Verhältnis zur Mutter

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Hallo,

ich wollte mal erzählen, was mir heute passiert ist...

Ich habe schon seit Jahren in dem Verhältnis zu meiner Mutter gespürt, dass eine gewisse Distanz zwischen uns herrscht.
Ich habe immer "neidisch" auf andere Mutter- Tochter Verhältnisse geschaut, in denen beide nett miteinander umgehen und auch gerne geben.

Bei uns war es immer ein aufrechnen. Jeder hatte das Gefühl, der eine ist in der Schuld etwas für den anderen zu tun.
Z.B. war es solange ich denken kann so, dass wenn man meine Mutter um einen Gefallen gebeten hat, sie sich solange gewunden hat, bis es jemand anders tat... zum Beispiel, ob sie mich irgendwo hinfahren könnte o.ä.

Im Gegenzug hatte ich auch keine Lust mehr, etwas für sie zu tun. Dieses Problem habe ich mit anderen Menschen überhaupt nicht... ich gebe gerne und ich habe das Gefühl, sie geben auch mir gerne.

Auf jeden Fall hat mich das schon länger traurig gemacht und ich dachte, es ist der Punkt gekommen, wo ich es mal ansprechen sollte. Obwohl ich befürchtete, dass es kein leichtes Thema sein würde und viele Wunden aufgerissen würden.

Aber was sie mir dann alles sagte, hätte ich lieber nicht gewußt...
Ich sprach sie eben darauf an, dass ich das Gefühl habe, sie hätte Probleme, mir zu geben... ob ich etwas falsch gemacht hätte oder ob sie wüsste, woran das läg...Ich sagte nur, dass ich diesen Zustand schade fände und wenn es etwas gäbe, das aus der Welt schaffen würde...

Mein Gott...
da tischte sie mir mein ganzes Leben auf... ich hätte sie schon sooo oft in ihrem Leben verletzt, das fing in der Pubertät an, als ich meinen Vater bevorzugte, dann waren alle anderen Menschen besser, als sie... sie hätte immer nur gegeben gegeben, ich hätte sie ausgesaugt... dieses Wort fand ich besonders schlimm.
Danach wäre sie auf Abstand gegangen.

Ich war wie vor den Kopf gestossen...gut... ihr kennt mich nicht.. aber ich war der Meinung, es war eine ganz normale Kindheit mit normalen Problemen, eine normale Pubertät, in der ich mich mit meiner Mutter eben herumgestritten habe... danach die Ausbildung... die war heftig und das haben meine Eltern auch mitgekriegt, aber soooooo schlimm?

Ich versteh´s nicht und es macht mich unendlich traurig. Ich glaube, dass was war, kommt mehr oder weniger in jeder Familie vor und ist nichts ungewöhnliches...

Sie hat mir quasi alle Fehler vorgehalten, die ich in meinem Leben gemacht habe...und dass ich ja wohl quasi für immer in ihrer Schuld stände, weil sie schon soviel mehr für mich, als ich für sie getan hätte...:confused:
Ist das nicht normal? Einfach deshalb weil man die Mutter ist?

Ach...ich versteh´s nicht. Ich habe mir wirklich viel Mühe gegeben und immer bekomme ich vermittelt, dass ich verkehrt bin weil................

Die Dinge, die sie mir alle aufgezählt hat aus der Pubertät, etc, die hatte ich schon alle vergessen... aber sie ist wie ein alter Elefant.

Sie meinte auch, es hätte sie noch nie jemand so oft und viel verletzt wie ich :)confused:).. tja.. das beruht wohl auf Gegenseitigkeit...

Tja, was soll man dazu sagen... dann spricht man (denkt man) ein kleines Problem an und unter Fassade brodelt ein Riesenvulkan.

Ich bin immer noch vor den Kopf gestossen und sehr traurig, dass sie mich so sieht. Kann sie denn nicht verzeihen????
 
Hallo Kerstin,:)

danke dir für deinen Bericht. Ich habe ihn gelesen. Es ist traurig, dass es zwischen dir und deiner Mutter so steht.

