Psychopharmaka - Segen oder Fluch?

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20.05.08
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Hallo an alle Psychiatrieerfahrenen!

Was habt Ihr für Erfahrungen gemacht mit welchen Medikamenten?

Meine Diagnose ist schizoaffektive Psychose, manisch-depressiv oder bipolar.
Als Prophlaxe habe ich über Jahre den Wirkstoff Carapamezepin (Tegretal/Timonil) genommen, der wird ursprünglich gegen Epilepsie eingesetzt, aber irgendjemand hat entdeckt, dass er auch zur Vorsorge gegen Psychosen hilft. Habe ich recht gut vertragen, nicht zugenommen davon und auch sonst keine Nebenwirkungen gehabt wie z. B. schlechte Leberwerte.

Bei meinen Depressionen hat mir allerdings nix geholfen obwohl ich gezwungen war alle möglichen Pillen auszuprobieren. Da war meine Erfahrungen, dass es mind. 1 Jahr, max. 2 Jahre gedauert hat und dann war die Depression weg.

Ich glaube fast, die Seele hat die Zeit einfach gebraucht zum Sammeln, Verarbeiten - zumal die Depression immer nach einer Manie oder psychose bei mir aufgetreten ist - und ließ sich nicht durch Pharmazie schneller beenden.

Natürlich in einer akut hoch psychotischen Phase haben auch die diversen Neuroleptika geholfen mich runterzuholen, aber einmal wäre es fast mein Todesurteil gewesen - und zwar bekam ich in einem Akutzustand Haldol intravenös gespritzt, mein Körper reagierte allergisch, ich bekam hohes Fieber und dann mussten alle Medikamente abgesetzt werden.

Als Folge verfiel ich in eine Katatonie oder auch Stupor genannt, ein Höllenzustand, der Körper ist unter permantenter krampfhafter Anspannung, ich konnte weder reden noch Nahrung zu mich nehmen, noch laufen... war aber bei vollem Bewußtsein. Hätten die Ärzte nicht geschafft mich aus dem Zustand herauszuholen, wäre ich an der "Überspannung" gestorben.
Jedenfalls nach ca. 5 Behandlungen Elektrokonvulsionstherapie (E-Schocks) war ich wieder "normal".

Man weiß halt im Vorhinein nicht wie der jeweilige Körper auf welches Medikament reagiert - genauso wie bei den alternativen Heilmethoden, das eine hilft dem einen, beim anderen hat es gar keine Wirkung....

Mittlerweile bin ich ganz Pillen-frei - Gott sei dank, möchte dennoch nicht grundsätzlich Psychopharmaka verteufeln, obwohl ich fest davon überzeugt bin, dass es immer Alternativen gibt, die meist nur leider nicht anerkannt sind und selbst bezahlt werden müssen.

Es wäre doch sehr zu wünschen, dass sich da im Gesundheitssystem einiges ändert, wovon ich allerdings nicht glaube, das es passiert - leider :mad:

Bin gespannt was ihr zu berichten habt!

Herzliche Grüße
Kankina
 
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Hallo zusammen.

Kankina dich wollte ich schon anschreiben nur fehlt mir im Moment echt die Zeit hier im Forum richtig aktiv zu sein.Ich genieße zur Zeit die tolle Jahreszeit und meinen deutlich besseren Gesundheitsstand.

Meine Diagnose ist nicht so ganz eindeutig aber deutet stark auf Zwangsneurose hin.Anfangs wurde ich als Schizophren diagnostiziert und mit Neuroleptikan vollgepumpt.Meine Symptome waren aber Ängste und starke Zwangsgedanken/vorstellungen in allen Formen und Farben;)

Meine Symptome wurden mit der Zeit immer schlimmer und ich bekam immer höhere Dosen und neue Neuroleptika Kombinationen.Ich war ruhig, immer müde,ständig hungrig und nahm 17 Kilo zu!Auch wurden meine Symptome weiterhin schlimmer so das ich alle 2-3 Tage Abends richtige Anfälle von Zwangsgedanken und Paranoian bekam.
Erst als ich auf eigene Faust began die Medikamente zu senken besserte sich langsam mein Zustand.Nahm ich wieder mehr kamen die Symptome zurück!
In meinem Fall kann man definitiv von paradoxen Reaktionen sprechen.Ich wusste immer "man so krank kannst du doch gar nicht sein das du solch heftige Symptome hast" aber es dem Medikament anzukreiden fällt einem ja nicht ein.

