Portal nebenan.de: Digitale und zugleich "echte" Nachbarn...

Kate

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Portal nebenan.de: Digitale und zugleich "echte" Nachbarn...

... ist das sinnvoll, überflüssig oder vielleicht sogar heikel?

Ich hatte einen Zettel im Briefkasten, der mich zunächst ansprach und neugierig machte. Von einem angeblichen Nachbarn, nur mit Vornamen benannt, aus dem direkten Umfeld - wobei das Stadtgebiet benannt wurde (und m.E. auch eine städtebaulich sinnvolle Einteilung wiedergibt). Fehlt es doch heutzutage sehr an "echter" Nachbarschaft, wie ich sie von vor 20 Jahren noch kenne.

Also, dachte ich mir, schaust mal auf die angegebene Website: www.nebenan.de

Denn sofort traten bei mir auch Fragen auf, vor allem bezüglich des nennens von Klarnamen im Zusammenhang mit weiteren persönlichen Daten in einer öffentlichen Plattform. Tatsächlich ist in den AGB der Seite festgelegt, dass es nur per Klarnamen erlaubt ist, sich dort anzumelden.

Auf der Suche nach konkreten Bewertungen des Portals im Internet fand ich dann auch meine Bedenken teils gut in Worte gefasst, z.B. in diesem Kommentar (auch die anderen sind teils interessant):
Ich hatte gestern so einen Zettel im Briefkasten, (...) Zunächst dachte ich auch, daß es eine schöne Idee ist und habe mich sofort angemeldet. Zu schnell und unüberlegt, ich bin schon wieder „draußen“. Eigentlich widersinnig sich dort anzumelden, ich meide schon alle anderen Social-Media, und nun soll meine nächst Umgebung mitbekommen, was ich so mache? Die Grundidee ist nicht schlecht, nur kann das alles auch nach hinten losgehen, Klatsch und Tratsch sind bei einer größeren Community schon vorprogrammiert, und das genau da, wo man wohnt. Es gibt schon die alte Weisheit: „Man soll nicht dort sche****. wo man ißt…“ Es ist also sehr gut zu durchdenken, dort mitzumachen, obwohl ich natürlich gerne ein Ei ausleihe, mein Mann die Bohrmaschine. Wenn man klingelt und wir das Gesicht kennen.. :))
nebenan.de - Erfahrungen mit den Fake Nachbarn von nebenan -

Zum Glück habe ich mich nicht gleich angemeldet, weil ich eher der "besonnene" Typ bin (meist) :cool:

Ich sehe generell soziale "Vernetzungsprojekte" sehr positiv, aber vielleicht doch lieber ausschließlich vor Ort und ganz undigital (bis auf normalen Telefon-, Mail-, SMS-, Threema- o.ä.-Austausch).

Bei mir in der Stadt blühen z.B. verschiedene Projekte auf, wie Reparatur-Cafes (inzwischen schon mehrere), Umsonst-Flohmärkte (dort habe ich kürzlich meinen alten, aber noch funktionsfähigen Akkuschrauber an eins der Reparaturcafes verschenkt), Kleidertauschbörsen. Und neulich bin ich auch mal mit mehreren Nachbarn ins Gespräch gekommen, was sogar in die Idee mündete, mal einen gemeinsamen Sperrmüll zu bestellen. Sehr gut laufen wohl zum Teil auch Regionalgeldprojekte (die quasi einen zweiten Wirtschaftskreislauf schaffen, der unabhängig von der Staatswährung ist) und Tauschringe, Verschenkmärkte o.ä.. Auch hier sollte man aber bei Interesse wohl auch erstmal in die AGBs auf den Internetseiten schauen.
 
Portal nebenan.de: Digitale und zugleich "echte" Nachbarn...

Hallo Kate,
ich habe mich auch für nebenan.de interessiert und bin dem ganzen dann doch nicht nachgegangen. Es blieb beim Anmeldeprozedere stecken und ich fand komisch, dass in meiner näheren Umgebung so viele gutaussehende, sympatische Leute Kontakte suchen. Es wurde zum schönen Foto der Name und viele private Details kundgetan, ich konnte nicht glauben, dass es reale Personen sind.
Aber vielleicht hat jemand wirklich Erfahrung damit.
Viele Grüße
Earl Grey
 
Portal nebenan.de: Digitale und zugleich "echte" Nachbarn...

