Drei Stufen der Verdrängung

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In den Medien habe ich in der letzten Zeit öfter etwas von den "Drei Stufen der Verdrängung" gehört.

1. Es gibt kein Problem!

2. Es gibt ein Problem, aber so schlimm wird es schon nicht werden!

3. Es gibt ein Problem, es ist schlimm, aber nun ist es sowieso zu spät!


Ich kann mir gut vorstellen, dass dies genau die "richtige Strategie" ist, um Probleme nicht zu lösen!


Herzliche Grüße von
Leòn
 
1. Es gibt kein Problem!

2. Es gibt ein Problem, aber so schlimm wird es schon nicht werden!

3. Es gibt ein Problem, es ist schlimm, aber nun ist es sowieso zu spät!

1. Ist eine Verdrängung oder es handelt sich um ein lösbares "Problemchen".
2. Sagt der Optimist.
3. Meint der Pessimist, oder der Fatalist.

Es gibt auch den sinnigen Spruch:" Problem erkannt, Problem gebannt."


LG, Bodo
 
1. Es gibt kein Problem!

2. Es gibt ein Problem, aber so schlimm wird es schon nicht werden!

3. Es gibt ein Problem, es ist schlimm, aber nun ist es sowieso zu spät![/I]

Ich kann mir gut vorstellen, dass dies genau die "richtige Strategie" ist, um Probleme nicht zu lösen!

Probleme muss man nicht zwanghaft lösen, denn viele Probleme lösen sich ganz von selbst, wenn die Zeit hierfür gekommen ist. Dies könnte aber durchaus problematisch für einen Therapeuten mit Helfersyndrom sein, der in allen und allem (s)ein Problem sieht...

Viele Grüße, Anne
 
Hallo Flowerpower,

vom Wortsinn her ist ein Problem etwas, das gelöst werden muss. Problem - Wikipedia - Und das heißt, dass sich jemand oder mehrere, klar darüber sind, dass es gelöst werden soll.

Was Du meinst sind wahrscheinlich Schwierigkeiten oder schwierige oder belastende Situationen. Da muss man sich natürlich entscheiden, ob es als Problem begriffen werden soll oder nicht.
Probleme werden übrigens nicht von Helfern, wie zum Beispiel Therapeuten gelöst, sondern von denen, die das Problem haben. Oft genug wird ein Problem von Dritten gesehen, das die betreffende Person gar nicht als solches empfindet.

Dann wird es auch keine Lösung geben, weil es kein Problem gibt!

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Probleme (Widersprüche) entstehen laufend und unweigerlich. Je eher man sie erkennt und "angeht", desto geringer ist der Aufwand für die Lösung. Und umgekehrt.

Ein erfolgreiches "Angehen" ist häufig davon abhängig, daß man sich selbst als Verursacher nicht von vornherein ausschließt. Ich kenne Leute, für die diese Hürde höher als der Himalaya ist.

Viele Grüße
Baffomelia
 
Hallo Leòn,

im Wikipedia steht unter "Problem" noch ein sehr wichtiger Satz, eigentlich der wichtigste:

Nicht alle Probleme sind lösbar.

Die Kunst besteht also darin, zu erkennen, welches Problem man lösen kann und welches nicht, oder welches sich mit der Zeit von selbst in Wohlgefallen auflöst oder auch nicht...

Ich glaube deshalb nicht, dass man Probleme unbedingt lösen muss. Das hat nach meinem Empfinden nichts mit Verdrängung zu tun, sondern mit dem Vermögen, sich einem Problem anzupassen. Damit ist ein Problem auch gelöst. Nicht von ungefähr ist die meistgestellte Diagnose beim Psychotherapeuten die "Anpassungsstörung" ;).

Viele Grüße, Anne
 
Das erinnert mich sehr stark an die 7 Stufen der Veränderung, die ich doch tatsächlich in diesen Tagen auch posten wollte ;)

Gruss, Marcel
 
Bevor man an die Lösung von Problemen gehen kann, muss man sie erst einmal erkennen. Und ich denke, daß viele Menschen das gar nicht erst versuchen. Sie verdrängen lieber und wundern sich dann, daß diese Probleme sich immer weiter präsentieren.

