MRSA schrieb:
Deine Erfahrung haut mich vom Hocker. Bei jeder unklaren Infektion macht der Arzt einen Abstrich, den ein Labor untersucht.

Vielleicht ist das ein Problem. Ich habe keine Infektion. Ich will es nur wissen.

Gruß
dshudshu
 
Hallo dshushu,
Über Krankenkasse kann man dann das zwar nicht abrechnen, aber die Kosten für das Labor liegen hier zwischen 3,50 (im eigenen Labor einer Klinik) und 15,-€ bei Abholung aus einer Praxis. Was der Arzt für die 10 Sekunden nimmt, weiß ich leider nicht.
Mit besten Grüßen,
MRSA
 
dshudshu schrieb:
Vielleicht ist das ein Problem. Ich habe keine Infektion. Ich will es nur wissen.

Das ist ein Problem. Der Arzt bekommt von der Krankenkasse nur einen Obolus, wenn er eine Krankheit vermelden kann. Oder für eine „Vorsorgeuntersuchung“. MRSA als Vorsorgeuntersuchung kann ich mir gut vorstellen. Da würde ich sogar hingehen.

Viele Grüsse
Wero
 
Hallo,
jeder Arzt hat doch auch Privatpatienten und ich kann doch die paar Kröten für einen Abstrich bezahlen. Natürlich kann der nicht einfach die Laborrechnung an die gesetzliche Kasse weiter reichen, wenn er ehrlich abrechnet (manche machen das trotzdem). Privatpatienten zahlen immer beim Arzt alles erst selbst und reichen dann die Rechnung bei der privaten Versicherung ein ( Anmerkung:dauert manchmal lange, bis man dann die Kohle wieder sieht ). Man braucht auch gar nichts von MRSA sagen, das Labor züchtet im Brutschrank an und wertet aus, es unterscheidet sich nicht technisch um welchen Staphylococcus es sich eventuell handelt. MRSA ist doch "nur" eine Mutation. Das merken die erst, wenn die AB´s getestet werden (etwa 20 ist Standard) und keine (wäre blöd!) reagieren.
Viele Grüße,
MRSA
 
Sich als Privatpatient anmelden und die Penunzen auf die Theke legen geht natürlich immer, MRSA. Ich würde allerdings klar und unmissverständlich den Auftrag als „MRSA-Prüfung“ benennen.

Das mit dem Labor ist interessant. Die stellen zuerst „Staphylococcus“ fest und erst durch die Behandlung mit zwanzig Antibiotika merken sie, dass es sich um einen resistenten Bruder handelt? Wie sieht denn das „Ergebnis“ des Labors aus? Steht da „MRSA“?

Viele Grüsse
Wero
 
Labor

Hallo,
damit es ganz klar wird:
Ein Arzt drückt dem Labor (findet man auch unter Praxis für med. Mikrobiologie oder Laboratoriumdsiagnostik usw.) mit folgender Info in die Hand
Entnahmedatum: Entnahmestelle: und bittet um Untersuchung auf Erreger und Resistenz. Das war's! Nix mit MRSA!

Zurück kommt vom Labor der Mikrobiologische Befund mit
Aerobe Kultur: hier steht (hoffentlich nicht!) reichlich (wenig) MRSA-Stamm x
Anaerobe Kultur: reichlich oder eben wenig zB: Streptococcus pyogenes

Dann kommt das Antibiogramm. Da werden alle Prüf-AB's (20-35) in Tabellenform mit Wirkstoff (meist auch noch mit Handelsnamen) aufgeführt.
Zu jedem AB ist die Reaktion der Aeroben und Anaeroben Kultur in 3 Stufen sichtbar. Es wird unterschieden in empfindlich (Kürzel S), intermidär ( Kürzel M) und resistent (Kürzel R). Wenn Keime empfindlich sind, wirkt das jeweilige AB gut, R wäre = Upppps , alle R wäre katastrophal

Das Ergebnis liegt in etwa 24 Stunden vor

Selbst der Arzt gibt also nicht an, was er vermutet. Das ist die Aufgabe des Labors. Der Test ist immer der gleiche, egal was es ist. Bei Pilzverdacht steht dann eben noch "mykologisch" auf dem Zettel.

