Übersetzung (Dr. Psenicka)aus dem Englischen:
ORALE CHELATION MIT EDTA IST UNWIRKSAM UND
GEFÄHRLICH
Von Elmer M.Cranton, M.D. (2002)
Es ist irreführend, unverantwortlich und vielleicht sogar gefährlich,
die Einnahme von EDTA (Ethylen Diamin Tetra Acetat) über den
Mund als so genannte „orale Chelation“ zu bewerben.
Intravenöse EDTA Chelat-Therapie hat sich als sichere, wirksame und
kostengünstige Therapie bei koronarer Herzkrankheit, Atherosklerose
und anderen altersbedingten Erkrankungen herausgestellt. Dutzende
von wissenschaftlichen Studien über einen Zeitraum von 50 Jahren
haben bewiesen, dass intravenöses EDTA den Blutfluss sicher erhöht
und die Symptome von Herz-Kreislauf-Erkrankungen lindert. Es gibt
keine wissenschaftlichen Untersuchungen welcher Art auch immer,
die eine vergleichbare Wirkung von EDTa nach oraler Gabe zeigen.
Und es gibt gute Gründe dafür, zu glauben, dass eine länger dauernde
Einnahme von hoch dosiertem EDTA oral schädlich ist.
EDTA wird oral geringfügig absorbiert – nur zu etwa 5%. Obwohl
auch diese kleine Menge davon Blei aus dem Körper entfernt, wird
andererseits auch die Absorption von Blei gesteigert.
Es ist theoretisch möglich, langsam eine erhebliche Menge von EDTA
über orale Gabe zu absorbieren, und zwar über einen längeren
Zeitraum. Aber damit ergeben sich erhebliche ernste Probleme:
1. Die nicht absorbierten 95% von EDTA verbleiben im
Verdauungstrakt, vermischen sich mit der noch nicht verdauten
Nahrung und Nährstoffen, während ihres Weges aus dem Körper
über den Stuhl. Dieses nicht absorbierte EDTA bindet sich und
blockiert die Absorption von vielen essentiellen Nahrungs-
Spurenelementen während dieser Passage. Es blockiert die
Aufnahme von Zink, Mangan, Chrom, Vanadium, Kupfer,
Molybdän und anderen essentiellen Nährmitteln und verursacht
dadurch Mangelzustände.
2. Wenn Edta in den Körper kommt, entweder oral oder intravenös,
entfernt es 10 bis 20 mal mehr an essentiellen Nahrungs-
Spurenelementen (wie beispielsweise Zink und Mangan) als es
bei unerwünschtem Eisen oder anderen Elementen bewirkt, was
den Alterungsprozess beschleunigen und Atherosklerose
verursachen kann. Wenn es i.v. gegeben wird, bei 100%iger
Absorption, kann eine volle therapeutische Dosis in 20 bis 30
Infusionen angewandt werden. Die Ergänzung von essentiellen
Spurenelementen über Diät oder Nahrungsergänzungsmittel
kann dann während der restlichen 330 Tage des Jahres erfolgen,
wenn EDTA nicht gegenwärtig ist, um Veränderungen zu
bewirken. Weil nur eine so kleine Menge bei oraler Gabe
absorbiert werden kann, muss orales EDTA entweder täglich
eingenommen werden, um eine Akkumulation dessen, was als
therapeutische Dosis gebraucht wird, zu bewirken, ohne
Unterbrechung, um die essentiellen Nahrungs-Spurenelemente
zu ergänzen, die kontinuierlich blockiert und verringert werden.
3. Intravenöses EDTA führt zu hohen therapeutischen Blutwerten.
Orales EDTA führt zu sehr niedrigen Blutwerten ohne
nachgewiesenen therapeutischen Nutzen bei der Therapie
kardio-vaskulärer Erkrankungen.
Tägliche Einnahme von oralem EDTA verursacht progressiven
Mangel von Zink, Mangan und anderen essentiellen Nahrungs-
Spurenelementen, die einen wesentlichen Teil der körperlichen
Antioxidantien-Abwehr darstellen. Superoxiddismutase (SOD)
beispielsweise, ein sehr wichtiges intrazelluläres Antioxidans, kann
ohne Zink und Mangan nicht wirken. Durch die Inaktivierung
antioxidanter Enzyme verschlechtert orales EDTA bei täglicher Gabe
in Wahrheit die starken Probleme, die eigentlich behandelt werden
sollten.