Ich finde man sollte es mit den Psychopharmakan so handhaben wie es z.B. der Orthomolekularmediziner Abram Hoffer immer wieder sagt.So wenig wie möglich und nur so lange wie notwendig bis die orthomolekulare Behandlung Erfolge zeigt!

Mit den Behandlungsmethoden von Abram Hoffer und Carl Pfeiffer habe ich mich in INTENSIVER Recherche im Internet und einem halben Dutzend Büchern genauesten Vertraut gemacht.Ich behandle mich jetzt danach(auch unter ärztlicher Aufsicht).

Psychopharmaka werden VIEL zu schnell und meist in VIEL zu hoher Dosierung gegeben!Die Pharmaindustrie hat Ihren Absatzmarkt schon längst auf die Kinder und Jugendlichen ausgeweitet und pumpt diese damit schon voll.
95% aller Neurologen suchen NIE nach den Ursachen für psychische Erkrankungen sondern geben schnell starke Medikamente und sagen dann immer:"Die nehmen sie jetzt erstmal ein Jahr und dann werden wir einen Absetzversuch starten wenn es Ihnen besser geht"
Pustekuchen!Wie soll es einem besser gehen wenn die Ursachen der Funktionsstörung im Gehirn nicht gesucht und behoben wird!?!
Wenn es nach einem Jahr nicht besser geht kommt der Satz:"Ja diese Medikamente müssen sie bis zum Ende Ihres Lebens nehmen!"
Es gibt eine gute Redensart die Verfahrensweise der meisten Neurologen beschreibt:"Wenn alles was du hast ein Hammer ist, dann fängt alles an wie ein Nagel auszusehen!"

Die FDA(Food and Drug Administration) entscheidet welche medizischen Präparate auf dem Markt sein dürfen.Die neusten Psychopharmaka die viel Geld einbringen werden nach kurzer Testphase auf den Markt gebracht ohne überhaupt zu wissen welche Langzeitfolgen die auf das Gehirn haben.Geschweige denn gibt es so gut wie keine Studien über mögliche Risiken
bei der Kombination von gewissen Präparaten.Und Neurologen kombinieren ja sehr gerne.
Auch werden schnell hilfreiche Naturprodukte vom Markt genommen wenn sie den Umsatz gewinnbringender Chemischer Medikamente gefährden!Nicht selten mit verzerrten "Studien"(Bestes Beispiel: Kava Kava).

Ich finde Psychopharmaka als wirksam aber sehr gefährlich und nebenwirkungsreich!Sie sollten nur eingesetzt werden in Akutfällen bis Behandlungsmethoden welche die Ursache beheben einen Einsatz von diesen Medikamenten unnötig macht oder auf ein Minimum beschränkt!

Ich selber nehme noch 0,5-1mg Risperdal am Tag(Früher 12mg!).Manchmal lasse ich sie auch einige Tage komplett weg.Mein Ziel auf Dauer ist auf jeden Fall eine vollständige Absetzung.Mit meinen Behandlungsmethoden bin ich bis jetzt auf einem guten Weg.Genaueres steht in meinem Profil.

@Kankinka:Wie lange hast du Neuroleptika genommen?Es besteht immer die Gefahr(10%) eine Übersensibilität der Dopaminrezeptoren zu bekommen.Hast du sowas in der Richtung gemerkt?

LG

Euer Asi;)
 
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Hallo! Und danke für eure Beiträge!

Erst als ich auf eigene Faust began die Medikamente zu senken besserte sich langsam mein Zustand.Nahm ich wieder mehr kamen die Symptome zurück!
In meinem Fall kann man definitiv von paradoxen Reaktionen sprechen.Ich wusste immer "man so krank kannst du doch gar nicht sein das du solch heftige Symptome hast" aber es dem Medikament anzukreiden fällt einem ja nicht ein.


Mensch, das ist ja echt krass, da bekommst du Pillen aufgedrückt - und wirst noch kränker wie vorher!

Mit den Behandlungsmethoden von Abram Hoffer und Carl Pfeiffer habe ich mich in INTENSIVER Recherche im Internet und einem halben Dutzend Büchern genauesten Vertraut gemacht.Ich behandle mich jetzt danach(auch unter ärztlicher Aufsicht).

Das klingt ja interessant, da werde ich mich auch mal mit auseinander setzten.