Es gibt in der Tat einen Schnelltest direkt auf MRSA. Da wird nicht der Erreger selbst, sondern Merkmale ermittelt, die nur MRSA hat. Gedacht ist der für Notfallpatienten, damit man weiß, daß der OP geschlossen und alles (auch der Krankenwagen!) desinfiziert wird. Der Patient wird dann in Quarantäne genommen. Passieren wird das aber leider nur in wenigen deutschen Kliniken...
Alles klaro?
Wenn nicht, bitte melden!
Euer MRSA
 
Zuletzt bearbeitet:
Interessant, MRSA-Man. Man erkennt also die Wirkung der AB auf die gesamte Besiedlung. Hundert Arten? Zweihundert? Staphylococcus aureus ist nur ein Teil davon? Gibt es nichts genaueres (speziell in Richtung MRSA)? Was ist mit dem Schnelltest? ("Merkmale, die nur MRSA hat")

Viele Grüsse
Wero
 
Wero und weitere resistente Keime

Hallo Wero,
wie viel es gibt, weiß ich nicht und manche wird man noch gar nicht entdeckt haben. Das Problem dabei ist, dass eben immer mehr Bakterienstämme gegen die gebräuchlichen AB resistent werden und dann noch weiter mutieren. MRSA selbst hat schon wieder so viele regionale Mutationen, dass mir da schon der Überblick fehlt. Es ist also nur die Spitze des Eisberges. Ich hänge unten mal eine Pressemeldung an. Man kann kaum glauben, wie verrückt die Verhältnisse bei uns inzwischen sind – ich bekomme da Magendrücken und die Politik schweigt.

Zum Schnelltest: Der basiert auf einer molukular biologischen Untersuchung der Probe nach dem Multiplex-PCR-Verfahren. Im Prinzip werden Gen-Sequenzen angezeigt, die eben nur bei MRSA in dieser Form angeordnet sind. Da man mit winzigen Mengen auskommt, fällt die Wartezeit, die bei einer Anzüchtung nötig ist, weg.
Ich hoffe, dass Du damit weiter kommst- tiefer bin ich auch nicht mehr eingestiegen.
Viele Grüße vom MRSA-Man