EDTA verbleibt außerhalb der Zellen. Orales EDTA erzeugt nur eine
geringe Konzentration an der Zelloberfläche im ganzen Körper,
während i.v.Infusionen zu viel höheren Werten führen, die für
mehrere Stunden aufrecht erhalten werden. I.v.EDTA kann daher
unerwünschte Metalle aus den Zellwänden über Diffusion
herausziehen. Dies wird bei oralem EDTA nicht erfolgen.
Orales EDTA wird keine pulsbezogene Freisetzung des Parathormons,
die mit der i.v. Chelattherapie assoziiert wird, bewirken. Wenn dieser
Wirkungsmechanismus wichtig für die Erzielung eines Nutzens (beim
Patienten) ist, dann wird dieser Mechanismus bei oraler EDTA Gabe
nicht erfolgen.
Orale Chelatierung wurde in irreführender Weise seit mehreren Jahren
vermarktet. Hochwirksame Nahrungsergänzungsmittel ,it Vitaminen,
Antioxidantien, Aminosäuren und chelatierten Mineralien werden
manchmal beworben und als „orale Chelation“ vermarktet. Obwohl
sich die Leute bei Einnahme dieser hochdosierten Vitamin-haltigen
Ergänzungsmittel besser fühlen, wurde mit Hilfe der Aussagen der
Leute, die diese Produkte verkaufen, festgestellt, dass dies keine
Chelattherapie darstellt. Ähnliche Nahrungsergänzungsmittel sind zu
wesentlicher geringeren Kosten ohne den irreführenden Anspruch auf
„orale Chelation“ erhältlich.
Einige Nahrungsmittel wirken als Chelatoren in einem Teströhrchen
im Laboratorium, darunter Vitamin C, Zitronensäure, Methionin und
Zystein. Wenn diese im Körper aufgenommen werden, dann erfolgt
die Ausscheidung jedoch nicht wie bei EDTA über den Urin. Sie
treten rasch in den Metabolismus des Körpers ein, wo sie von Zellen
in biochemischen Reaktionen verarbeitet werden. Sie entfernen keine
unerwünschten Metalle aus dem Körper.
DMSA (Dimercaptosuccinsäure) ist eine wirksame orale
Chelatsubstanz und wird gut absorbiert. Das gilt aber nur für
Quecksilber, Blei und Arsen. DMSA ist nicht einsetzbar bei KHK und
bewirkt nichts, um die arterielle Blockierung bei Atherosklerose zu
behandeln. DMSA entfernt keine metallischen Katalysatoren, die als
Vorläufer der Pathologie zerstörender freier Radikale agieren und den
Alterungsprozess beschleunigen. DMSA wird nur als oraler Chelator
von Quecksilber und Blei verwendet.
Ich habe kürzlich einen Patienten mit schwerer Herzkrankheit
untersucht, es zeigte sich eine extensive koronaren Verkalkung im
EBCT (Anm: electron beam computed tomography), sowie ein
vergrößertes Herz. Dieser Patient hat über viele Jahre ein
Nahrungsergänzungsmittel mit bis zu 800 mg EDTA täglich
eingenommen. Er war in ausgezeichnetem Gesundheitszustand vor
Beginn seines so genannten „oralen Chelationsprogramms“ und er
zeigte keine anderen Risikofaktoren für eine Herzkrankheit. Er
glaubte, dies würde eine Prävention für eine Herzkrankheit sein.
Stattdessen war diagnostiziert worden, dass er ein Defizit bei vielen
Nahrungs-Spurenelementen zeigte und ernsthafte Atherosklerose
unter der oralen EDTA-Therapie entwickelte, die viel zu
fortgeschritten für sein Alter war.
