Sperrt sich der Mensch gegen das was ihm gut tun würde?

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Die meisten Menschen haben ein ganz bestimmtes Modell, was ihr eigenes Leben angeht. Aus ihren Erfahrungen entstehen ihre Wertvorstellungen und Glaubenssätze.
Erst wenn schwierige Lebenssituationen auftauchen, dann sucht man nach Lösungen, meist sind das Krankheiten, aber auch Beziehungskrisen usw.
Wird das Problem gelöst, dann hat man wieder eine andere Erfahrung, eine andere Wertvorstellung und zieht damit weiter.
Manchmal steckt man aber auch fest, man braucht enorm viel Kraft, um das Leben zu meistern, man kämpft, möchte aber keine Veränderung zu lassen, vielleicht weil man nicht daran glaubt, vielleicht weil es nicht in das alte Lebens-Modell hineinpasst.

Aber ich habe (in vielen Fällen) schon erlebt, dass ein Mensch sich gegen das sperrt, das ihm eigentlich am meisten helfen würde, oder dass er das an anderen kritisiert, was bei ihm eigentlich die grosse Schwäche darstellt.

Wie seht ihr das, ist das tatsächlich so? Habt ihr dieses Sperren bei euch oder bei anderen beobachten können. Und wenn dieses Sperren überwunden wurde, kam es dann doch zu einer Lösung des ursächlichen Problems?

Grüsse von Juliette
 
Wie seht ihr das, ist das tatsächlich so? Habt ihr dieses Sperren bei euch oder bei anderen beobachten können. Und wenn dieses Sperren überwunden wurde, kam es dann doch zu einer Lösung des ursächlichen Problems?

Ich bin mir nicht ganz sicher...
Fest steht aber, dass unsere einstudierten Muster m.E. sehr schwer zu verlassen sind. Das kann eine so genannte "schlechte Eigenschaft" sein oder ein "Charakterfehler". Aber auch Ängste, Abneigungen und Verurteilungen.
Man wacht morgends auf und steigt in der Folgezeit irgendwann ein, in´s Karussell. Dann kommt man aus seiner Endlosschleife nicht mehr heraus und blockiert sich durch die immer wieder fortgeführten Verhaltensmuster selbst.
Schön ist es, wenn man es tatsächlich mal schafft, eine dieser Schleifen zu durchbrechen und sich bewusst zu sagen:
- "Ok, das ist nur mein Eindruck"
- "Ich weiss nicht, wie es tatsächlich ist, aber meine z.b. Angst/ Wut/ ... ist subjektiv"
- "Ich entscheide mich nun bewusst, dieses Gefühl loszulassen und was anderes zu empfinden" (oder garnichts)

Und wenn man es gut gemacht hat, verfliegt der Ärger oder das eingeübte Gefühl und man öffnet sich für eine neue Situation.

Oft schafft man es ja aber nicht von alleine, weswegen sich dann Krankheiten oder Probleme melden können, damit man mal nachdenkt...über sich selber. Das ist nämlich das Schwerste. Wir Menschen retten lieber die Wahle, verbessern die Welt oder führen Kriege im Namen des Guten. Dabei würde es doch langen, wenn alle Menschen sich mal selbst hinterfragen würden und aus ihren Erkenntnissen lernen würden.

Insofern würde ich sagen, dass man sich oft aus Gewohnheit gegen Neues sperrt. Auch wenn das Neue einem selbst helfen würde. Die altbekannte Routine ist uns meist doch lieber, auch wenn wir zum Teil große Unzufriedenheit darin spüren. Der Mensch ist also auch in dieser Hinsicht ein Gewohnheitstier.
 