Pressemeldung:
WIESBADEN (ner). Ein dramatisches Bild zur Resistenzentwicklung gegen Antibiotika in Deutschland hat der Pneumologe Professor Tobias Welte aus Hannover gezeichnet. Dies betreffe vor allem die wichtigsten Erreger pulmonaler Infektionen, und zwar nicht nur in Krankenhäusern, sondern auch im ambulanten Bereich.
Die Prävalenz von Methicillin-resistenten Staphylokokken (MRSA) betrage in deutschen Krankenhäusern inzwischen 25 Prozent, sagte Welte beim Internisten-Kongress in Wiesbaden. Eine besondere Variante, die CA (community acquired - ambulant erworbene)-MRSA breite sich rasch aus und zeichne sich durch noch stärkere Pathogenität aus mit schweren Haut- und Weichteilinfektionen sowie nekrotischen Pneumonien. Im Raum Freiburg habe es bereits einen Ausbruch mit Todesfällen gegeben, sagte Welte bei
einem von dem Unternehmen Janssen-Cilag unterstützten Symposium in Wiesbaden. Besonders gefährdet seien Beschäftigte in der Tiermedizin, höchstwahrscheinlich wegen des unkritischen Umgangs mit Antibiotika.
Bei den Enterobacteriacae wie E. coli und Klebsiella pneumoniae finden sich immer häufiger Stämme, die Breitsprektrum-Betalaktamasen (ESBL - extended spectrum betalactamases) bilden und deshalb gegen Penicilline und Cephalosporine resistent sind. Diese Patienten mit Urogenital-Infektionen, jetzt aber auch gehäuft mit Lungen-Infektionen, können nur noch mit Carbapenemen behandelt werden.
Jedoch sind bereits ESBL-E.coli aufgetreten, die Carbapenemasen bilden können und auch diese Antibiotika unwirksam machen - ein Umstand, der selbst Experten erschrocken hat, wie Welte sagte. So gab es im Jahre 2006 einen Ausbruch dieser Keime an acht New Yorker Krankenhäusern. Nur drei Wochen später war derselbe Stamm in Paris aufgetaucht, elf französische Krankenhäuser waren von dem Ausbruch betroffen. In solchen Situationen bleibe nur noch die Therapie mit Fluorchinolonen. Aber auch mit diesen Substanzen gebe es bereits Probleme, betonte Welte. In Deutschland ist ein Anstieg der Fluorchinolon-Resistenz bei Enterobacteriacae auf etwa 30 Prozent zu verzeichnen, ein Plateau für diesen Resistenzanstieg ist offenbar noch nicht erreicht.
Allerdings gibt es auch gute Nachrichten. So werden in nächster Zeit eine ganze Reihe neuer Antibiotika-Zulassungen erwartet. Im Zulassungsverfahren befindet sich beispielsweise Ceftobiprol, ein Cephalosporin mit sehr breitem Wirkspektrum von den klassischen gramnegativen Keimen einschließlich Pseudomonas bis hin zu MRSA. Das Präparat ist nach Weltes Angaben mindestens so effektiv wie Vancomycin. In Kürze werden Ergebnisse einer Studie in der Hauptindikation Pneumonie erwartet.
Doripenem ist ein neues Carbapenem und vom Wirkspektrum und von der Pharmakodynamik her mit Meropenem vergleichbar, aber deutlich stärker gegen Pseudomonas aeruginosa wirksam. Indikationsgebiete werden vor allem komplizierte Urogenital-Infektionen und intraabdominelle Infektionen sein sowie nosokomiale und beatmungsassoziierte Pneumonien.

Welte forderte eine verstärktes Problembewusstsein für den Umgang mit Antibiotika. Deren Bedeutung werde nach wie vor im Studium wie in der klinischen Ausbildung zu wenig berücksichtigt. An der Medizinischen Hochschule Hannover wird nach seinen Angaben derzeit ein Antibiotika- Führerschein eingeführt, wofür jeder Assistenzarzt in regelmäßigen Abständen eine Fortbildung besuchen muss. Ziel sei es, gezielter mit den Substanzen umzugehen.

Quelle/Link: aerztezeitung.de vom 02.04.2008
 
Die Lage scheint unübersichtlich, ja bedrohlich. Unsere Verteidigungsstrategie heißt nach wie vor „Antibiotika“, eine Strategie, die soeben zusammenbricht. Die Kinder gehören zu einer besonders gefährdeten Gruppe. Will man wissen, ob man „Träger“ ist, stochert man im Nebel. Maßnahmen zu Sanierung oder Vorbeugung sind wenig bekannt.

Vorschlag: Wir versuchen schrittweise, praktikable Hinweise aufzubauen, beginnend mit der MRSA-Prüfung. Ideal wäre es zum Beispiel, sich mit einem Set aus der Apotheke in der Nase zu bohren und das Stäbchen an ein Labor zu schicken. PZN, Laboradresse, Methode, Preis.