Hi! :)

Bin selbst bei nebenan.de und darf Euch sagen, dass dies kein Fake ist. Die Leute, die Zettel ausdrucken, sind bereits registriert und wollen auf diesem Wege Nachbarn aus der unmittelbaren- und mittelbaren Umgebung kennen lernen. Für mich ist nebenan.de sowas wie Facebook, allerdings beschränkt auf Dein nahes Umfeld. (Finde die Sache prima, nutze es auch, will das Post aber nicht als Werbung verstanden wissen).



LGB
 
Portal nebenan.de: Digitale und zugleich "echte" Nachbarn...

Hallo Ihr beiden,

danke für Eure Kommentare :)

An Bodo:
Was hat es Dir bisher an praktischem Nutzen und reellen Kontakten gebracht? Und würdest Du Deine (hochwertigere) Bohrmaschine, Stichsäge, Fahrrad oder gar den Wohnungs- u/o Briefkastenschlüssel an jemanden geben, den Du über so ein Portal und sonst nicht weiter kennst?

Ich sehe die Verknüpfung zwischen geografischer Nähe (als einzigem Auswahlkriterium) und Klarnamen in einem digitalem Portal nach wie vor kritisch. Aus den in obigem Zitat schon angedeuteten Gründen.

Da würde u.U. stehen, wann Du/Ihr im Urlaub bist/seid, was Du so denkst, machst, welchen sozialen Status Du hast und - wenn ein Foto dabei ist - vielleicht, dass Du extrem gutaussehend bist ;) Ob das nicht mit hoher Wahrscheinlichkeit auch negative Folgen haben kann? Tratsch ist da ja fast noch das harmloseste... Ich denke z.B. an Stalking oder Einbruch (oder ganz einfach Zutritt mit dem vertrauensvoll überreichten Schlüssel). Das was Earl Grey schreibt, lässt auch ahnen, dass dort auch "verzweifelt Kontaktsuchende" unterwegs sind (die es erfahrungsgemäß nicht mal schrecken muss, wenn jemand bereits in einer Beziehung ist).

Ich las in mehreren Kommentaren/Pressemeldungen übrigens, dass die Briefkasten-Zettel-Verteiler zum Teil Fakes waren. Neuerdings schreiben die Gründer wohl auch teils ihre eigenen Namen auf den Zettel (nachdem Kritik kam?). Damit ist dann auch unklar, ob tatsächlich schon eine Gemeinschaft in dem genannten Stadtteil besteht.

Andererseits sehe ich natürlich den potenziellen Mehrwert der digitalen Vernetzung. Vielleicht wohnt zwei Straßen weiter jemand, der ein eher außergewöhnliches Hobby mit mir teilt, das man besser zu mehreren ausüben kann? Der Computernachhilfe braucht, aber dafür gern renoviert etc.. Die Koordinierung von Leistungstausch und Interessen/Hobbys geht allerdings auch über Tauschbörsen und diese sind zumindest hier so organisiert, dass man auch zu öffentlichen (Kennenlern-)Treffen gehen kann und sich so Face-To-Face (und nicht Face-per-Book) sieht.
 
Portal nebenan.de: Digitale und zugleich "echte" Nachbarn...

Hi Kate :)

Deine grundsätzlich berechtigten Vorbehalte habe ich bei diesem Portal nicht bestätigt gesehen. Natürlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass dort auch Missbrauch betrieben wird, oder das Leute (vorwiegend Männer) hier (sexuelle) Kontakte suchen. Geeigneter dafür sind aber andere, einschlägig bekannte Boards.

Kommen Zettel mit Vornamen und Code in den Briefkasten, dann sind diese reell. Überprüfbar ist das, indem man auf die Seite geht und den Code eingibt. Auch ich habe auf nebenan.de die Option, einen eigenen Verteiler zum Ausdrucken und Kopieren zu kreieren, da steht dann mein Wohnort, mein Vorname und ein bei Bedarf selbst gewählter Zulassungscode drauf.

Näher kann man sich bei Facebook über die Aktivitäten der Nachbarschafts-Communitys informieren, da sind dann Anlässe, Berichte und Fotos zu finden. Organisieren tun das Alles Privatpersonen, die auf diesem Wege Leute aus der direkten Nachbarschaft für die unterschiedlichsten Dinge suchen und ggf. finden. Das kann ein Treffen von Muttis mit ihren Kids auf einem Spielplatz sein, ein Angebot oder eine Suche nach einem Werkzeug, Initiieren von Lauf/Wandergruppen, Kaffeeklatsch, Müllwegräumaktionen usw. usw.

Das einige der Befürchtungen unbegründet sind, findet jedoch nur Diejenige oder Derjenige heraus, welche(r) sich dort "traut" bei Interesse auch anzumelden. Es gibt keine Verpflichtungen, keine Werbung oder ähnliches. Negative Pressemitteilungen müssten demnach auf ihren Wahrheitsgehalt abgeklopft werden.




