Liebe und Sexualität im Alter- Film "Wolke 9"

Themenstarter
Beitritt
05.10.05
Beiträge
2.752
In seinem neuen Film Wolke 9 thematisiert Andreas Dresen ein Thema, das einerseits nah am Puls der Zeit und andererseits immer noch mit einem Tabu behaftet ist – Liebe und Sexualität im Alter.

Mehr dazu unter:
www.kino-zeit.de/filme/artikel/9680_wolke-9--cannes-2008-.html

Dieser Film wurde gerade sehr bei einer Filmkritik im Radio gelobt. Sehr gut soll dabei rüberkommen, wie völlig altersunabhängig liebevolle Gefühle sind und dass die Sehnsucht danach nie aufhört. Vielleicht ermutigt das manche Menschen, die gar so traurig sind, weil die Wechseljahre vielleicht gerade beginnen und das Gefühl aufkommt, dass nun bald alle Freude vorbei ist.

Der Film läuft heute an. Vielleicht kann mal jemand berichten, wie er gelungen ist.
 
Ich denke eher die Philosophie die dahinter stecken soll ist eine blasse Ausrede um Sexualität zeigen zu können. Sicher, der Film verspricht Romantik und die Rückkehr zu einer ursprünglichen Leidenschaft, aber da bin ich wirklich skeptisch. Ich hoffe ich täusche mich da.
 
Hallo Sevta,

hast du ihn auch gesehen oder nur darüber gelesen?
 
blasse Ausrede um Sexualität zeigen zu können.

Sevta, das finde ich alles andere als logisch. Wenn jemand "Sexualität zeigen will", das nicht darf und nach einem Vorwand sucht, dann will er nicht Sexualität zeigen, sondern Sex. Und zwar am besten von Jungen knackigen Teenagern oder Twens, aber nicht von Leuten Mitte Siebzig.
Da kann man sich sicher besseres einfallen lassen, nur um Sex zu zeigen.
 
Sevta, das finde ich alles andere als logisch. Wenn jemand "Sexualität zeigen will", das nicht darf und nach einem Vorwand sucht, dann will er nicht Sexualität zeigen, sondern Sex. Und zwar am besten von Jungen knackigen Teenagern oder Twens, aber nicht von Leuten Mitte Siebzig.
Da kann man sich sicher besseres einfallen lassen, nur um Sex zu zeigen.

Schock-Faktor. Genau wie diese schwachen französischen Filme, die versuchen "klug" zu erscheinen. Wirf wirres Zeug zusammen, schmeiss eine monotone Musik im Hintergrund und fertig der Salat!

Dieses Wölkchen ist der kinematographische Gleichwert der Paulo Coelho-Bücher.
 
Dieses Wölkchen ist der kinematographische Gleichwert der Paulo Coelho-Bücher.
die kann ich auch nicht leiden :D
ich hab der alchemist als hörspiel-cd, aber ich fürchte, ich werde das ende nie erfahren, weil ich immer dazwischen einpenne... :rolleyes:

mir sind solche filme auch zuwider, die so unbeholfen einen auf cool machen wollen. da schauderts mich, und von wahrer kunst sind diese filmemacher meilenweit entfernt.
 
Ich finde es erstaunlich, wie toll ihr (fast) alle über einen Film reden könnt, den ihr selber nicht gesehen habt.;)

Natürlich ist der Film nicht für alle geeignet. Nicht jeder mag Filme, in denen es um Gefühle im weitesten Sinn geht. Wer so was nicht mag, sollte natürlich nicht rein gehen. Ich würde mich dafür in jedem Krimi oder Action- oder Fantasyfilm völlig unwohl fühlen. Deshalb schaue ich mir so was nicht an. Allerdings rede ich dann auch nicht drüber. ;)

Nebenbei gesagt habe ich den Film mir inzwischen angesehen. Vielleicht mag sich noch jemand mit mir darüber austauschen, der wirklich ehrliches Interesse daran hat. Ich finde ihn ihn mehrfacher Weise in seiner Schlichtheit sehr interessant und finde es eigentlich extrem schade, wenn so sehr viel Wirbel fast nur um die Sexszenen gemacht wird. Ich empfand sie extrem natürlich und normal und gut in den gesamten Film eingebettet. Aber eigentlich gibt der Film sehr viel mehr Stoff für Überlegungen her. Sehr gut nachzuvollziehen finde ich zum Beispiel die Gefühlslage der Frau zu ihrem Mann, mit dem sie seit 30 Jahren zusammen lebt. Sie mag ihn immer noch sehr. So vieles hat sie zusammengeschweißt in den vielen Jahren. Trotzdem spürt man, wie sehr sie emotional einsam ist in dieser Beziehung.... Das ist mal nur ein Nebenaspekt der Geschichte. Auch die anderen Personen sind sehr gut dargestellt. Der Film konzentriert sich völlig auf die Darstellung der Personen und ihre Gefühlslage und verzichtet auf überflüssiges Drumrum. Ich empfinde das als gelungen, aber auch das muss nicht jeder teilen.

