Hallo Max,
kann julias hausarzt die untersuchung auf cholestase / Lipase / Amylase machen
oder brauchen wir da einen spezialisten?
Der Hausarzt kann alle Werte nochmals bestimmen, also die Leberwerte (GGT, GPT, GOT, GLDH), die AP (alk. Phosphatase), Bilirubin, Lipase, Amylase, wobei ich hoffe, dass er sorgfältig arbeitet, was die Blutentnahme und die Verarbeitung des Blutes nach der Entnahme angeht. Ich sage dies, weil ich oft erlebe, dass es Ärzte gibt, die mit Blutproben wenig sorgfältig umgehen. Das fängt schon bei der Blutentnahme an, zu langes Stauen ist nicht gut. Dann haben viele Ärzte keine Zentrifuge, so dass das Blut oft nicht zentrifugiert wird. Wird dann das Blut gar erst am nächsten Tag zum Labor gegeben, dann verändern sich natürlich die Werte, wenn das Blut nicht zentrifugiert war.
Sind die Werte unter korrekter Bestimmung in Ordnung, dann hat Julia derzeit wohl keine Probleme, was aber nicht ausschließt, dass diese Probleme wieder auftreten. Vor allem Lipase und Amylase sind im nüchternen Zustand immer am niedrigsten, denn sie steigen an, wenn die Bauchspeicheldrüse Probleme hat und die hat sie nach einem (evtl. reichhaltigen und/oder fettreichem) Essen vermehrt, d. h. es sollten Lipase und Amylase auch mal nach einer Mahlzeit und wenn evtl. Bauchschmerzen vorhanden sind, bestimmt werden. Lipase und Amylase steigen und fallen innerhalb weniger Stunden und nur bei einer chronischen Entzündung sind sie wohl dauerhaft erhöht.
Es kann natürlich auch sein, dass nur die AP erhöht ist, weil das Problem mehr mit der Galle zu tun hat.
Ich würde auf jeden Fall noch zu einem
Gastroenterologen gehen. Ultraschall vom Oberbauch (Milz, Leber, Gallenblase, Bauchspeicheldrüse) wäre sehr sinnvoll. Das sollte ein Arzt sein, der den Ultraschall gut beherrscht, nicht jeder Arzt, der so ein Gerät besitzt, kennt sich mit der Interpretation dessen, was er auf dem Bildschirm gibt, aus. Der Arzt sollte also schon oft und viel Ultraschall gemacht haben. Ich würde vom Gefühl her abraten, dies vom Hausarzt machen zu lassen, weil Hausärzte aus meiner Erfahrung heraus damit zu wenig Erfahrung haben. Gut wäre es, wenn der Arzt sich für den Ultraschall auch Zeit nimmt. Bei mir kamen immer die Auffälligkeiten erst dann zu Tage, wenn der Arzt sich länger Zeit für den Ultraschall nahm. Wenn Ärzte den Schallkopf nur mal kurz über den Bauch bewegen, können sie offenbar vieles nicht gleich erkennen.
Evtl. wäre eine gastroenterologische Abteilung einer Uniklinik auch eine gute Adresse für so etwas und wenn man dann noch erreichen würde, dass nicht nur der diensthabende Arzt, sondern auch der zuständige Oberarzt als Gegenkontrolle den Ultraschall macht, wäre dies sicher von Vorteil.
Was mich interessieren würde, wären die Leberwerte und das Bilirubin. Sie sind normal, wie Du schreibst, doch hast Du sie auch gesehen? Oder war das nur die Aussage des Arztes. Oft sagen die Ärzte,dass die Werte normal sind, wenn sie bereits leicht erhöht sind.
Auch macht es einen Unterschied wie hoch die Leberwerte innerhalb des Normbereiches sind, wenn sie wirklich normal sind.
Die Normbereiche gehen bis 35 (GPT, GOT) bzw. bis 39 (GPT) und bei der GLDH bis 4,8.
Liegen GPT und GOT bei 34 und GPT bei 39, dann sind zwar alle Werte normal, aber die grenzwertige Höhe läßt die Vermutung zu, dass die Leber doch nicht in Ordnung ist. Sind die Werte aber
wiederholt unter 10, könnte man wegen der Leber beruhigter sein.
Wenn AP erhöht ist, sind bei mir eben oft auch die Leberwerte höher als sonst und Lipase und Amylase meist auch leicht erhöht.
Ich würde mir den Laborausdruck mal geben lassen, auf dem AP erhöht war. Waren an diesem Tag die Leberwerte tatsächlich vollkommen unverdächtig, also weitab vom oberen Normwert?
Man muss dazu wissen, dass und insbesondere wenn jemand erst 14 Jahre alt ist, die Leberwerte trotz einer evtl. Leberkrankheit oft noch normal sind. Die Leber ist ein Organ, das noch lange eine evtl. Leberkrankheit kompensieren kann und die Werte gehen oft erst hoch, wenn die Leberkrankheit sehr weit fortgeschritten ist. Daher sind auch Werte im oberen Normbereich nicht unverdächtig.