....sagen dann immer:"Die nehmen sie jetzt erstmal ein Jahr und dann werden wir einen Absetzversuch starten wenn es Ihnen besser geht"
Pustekuchen!Wie soll es einem besser gehen wenn die Ursachen der Funktionsstörung im Gehirn nicht gesucht und behoben wird!?!
Wenn es nach einem Jahr nicht besser geht kommt der Satz:"Ja diese Medikamente müssen sie bis zum Ende Ihres Lebens nehmen!"


Wie recht du hast! Ich sollte ja auch den Rest meines Lebens Psychopharmaka nehmen, wenn es nach den Ärzten gehen würde!
Und auch wie du schreibst, dass nie nach den wirklichen Ursachen gesucht wird! Das kotzt mich auch TOTAL :mad: an!!

Ich finde sowieso, das ganze Theoriegebilde, dass die Psychiatrie bisher als Erklärungsmodell liefert ist ein Witz! Bei mir wurde es so erklärt ich hätte eine Stoffwechselstörung und das solle ich sehen, wie bei einem Zuckerkranken, der halt sein Insulin braucht, um gesund zu sein.

Also erstens, wenn es wirklich eine Stoffwechselerkrankung ist, dann warum nicht die Ursachen finden, anstatt nur Symptome zu beseitigen....da find ich die Orthomolekularmedizin immer interessanter (bin vielleicht erst vor 2 Jahren darauf aufmerksam geworden)....aber ist ja bei der klassischen Medizin nicht sehr beliebt!

Bevor ich davor erfuhr, hab ich das immer so gesehen: wenn ich wütend bin, kann man bei mir erhöhtes Adrenalin feststellen. Man würde aber nie sagen, dass das Adrenalin dafür verantwortlich ist, dass ich wütend bin, sondern die seelische Reaktion zeigt sich auf körperlicher Ebene mit vermehrtem Adrenalin.
Es ist also eher eine Analogie als ein Ursache-Wirkung-Prinzip.

Bei der Theorie der Psychiatrie, ist es aber so, dass wegen dem vermehrten Dopamin bin ich manisch oder psychotisch und wegen dem verminderten Dopamin bin ich depressiv - es wird also eine Ursache-Wirkung-Verbindung hergestellt, die es gar nicht gibt und total hirnrissig ist!!!

Und wenn man in so Fachbüchern liest, geben die sogar indirekt zu, dass sie in Wirklichkeit gar nicht wissen, was der Grund ist der Erkrankung, da stehen dann so Formulierungen wie " es wird davon ausgegangen" oder so ähnlich.

Meine Eltern nehmen das ja alles für bare Münze und sind voll von der ganzen Theorie überzeugt - klar ist ja auch einfacher und man kann aufatmen, Gott sei dank, hat nix mit uns zu tun....

Aber warum heißt es dann überhaupt PSYCHISCHE (seelische) Krankheit, wenn der Auslöser NICHT die Seele ist!??

Wobei ich mir nach jetztigem Wissensstand nicht mehr sicher bin, denn da ich ja selbst durch Nahrungsergänzung endlich Ruhe habe damit, scheint es ja imgrunde doch körperlich zu sein, wobei ich denke, dass dennoch seelisch was nicht gestimmt hat, sonst hätte ich vielleicht eher ein anderes Symtom von HPU bekommen....

Ich will auch nicht behaupten, dass nur die Nahrungsergänzung allein meine Heilung war, immerhin habe ich 20 Jahre damit rum gemacht und noch viel länger mit mit sowas auseinander setzen müssen (meine Mutter ist neurotisch). Ich denke, warum es mir heute so gut geht ist auch entscheidend beeinflusst, dass ich selbst viel geforscht habe, reflektiert, Therapien gemacht habe etc.....

@Asiate: mensch, das mit den Zwängen ist echt schlimm, ich habe einen guten Freund, der leidet auch sehr darunter, und nix hilft ihm, er hat jetzt schon wieder monatelang das Haus nicht verlassen können. Seine Hoffnung ist ein Gehirnschrittmacher - aber ich weiß nicht, was ich davon halten soll...
Mich wundert es, dass sie dich überhaupt so mit Neuroleptika vollgepumpt haben, weil wie soll denn das bei Zwängen überhaupt helfen????
Zu deiner Frage: nachdem ich ja so allergisch auf Haldol (hochpotentes Neuroleptika) reagiert habe, und das war ziemlich am Anfang meiner Psychiatrie-Karriere, waren die Ärzte immer sehr vorsichtig was Neuroleptika anging....einmal haben sie mir in einer Manie, dann ein niedrigpotentes Neuroleptika kombiniert mit einem hochdosierten Schlafmittel!!! gegeben...als ich nach der Klinikentlassung mir mein Rezept in der Apotheke geholt habe, ist die Verkäuferin fast aufn Arsch gefallen! Weiß aber leider nicht mehr wie die hießen....was ich auch mal ne Zeit bekommen habe, so ca. 1 Jahr lang war Cyprexa, das hab ich recht gut vertragen.