Tja, was soll man dazu sagen... dann spricht man (denkt man) ein kleines Problem an und unter Fassade brodelt ein Riesenvulkan.
Ich denke mir es ist gut, das das mal ausgesprochen wurde, auch wenn jetzt etwas ganz anderes heraus kam, als du vielleicht gehofft hattest.

Kerstin, es ist manchmal so im Leben, das Menschen das gleiche erleben und die Situationen völlig unterschiedlich bewerten. Deine Mutter fühlt sich durch Verhaltensweisen von dir verletzt, aber es kann auch sein, das es ihre eigenen Verletzungen sind, die sie das so fühlen lassen. Sie hatte auch eine Kindheit und ein Leben, das sie geprägt hat. Je nachdem was da vorgefallen ist und wie sie das bewertet hat, kann sie manches nicht gut ertragen, auch wenn das für jemand anderen eine Nichtigkeit ist. Das ist jetzt reine Spekulation von mir, aber es könnte durchaus so sein.

Ich glaube Kerstin, wichtig ist nicht unbedingt das sie dir verzeiht, obwohl das natürlich schön wäre, sondern das du ihr verzeihen kannst, das sie so empfindet. Und dann ist das Verzeihen für dich selbst auch wichtig. Kein Mensch ist perfekt und man sollte sich die Fehler, die ein anderer einem ankreidet anschauen und sehen ob man was änderen, richtigstellen kann. Wenn das aber vergangene Sachen sind, dann kann man das nur loslassen.

Kerstin vielleicht hast du Gelegenheit noch einmal mit deiner Mutter darüber zu sprechen. nach einer gewissen Zeit. Aber es kann auch sein, dass man das einfach so stehen lassen muss, weil der andere nicht bereit ist weiter zu gehen.

Grüsse von Juliette
 
Liebe Kerstin,

:kiss:
dass dich das umhaut ist ja kein Wunder. Mit sowas rechnet man ja nicht.

Eine Mutter gibt immer, und ja, das sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Niemals kann eine Mutter-Kind Beziehung so ausgewogen sein, in Geben und Nehmen, wie eine Beziehung unter Erwachsenen. Das ist ja schon alleine mit dem Verstand zu begreifen. Kinder sind keine "kleinen Erwachsenen", sie brauchen Liebe und Fürsorge um zu wachsen.

Wenn man allerdings Eltern, oder einen Elternteil hat, der emotional nicht erwachsen und stabil ist, dann spürt man das, als Kind. So wie du das Gefühl hattest, deine Mutter würde nicht gerne etwas für dich tun.

Das mit dem Aussaugen - dieses Wort klingt unschön. Ich kenne deine Mutter nicht, aber so wie du sie schilderst, hat sie ein unglaubliches Bedürfnis nach Liebe, danach bedingungslos geliebt zu werden. Und sie hat sich erhofft, nein sie hat es wohl unbewusst erwartet, dass du als ihr Fleisch und Blut, ihr genau dieses Bedürfnis erfüllst.
Da du das niemals konntest und kannst (so geht das auch nicht), fühlt sie sich wohl von dir "ausgebeutet".

Ach, was schreib ich da. Es tut weh was deine Mutter dir gesagt hat.
Du musst dir nichts vorwerfen - ich hoffe mal du weisst das.
Wenn deine Mutter dir all diese dinge vorwirft, hat das weniger mit dir und deinen "Untaten" zu tun, sondern mit ihr selbst. Mit ihren zu hohen Erwartungen, mit ihrem Gefühl enttäuscht worden zu sein, mit ihrer inneren Sehnsucht die sie dann auf dich als "Erfüllungsgehilfin" übertragen hat.

Ich weiss nicht, vielleicht helfen weitere Gespräche.

liebe Grüße von hexe
 
Liebe Juliette,

danke für deine Worte.
Im Moment fühle ich mich sehr weit entfernt von ihr. Dabei wollte ich ein großes Stück näher rücken.
Anscheinend waren das alles Dinge, die ihr auf der Seele brannten und unbedingt rausmussten. Mich hat es heute umgehauen.
Ich muß mal sehen, wie es weiter geht.
Ich denke, ich werde jetzt auch Abstand halten.
Aber es fühlt sich einfach doof an, weil ich genau diesen Abstand heute verringern wollte.