Wie gesagt sollten alle, die Action und tolle Storys brauchen, den Film meiden. Der Film hat andere Stärken. Der Film bietet puren Alltag, der sehr behutsam rübergebracht wird. Manchen mag das zu öde sein. Kann sein. Ich gehe aber davon aus, dass nicht nur ich das anders sehe.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wirf wirres Zeug zusammen, schmeiss eine monotone Musik im Hintergrund und fertig der Salat!

Hallo Sevta,

es würde mich auf jeden Fall wundern,wenn du den Film gesehen haben solltest.Sonst müsstest du ja eigentlich wissen, dass der Film eigentlich gar keine Hintergrundsmusik hat außer den Chorproben, die aber keine Hintergrundsmusik in dem Sinn darstellen. Und wirr ist da doch eigentlich gar nichts.
Natürlich ist es aber möglich, dass du einen ausgesprochenen Sexfilm erwartet hattest auf Grund der Ankündigungen.In diese Kategorie passt er aber nicht.
 
Ich finde es erstaunlich, wie toll ihr (fast) alle über einen Film reden könnt, den ihr selber nicht gesehen habt.;)

Natürlich ist der Film nicht für alle geeignet. Nicht jeder mag Filme, in denen es um Gefühle im weitesten Sinn geht. Wer so was nicht mag, sollte natürlich nicht rein gehen. Ich würde mich dafür in jedem Krimi oder Action- oder Fantasyfilm völlig unwohl fühlen. Deshalb schaue ich mir so was nicht an. Allerdings rede ich dann auch nicht drüber. ;)
anne, mit verlaub, aber das sind jetzt alles nur ziemlich dümmliche unterstellungen. vor dir als "super-moderatorin" hatte ich eigentlich erwartet, es nicht gleich persönlich zu nehmen, wenn user hier einen film nicht mögen, der dir gefallen hat. du kannst doch nicht einfach behaupten, wir wären nur im falschen film gewesen. also echt, manchmal muss ich wirklich den kopf schütteln...

mir ging es übrigens in meinem posting über den film mitnichten nur um die sexszenen, sondern um den nicht erreichten anspruch, den solche filme für gewöhnlich haben - und ja, ich habe ihn auch gesehen. also denke ich, dass ich mich auch darüber äußern darf - auch wenn dir meine meinung nicht gefällt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

ich möchte euch auf das kleine Wörtchen "fast" aufmerksam machen, was offenbar zum Teil überlesen wurde.

wie toll ihr (fast) alle über einen Film reden könnt, den ihr selber nicht gesehen habt

Ich habe nicht unterstellt, dass niemand von euch den Film gesehen hatte. Aber die Annahme, dass nicht alle Schreiber hier den Film gesehen hatten, lag schon nahe.
 
die kann ich auch nicht leiden :D
ich hab der alchemist als hörspiel-cd, aber ich fürchte, ich werde das ende nie erfahren, weil ich immer dazwischen einpenne... :rolleyes:

mir sind solche filme auch zuwider, die so unbeholfen einen auf cool machen wollen. da schauderts mich, und von wahrer kunst sind diese filmemacher meilenweit entfernt.

Ja, genau. Kunst hat mittlerweile gar nichts mehr mit "können" am Hut.

Ah, und wenn du willst, kann ich dir das Ende des Buchest schildern.
 
Ich würde darum bitten, nun nach diesem Off-Topic-Abstecher zum generellen Anspruch an Bücher und Filme nun mal wieder zum Thema zurückzukommen, weil die Beiträge sonst verschoben oder gelöscht werden müssen. Ihr könnt zu eurem Thema aber gern einen neuen Thread aufmachen.

Das Thema hier ist aber:

"Liebe und Sexualität im Alter- Film "Wolke 9"


Vielen Dank für das Verständnis.
 
Ja, 'tschuldigung, ist halt genetisch bedingte Charakteristik der menschilchen Kommunikation abzuschweifen.

Also zurück zum Thema. Hat noch jemand den Film gesehen?
 