So jetzt habe ich aber erstmal genung geschrieben!
Schönes WE!
Alles Liebe, Kankina
 
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Hi!

Also da ich anscheinend durch meine HIT einen chronischen Serotoninmangel habe nehme ich brav mein Antidepressiva und werde es wohl nie wieder loswerden. Allerdings komme ich mit einer ganz kleinen Dosis (25 mg Fluvoxamin) gut zurecht um meinen Serotoninhaushalt in "Schwung" zu halten.

Bevor ich von meiner Histaminintoleranz wusste habe ich so einige Versuche unternommen das AD ganz abzusetzen, jedoch ohne Erfolg, da nach einigen Tagen oder manchmal Wochen meine schlechte, unruhige Stimmung zurückkehrte und ich dann wieder einige Zeit brauchte um alles wieder im Griff zu haben.

Jetzt, da ich weiß, dass eine HIT den Neurotransmitterhaushalt ganz schön durcheinander bringen kann und ich meine kleine Dosis akzeptiere geht es mir eigentlich dauerhaft gut. Von kleinen Ausnahmen abgesehen.

Wenn jemand sogenannte psychische Probleme hat, ich meine damit ob es nun wirklich welche sind oder eben nicht, kann ich aus meiner Perspektive durchaus empfehlen Medis einzunehmen um den Körper zur Ruhe zu bringen.
Wenn man dann wieder einigermaßen fit ist rate ich nach der eigentlichen Ursache zu forschen. Für mich selbst hat die Diagnose Histaminintoleranz ganz, ganz, ganz viele Fragen beantwortet.


LG

Heather
 
Der Thread ist nicht gerade neu angelegt, aber ich fand einen interessanten Artikel, der genau hierhin passt:

https://www.mut-zum-anderssein.de/PDF/PsychopharmakaWhitaker.pdf

Psychopharmaka – ein Angriff auf die Menschenwürde
Interview mit Robert Whitaker aus der amerikanischen Zeitschrift Street Spirit
Interviewer: Terry Messman
übersetzt von Thomas Gotterbarm / Kalle Pehe
Originalartikel unter:
https://akmhcweb.org/articles/BayAreaStreetSpiritWhitaker.htm
Robert Whitaker
... ist der Autor von Mad In America: Bad Science, Bad Medicine, and the Enduring Mistreatment of the Mentally Ill (“Verrückt in America –
untaugliche Wissenschaften, untaugliche Arzneimittel und die fortdauernde Misshandlung der psychisch Kranken”)

Teil 1: Antidepressiva
Der „Enthüllungsjournalist“ Robert Whitaker, Autor des bahnbrechenden Buchs Mad In America (‚Verrückt in Amerika’), betreibt mittlerweile faszinierende Studien darüber, wie Pharmakonzerne die amerikanische Bevölkerung gefährden, indem sie vertuschen, wie ihre in gigantischer Zahl verordneten Psychopharmaka (Antidepressiva und Neuroleptika) Leid, Qualen und Krankheiten in unermesslichem Ausmaß verursacht haben. Die gewaltigen Lügen und Vertuschungen, die das Arzneimittelzulassungsverfahren der FDA (der amerikanischen Arzneimittelbehörde, Anm. d. Übs.) korrumpiert haben, deckt Whitaker ebenso auf wie die zurechtfrisierten Forschungsergebnisse von Medikamentenstudien und das Verschweigen der gefährlichen und manchmal sogar tödlichen Nebenwirkungen von Arzneien wie Prozac (in Deutschland Fluctin, Anm. d. Übs.), Zoloft, Paxil (in Deutschland Seroxat, Anm. d. Übs.) und Zyprexa. Die Geschichte wird noch beängstigender, wenn man erfährt, mit welch aggressiven...
 