Ja, das stimmt, ich weiß nicht, was davon ihr voriges Leben ist und die Erfahrungen davon, die sie mit auf mich überträgt.

Liebe Grüße,
Kerstin
 
Oh danke Hexe,
deine Worte tun wirklich gut...

Genau so etwas hätte ich gerne mal von ihr gehört :).
Ich glaube, du hast es genau getroffen damit, dass sie unendlich viel Liebe braucht und ich das nicht stillen kann. Vielen Dank.
Ich glaube auch, da sind andere Dinge in ihr, die sie einfach unglücklich machen.
Seit ich denken kann, habe ich immer schon das Gefühl meiner Mutter helfen zu müssen bzw. in ihrer Schuld zu stehen.
Es ist eine komische wechselseitige Energie... man erwartet immer etwas und bekommt genau das Gegenteil.

Sie ist generell kein Mensch mit "einem großen Herzen". Zumindest blockiert sie sich irgendwie. Wahrscheinlich habe ich genau heute den Finger in die Wunde gelegt.
Sie hat auch bei meinem Vater Schwierigkeiten zu geben... vielleicht hängt das ganze ja auch mit ihm zusammen.
Auch mein Freund und Bekannte haben bei ihr beobachtet, dass sie schlecht geben kann und in der Gruppe auch immer ihren Kopf durchsetzten muß. Sie eckt da immer schnell an.

Ach, und ich wünsch mir einfach eine Mutter, die ein großes offenes Herz hat, mir sagen kann, dass ich schon ganz okay bin und mich einfach mal knuddeln kann;).
Aber ich fürchte wir sind zu verschieden.
Das hat sie mir auch heute gesagt, dass sie sich in dieser Hinsicht nicht mehr verbiegen wird.

Liebe Grüße und danke,
Kerstin
 
Zuletzt bearbeitet:
liebe Kerstin,

Ach, und ich wünsch mir einfach eine Mutter, die ein großes offenes Herz hat, mir sagen kann, dass ich schon ganz okay bin und mich einfach mal knuddeln kann;).
oh ja, so eine Mutter wäre ein Glücksgriff. :)

Mein Verhältnis zu meiner Mutter ist auch ein eher schwieriges. Aber ich denke auch wir können erwachsen werden, als Töchter. Dazu gehört es sich abzunabeln, auch emotional.
Wenn man alles mal ganz nüchtern betrachtet, ohne die Wünsche und Erwartungen (!) die wir an unsere Mütter haben - dann sehen wir, dass sie nur aus ihren inneren, eigenen Verletzungen heraus so agieren. Wir als Töchter können lernen das nicht mehr ganz so persönlich zu nehmen, dann gelingt es uns auch, ihnen zu verzeihen, und sie so anzunehmen wie sie sind.

Allerdings muss man sich dann von diesem schönen Traumbild verabschieden.:rolleyes:

liebe Grüße von hexe :hexe:
 
Ja, da hast du bestimmt recht. Es hilft, sich in die andere Person hineinzuversetzen und so ihr Handeln nachzuvollziehen.
Ich habe ja noch an dem Traumbild festgehalten;).

Ich hoffe nur, ich werde nicht wie sie, wenn ich mal Kinder haben würde, das ist meine größte Angst...
 
Zuletzt bearbeitet:
noch ganz kurz, dann bin ich schlafen :D

Wenn du diese Dinge nicht in dir vergräbst, sondern sie bewusst zulässt. Und wenn du ehrlich hin und wieder bei dir hinschaust, dann wird dir das nicht bei deinem Kindern passieren. andere Dinge - tausende von anderen Dingen - ja, die passieren dir auch. :D

wenn ich schaue was ich alles für Fehler bei meinen kindern gemacht habe - oh graus.
Es geht nicht ohne, wir alle sind nur Menschen, und wir alle handeln gefühlsbezogen, auch oft unbewusst.
Das ist aber nicht so schlimm, finde ich. Solange man ehrlich bleibt, und vor allem solange man die Fehler auch zugeben kann - ist das okay.
also mach dir da mal keinen Kopf. :)

gute Nacht
Hexe :hexe::)
 
Hallo, arme Kerstin!