Viele Grüße
Baffomelia
 
Labor

Hallo baffomelia,
habe soeben ein Labor angemailt, ob es diese Aufgabe bundesweit übernehmen würde und wo die Röhrchen zu beziehen sind. Info kommt, sobald ich Antwort erhalte.
Gruß an alle Leser,
MRSA
 
Labor/Nachtrag

um Missverständnisse zu vermeiden:
Ich will und kann natürlich hier keine Reklame für ein bestimmtes Labor machen. Deshalb bitte ich dies über den privaten Weg von symptome.ch zu mir zu machen. Um Infos/Angebote zu weiteren Anbietern wäre ich interessiert, schon um kurze Wege zu ermöglichen.
Danke
 
Hallo MRSA,

wenn Du so ein Labor kennst und es hier bekanntgibst, ist das keine Reklame, sondern eine Information.

Viele Grüße
Baffomelia
 
Krankenhauskeim MRSA/Labor/Hinweise

Hallo,
habe eben die Zeit genutzt und im Internet nachgesehen. So gut wie jedes Labor hat das Screening im Leistungskatalog, jedes Krankenhaus auch. Der PCR-Schnelltest kostet ca. 20,50€. Bei bode-chemie kann man als PDF ein Heft herunterladen, welches speziell MRSA beleuchtet (selbst bei Babypflege). Da die Menge der Infos sehr groß ist, sollte man ganz gezielt suchen.
Euer MRSA
 
MRSA sorgt für Streit unter Ärzten

Ärzte streiten über Klinik-Hygiene

Welche Oberflächen müssen desinfiziert werden? Da sind sich Ärzte nicht einig
Von Carolin Wellegehausen

Jedes Jahr stecken sich in Deutschland mehr als 800.000 Menschen im Krankenhaus mit multiresistenten Erregern an. Ärzte sind sich nicht einig, wie die Gefahr in der Klinik bekämpft werden sollte.
Ralph A., heute 65 Jahre alt, sägte Steine als es passierte. Die Flex fuhr in seinen Oberschenkel und verletzte ihn schwer. Das vor fast zehn Jahren. Ralph A. kam sofort ins Krankenhaus, allerdings bekam er dort
nicht nur ärztliche Hilfe. Seine Wunde wurde mit Bakterien verseucht - und zwar ausgerechnet mit multiresistenten Staphylococcus aureus- Bakterien (MRSA). Multiresistent bedeutet: Sie lassen sich nicht
mit herkömmlichen Antibiotika behandeln, da sie dagegen immun sind. Das macht diese Krankheitserreger so gefährlich.
Ralph A. ist kein Einzelfall. Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene infizieren sich jedes Jahr 800.000 bis eine Million Menschen in Kliniken mit multiresistenten Erregern. Davon
versterben 20.000 bis 40.000 Patienten. Aber wie kann es überhaupt passieren, dass so viele Menschen in Kliniken krank werden? Ein wichtiger Grund scheint die Hygiene. Seit Jahren tobt unter Fachärzten
für Hygiene der Streit, ob überall im Krankenhaus alle Flächen mit Desinfektionsmittel geputzt werden müssen oder nicht. Seitens des Gesetzgebers gibt es keine einheitlichen Vorschriften für die
Krankenhäuser. Es scheint selbstverständlich, dass in Kliniken überall mit Desinfektionsmitteln geputzt wird, möchte der Laie oder Patient meinen.