Hi Nobix,

erstaunlich. Genau diesen Link habe ich auch vor ein paar Wochen an anderer Stelle im Netz aauch ngeboten bekommen. Komisch, wie klein die Welt doch ist ( die Bilder von einem angeblichen Riesenplaneten, die "sie" angeblich aus dem All machen, sind sicher nur eine Fälschung :D ).

Der Artikel ist superinteressant finde ich, wenngleich ich schon davor ein absoluter Gegner dieser Drogen äh Medikamente war.

Grüßle

Eric
 
https://www.mut-zum-anderssein.de/PDF/PsychopharmakaWhitaker.pdf schrieb:
Schließlich zieht Whitaker die beängstigende Schlussfolgerung, dass diese neuen Psychopharmaka direkt für eine besorgniserregende neue Epidemie arzneimittelinduzierter psychischer Erkrankungen verantwortlich sind

Auch die grafische Darstellung der Daten macht sehr nachdenklich, wenn man die Geschichte der Psychopharmaka über ein Jahrhundert verfolgt.

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Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Hallo nobix, Hallo Eric,
vor einigen Jahren haben sie Infos an alle Hausärzte verschickt, in denen explizit darauf aufmerksam gemacht wurde, dass mehr auf Depressionen zu achten und Psychopharmaka zu verschreiben wären.
Heute braucht man manchen Ärzten nur zu sagen, man wäre nicht besonder gut drauf und schon bekommt man eins der härteren AD verschrieben. Voll pervers.

Besonders zum Kotzen ist aber, dass sie es schon bei Kindern machen.
1999 setzte die Pharmaindustrie in Deutschland sechsmal so viel Ritalin (8,4 Millionen Tagesdosen) ab wie 1995 und steigerte den Ritalin-Umsatz damit von 1,2 auf 12,8 Millionen Euro. Die Kinderpille liegt damit auf Platz sechs der Liste meistverkaufter Psychopharmaka (Der Spiegel 11/2002).
Doch das Ende der Profitmaximierung für die Hersteller von Ritalin ist noch lange nicht errecht.
Die Zahl der Ritalin-Verordnungen in Deutschland hat sich laut Deutschem Ärzteblatt (Heft 9/2001) von 300.000 Tagesdosen im Jahr 1990 auf 8,4 Millionen im Jahr 1999 nahezu verdreißigfacht.
2002 dann gab es eine Aufforderung des Bundestags an die Regierung aufgrund der schwindelerregend hohen Zunahme des Einsatzes von Drogen bei Kindern für mehr Infos bei Eltern zu sorgen und endlich auf wssenschaftliche Ergebnisse zu dringen https://dip.bundestag.de/btd/14/089/1408912.pdf

2004 kam es in Deutschland zur Verordnung von über 25 Millionen definierten Tagesdosen (30 mg) von Methylphenidat, 95% davon entfielen auf Kinder und Jugendliche. Registrierte die Bundesopiumstelle 1993 noch die Nutzung von 34 Kilogramm reinem Methylphenidat, wurden in 2005 schon 1.200 Kilogramm von deutschen Apotheken ausgegeben.

2006 hat dann der Heise-Verlag einen Artikel dazu geschrieben und die weitere Verordnung graphisch dokumentiert.
23762_1.jpg

Die Epidemie der Rastlosigkeit und die Karriere des Koks für Kinder | Telepolis

Für 2007 hat das Ärzteblatt geschrieben
Aus den Pro-Kopf-Angaben ist ersichtlich, dass zwar schon zu Beginn der 1990er-Jahre deutliche Steigerungsraten zu verzeichnen waren – allerdings ausgehend von einem insgesamt geringen Verordnungsvolumen. Dieses hat sich jedoch seit 1997 fast verzehnfacht und lag im Jahr 2007 bei 45,7 Millionen Tagesdosen Methylphenidat (1).

Die Zusammenschau von Behandlungsprävalenz mit Methylphenidat und durchschnittlicher Zahl an verordneten Tagesdosen für die Gruppe der 6- bis 18-Jährigen zeigt, dass im Beobachtungszeitraum 2000 bis 2007 die Zahl der verordneten Tagesdosen um 252 % angestiegen ist (Tabelle 3 gif ppt). Aus der Darstellung ist erkennbar, dass dies nicht nur auf eine größere Zahl an Empfängern zurückzuführen ist (+93 %), sondern dass im Laufe der Jahre auch die durchschnittliche Anzahl an Tagesdosen je Empfänger deutlich anstieg. Sie lag im Jahr 2000 bei 114 durchschnittlichen Tagesdosen (DDD), im Jahr 2007 bei 208 DDD (+82 %). Ein Anstieg war in allen Altersgruppen zu beobachten.
https://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/artikel.asp?id=78171

Das ging so weiter bis 2009.
Zulassungsänderung: Methylphenidat-haltige Arzneimittel
Ein Beitrag zum Abbau von Über- und Fehlversorgung mit Methylphenidat?