Ich habe den Film zwar nicht gesehen, aber eine Menge darüber gelesen.
Zuletzt in der ZEIT:

Sex im Alter Von Harald Martenstein

Ich dachte, ich könnte mal wieder was über Sex schreiben. Sex geht schließlich alle an. Mit einem verheirateten Freund unterhielt ich mich über den Film Wolke 9. Dieser Film schildert eine Liebesgeschichte unter Siebzig- bis Achtzigjährigen, mit recht freizügigen Sexszenen. Die alte Frau lernt einen Neuen kennen und verlässt ihren Mann.

Weiter geht es hier:
Martenstein: über Sex im Alter | Nachrichten auf ZEIT ONLINE

Viele Grüße, Horaz
 
Ich habe da 4 Reviews im Netz darüber gefunden... von 4 verschiedenen Frauen:

Quelle: Brigitte.de

Filmkritik einer 26-jährigen: "Ich kann mir vorstellen, später auch so zu leben"

"Ich habe mich vor dem Film gefragt, ob ich es wohl abstoßend finden würde, den alten Menschen beim Sex zuzusehen. Aber das war es dann ganz und gar nicht. Ich fand die Szenen natürlich, ästhetisch und sogar ansprechend. Jetzt kann ich mir vorstellen, später auch noch so zu leben. Man traut sich ja kaum, seine Verwandten darauf anzusprechen, wie der Sex im Alter ist. Den Film fand ich deswegen sehr ermunternd und ermutigend.
Meine Urgroßeltern sind mir allerdings auch ein Vorbild: Meine Urgroßmutter ist 97 geworden, ihr Mann 91. Beide waren bis zum Schluss verliebt ineinander und hatten - soweit ich weiß - ein glückliches Sexualleben.

Ich finde es jedenfalls gut, dass nun auch endlich mal ältere Menschen in diesem Zusammenhang auf die Leinwand finden. Meine Mutter arbeitet in einem Altenheim, ihr war gar nicht neu, was ich von dem Film erzählt habe. Sie erlebt regelmäßig, dass sich Menschen im Heim verlieben und dort auch Sex haben. Warum sollte die Lust im Alter auch verschwinden?"

Filmkritik einer 38-Jährigen: "Der Film übt Druck aus"

"Ich habe mich während des Films immer wieder geärgert. Die Hauptdarstellerin hat Sex mit ihrem Mann, Sex mit ihrem Geliebten und befriedigt sich auch noch selbst. Alles funktioniert perfekt, jeder hat immer einen Orgasmus. Da kann ich mit 38 ja kaum mithalten - wie soll es da älteren Frauen gehen, die den Film gucken?

Der Regisseur wollte ganz offensichtlich das wichtige Thema Sex im Alter enttabuisieren. Und hat genau das Gegenteil bewirkt. Dadurch, dass die Sexszenen so in den Vordergrund gedrängt werden, übt der Film Druck auf jeden aus, der im Alter kein reges Liebesleben hat. Ich war sehr froh, als der 76-Jährige endlich eine Erektionsstörung hatte, das ist die Realität. Andere Dinge fand ich dafür sehr gelungen: Der 76-jährige Lover war mit seinem Charme und seinem Humor ganz wunderbar. Und auch die Schilderung des Alltags bei diesem lange verheirateten Paar ist gelungen.

Es gibt eine interessante Studie, in der Paare befragt wurden, die vor dem ersten Kind gleichberechtigt zusammengelebt haben. Dabei wurde festgestellt, dass über 80 Prozent der einst modernen Paare nach der Geburt in die alte Rollenverteilung gefallen sind: Die Frauen kümmern sich um das Kind, kochen, stecken im Job zurück. Man muss sich also nicht wundern, wenn moderne Frauen daraus auch wieder ausbrechen - und sei es mit über 60.

Für mich war es nicht so entscheidend, dass die Hauptdarstellerin mit einem anderen Sex hat, sondern dass sie ihrer Sehnsucht eine Bedeutung gegeben hat und einiges aufgibt, um ihr nachzukommen. Ich habe großen Respekt davor, wenn jemand noch einmal den Schritt wagt, neu anzufangen. Meinen Eltern würde ich den Film auf jeden Fall empfehlen - auch wenn es hinterher konfliktreiche Auseinandersetzungen gäbe."

Filmkritik einer 58-Jährigen: "Wenn es bei mir knallen würde, dann richtig"

"Der Film macht Hoffnung. Ich bin schon lange Single und habe eine Sex-Pause von 17 Jahren hinter mir. Jetzt denke ich: Da kann also noch was kommen! Die Hauptdarstellerin verhält sich zwar manchmal wie ein pubertäres junges Mädchen, aber ich fühle mich schließlich ab und zu auch noch so.