Ich sage dies aus meiner langen Erfahrung und ich kenne meine Leberwerte seit 1983 etwa. Früher dachte ich auch, das es nicht schlimm ist, wenn ab und zu mal ein Wert erhöht ist. Die Ärzte stellen dies nämlich immer als harmlos hin, wenn ein Wert mal erhöht ist. Doch wenn ich sehe, dass ich mit meinen immer fast normalen Leberwerten schon in 1996 2 Fotos der Leber (aufgenommen während einer Op der Eierstockszysten) habe, wo die Leber auf einer Seite kleine Höcker hatte (also eine kleinknotige Leberzirrhose), dann kann ich nur sagen, dass man den Ärzten nicht alles abnehmen darf. Die Ärzte hatten sich bei mir in 1996 trotz dieser Bilder nicht für meine Leber interessiert, einfach deshalb, weil meine Werte meist noch normal waren. Dass ich aber eine schwere Leberkrankheit habe (M. Wilson), erfuhr ich erst, als ich den Ärzten nicht mehr alles glaubte: 8 Jahre später.
Daher rate ich bei der Leber schon auf kleine Auffälligkeiten zu achten. Eine gesunde Leber hat niedrig normale Leberwerte und auch lebertoxische Medikamente verträgt eine gesunde Leber ohne dass sie die Werte erhöhen müssen. Kenne einen Fall im Bekanntenkreis: Der Mann nimmt jahrelang starke Medikamente (Parkinsonmittel bei RLS) ein, die Leberwerte von ihm lagen dennoch im einstelligen Bereich. Das nenne ich eine gesunde Leber.
Ich vermute bei Julia, dass ihre Leber nicht ganz gesund sein könnte. Zum einen habe ich in Erinnerung, dass die Leberwerte mal beim Antibiotikum anstiegen, das
könnte so ein Indiz für eine Leberstörung sein (ich schreibe "könnte", weil es auch zusätzlich damit zusammenhängen könnte, dass das Antibiotikum zu einer Vermehrung von toxinbildenden Bakterien führte und diese Toxine von Bakterien können der Leber ganz schön zusetzen. Dann wäre aber das Antibiotikum nicht das Richtige für die zu therapierende Krankheit gewesen. Bei mir sinken die Leberwerte meist, wenn ich ein Antibiotikum nehme).
Noch etwas zur Bauchspeicheldrüse:
Es ist oft schwer festzustellen, wenn die Bauchspeicheldrüse Probleme macht. Bei mir dauerte dies jahrelang bis sich dies so nach und nach bestätigte. Die Werte Lipase und Amylase steigen und fallen schnell, so dass man schon Glück haben muss, wenn man mal eine Erhöhung messen kann.
Was aber auch noch wichtig wäre, ist die Leistung der Bauchspeicheldrüse zu überprüfen. Elastase und Chymotrypsin im Stuhl, Stuhl auf Áusnutzung untersuchen lassen. Auch dies sollte mehrmals erfolgen, denn auch hier sind die Werte stark schwankend und Stuhl ist nicht so homogen wie Urin oder Blut. Es hat auch bei Elastase und Chymotrypsin bei mir lange gedauert, bis sich Auffälligkeiten messen ließen.
Beim Stuhl auf Ausnutzung allerdings - es wird geprüft, ob Fette, Stärke und Muskelfasern verdaut sind - war bei mir immer etwas auffälliges.
Auch diese Untersuchung kann der Hausarzt machen. Sinnvoll wäre es, 3 Stühle hintereinander zu untersuchen (doch Vorsicht: Budget des Arztes kann dies verhindern).
Man sollte bei der Bauchspeicheldrüse wissen, dass die Leistung des Organs Schwankungen unterliegt und daher ein negativer Befund keine absolute Entwarnung ist.
Was ich aus meiner Erfahrung noch sagen kann (und im Beipackzettel steht dies auch meist drin) ist, dass viele Antibiotika gerade der Bauchspeicheldrüse stark zusetzen können. Gerade wenn die Antibiotika nicht die resistenteren Bakterien abdecken, beobachte ich solche Probleme, d. h. ich nehme meist nur noch Gyrasehemmer (das sind Antibiotika, die auch bei vielen resistenten Bakterien wirken, die man aber in der Wachstumsphase nicht geben soll). Wie ich schon mal schrieb, gibt es Ärzte, die bei Entzündungen der Bauchspeicheldrüse sogar "Reserveantibiotika" wie Imipenem einsetzen, sicher nicht ohne Grund.
Wegen des Ameisenlaufens/Kribbeln:
Ich denke bzw. vermute, dass, wenn Julia bedingt durch Störungen im Bereich Leber/Galle/Bauchspeicheldrüse eine Malabsorbtion hat, dass dann diese Probleme von einem Mangel an bestimmten Nährstoffen kommen. Ich habe dazu schon mal geantwortet und will dies nicht wiederholen.