Wenn man ein Problem zwar erkannt hat, aber trotzdem beschließt, es einfach mal stehen zu lassen, mag es so sein, wie flowerpower schreibt: es erledigt sich von selbst. Es kann aber auch zu einem ganz schwierigen Problem werden, das allein nicht mehr bewältigt wird.

Gruss,
Uta
 
Hallo Flowerpower,

Ich glaube deshalb nicht, dass man Probleme unbedingt lösen muss. Das hat nach meinem Empfinden nichts mit Verdrängung zu tun, sondern mit dem Vermögen, sich einem Problem anzupassen. Damit ist ein Problem auch gelöst. Nicht von ungefähr ist die meistgestellte Diagnose beim Psychotherapeuten die "Anpassungsstörung"

Ich finde den Begriff der Anpassungsstörung fürchterlich. Das ist ein Hilfskonstrukt für Theoretiker, so denke ich. Da ich jeden Tag mit Menschen zu tun habe, denen die Gesellschaft eine vernünftige "Anpassung" verwehrt, habe ich den Eindruck gewonnen, dass die Anpassungsstörung auch auf der anderen Seite liegt.

Wie Du es beschreibst, scheint ja die Anpassung Dein Weg des adäquaten Umganges zu sein. Ich würde das als "Individuellen Lösungsweg" bezeichnen.
Herzlichen Glückwunsch, wenn Du damit für Dich erfolgreich bist! :)

Herzliche Grüße von
Leòn
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Leòn,

Wie Du es beschreibst, scheint ja die Anpassung Dein Weg des adäquaten Umganges zu sein.

Wie ich es beschreibe, ist Anpassung ein Weg und für mich oft der Sinnvollste.

Ich finde, man darf auch ruhig verdrängen oder seine Probleme nicht erkennen oder lösen wollen. Es ist ja schließlich jedem sein eigenes Problem und das sollte es auch bleiben.

Viele Grüße, Anne
 
Hallo Flowerpower,

ich finde, dass jeder für sich entscheiden sollte, ob er/sie einen Zustand verändern möchte oder nicht.
Ich würde auch nicht sagen, dass "Verdrängung" immer zu negativen Folgen führen muss. Ich denke auch, dass man gar nicht unbedingt jeden Zustand, auch wenn er als belastend erlebt wird, verändern kann.

Der Begriff der "Verdrängung" stammt ja aus der Psychoanalyse. Verdrängung ist demnach einer von mehreren Abwehrmechanismen, wie zum Beispiel Verleugnung, Verschiebung, Sublimierung und so weiter.Überblick

Bei der Verdrängung kann allerdings an der Stelle ein Problem entstehen, wenn
die Bewältigung eines tatsächlichen Problems aufgeschoben wird und dann über das Unterbewusstsein negativ wirkt:

Als Verdrängung wird in der Psychoanalyse ein Abwehrmechanismus bezeichnet, in dem tabuierte und bedrohliche Bewusstseinsinhalte, die nach Sigmund Freud aus dem Es stammen, mittels des wertenden und verdrängenden Überichs vom Bewusstsein des Menschen ausgeschlossen werden, deren psychische Energie aber erhalten bleibt.
Verdrängung (Psychoanalyse - Wikipedia)

Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende von
Leòn
 
Hallo León,

was ich über Sigmund Freud und seinen Lebenswandel weiß, reicht mir vollkommen, um zu behaupten, dass die Psychoanalyse der größte psychologische Unsinn ist, der mir je begegnet ist.

War trotzdem nett, mal darüber zu plaudern... ;)

Viele Grüße, Anne
 
Die Definition von "Verdrängung" in der Psychoanalyse klingt zwar kompliziert, aber gilt meiner Meinung nach immer noch:

Solange ich ein Thema, das mich oder auch meine Familie (>Familienaufstellung) bedrängt, beeinträchtigt, totschweige und verdränge, wird es trotzdem weiter wirken. Wie oben geschrieben: es ist zwar aus dem Bewußtsein verdrängt, aber wir haben ja ein riesengroßes Unterbewußtsein, in dem sich das "Geheimnis" fröhlich ausbreiten kann.
Nicht ohne Grund liegen viele Ursachen für spätere psychische und physische Probleme in verdrängten Situationen. Verdrängung ist oft ein durchaus nützlicher und notwendiger Mechanismus, weil man ohne gar nicht weiterleben könnte. Erst später - in einer vielleicht gefestigten Lage - kann der Mensch dann anfangen, sich ganz langsam und behutsam zur ursprünglichen, jetzt verdrängten Situation durchzuwühlen, nachdem sie wieder ins Bewußtsein gekommen ist.