Vielleicht bin ich auch so eine Mutter wie die Ihre!
Ich habe vor einigen Monaten in einer Für-Sie-Zeitung von emotionaler Sprachlosigkeit der Kriegs-und Nachkriegsgeneration gelesen, die Zeitung aber trotz Versuch, nicht bekommen. Die liefern nicht nach Österreich an Privatpersonen.
Ich erkannte da aber die Geschichte, die ich erlebte, wieder. Wir hatten als Kinder keine Meinung zu haben z.B. war ich im Volksschulalter bei einem Gespräch zwischen meinem Großvater und meinem Vater anwesend. In diesem sprach mein Vater von einem "Montorradl" worauf ich sagte, Papa, das heißt Motorradl was mir prompt eine Ohrfeige einbrachte, derer ich viele abräumte und auch Schläge mit Hilfswerkzeugen, Gürtel und Schläuche. Mein Vater war in Stalingrad und musste als junger Mensch in den Krieg (Jahrgang 1921). Mein Vater meinte auch, was damals üblich zu sein schien, wer sein Kind liebt, der züchtigt es - mein Gott, der hat mich aber geliebt.
Jetzt kommt aber das, was ich sagen will. Irgendwann 1962, mein Vater hatte wirklich schwere Schläge wegzustecken - so hatte er als Kriegsinvalide mit einem steifen Arm
und einem Oberschenkeldurchschuss keine Rente irgenwelcher Art, sondern fuhr jeden Tag bei jedem Wetter mit seinem Moped von Eferding nach Linz zur Arbeit als Kesselheizer, später dann nach Aschach, das auch nicht viel näher war. Dann machte er sich als Holzschneider mit einer fahrbaren Kreissäge selbständig - meine Mutter, ich muss sie wohl so nennen - schoss immer quer. Da war nie was richtig, was er auch tat. Es kam so, wie es kommen musste, er geriet mit der gesunden Hand in die Kreissäge und schnitt sich alle Finger ab. Dazu kommt noch, dass er Nierenzysten und Steine und alle Nase lang eine Nierenbeckenentzündung hatte, wo es ihm im Bett schüttelte und hochwarf. Er bat meine M. um Tee, worauf sie antwortete, "du bist ein lästiger Hund". Sie ging aber mindestens ein Mal am Tag in die Kirche und die Bibel kannte sie, glaube ich, auch auswendig. Mein Vater erhängte sich im Juli 1962, vorher gab es aber noch das Ereignis, das ich aufschreiben möchte.
Mein Vater saß beim Tisch und ich daneben im Bett und irgendwie fing ich an, ihm etwas vorzuhalten. Weil ich da noch keine Watschn kassierte, wurde ich tapferer, und kam mit einem zweiten Anliegen, noch immer nichts passiert, ja wenn die Gelegenheit schon so günstig ist, noch eine Beschwerde (ich hatte ein ganzes Arsenal davon), plötzlich legte mein Vater den Kopf auf seine Unterarme und weinte. Ich war so sprachlos und es tat mir so unglaublich leid, was ich gesagt hatte und ich sagte ihm das auch, worauf er sagte "Gitti, da gibts nix zu entschuldigen, du hast ja recht".
Die Frau starb 1987 und hatte unter Garantie nicht ein einziges Mal darüber nachgedacht, dass sie vielleicht Sch... gebaut haben könnte. Die ging aufs Clo, und ist dort gestorben.
Mein Hass auf diese Frau vergiftete fast 60 Jahre meines Lebens, weil ich ihr nicht und nicht verzeihen konnte. Erst als ich in einem Seminar darauf hingewiesen wurde "Es ist schön, dass es mich gibt" was ich vor diesem Ereignis um keinen Preis sagen konnte, wurde mein Leben besser.
Ja, sie hatte auch ein Leben, war eins von 13 Kindern wovon 6 starben. Ihre Geschwister sind auch so Selbstgerechte und die Schlechte war immer ich. Sie machte mich bei der ganzen Verwandtschaft, auf Arbeitsstellen ja einfach überall schlecht. Man nennt das heute Mobbing und geht meistens eher von Jobneidern oder fremden Menschen aus, ich hatte den Start ins Leben einer Person zu verdanken, die mir schon nicht verzieh, dass ich nicht abgegangen bin, wie eins vor mir.
Leider hatte ich durch diese Defizite auch nicht die Möglichkeit, meine Kinder, als sie größer waren, zu umarmen. Nur, ich käme nie auf die Idee, für meine Unfähigkeiten meinen Kindern die Schuld zu geben.
Ich wünsch Ihnen ganz viel Kraft und lassen Sie sich nicht die Schuld dafür geben, dass Sie Tochter sind - sie hatte die vedammte Pflicht und Schuldigkeit, Sie für Ihr Leben vorzubereiten und hat dafür nichts einzufordern. Respekt und Dankbarkeit muss man sich verdienen, die kann man nicht einfach aufgrund des Altersunterschieds einfordern. Alter ist ein Zustand aber kein Verdienst.
lg brigitte
 