Chelatierte Minerale werden manchmal in Täuschender Weise als
„orale Chelation“ bezeichnet. Minerale in Nahrungsergänzungsmitteln
werden häufig mit Aminosäuren chelatiert (gebunden) um die
Aufnahme aus dem Verdauungstrakt zu verbessern. Chelatierte
Minerale ähneln mehr den Mineralien, die in natürlicher Nahrung
gefunden werden. Die Aufschrift auf dem Etikett solcher Produkte
kann daher die Bezeichnung „chelatiert“ enthalten. Dies ist jedoch
keine Chelattherapie. Es ist sogar das Gegenteil – nämlich die
Verwendung der Chelation, um die Aufnahme erwünschter Metalle zu
vergrößern statt unerwünschte Elemente zu entfernen. Manche
Produkte, die als „orale Chelation“ verkauft werden, sind nichts
anderes als multiple Vitamin – und Mineralergänzungen mit extrem
hohen Preisen. Diejenigen, die signifikante Mengen an EDTA
enthalten, sind potentiell gefährlich.
Verkäufer von oralen EDTA-Produkten weisen darauf hin, dass die
FDA ihre Verwendung in sehr kleinen Mengen als Lebensmittel-
Konservierungsmittel zulässt. Da EDTA sich eng bindet, um Metalle
aufzuspüren und den essentiellen Nahrungsmitteln Bakterien zu ihrem
Wachstum entzieht , werden kleine Mengen eingesetzt, um
Nahrungsprodukte zu konservieren, beispielsweise bei Mayonnaise.
EDTA verhindert die Lipidoxidation (Ranzigwerden) bei
Nahrungsmitteln, indem sie metallische Katalysatoren für die
Produktion freier Radikale bindet. Tatsächlich ist jedoch die Menge
von EDTA, die bei Nahrungsmitteln eingesetzt wird, wesentlich
geringer als die Mengen bei den so genannten Produkten zur „oralen
Chelation“. Es wäre praktisch unmöglich, so viel Mayonnaise täglich
zu essen, um auch nur eine irgendwie signifikante Menge an EDTA
aufzunehmen.
Kürzlich konnte eine deutliche Zunahme an aggressivem Marketing
und Werbung für orale Produkte mit recht großen Mengen EDTA
beobachtet werden. Das EDTA wird manchmal Knoblauchtabletten
oder Vitaminergänzungsmitteln zugesetzt. Vertreiber oraler EDTAProdukte
weisen auf Studien hin, die zeigen, dass die
Bleiausscheidung über den Urin nach oraler EDTA-Gabe signifikant
ansteigt. Das ist korrekt, aber sie vergessen dabei, herauszustreichen,
dass die intestinale Absorption von Blei ebenfalls ansteigt. Und sie
ignorieren die substantiellen Verluste im Urin von Zink, Mangan und
anderen essentiellen Nahrungselementen, die zusammen mit oralem
EDTA auftreten – 10 bis 15 mal stärker als die Ausscheidung von
Blei. Blei ist nicht die Ursache kardiovaskulärer Erkrankungen und
wenn EDTA täglich gegeben wird, werden gegebenenfalls
Mangelzustände auftreten.
Orales EDTA ist niemals an einer größeren Gruppe von Menschen
über einen längeren Zeitraum untersucht worden, um das Ausmaß an
daraus folgenden Spurenelementemangels zu bestimmen. Es ist
deshalb nicht möglich zu sagen, dass orales EDTA in den
Dosierungen, die derzeit im Handel sind, ein sicheres Mittel ist. Wir
benötigen verlässliche wissenschaftliche Daten, um festzustellen, wie
viel und wie oft EDTA oral über einen längeren Zeitraum
eingenommen werden kann, ohne zu schaden. Wenn man die vielen
wissenschaftlichen Referenzen untersucht, die von den Vertreibern zur
Bewerbung der Verkäufe von oralem EDTA herangezogen werden,
findet man nicht die Art von unterstützender Evidenz, die behauptet
wird.
Die Bewerbung von oraler EDTA-Chelation als Behandlung oder
Prävention für Herzerkrankungen, Gefäßerkrankungen Atherosklerose
und anderen altersbedingten Erkrankungen ist irreführend und
gefährlich.
Stand: 08.08.2004