Desinfektion aller Flächen ist teuer

Henning Rüden, beratender Facharzt für Hygiene der Helios-Kliniken ist der Meinung, es sei ein Mythos, dass die Desinfektion aller Oberflächen Infektionen mit multiresistenten Erregern verhindere. "Desinfektionsmittel sind teurer als eine normale Reinigung und eine Umweltbelastung", sagt er. Petra Gastmeier, Leiterin des Nationalen Referenzzentrum für Surveillance von nosokomialen Infektionen (Krankenhausinfektionen) sagt dazu: "Der Hygienikerstreit wird gerne aufgebauscht, aber im Endeffekt sind sich alle einig, dass eine Oberflächendesinfektion da notwendig ist, wo die Fläche kontaminiert wurde." Doch auch sie hält eine generelle Flächendesinfektion für unnötig. Wichtiger sei gut geschultes Personal, das alle Aspekte berücksichtigt - also auch den Umweltschutz. Es komme auch auf das Desinfektionsmittel an, inwieweit es die Umwelt belastet und wie viel Rückstand bleibt, schränkt sie ein.Andere, wie zum Beispiel Klaus-Dieter Zastrow, Direktor des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Vivantes-Kliniken Berlin, sind deswegen stinksauer. Sie sehen das tägliche Putzen mit Desinfektionsmitteln als Schutz für den Patienten. "Denn Menschen mit einem angegriffenen Immunsystem sind natürlich anfälliger für eine Infektion", sagt Zastrow. Wer im Krankenhaus behandelt werde, habe durch seine Verletzung oder Krankheit automatisch ein geschwächtes Immunsystem. "Also auch der kerngesunde Sportler, der wegen eines Bänderrisses operiert wird", betont Zastrow. "Außerdem ist das Desinfizieren auch nicht teuer, schon gar nicht im Gegensatz zu einem Patienten mit einer verlängerten Liegezeit durch eine Infektion." Er hält eine solche Rechnung für katastrophal.

Mikrobielle Tests

Petra Gastmeier macht in erster Linie die fehlenden MRSA-Abstrichtests bei der Erstuntersuchung von Patienten verantwortlich für die steigende Infektionsrate - und nicht die mangelnde Desinfektion: "Deutschland hat in den letzten Jahren verschlafen, MRSA-Patienten ohne Infektionssymptome rechtzeitig zu erkennen und dementsprechend Präventionsmaßnahmen anzuwenden." Seitdem mikrobiologische Screening-Untersuchungen in den vergangenen Jahren vermehrt umgesetzt würden, habe es keinen weiteren Anstieg gegeben. Zudem meint sie: Um eine Übertragung zu verhindern, sei es viel entscheidender, die Hände zu desinfizieren, und nicht die die Oberflächen.
Henning Rüden sieht das genauso: "Da MRSA fast ausnahmslos über die Hände übertragen wird, ist die mangelnde Händedesinfektion die entscheidende Ursache, nicht die mangelnde Oberflächendesinfektion." Viele Ärzte sind -laut Zastrow - anderer Meinung: "Eine gezielte Oberflächenreinigung bedeutet, die Flächen mit Desinfektionsmittel abzuwischen, auf denen etwas Sichtbares wie Blut und/oder Eiter zu sehen ist." Das allein hält er jedoch nicht für ausreichend, da eine kontaminierte Fläche nicht immer erkennbar ist. "Im Krankenhaus muss desinfiziert werden." Er ist erleichtert, dass es mittlerweile nur noch wenige Ärzte gibt, die die Ansichten von Rüden und Gastmeier für richtig halten. "Und diese Leute bekommen auch in ihren Kliniken Probleme, wenn sie das durchsetzen wollen."

Keine klare Richtlinie

Eine neue Richtlinie des Robert-Koch-Institutes lässt weiterhin Raum für Interpretationen. Sie ist rechtlich zwar nicht bindend, hat aber im Streitfall den Wert eines Gutachtens. Die aktuelle Richtlinie bestätigt, dass nach einer Desinfektion auch noch Stunden später weniger gefährliche Keime vorhanden sind. Zudem verhindern Desinfektionsmittel die Verschmutzung des Putzwassers mit den tödlichen Keimen und damit deren Verbreitung. Rüden hält die Richtlinie von 1999 für ergänzungsbedürftig. "Nach der Devise: weniger ist mehr, aber dann richtig - zum Beispiel Händedesinfektion! Eine gezielte Oberflächendesinfektion ist wichtig!" Zastrow erklärt dagegen: "Die RKI-Richtlinie lässt zwar Spielräume, aber wenn man genau liest, dann kommt man nicht herum, alle Risikobereiche zu desinfizieren."
Lediglich Berlin, Bremen und Sachsen haben seit 15 Jahren eine Vorreiterrolle in Sachen Hygienevorschriften: Jedem Krankenhaus steht ein beratender Hygieniker zur Seite, ab 300 Betten wird eine hygienische Fachkraft, ab 450 Betten ein Facharzt für Hygiene beschäftigt. Zastrow wünscht sich, dass diese Vorgehensweise im Infektionsschutzgesetz verankert wird. In einem Schreiben an Staatssekretär Rolf Schwanitz vom 26. Februar 2008 machte er Vorschläge für eine entsprechende Gesetzesänderung.