Hallo Kerstin,

ich habe ebenfalls ein sehr "kompliziertes" Verhältnis zu meiner Mutter, eigentlich kann man aber wohl überhaupt nicht mehr von irgendeinem "Verhältnis" sprechen...

Meine Geschichte kannst Du hier lesen:
https://www.symptome.ch/vbboard/familie-erziehung/29341-mutter-tochter-beziehungen.html

Lass Dich nicht runterziehen, es hilft Dir, wie auch Brigitte mit ihrer traurigen Geschichte schon geschrieben hat, nicht weiter, macht Dich höchstens noch frustrierter.

Ich habe irgendwie den Eindruck Deine Mutter ist in gewisser Hinsicht "neidisch" auf Dich. Vielleicht weil Dein Vater, der Dir ja in der Pubertät angeblich viel wichtiger als sie war, mehr Zuneigung entgegengebringen konnte als ihr. Möglich, dass sie auch einfach nicht damit klarkam, dass eine Mama für ihr Kind da ist ohne ununterbrochen Dankesbriefe zu erhalten. Verstehst Du wie ich meine? Sie will Dich anscheinend für ein Verhalten verantwortlich machen was lediglich für sie, warum auch immer das so ist, nicht in Ordnung war. Da aber widerum stellt sich mir die Frage, wie ist denn ihr Verhältnis zu ihrer eigenen Mutter?


Liebe Grüße :wave:.

Heather
 
Hallo liebe Brigitte,

danke für deine Geschichte. Es tut mir sehr leid, was mit deinem Vater passiert ist. Das ist bestimmt alles schwer zu verdauen.

Ich muß wohl sagen, meine Eltern sind schon die Kinder der Nachkriegseneration. Sie haben enorm rebelliert (sind sozusagen Alt-Hippies). Sie hatten zu allem und jedem etwas zu sagen und haben sich die Ohren heiß diskutiert.
Die Eltern meines Vaters waren auch sehr religiös und er kassierte auch genug Schläge, aber mit 18 gingen meine Eltern in eine andere Stadt und probten den Aufstand mit allem, was in den 70ern dazu gehörte.

Da war ich dann als Kind dazwischen, zwischen rebellierenden jungen Erwachsenen, die nackt durch die Gegend liefen, wechselnde Partner hatten, die Liebe frei lebten (leider auch vor mir). Und eben alles in Frage stellten, ihre Eltern, die Gesellschaft, etc.
Ich denke, das ist für ein Kind auch nicht leicht.
Aber ich muß sagen, mit deiner Geschichte kann ich es trotzdem nicht vergleichen. Sie waren in ihrem Enthusiasmus und Neufindung doch liebevoll zu mir.
Deshalb dachte ich auch bis gestern, dass alles einigermaßen normal abgelaufen ist in dem Verhältnis zwischen mir und meinen Eltern.