LGB
 
Portal nebenan.de: Digitale und zugleich "echte" Nachbarn...

Hallo allerseits!

Ich habe mich dort auch angemeldet. Und schnell wieder abgemeldet, als ich gecheckt habe, dass man dort tatsächlich mit vollem Namen angezeigt wird. Damit habe ich nicht gerechnet, ging aber nicht anders einzustellen, zumindest habe ich nicht verstanden wie. Das wollte ich dann doch nicht. Vor allem nicht, als ich dann noch einige zwielichte Gestalten aus der Nachbarschaft dort sah, die absolut nicht wissen müssen, wie ich heiße und was ich so mache. Ich denke, als Frau (und noch dazu alleinstehende) ist man da automatisch vorsichtiger.

Liebe Grüße
Piratin
 
Ich sehe die Verknüpfung zwischen geografischer Nähe (als einzigem Auswahlkriterium) und Klarnamen in einem digitalem Portal nach wie vor kritisch. Aus den in obigem Zitat schon angedeuteten Gründen.

Da würde u.U. stehen, wann Du/Ihr im Urlaub bist/seid, was Du so denkst, machst, welchen sozialen Status Du hast und - wenn ein Foto dabei ist - vielleicht, dass Du extrem gutaussehend bist ;) Ob das nicht mit hoher Wahrscheinlichkeit auch negative Folgen haben kann? Tratsch ist da ja fast noch das harmloseste... Ich denke z.B. an Stalking oder Einbruch (oder ganz einfach Zutritt mit dem vertrauensvoll überreichten Schlüssel). Das was Earl Grey schreibt, lässt auch ahnen, dass dort auch "verzweifelt Kontaktsuchende" unterwegs sind (die es erfahrungsgemäß nicht mal schrecken muss, wenn jemand bereits in einer Beziehung ist).
Ich habe kürzlich bei der örtlichen Präventionsstelle der Polizei angerufen und gefragt, wie deren Einschätzung bezüglich der o.g. Risiken von nebenan.de ist. Der schon ältere Beamte (ich kenne ihn von einem Beratungsstand in einem Einkaufszentrum) wusste davon nichts und hielt es auch nicht für sehr wahrscheinlich. Er meinte z.B., dass Einbrüche erfahrungsgemäß gerade nicht von Nachbarn ausgeübt werden, sondern von "weiter weg", und auch eher von Menschen, die das bandenmäßig machen. Er gab mir noch den Rat auf einer Präventions-Website der Polizei gezielt danach zu suchen - dort fand ich aber keinerlei Eintrag.

Heute habe ich die KI unter "chatgpt.ch/" befragt:
Kommt es durch das Nachbarschaftsportal nebenan.de zu vermehrter Kriminalität, z.B. Einbrüchen und Stalking?
Antwort:
Als AI-Assistent kann ich keine aktuellen Daten oder Statistiken zu diesem spezifischen Thema liefern. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass Online-Plattformen wie nebenan.de in der Regel dazu dienen, die Kommunikation und den Austausch zwischen Nachbarn zu fördern und die Nachbarschaftshilfe zu stärken. Es gibt keine direkten Hinweise darauf, dass die Nutzung solcher Portale zu vermehrter Kriminalität führt. Es ist jedoch immer ratsam, vorsichtig mit persönlichen Informationen umzugehen und Sicherheitsvorkehrungen zu treffen, um sich vor potenziellen Risiken zu schützen. Wenn du konkrete Bedenken hast, empfehle ich, dich an die örtlichen Behörden oder Sicherheitsdienste zu wenden.

Tja, das hatte ich ja schon getan, zumindest bei der "offiziellen" Stelle. Ob das bei einem privaten Sicherheitsdienst auch Sinn macht? Der nette Beamte empfahl im Übrigen eine kostenlose Beratung vor Ort zum Einbruchschutz; auch Vermieter würden sich das i.a. nicht ablehnen und teils sogar etwas dazu zahlen.
 
Hier noch ein Artikel aus der SZ mit dem Titel

Nachbarschaft:Klicken statt klingeln​

14. Februar 2020, 18:54 Uhr
Lesezeit: 7 min
Von Yvonne Simon

Immer mehr Menschen nutzen Internetportale, um mit ihren Nachbarn in Kontakt zu kommen. Die Angebote im Überblick.

Ist allerdings nicht komplett aktuell (inzwischen haben sich 2 Portale zusammen geschlossen), außerdem gibt's einige nur als App.
 
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