Im Urlaub habe ich mich zum Beispiel mit über 50 in einen 25-jährigen Strandboy verguckt. Da ist nichts gelaufen, aber wir haben geflirtet. Ich hatte richtig Schmetterlinge im Bauch und bin immer mit rotem Kopf zum Strand gegangen. Diese Gefühle ändern sich auch im Alter nicht. Und das Schönste ist: Selbst wenn man denkt, alles sei tot und man hätte überhaupt keine Triebe mehr, kann das Verliebtsein von heute auf morgen alles wieder aufwecken.

Ich glaube aber auch, dass Frauen im Alter sehr genügsam werden, weil sie insgesamt zufriedener sind. Sie haben nicht mehr den Anspruch wie junge Frauen, den glamourösen Partner zu finden. Auch weil sie wissen, dass das unrealistisch ist. Ich kenne das Gefühl, von einem Mann zu wenig zurückzubekommen, sich wie ein Möbelstück zu fühlen und seelisch zu verhungern.

Unsere Ehe nahm ein ähnliches Ende wie bei dem Paar im Film: Ich bin gegangen, er war traurig und verletzt, konnte aber nicht sagen: 'Ich möchte, dass du bleibst.' Ich glaube, wenn es heute bei mir noch mal knallen würde, dann auch richtig. Von null auf hundert und am liebsten alles sofort. Ich habe das erste Mal 1968 geheiratet, das zweite Mal 1988. Eigentlich müsste ich jetzt, 20 Jahre später, wieder dran sein. Da muss ich mich allerdings langsam mal beeilen."

Filmkritik einer 82-Jährigen: "Verlieben ist ein wunderschönes Gefühl"

"Der Film ist wie das Leben: Die Sehnsucht hört im Alter nicht auf. Ich kenne das, ich wache sogar manchmal nachts auf, weil ich Gefühle habe. Ich glaube, dass ich auch heute noch einen Mann glücklich machen könnte.

Häufig werde ich noch angesprochen; sicher weil ich ausstrahle, dass ich auch allein mit mir glücklich bin. Ich könnte mir vorstellen, einen Freund zu haben, mit einem Mann zusammenwohnen möchte ich aber nicht mehr. Ich habe zwei Männer bis zum Tod gepflegt, das reicht. Meine Bequemlichkeit gebe ich nicht mehr auf. Wenn ein Mann aber so viel Charme hätte wie der 76-jährige Liebhaber in dem Film, könnte ich mir das schon vorstellen. Auch wenn ein Jüngerer appetitlicher anzusehen ist.

Ich wäre mit dem Sex nur nicht so schnell wie die Hauptdarstellerin. Im höheren Alter geht das wohl etwas langsamer. Aber so läuft das Leben: Man ist verheiratet, dann ebbt das Gefühl ab, eine neue Person tritt in dein Leben, man verliebt sich - und schon ist es passiert. Das zeigt der Film genau richtig. Verlieben ist ein wunderschönes Gefühl, auch in meinem Alter. Dagegen sollte man sich nicht wehren. Es ist richtig, dass die Frau im Film ihren öden Ehemann verlässt und dem folgt, mit dem sie laut lachen kann."
 
Hallo Sevta1,

vielen Dank für die gesammelten Meinungen zu dem Thema. Auch ich habe rund um den Film etliche Meinungsäußerungen zu dem Thema Sexualität im Alter gelesen.
Eine fand ich recht interessant, finde aber die Quelle nicht mehr, versuche es aber mal inhaltlich wiederzugeben: Oft entwickelt sich im Alter eine ganz andere Qualität der Sexualität. Sehr viel mehr werden verschiedene Facetten der Sexualität wieder neu entdeckt, da es sehr viel weniger zielorientiert ist (weniger banales rein-raus;) ). Es wird sehr genüsslich durchaus recht intensiv und lange geschwelgt und die körperliche Nähe sehr viel ganzheitlicher wahr genommen, als im früheren Alter, wo es oft eher um verschiedene Varianten von Stellungen gegangen sein könnte. Ohne Erfolgsdruck entwickelt sich extrem intensive Nähe und eine viel umfassendere Form von Genuss.

Dieser Aspekt kam im Film aber eigentlich kaum vor. Schade eigentlich. Natürlich ist es auch möglich, dass das bei älteren Menschen sehr individuell ist. Im Film wirkte es genauso glaubwürdig, dass sich kaum was ändert, wie mir die Erklärung glaubwürdig erscheint, die ich gerade schrieb.
Aber er brachte sehr gut rüber, dass es eigentlich überhaupt keine Unterschiede in der Gefühlslage bringt, ob sich junge Menschen verlieben oder ältere. Und dass die (auch) körperliche Freude aneinander nicht weniger wird. Das ansteckende Kichern der Beiden ist mindestens ebenso schön, wie das bei frischverliebten 17 jährigen.
 
Oben