Schwere unerwünschte Wirkungen von Methylphenidat (erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse,
Schlaganfälle) führten zu einem europäischen Risikobewertungsverfahren. Als nationale Zulassungsbehörde
setzt nun das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) die Entscheidung der
Europäischen Kommission vom 27. Mai 2009 um und ordnet zum 1. September 2009 eine Änderung der
Fach- und Gebrauchsinformationen Methylphenidat-haltiger Arzneimittel an.

Spätestens ab dem 1. September 2009 sind bei der Verordnung Methylphenidat-haltiger Arzneimittel
folgende Voraussetzungen zu beachten:
• Die Diagnosestellung der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) soll anhand der
DSM-IV-Kriterien oder der ICD-10-Leitlinien erfolgen und auf einer vollständigen Anamnese und
Untersuchung des Patienten basieren. Das heißt die Diagnose darf sich nicht allein am Vorhandensein
eines oder mehrerer Symptome orientieren und setzt eine entsprechende Schwere und Dauer der
Erkrankung voraus.
• Erst nachdem sich andere therapeutische Maßnahmen (zum Beispiel Psychotherapie) allein als
unzureichend zeigten, ist Methylphenidat im Rahmen einer therapeutischen multimodalen
Gesamtstrategie (in der Regel sowohl psychologische, pädagogische, soziale und pharmakologische
Maßnahmen) indiziert.
• Die Entscheidung für eine Methylphenidat-Therapie muss auf einer sehr sorgfältigen Einschätzung der
Schwere und Dauer der Symptome des Kindes beruhen.
• Die Behandlung ist unter Aufsicht eines Spezialisten für Verhaltensstörungen bei Kindern
durchzuführen.
• Regelmäßige Prüfung des langfristigen Arzneimittelnutzens für den einzelnen Patienten, indem das
Arzneimittel mindestens einmal pro Jahr abgesetzt wird.
• Patienten unter Langzeitbehandlung sind hinsichtlich Herz-Kreislauf-Status, Wachstum, Appetit und
anderer psychischer Erkrankungen zu überwachen.

Zur Vermeidung von (statistisch unabhängigen Einzelfall-) Prüfanträgen der Krankenkassen empfehlen wir
dringend, den betroffenen Kindern und Jugendlichen leitliniengerecht die evidenzbasierten
nicht-medikamentösen Behandlungsverfahren auch tatsächlich als Therapiemethoden der ersten Wahl
anzubieten. www.kv-rlp.de/thema/news-aktuelles/news-aktuelles-details/article/zulassungsaenderung-methylphenidat-haltige-arzneimittel/pdf.html

Das Ganze nahm anscheinend dennoch weiter überhand, so dass es seit Ende letztem Jahres eine erneute Einschränkung der Verschreibungen gibt.
Zum Schutz von Kindern und Jugendlichen – Verordnung von Stimulantien nur in bestimmten Ausnahmefällen

Berlin, 16. September 2010 - Die Verordnungsfähigkeit bestimmter Stimulantien wird aufgrund des Risikos, das vor allem für Kinder und Jugendliche mit der Einnahme dieser Medikamente verbunden ist, künftig noch weiter eingeschränkt, als das bisher der Fall ist. Eine entsprechende Entscheidung hat der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) am Donnerstag in Berlin getroffen. Der G-BA setzte damit Änderungen der Fach- und Gebrauchsinformationen von Methylphenidat-haltigen Arzneimitteln als Ergebnis eines europäischen Risikobewertungsverfahrens in der Arzneimittel-Richtlinie um. Zum Schutz von Kindern und Jugendlichen

Ich selbst verstehe ja nichtmal, wie man seine Kinder unter Drogen setzen kann, wo schon die ganze über von um die 95% überflüssigen Verschreibungen die Rede ist. Da gibt es zudem andere Wege.
Hatte dazu auch schon was geschrieben. https://www.symptome.ch/threads/die...hiedene-aspekte-was-ist-methylphenidat.62411/

Das ist doch echt nicht mehr normal.
 
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