Gruss,
Uta
 
Manches aus Freuds Werk gilt als überholt, anderes war von Anfang an sehr umstritten. Ich bin bestimmt kein Freudianer. Allerdings ist sein Bewusstseins-/ Unterbewusstseins - Model, mit der Erklärung der Abwehrmechanismen, meiner Auffassung nach, bis heute konkurrenzlos.

Herzliche Grüße von
Leòn
P.S.:
Trotzdem machen Psychologen - Witze mehr Spaß, als die Psychoanalyse :D
https://www.symptome.ch/threads/wer-hoert-schon-zu.6404/
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Allerdings ist sein Bewusstseins-/ Unterbewusstseins - Model, mit der Erklärung der Abwehrmechanismen, meiner Auffassung nach, bis heute konkurrenzlos.

Dem stimme ich zu. Und man muss Freud als "Kind seiner Zeit" verstehen.

Hochinteressant ist der Gedankenaustausch zwischen Freud und Stefan Zweig.


LG, Bodo
 
Solange ich ein Thema, das mich oder auch meine Familie (>Familienaufstellung) bedrängt, beeinträchtigt, totschweige und verdränge, wird es trotzdem weiter wirken.

Ich denke, das hervorgeholte Thema wirkt auch dann weiter, solange man sich in letzter Konsequenz nicht versöhnt hat. Das Sichtbarmachen allein reicht nicht.

Beim Familienaufstellen werden Projektionen widergespiegelt, die dadurch ein vollständiges Bild ergeben und man sich letztlich ganz erkennen kann.

Bei der Psychoanalyse wird etwas aus dem Unterbewußtsein geholt, was "wahr" sein soll. Letzten Endes kommt der Klient jedoch nicht aus der Opferrolle heraus, weil das Ziel nicht die Versöhnung ist.

Mich würde mal interessieren, wievielen Menschen die Psychoanalysse tatsächlich geholfen hat und wieviele Menschen dadurch reich wurden, wenn man bedenkt, was eine Psychotherapiestunde kostet.

Das ist das, was mir dazu eingefallen ist. Lasse mich gern korrigieren.

Viele Grüße, Anne
 
Ich habe nur die Definition zur "Verdrängung" noch einmal näher angesehen, nicht mehr, Anne.

Die Psychoanalyse halte ich für eine sehr kritisch anzusehende Therapie, wobei es mindestens genauso auf die Persönlichkeit und sonstiges Wissen des TherapeutIn ankommt wie bei anderen TherapeutInnen.
Vom Kassensystem her in Deutschland gesehen ist sie eine Möglichkeit, eine längere Therapie in Anspruch zu nehmen, nachdem die Stunden mit Gesprächstherapie/Verhaltenstherapie vorbei sind. Wenn der Therapeut gut ist, ist das eine Chance.

Ich denke auch, daß die klassische Psychoanalyse hauptsächlich problemorientiert arbeitet, die Opferrolle also ständig bestätigt wird, während andere Therapie-Systeme (z.B. SYST) lösungsorientiert arbeiten, was mir wesentlich mehr zusagt.

Gruss,
Uta
 
ein Gedankenspiel zum Thema

Verdrängung - Psychoanalye - Sigmund Freud

Freud erkannte zu seiner Zeit das sexueller Mißbrauch in vielen Familien vorkam, unabhängig von der "Schicht" in der diese Familien lebten.
Er sprach das Thema offen an -> wurde ausgeschlossen deshalb -> verleugnete die "Tat" als solche und verschob sie in`s "Unterbewußtsein" -> er passte sich an (auf Kosten der Opfer! -> Anpassungsstörung?!)und "verdrängte sein Wissen" -> er wurde der erfolgreiche Begründer einer großen umfassenden psychischen Fachrichtung.

War nur ein Gedankenspiel ;)

Liebe Grüße,
Cailly
 
Ich habe nur die Definition zur "Verdrängung" noch einmal näher angesehen, nicht mehr, Anne.

Ich habe nur einen interessanten Satz daraus näher angesehen, ohne dabei Rückschlüsse auf den Verfasser zu ziehen, nicht mehr, Uta.

Viele Grüße, Anne
 
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