Ralph A. musste sich wegen seiner MRSA-Infektion in zehn Jahren siebzig Operationen unterziehen und es geht ihm heute immer noch nicht besser. Viele Kliniken versuchen, ihn wegen seiner Infektion schnell wieder loszuwerden. Zastrows Brief vom Februar wurde bislang nicht beantwortet.

Quelle/Link: stern.de vom 29.April 2008
 
Zuletzt bearbeitet:
NRW reagiert gegen MRSA

Erste regionale Erfolge – NRW reagiert im Kampf gegen MRSA, wichtiges Detail fehlt

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) hat in einem Erlass die Kliniken verpflichtet, die Richtlinie des Robert-Koch-Institutes gegen MRSA einzuhalten.
Durch mangelnde Hygiene steckten sich in Kliniken 200.000 Patienten jährlich allein in NRW mit nosokominalen Keimen an. Zur Richtlinie gehört auch verbindlich ein Eingangsscreening. Aus Sicht des Ministers ist nicht nur die Identifikation der MRSA-Träger unverzichtbar, sondern auch die Unterbringung in spezielle Abteilungen um andere Patienten zu schützen. Dazu gehört auch ein umfangreiches Hygienemanagement.
Bedauerlich ist jedoch, dass das medizinische Personal nach meinen Informationen NICHT im Erlass erfasst ist und somit als MRSA-Träger weiterhin eine Gefahr für Patienten besonders im OP und auf Intensivstationen darstellen kann. Ich hoffe, dass diese Schwachstelle umgehend geschlossen wird!
 
Pilzgifte, d.h. Antibiotika (Abschnitt 8.2.1), laufen nach einem Jahrzehnte währenden Boom Gefahr, in Mißkredit zu geraten, weil die Sensibilisierungs- und Resistenzproblematik dramatische Ausmaße annimmt. Es wird immer aufwändiger und aussichtsloser, das Rennen gegen eine Vielfalt resistenter Bakterienstämme zu gewinnen. Das erinnert an die berühmte Parabel von La Fontaine: Immer ist der Igel schon da und der Hase läuft sich zu Tode - immer neue Bakterienstämme werden resistent und die Pharmaforschung beißt sich daran die Zähne aus. Angesichts dieser verzweifelten Situation ist es beruhigend, daß ozonisierte Öle (Abschnitt 8.2.2) ein wirksames Antiseptikum im lymphatischen Milieu sind, die gegen eine Vielzahl anaerober Bakterien und Pilze zuverlässig und dauerhaft wirksam sind. Das Prinzip der kontinuierlichen Freisetzung von Sauerstoff in sauerstoffarmen Bereichen des Organismus stellt eine elegante Möglichkeit der Milieuänderung dar und damit der Vermeidung gefährlicher Intoxikationen durch unterschiedliche Erreger.

Aus Beitrag 165155.