Aber du hast recht... mich annehmen, das fällt mir sehr schwer. Ich habe lange geglaubt, das ich es nicht verdiene zu leben oder glücklich zu sein.
Ich fühle mich irgendwie für das ganze Leid meiner Mutter verantwortlich.
Und dann frage ich mich, woher kommt das ganze Leid?

Ich denke aber auch, dass bei ihr noch andere Hunde begraben sind und sie alles auf mich projeziert hat.
Ich muß auch irgendwie lernen, mich davon zu distanzieren.

Liebe Brigitte, vielen Dank für deine Worte als Mutter:), die haben mir sehr gut getan.

Lg,
Kerstin
 
Liebe Heather,
danke, dass du mir geschrieben hast.
Bei deiner Mutter scheint es ähnlich zu sein, sie ist in sich unzufrieden und läßt es an ihren Kindern aus.
Das Traurige ist ja, dass man dem Menschen helfen möchte, weil er einem leid tut und man spürt, er trägt soviel Traurigkeit oder Unzufriedenheit in sich... aber das bewirkt genau das Gegenteil, weil man genau den Finger in die Wunde legt.
Bei dir hört es sich auch so an, als wäre sie eifersüchtig auf dein Glück, was sie nicht hat. Und aus ihrem Mangel heraus, kann sie dir nicht gönnen.
Das Traurige ist, man kann es nicht ändern.

Du schreibst, du hast so ein Stück Kindheit aufarbeiten können... das ist schön.

Wir sind vor einem halben Jahr auch in das Haus meiner Kindheit gezogen, da meine Eltern ausgezogen sind. Ich habe lange überlegt, ob ich das möchte- dort nochmal mit all den Erinenrungen konfrontiert zu werden.
Wir dürfen hier billiger leben und weil ich noch nicht gesund bin, habe wir die Chance ergriffen.
Aber mittlerweile konnte ich mir auch schon anhören, dass ich ja dafür dankbar sein müsste, sie hätte das Haus mit eigenen Händen aufgebaut bla bla bla...
Ich sehe es aber trotzdem als Chance, Vergangenes aufzuarbeiten und loszulassen.

Wie ist denn euer Verhältnis mittlerweile?

Ich bin froh, dass meine Eltern nicht direkt um die Ecke wohnen, das hilft mir Abstand zu gewinnen.

Liebe Grüße und danke,
Kerstin
 
Hallo Kerstin,

eine räumliche Trennung wie Du sie hast ist auf alle Fälle gut!

Das Haus Deiner Eltern... Du solltest dankbar sein... :cool:, diese Sprüche kann ich mir sehr gut vorstellen! Auch ich kenne solche Bemerkungen, allerdings nicht bzgl. unseres Hauses in dem wir wohnen, das ist glücklicherweise unser Eigentum... (bzw. größtenteils noch das der Bank :D). Aber wir bekamen trotzdem schon oft ähnliches zu hören, nur die Situation zu erklären wäre jetzt zu komplex :eek:.

Kerstin schrieb:
Wie ist denn euer Verhältnis mittlerweile?
Es gibt keines, so würde ich das mal formulieren :idee:.
Sie hat sich inzwischen immer wieder die eine oder andere Frechheit erlaubt, z.B. schimpft sie bei den Nachbarn über uns und, wie das Leben so spielt, kommen wir zufällig nach Hause und hören das mit an. Als ich sie dann ein paar Tage später zur Rede stellte, nachdem sie mich scheinheilig überfreundlich grüßte, meinte sie (verlegen ;)) "ähm... das sei doch nicht böse gemeint gewesen... ich würde immer alles so eng sehen...!" Hallo - sorry, kleines Scherzchen gemacht oder wie? - aber da ging mir dann der Gaul durch und ich habe ihr gesagt sie kann sich nun auch das Grüßen sparen wenn sie hinter unserem Rücken einen solchen Blödsinn erzählt.
Immer wieder bekommen wir Sachen mit, dass sie über uns schimpft und sich als so armes Opfer darstellt, welches doch vom Leben schon gebeutelt genug ist und sich nun noch mit uns herumärgern muss! Da könnte ich manchmal schon total auticken, das kann ich Dir sagen.