Wenn die Probleme nach dem Schlafen sogar stärker werden, könnte man dies so interpretieren, dass dann sich dann ein Mangel am starksten auswirkt, weil Julia dann länger nichts mehr gegessen hat. Gerade bei Elektrolytmängeln (Na, Ca, K, Mg) treten die dadurch bedingten Probleme oft in den frühen Morgenstunden auf, weil die Betroffenen dann am längsten ohne Nahrung sind und der Mangel dann am größten ist und sich dann mit Beschwerden äußert (typisch die "
nächtlichen" Wadenkrämpfe, die man von Mg-Mangel bekommen kann).
Daher würde ich an einen Calciummangel, evtl. Kalium- und Magnesiummangel erst recht glauben, wenn die Beschwerden nach dem Schlafen stärker werden.
Also ich glaube immer noch nicht daran, dass die Beschwerden von einer Borreliose kommen und auch das Amalgam würde ich nicht verdächtigen.
Ein pos. LTT auf Amalgam heißt doch meines Wissens, dass man auf die Amalgammetalle eine Typ IV-Allergie hat, mehr nicht. Das heißt aber nicht, dass man die Allergie mit einer Ausleitung wegbekommen kann und nur wegen einer Allergie würde ich auch keine Ausleitung machen.
Gerade ein Chelatbildner (DMPS, DMSA, etc.) leitet auch andere Stoffe aus wie Calcium, Magnesium, etc. und so könnte es schon sein, dass Julia auch durch das Ausleiten erst Recht einen Mangel bekommen hat. Und wenn dann noch ein Problem an der Galle etc. sein sollte, dann kommen 2 Dinge schon zusammen...
Wenn Julia in eine Klinik geht, dann sollte es m. E. eine sein, die die Verdauungsorgane gründlich untersuchen kann, die also auch Laboruntersuchungen durchführen. Reha-Kliniken sparen gern an solchen Untersuchungen, daher wäre ein Krankenhaus mit einer guten gastroenterologischen Abteilung m. E. vorzuziehen. Natürlich kann ein solcher Aufenthalt für ein Mädchen im Alter von 14 Jahren ein gewisser Stress sein, das müsst Ihr als Eltern abschätzen können. Man sollte mit den Ärzten dann auch vorher sprechen, ob sie bei Julia entsprechend sorgfältig vorgehen.
Allergietests kann man auch ambulant machen.
Ich vermute mal, dass der Hausarzt Julia auch deshalb lieber in ein Krankenhaus tun will, weil er wegen des Budgets nicht alles selbst untersuchen will oder weil er die Verantwortung betr. die Diagnose gern dem Krankenhaus überlassen will.
Aber ich will damit nicht sagen, dass ein Krankenhausaufenthalt nicht auch etwas positives bringen kann, wenn die Ärzte dort gut und engagiert sind. Letzteres ist leider nicht immer der Fall, weil überall die Zeit fehlt.
Gruß
margie
Nachtrag, 12.25 Uhr:
Lese gerade im ersten Beitrag das Symptom Wadenkrämpfe, das normalerweise bei Magnesiummangel auftritt. Magnesiummangel soll bei Menschen mit Bauchspeicheldrüsenproblemen gehäuft vorkommen bzw. umgekehrt, Mg-Mangel kann zu Bauchspeicheldrüsenproblemen führen:
Siehe z. B. hier:
LIbase.de - Forum: Frühgeburt - ist das der Schlüssel?
5. Die Reizdarmhilfe International behauptet, mit Schwankungen in der Funktion der Bauchspeicheldrüse gehe ein Magnesium-Mangel einher. Auch dieser wurde von der Habichtswaldklinik bestätigt.
oder hier:
La Vie - Mit der Natur als Partner: Produktdetails
Durchfälle, schweres Erbrechen, die Einnahme von Diuretika, Diabetes, Schwangerschaft, regelmäßiger Alkoholkonsum sowie Entzündungen der Bauchspeicheldrüse gehen oft mit einer Magnesium-Unterversorgung einher
oder hier:
www.gesundheitswelten.com/bankhofer/artikel59.asp
Die Bauchspeicheldrüse braucht Zink und Magnesium. Und gerade davon ist fast immer zu wenig vorhanden, wenn nach einer Mahlzeit Verdauungsprobleme auftauchen.
Und hier noch etwas zur Notwendigkeit von Calcium für die Lipaseproduktion der Bauchspeicheldrüse:
Calcium
Die das Fett verdauende Lipase wird durch Calcium aktiviert
Wenn also Calcium und Magnesium fehlen, kommt es neben anderen Beschwerden auch zu Funktionsstörungen der Bauchspeicheldrüse, d. h. deren Leistung kann dann abnehmen und die Verdauungsbeschwerden nehmen zu.