Viele Grüße
Baffomelia
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
unangemessene Verordnung von Antibiotika

Hallo Baffomelia,

Dein Zitat trifft den Kern. Das Problem hätte vermieden werden können. Zu unangemessene Verordnungen von Antibiotika gibt es auch eine umfangreiche Studie aus Kanada. Falls Interesse besteht: Canadien Medical Associatin Journal (CMAJ), als PDF aus 2007, 09.Okt (englisch). Die CMA hat Verordnungen von 104.230 Patienten untersucht und kam zu sehr bedenklichen Erkenntnissen, wie und auch welcher Arzt-Typ unangemessen Antibiotika einsetzt und damit viel mehr Schaden als Nutzen angerichtet hat.
Aber auch Patienten haben dazu beigetragen, dass die Chancen vertan wurden. Viele brechen bei sinnvoller Medikation die Behandlung vorzeitig ab und ermöglichen damit den restlichen Keimen sich anzupassen und resistent zu werden.
Richtig wäre gewesen, Antibiotika nur in dringenden Fällen anzuwenden und deren Einnahme im Krankenhaus zu beaufsichtigen.
Eine solche Einstellung wäre aber wieder gegen die Interessen der Pharmazie gewesen und ich glaube nicht, dass die Gesundheitspolitik da mitgespielt hätte.
Vernunft ist immer in der Minderheit…
Gruß allen Lesern,
Euer MRSA- Mann
 
Hallo Ihr Lieben!

Sehr interessant, dieser Thread! Und leider in vielen Punkten nur all zu wahr, lieber MRSA.
Das Problem an der ganzen Sache ist, daß MRSA oft schwierig zu identifizieren ist, da jede Klinik ihren eigenen Keim hat.
Wie viele verschiedene Arten es inzwischen gibt weiß man leider nicht; es kommen ja auch noch stets neue Erreger hinzu, die gegen Antibiotika resistent werden, wie etwa Tuberkulose, die in vielen Regionen weltweit kaum noch mit herkömmlichen AB`s beherrschbar ist.

Herzlichst

CK
 
MRSAund Dialyse

Dialyse und MRSA (Auszug)

Die Antibiotika resistenten MRSA-Bakterien finden sich besonders häufig bei Dialysepatienten. Das zeigt eine flächendeckende Untersuchung aller Gesundheitseinrichtungen des Landkreises Höxter in Ostwestfalen. Durchgeführt hat die Analyse Dr. Ronald Woltering vom Gesundheitsamt in Höxter. Die Ergebnisse der Untersuchung sind in der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" veröffentlicht worden. Gefährlich ist vor allem eine Variante, die das giftige Panton-Valentine-Leukozidin (PVL) freisetzt.
MRSA-Bakterien werden häufig in Krankenhäusern nachgewiesen. Mit Unterstützung der zuständigen Landesämter in Münster und der Medizinischen Hochschule Hannover untersuchte Woltering deshalb alle Kliniken und Reha-Einrichtungen sowie ausgewählte Seniorenheime in Höxter auf das Vorkommen des Erregers. Bei jeder 40sten Person (2,5 Prozent) wurde der Keim gefunden, am häufigsten kam er in den Akutkliniken vor. In den Reha-Kliniken wurde das Bakterium dagegen nur bei 1,2 Prozent der Betreuten nachgewiesen. Die gefährliche Variante, die das Gift PVL freisetzt, trat kein einziges Mal auf.
Gefährdet sind vor allem Menschen, die wegen eines Nierenversagens regelmäßig zur Dialyse müssen. Bei ihnen wurden die Keime elf mal häufiger nachgewiesen als bei anderen Patienten. Eine regelmäßige Untersuchung dieser Gruppe hält Woltering deshalb für sinnvoll. Auch Patienten, die innerhalb des vergangenen halben Jahres an einer Infektion gelitten hatten, trugen ein erhöhtes Risiko. (mp)
Quelle/Link: Kölner Stadt-Anzeiger Schlagzeilen - Nachrichten - Kölner Stadt-Anzeiger
 
MRSA-Screening

Hallo,
leider ist es mir immer noch nicht gelungen ein Labor zu finden, welches ein MRSA-Screening als Vorsorge durchführt. Das Problem scheint am Transport des Abstriches zu liegen. Selbst hatte ich das Problem als Betroffener nie.
Ich bleibe trotzdem am Ball!
Gruss allen Lesern,
MRSA
 
Oben