Hallo zusammen, ich denke es liegt oft daran, dass man best. Verhaltensmuster anerzogen sind, best. Verhalten heute vorausgesetzt wird, weil die Mehrheit es für "normal" hält. Anerzogen z.B. meine ich, wie ein eigenes Beispiel, dass erwartet wird, dass die Mutter nicht arbeiten geht. Ich habe aber für mich den Weg gefunden, dass es mir gut tut ein paar Stündchen am Wochenende zu arbeiten. Papa passt auf und ich muss nicht Oma und Opa fragen, denn dann würde ich zu hören bekommen, dass ich doch dann besser Zuhause bleiben soll. Verhalten welches vorausgesetzt wird wäre z.B. und so kenne ich sehr viele im Bekanntenkreis, erzähle immer das Du Stress hast, denn einfach mal Nichtstun wird verpönt. Das Umdenken fing bei mir vor ca.einem Jahr an. Ich merkte es läuft nichts mehr. Mir ging es schon lange gesundheitlich schlecht, ich war ausgepowert, hätte nur noch weinen können, nichts funktionierte richtig. Ein großes Päckchen, dass ich jahrelang mit mir herumtrug. Als ich dann meine Psychologin kennenlernte wusste ich, die Chance musst Du nutzen um wieder auf die Beine zu kommen. Siehe da, erst einmal habe ich alles erzählt was mir auf die Nerven ging, was mich bedrückt usw. Nach wenigen Sitzungen merkte man schon die ersten Veränderungen. Ich nehme nun einfach Dinge in die Hand, wo ich vorher nicht den Mut zu hatte und mir die Kraft gefehlt hatte. Mitlerweile stehe ich dazu, dass ich Zeit habe, die ich auch für mich nutze, dass ich einen Italienischkurs mache um unter Menschen zu kommen und dass ich ein Fernstudium mache um in drei Jahren mich beruflich neu zu orientieren und mir einen kleinen Traum erfüllen kann. Wie oft bekomme ich dann zu hören:"Da hätte ich keine Zeit zu". Ich antworte dann einfach:"Das Lernen mache ich abends, für mich ist das Enspannung und mir tut es gut".
Vielleicht konnte ich euch durch meine Beispiele zeigen wie sehr man im Leben sich gegen Veränderungen sperrt, aber auch das man manchmal neue Wege gehen muss. Natürlich musste es mir erst richtig schlecht gehen, aber die Hilfe nahm ich gerne an. Es war aber Hilfe von außen, denn in der Familie wird über sowas nicht geredet bei uns. Noch ein Beispiel für ein typisches Verhalten, was?
Liebe Grüße Manuela0607
 
Das Sich-Sperren mag stimmen - aus vielerlei Gründen: weil man die Klugheit anderer nicht annehmen mag und kann. Weil man schlechte Erfahrungen gemacht hat mit Rat-Schlägen anderer usw., weil man zwar sogar einsieht, daß richtig ist, was andere sagen, daß man aber auch weiß, daß man den richtigen Zeitpunkt für sich selbst abwarten muss und möchte.

Wenn das so ist, kann man einem Menschen nur freundlich sagen, was man für ihn richtig fände, und es dann dabei belassen, ohne ihm zu grollen. Schließlich ist es immer leichter, bei anderen etwas zu sehen als bei sich selbst.

Man kritisiert an anderen die eigenen Schwächen? Kann gut sein, denn schließlich kennt man sie ganz gut und meistens mag man sie nicht, schafft es aber gerade nicht, sie zu beheben.
Wenn man dann noch den Schritt schafft, darüber nachzudenken, WARUM man nun kritisiert und warum gerade dieses Verhalten/Denken, dann kommt man evtl. darauf, daß das ein eigenes Thema ist.
Oft kritisiert Mensch aber auch positive Eigenschaften anderer, weil auch da eine eigene Schwäche liegt. Dann steckt da ein gewisser Neid dahinter und eben die Erkenntnis, daß man selbst diese positive Eigenschaft nicht hat.
Die Folge davon kann sein: ich schaue mir das Positive ab und gehe in diese Richtung - wenn sie mir gefällt. Oder: ich akeptiere das Positive des Anderen und sehe für mich, ob es für mich passt oder nicht. Aber der Neid fällt weg.

