Hallo Thomas,
ich kenne mich mit M. Wilson einigermaßen gut aus, weil ich selbst über eine Leberbiopsie erfahren habe, dass ich viel zu viel Kupfer in der Leber habe, nachdem zuvor einige Laborwerte (Coeruloplasmin, freies Kupfer) einen Verdacht auf M. Wilson nahelegten.
Die Symptome Deiner Stieftochter passen sehr gut auf Morbus Wilson. Sprachprobleme, starker Tremor, dass sie nicht mehr Messer und Gabel beim Essen richtig halten kann, die von Dir beschriebenen Probleme beim Gehen, das ist bei M. Wilson sehr häufig.
Wenn man die Krankheit ausschließen will, sollte man z. B. vor der Diagnose kein DMPS oder sonstige Ausleitungsmittel nehmen.
Wurde DMPS bereits vor dem 24 h - Urin gegeben? Wenn ja, dann "verwässert" das Ergebnis gewaltig.
DMPS ist bei zu viel Kupfer nicht das Mittel der ersten Wahl. Es kann eine Hämolyse (Auflösung der roten Blutkörperchen), die bei Morbus Wilson öfters vorkommt, noch verstärken. Eine Hämolyse kann, wenn sie akut verläuft, lebensbedrohlich sein. Da ich selbst erwogen hatte, DMPS zu nehmen und ich selbst eine leichte chronische Hämolyse habe, weiß ich diese mögliche (sie muss ja nicht unbedingt eintreten) Nebenwirkung nur zu genau. Ich habe mich damals nicht an DMPS herangewagt.
Bei DMPS können meines Wissens, wenn man es länger nimmt, auch Nierenprobleme auftreten, wie bei fast jedem Ausleitungsmittel.
Man kann auf DMPS auch allergisch reagieren. Es gibt sicher noch eine Reihe weiterer Nebenwirkungen oder Folgewirkungen, ich kenne sicher nicht alle.
Wenn man die Diagnostik auf M. Wilson noch machen will, kann z. B. die Kupferbestimmung anläßlich einer Leberbiopsie, die als "Goldstandard" in der Wilson-Diagnostik gilt, unklare Werte ergeben, wenn man zuvor DMPS bekommen hat. Denn das DMPS leitet schon einen Teil des Kupfers aus dem Körper und aus der Leber aus und die Messergebnisse können dadurch unklar werden und die Diagnostik kann dann evtl. falsch ausfallen.
Ich kenne die Geschichte eines Wilson-Patienten, die ich mit der Geschichte Deiner Stieftochter vergleichen würde. Es handelt sich um einen Mann, bei dem im Alter von 35 Jahren, (gleiches Alter wie Deine Stieftochter) relativ schnell die von Dir beschriebenen Symptome aufgetreten sind. Er kann nur noch mit dem Rollator gehen, er kann nicht mehr (richtig) sprechen, er kann nicht mehr selbst essen. Er ist ein völliger Pflegefall geworden und das in wenigen Wochen. Bei ihm hatten die Ärzte viel zu lange gebraucht, bis sie ihn auf M. Wilson untersucht haben.
Ich kenne seinen Vater (einen Chemiker, der sich sehr mit der Wilson-Krankheit auskennt), der auf den Regionaltreffen des Wilson-Vereines regelmäßig sich informiert. Ich könnte, wenn bei Euch Interesse besteht, ihn fragen, ob er mit Euch telefonieren würde. Ich glaube mal, dass er da nichts dagegen hätte. Wenn Du Interesse hast, dann melde Dich entweder hier im Forum oder über "Private Nachrichten".
Ansonsten würde ich wirklich raten, dass Deine Stieftochter schnellstmöglich einen Wilson-Experten aufsucht.
Ich halte das Amalgam-Problem für sekundär, ich glaube ehrlich gesagt auch nicht, dass das Amalgam Schuld an diesem Krankheitsbild ist, weil so viel Schwermetall aus den Plomben gar nicht freigesetzt werden kann (die Plomben lösen sich ja nicht auf, sie geben zwar immer etwas Schwermetall in den Körper ab, aber das ist nicht so viel wie bei der Kupferspeicherkrankheit es z. B. der Fall ist). Ich selbst hatte früher, als ich von M. Wilson noch nichts wußte, auch mal geglaubt, dass meine 19 amalgamgefüllten Zähne an meinen Problemen Schuld waren. Doch ich bin heute sicher, dass ich da auf einer völlig falschen Spur war. Das Kupfer, das bei mir 2004 in der Leber gemessen wurde, kann man nicht vom Amalgam bekommen. Ich hatte vor 1996 mir auch nach und nach die Amalgamfüllungen entfernen lassen, weil ich damals eben nichts von der Kupferspeicherkrankheit ahnte. Doch meine Probleme wurden nicht weniger. In 2003 und 2004 kam eine deutliche Verschlechterung und nachdem ich irgendwann etwas über M. Wilson gelesen hatte, kam sozusagen "der Stein ins Rollen"....
Ich wünsche Deiner Stieftochter, dass man die Ursache ihrer Krankheit bald findet und wünsche ich gute Besserung.
Gruß
Margie