelle für Frauen.

MariaG
 
Verallgemeinerungen sind immer von Übel .

Gruss,
Uta
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ja ja... ich kenne keinen solchen Mann, und ich kenne sehr viele Männer bzw. habe sehr viele Kennengelernt, genug um hier zu "verallgemeinern", ich habe auch keinen Bedarf mehr auf neue Kontakte, die mich "eines anderen belehren könnten", weil s eh sinnlos ist, Männer befriedigen nicht ich habe alles probiert, sie sind taub, sie tun es einfach nicht.
Wenn mir hier also einer was von x, y oder z erzählt, glaube ich das einfach nicht mehr. Ich glaube nur noch das, was ich erlebe.

In dem Sinne, könnt ihr euch gerne hier weiter unterhalten, für mich ist das Thema gegessen, MariaG
 
Endet es? Wenn eine/r eine schlechte Meinung zu einem Themengebiet hat, heißt das doch nicht, daß das nun der Abschluß ist?

Gruss,
Uta
 
Tja MariaG, deine Meinung hochzurechnen als für Frauen allgemein gültig, halte ich für ein wenig exzentrisch. Aber es spricht dir niemend ab.
Ich kenne Frauen, die ganz anderes berichten. So sind deine Erlebnisse sicher wichtig für dich, aber nicht für andere.
Ich wünsche dir viel Glück für eine glücklichere Partner-Auswahl in Zukunft.
Woher nimmst du übrigens den Glauben, dass ein gekaufter Mann besser sei?

Viele Grüße, Horaz
 
Frau kriegt keine sexuelle Befriedigung von Männern. Von welchesm Planeten kommt ihr denn. ES gibt keine Männer, die Frauen nach ihrem Wunsch sexuell befriedigen.
Deshalb fordere ich weiterhin Bordelle für Frauen.

MariaG

Also wie man sich in Bordellen befriedigen kann, bekomme ich auch noch raus ... :rolleyes:

Übrigens bekommt Frau wohl immer das zurück, was sie auch selber gibt :p)
 
... sicher nicht immer, aber meistens! :)

Wobei wohl anzumerken wäre, dass sich der Partner dann schon nicht überrannt vorkommen sollte. :cool:
 
Blubb.
Die armen Männer. sie tun mir so leid. Sie benutzen Frauen, misssbrauchen sie sexuell, und hinterher fühlen sie sich überrannt.

Tatsächlich, sie tun mir so leid, die armen, missbrauchenden Männer.:)))

MariaG
 
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