Es gibt noch so eine Aussage, die ich sehr nachdenkenswert finde:

Oft geben Menschen anderen Menschen genau das, was sie selbst am meisten bräuchten.

Gruss,
Uta
 
Ich sehe das genauso wie ihr,:)

das man jeden Tag mit den alten Programmen rumläuft. Man denkt häufig die gleichen Gedanken, bekommt deshalb auch die gleichen Gefühle serviert, fühlt sich zwar einigermaßen, aber auch nicht richtig wohl. Man will was ändern, aber . . .
Bis dann der Zeitpunkt kommt und man gelangt zu der Überzeugung, jetzt passt es für mich. Ich will das, weil ich anders nicht mehr Leben möchte. Und dann fängt die Arbeit an. Man macht sie aber ohne großes murren, weil, wie Uta schon richtig sagt, der Zeitpunkt stimmt.
Den Zeitpunkt bestimmt man meist aus einer Situation heraus, die man so nicht noch einmal erleben möchte. Sei es durch ein Krankheit, oder sonst eine Kriese. Manchmal auch weil man sich sicher ist, das man einfach weiter voran kommen will, weil es hat zu einem passt, einen zufriedener macht usw.

Uta's letzten Einwurf

Oft geben Menschen anderen Menschen genau das, was sie selbst am meisten bräuchten.

sehe ich als eine Art Helfersyndrom. Man gibt Liebe und erwartet das man wieder geliebt wird, man hilft wo man kann, sucht aber in Wirklichkeit die Bestätigung des anderen usw.
Man sperrt sich gegen diese Erkenntnis, weil man macht ja alles richtig, ist liebevoll, hilfsbereit, also was soll man da ändern. :D


Grüsse von Juliette
 
Eigentlich gibt es das

Was wäre, wenn...... nicht. Das wird niemals ein Mensch wissen. Es existiert nur das, was ist. ;) Macht aber Spass, zu spekulieren. :hexe:

Gruss
Kathy
 
Uta's letzten Einwurf


Zitat:
Oft geben Menschen anderen Menschen genau das, was sie selbst am meisten bräuchten.

sehe ich als eine Art Helfersyndrom.

Ich nicht. Bei einem Helfersyndrom steht meines Erachtens eher das im Vordergrund:

oder dass er das an anderen kritisiert, was bei ihm eigentlich die grosse Schwäche darstellt.

Kranke Menschen projezieren nach meinen Erfahrungen ganz oft auf andere. Manchmal denke ich, es liegt in der Natur der Dinge. Sie tun es oder müssen es sogar (unbewußt) tun, weil ihr Reflektionsvermögen krankheitsbedingt eingeschränkt ist. Oft sperren sich dann die Menschen, denen mit Kritik oder guten Ratschlägen geholfen werden soll, obwohl der Helfer es doch nur gut meint und nur helfen will...Vielleicht sollte an dieser Stelle ein "sperriger Mensch" auch einmal als Helfer betrachtet werden?

Viele Grüße
Anne
 
Hallo Anne,:)

aber auf jeden Fall kann auch ein sperriger Mensch als Helfer betrachet werden. Ich glaube jeder hat so seine sperrigen Zonen. Und jeder geht damit anders um.

Grüsse von Juliette
 
Hallo Manuela0607,:)

dein Beispiel ist gut und ich werde es in Lebensgestaltungs-Erfolge hineinsetzen.

Grüße von Juliette:wave:
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Juliette, das freut mich. Wünsche Dir viel Erfolg bei Deiner Lebensgestaltung. Wirst sehen, da öffnen sich völlig neue Türen.
Liebe Grüße Manuela0607
 
Hallo Manuela0607,:)

danke für die guten Wünsche. Ich tue mein Bestes.

Herzliche Grüsse von Juliette:wave:
 
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