Oder sie schon so "verwirrt" und macht Sachen da kann man nur den Kopf schütteln. Als kleines Beispiel, mir fällt das gerade ein, schüttelt sie ihre Teppiche aus dem Fenster heraus aus, quasi in unseren Hof, doch wie ein Besen aussieht - :keineahnung: - das scheint sie vergessen zu haben, das ist ja schon unverschämt genug. Vor ein paar Tagen ging dann gerade mein Mann unten vorbei als sie das wieder mal machte :))), man kann sich vorstellen sie der getobt hat, er hatte aber keine Chance sich zu wehren, sie war gleich wieder im Fenster verschwunden. Das Wort "Entschuldigung" fehlt wohl im Wortschatz!

Inzwischen, so schlimm das ist und so leid sie mir als Mensch im Prinzip tut, kann ich nur noch sagen sie ist eine verbitterte, bösartige und verblödete alte Frau die nicht kapiert, dass sie an ihrem Dilemma selbst Schuld trägt. Wer am liebsten von morgens bis abends Fernsehen schaut und vermutlich schon die Texte der Talkshows und Gerichtssendungen mitsprechen kann, sowie Fan ist von sämtlichen Boulevardsendungen, kann geistig halt wahrscheinlich nicht mehr mit der Realität mithalten.

Sorry, jetzt habe ich gerade meinen Frust losgelassen :eek:), obwohl ich eher Dich trösten wollte :kiss:.


Liebe Grüße :wave:.

Heather
 
Zuletzt bearbeitet:
Das ist ja Wahnsinn... ich kann mir vorstellen, dass man da von Traurigkeit in Wut in Gleichgültigkeit umschwenkt, weil einem der Mensch einfach nur fremd wird. Aber sie tut ja wirklich alles dafür, um eure Beziehung kaputt zu machen. Muß viel Energie rauben.
Manchmal möchte man die Mütter packen und einfach nur mal schütteln;).

Naja, es tut gut zu hören, dass es andere auch nicht leicht haben mit ihren Müttern...

Liebe Grüße und halt die Ohren steif;),
Kerstin
 
Oh mann, Mütter...

Manchmal frag ich mich, wieso immer alles gleich verläuft...
Eigentlich weiß ich immer schon vorher, wie irgendeine Situation verläuft, aber ich versuche es trotzdem..
Irgendwie habe ich so eine Wut im Bauch auf meine Mutter..wieso kann sie nicht mal über ihren Schatten springen???? Sich anders verhalten..ihren Horizont erweitern???
Es kann echt nicht wahr sein.
 
wieso kann sie nicht mal über ihren Schatten springen????

Ich denke, sie kann einfach nicht anders, so traurig das ist. Und sie kann wahrscheinlich zusätzlich erst recht nicht anders, weil sie Druck in irgendeiner Weise nicht aushält.

Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano,

ja, so ist das wohl irgendwie...
Ich finde es nur manchmal so ermüdend, wenn Energien sich nicht ändern..es könnte so einfach sein (aus meiner Sicht zumindest...).

Irgendwie erwartet jeder von uns etwas vom anderen und keiner will es geben.. es ist schon komisch.
Ich versuche für meinen Teil daran zu arbeiten, damit sich hoffentlich insgesamt etwas ändert.

Lg,
Kerstin
 
Hallo Kerstin,

da wünsche ich Dir viel Glück und Kraft. - Aber ich bin sicher, daß Deine Arbeit mit Dir selbst Dir viel bringen wird, ganz egal, ob nun Deine Mutter nachziehen kann oder nicht.

Grüsse,
Oregano
 
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