Drei Stufen der Verdrängung

Obwohl die Psychoanalyse heute eine der wenigen Therapieformen ist, die von der Krankenkasse langfristig bezahlt werden, halte ich sie in nur wenigen Fällen tatsächlich für angezeigt.
Nun ist allerdings nicht jede psychoanalytische Behandlung gleich eine "Analytische Kur" (Behandlung vier Stunden pro Woche, liegend, mehrere Jahre).
Psychotherapeutenkammer Hessen

Ich selbst sehe Freuds Wirken vor allem als historisch wichtig an. Ohne Freud kein Jung, kein Adler, kein Reich, kein Rogers, keine Satir, kein Minuchin, vermutlich auch kein Skinner und kein Erikson. außerdem gibt es schlicht und ergreifend ein paar analytische Erkenntnisse, ohne die selbst die moderne systemische Therapie nicht auskommt.

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Moin Leon,

ja leider wird für Analyse auch sehr langfristig bezahlt, während andere wirklich langfristig notwendige Therapiearten sehr eng begrenzt werden.

Traumatherapie über Analyse ist leider gar nicht möglich - obwohl genau hier die höchsten Stundenzahlen gebraucht würden....
wo Analyse möglich ist, wären diese vielen Stunden jedoch oft gar nicht nötig.

Thats Life.

Liebe Grüße,
Cailly *die in Bezug auf Freud nur Ironie anwenden kann, sorry*
 
hallo!

ich denke, daß verdrängung zukünftig einen immer größeren raum einnehmen wird.

in einer leistungsgesellschaft wird es nahezu unmöglich schwächen, defizite oder probleme zu offenbaren.

aus diesem schon reflexartigem verhalten ist es dann nur noch ein sehr kleiner schritt zur selbsttäuschung, die letztendlich nichts anderes als verdrängung ist.

war es früher völlig normal, daß jeder irgendwelche probleme (finanzieller art, durch mehrkind familien, nachkriegsgeneration..... etc.), so gelten heutzutage menschen oder familien mit problemen oder schwierigkeiten sehr schnell als nicht angepasst, nicht leistungsfähig und ähnliches.

die jüngere generation sieht sich einem so ungeheurem druck ausgesetzt einem idealbild zu entsprechen, daß es ohne täuschung- selbsttäuschung eigentlich gar nicht mehr geht.

wenn es aber nun zur routine wird, anderen und mir selbst etwas vorzutäuschen, dann werde ich dieses erlernte verhalten in wirklichen problemsituationen erst recht anwenden.

das problem das dabei entsteht, ist meines erachtens, daß es immer schwieriger wird, zu erkennen, dass man etwas verdrängt. es wird einem ja alles so leicht gemacht.
für jedes noch so kleines makel gibt es etwas zu kaufen mit dem man es kaschieren kann. du kannst nahezu alles auf raten oder leasing erwerben, auch wenn du es dir eigentlich gar nicht leisten kannst und es noch viel weniger brauchen würdest.

jugendlich definieren sich heutzutage viel mehr über äußerlichkeiten (neuesten nike schuhe, letztes handymodell etc.) als über fähigkeiten und können.

unsere leistungsgesellschaft fordert ja gerade zu das alles einen schönen schein und glanz hat, alles und jedes muß perfekt sein.

und genau so wie wir um uns herum eine scheinwelt aufbauen, genauso bewegen wir uns darin.
probleme, sorgen, ängste und nöte haben da keine platz. tauchen sie dann (wider erwarten) auf, dann wird auf erlernte verhaltensmuster zurück gegriffen, nämlich verdrängung.

am schlimmsten sind die betroffen, die in der breiten masse mitschwimmen. die sehen sich am stärksten dem druck ausgesetzt zu "funktionieren".

glücklich die, die es sich leisten können "unangepasst" zu sein.

dies wird zukünftig ein immer wertvolleres gut!


grüße
richter
 
Vielleicht ist auch die oft zitierte "Sprachlosigkeit" ein Grund für Verdrängung: wenn man in seinem Umfeld die Möglichkeit hat, über Probleme, Kummer, Freude, Pläne, Gedanken zu sprechen, werden die Gelegenheiten, etwas zu verdrängen, geringer. Wenn - nur als Beispiel - ein Kind nach der Schule nach Hause kommt und dort erst einmal frei von der Leber weg erzählen kann, was es erzählen mag, ist viel Frust schon einmal abgeladen.
Kommt das Kind aber alleine nach Hause und dort ist niemand außer der Mikrowelle und dem Fernseher, dann wird es seine Frust-Erlebnisse wahrscheinlich verdrängen und evtl. auch in Aggression oder Depression oder Eßlust umwandeln.

Gruss,
Uta
 
Hallo Flowerpower,
was verstehst Du unter "Versöhnung"?

Gruss,
Uta

Soll das ein Verhör werden ;)?

Versöhnung ist für mich ein ganz individueller und persönlicher Lern- und Erkenntnisprozesss. Ich bezog mich in erster Linie auf Versöhnung mit den Eltern (habe ich zugegeben nicht deutlich genug gemacht).

Rudi hat es gut beschrieben:

die jüngere generation sieht sich einem so ungeheurem druck ausgesetzt einem idealbild zu entsprechen, daß es ohne täuschung- selbsttäuschung eigentlich gar nicht mehr geht.

wenn es aber nun zur routine wird, anderen und mir selbst etwas vorzutäuschen, dann werde ich dieses erlernte verhalten in wirklichen problemsituationen erst recht anwenden.

Kinder sehen sich oft dem Druck des Idealbildes ihrer Eltern ausgesetzt, was zur Verdrängungsmechanismen in der Kindheit führt.

Viele Grüße, Anne
 
Nein, das sollte kein Verhör werden sondern eine Begriffsklärung.
Und ich muss gestehen, daß ich immer noch nicht ganz verstehe, was Du mit "Versöhnung" meinst.
Meinst Du damit, daß ein Erwachsener oder auch älterer Jugendlicher irgendwann seinen eigenen Weg finden kann, der nur noch in Teilen dem Weg entspricht, den seine Eltern ihm vorgegeben haben?


Du sprichst hier von der Last des Ideals, dem ein Kind/Jugendlicher entsprechen soll. Wie ist es aber mit der Last des ungeliebten Kindes, das einfach nur mitbekommt, daß es nicht erwünscht und lästig ist, daß es ein Leben "versaut" hat.... - In so einem Fall ist für mich Versöhnung besonders wichtig, um ein eigenes Leben zu finden.

Gruss,
Uta
 
Meinst Du damit, daß ein Erwachsener oder auch älterer Jugendlicher irgendwann seinen eigenen Weg finden kann, der nur noch in Teilen dem Weg entspricht, den seine Eltern ihm vorgegeben haben?

Ja, Versöhnung (Annahme) bedeutet nach meiner Erfahrung immer auch Ablösung und Selbstbestimmung. Sie bedeutet für mich außerdem "wieder vertrauen können" und die wunderbare Erkenntnis, dass man selbst auch kein Gott ist und vor allem auch nicht sein muss! Das macht ganz viel leichter im Umgang mit anderen, aber auch im Umgang mit sich selbst.

Du sprichst hier von der Last des Ideals, dem ein Kind/Jugendlicher entsprechen soll. Wie ist es aber mit der Last des ungeliebten Kindes, das einfach nur mitbekommt, daß es nicht erwünscht und lästig ist, daß es ein Leben "versaut" hat....

Also ich weiß es nicht, denn ich war definitiv ein Wunschkind. Ich stelle mir jedoch das Leben für diejenigen, die sich unerwünscht fühlen, als sehr schwierig vor.

Viele Grüße, Anne
 
Zuletzt bearbeitet:
Cailly, Sigmund Freud wurde selber sexuell missbraucht. Nun kannst du diesen Aspekt auch noch ins Verdrängungssystem einbauen....
 
Versöhnung ist die bewusste Aufhebung der bewussten oder unbewussten Trennung, die ursprünglich niemals bestanden hat....
 
Versöhnung ist die bewusste Aufhebung der bewussten oder unbewussten Trennung, die ursprünglich niemals bestanden hat....

Das wäre die "absolute Versöhnung", die gibt's nur als Definition im Psychologiebuch...;)
 
Uta: der Trennung im Herzen, auf der Herzebene, der Liebe

Flower: die kann man auch nicht beschreiben, die muss Mann/Frau sich erlauben zu fühlen und ist wunderschön und möglich!
(was nicht bedeutet, dass es immer so bleibt aber immer wieder "resettet" werden kann, positiv wie negativ)
 
Ich verstehe immer noch nicht, was mit Trennung gemeint ist, Pius. Trennung bedeutet Abspaltung von etwas, das vorher eins war.
Was also war eins, was nun getrennt ist? Eins womit?

Gruss,
Uta
 
Im Zusammenhang mit der Versöhnung fällt mir noch folgende Frage ein:

Wie sieht es aus mit der Verdrängung um der Versöhnung willen?
 
Hier wird man immer wieder pfündig :)))

Was ist das denn nun mit der Verdrängung?

Dieser Thread hat sich irgendwie weggedrängt. Wurd ja auch nichts
weiteres mitgeteilt.
Und nun ist er wieder da aus der Verdrängung :freu::freu:
Mal schauen, was es da so Neues gibt, bevor sich wieder alles
wegdrängt.

ganzliebeGrüße :fans:
flower4O
 
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