Resilienzforschung - zw. Genetik, frühen Erfahrungen u. Training

Kate

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16.11.04
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Hallo zusammen,

ich möchte Euch kurz mit dem Link zu einer 3SAT-Sendung (die noch in der Mediathek verfügbar ist) auf dieses interessante Thema aufmerksam machen: 3sat.online - Mediathek: Was die Seele stark macht (3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=41033)

Zur Sendung:
Was die Seele stark macht

Resilienzforschung

Mit der Frage "Was die Seele stark macht" befasst sich seit etwa 50 Jahren die Resilienzforschung. Sie untersucht, welche Fähigkeiten und Einstellungen den Menschen Krisen gut überstehen lassen.
Genetiker sprechen von einer Erbanlage, Bindungsforscher von Vertrauensbildung und Selbstwertgefühl, die sich in den ersten Lebensjahren entwickeln müssen. Aber zur Resilienz gehört mehr: Sie ist nicht unumstößlich schicksalhaft gegeben, sondern umfasst auch Techniken und Strategien, die erlern- und trainierbar sind.

Unsere Gäste:

Klaus Fröhlich-Gildhoff, Psychologe und Pädagoge
Judith Glück, Psychologin
Raffael Kalisch, Humanbiologe und Neurowissenschaftler
Quelle: Was die Seele stark macht - Resilienzforschung

Die Sendung beleuchtet das Thema differenziert von verschiedenen Seiten. Was mir etwas zu kurz kommt, ist die Resilienzförderung bei Erwachsenen (was sich evtl. nicht nur anders, sondern auch schwieriger gestalten könnte als bei Kindern) ;)

Einen schönen Sonntag wünscht Euch
Kate
 
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Hallo Kate,

ich habe die Sendung gesehen und schließe mich dem an:
Was mir etwas zu kurz kommt, ist die Resilienzförderung bei Erwachsenen

Hatte mir von der Beleuchtung dieser Thematik mehr versprochen...

Liebe Grüße,
Malve
 
hallo oregano ,

"Nicht alles ist beherrschbar und manches ist so unerträglich, dass es zynisch wäre, von einem Menschen resilientes Verhalten zu erwarten",
diesen satz aus dem link kann ich nur unterstreichen .

lg ory
 
Ich denke, daß das Thema "Resilienz" ein ganz schwieriges und subtiles Thema ist, weil die Voraussetzungen jedes einzelnen Menschen eben zur Resilienz ja verschieden sind, und zwar in vieler Hinsicht:
Vererbung, Geburt, Umfeld, Erziehung, Probleme der Eltern und der Familie überhaupt, kulturelle Einflüsse usw. spielen eine Rolle.

Generell mag das richtig sein:

...Resilienz entsteht meist früh. Aber sie lässt sich auch im späteren Leben noch erlernen. Wer sich nicht gewappnet fühlt für den nächsten Sturm, dem empfiehlt Friedrich Lösel folgende Strategie: "Man sollte sich nicht zu viel zumuten, aber durchaus einigen Anforderungen stellen." An den Erfolgen lerne man, dass schwierige Aufgaben zu meistern sind. Und wer von Anfang an auch Scheitern einkalkuliert, der lernt auch aus Misserfolgen, ohne diese nur negativ zu sehen. "Auf diese Art wächst man an seinen Aufgaben", sagt Lösel. Auch das ist nämlich eine Gabe der seelisch Starken. Sie klammern sich nicht an bestimmte Lebensentwürfe oder Vorstellungen, sondern betreiben "flexible Zielanpassung". Ein Ziel wird hartnäckig verfolgt, aber nur solange, bis sich herausstellt, dass es zwecklos ist.
Psychologie - Die starken Kinder von Kauai - Gesundheit - Süddeutsche.de

Wenn man in die Suchfunktion der SZ "Resilienz" eingibt, finden sich noch etliche Beiträge.

Grüsse,
Oregano
 
Ups, als ich dies Zitat eben oben gelesen hatte...

"Nicht alles ist beherrschbar und manches ist so unerträglich, dass es zynisch wäre, von einem Menschen resilientes Verhalten zu erwarten",

... da musste ich unwillkürlich an das kleine Kind denken, für das es langfristig ums blanke Überleben im Kreise "eigentlich" für es verantwortlicher permanent hohnlachender Spötter ging, die sich aber mit dem Spott nicht nur nicht begnügten, sondern permanent perfideste Fallen stellten. (Anm: Es wusste natürlich, dass es ein Jugendamt gibt, dass es Telefonseelsorge gibt etc. Das Problem war: es wurde überwacht, zensiert, "eingeschlossen", natürlich oft genug auch "bestraft", und Telefonieren war nur im Beisein dieser "Aufsichtspersonen" erlaubt. All das war leider demnach nur blanke Theorie. - Das Weitere lass ich mal...)
In seiner eigenen Art hatte das über Jahre 24 Std. täglich bedrohte Kind sich seine Würde u. a. dadurch zu bewahren gesucht, dass es in seinem zarten Alter bereits zum abgebrühten Zyniker mutierte, um des blanken Überlebens willen, denn mit Körperkräften o. ä. konnte es den Erwachsenen ja nicht Paroli bieten. Es hat aber auch ausdrücklich unterschieden zwischen harmlosen, lieben Erwachsenen, die ihm ja auch dann und wann begegneten und mit denen es ausdrücklich auch anständig und vernünftig redete, während es nur seinen leider sein Leben maßgeblich beeinflussenden Feinden mit kaltem Zynismus begegnete.

Vielleicht ist das ja dann auch eine Art Resilienz:confused:

Jedenfalls hat es sich Jahrzehnte später einmal bei einer älteren Dame (liebe Nachbarin) zu dem Thema das Herz erleichtert, wobei die Nachbarin, die noch die Nazizeit miterlebt hatte und durchaus KZs von innen kannte, dann zu ihr sagte: "Was du erlebt hast, war ja schlimmer als bei Hitler!" - Das war der erste Mensch, bei dem das ehemalige Kind wirklich verstanden wurde.

Alle anderen machen am Geburtsdatum des Kindes fest, dass es Schlimmeres als bei Hitler gar nicht erlebt haben kann und lachen es deshalb aus, wenn es nur die Anfänge der Tortur erwähnt...

Manchmal dauert es ziemlich lange...:mad:
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht ist das ja dann auch eine Art Resilienz:confused:

Es hat aber auch ausdrücklich unterschieden zwischen harmlosen, lieben Erwachsenen, die ihm ja auch dann und wann begegneten und mit denen es ausdrücklich auch anständig und vernünftig redete, während es nur seinen leider sein Leben maßgeblich beeinflussenden Feinden mit kaltem Zynismus begegnete

Hallo philia,

doch, ja, von meinem Gefühl her würde ich sagen, dass es sich um eine Art Resilienz handelt; und Stärke bedeuten kann "die Spreu vom Weizen zu trennen" und dem Guten offen zu begegnen und sich vor allen Anderen zu schützen.
Aber Kinder haben generell ein gutes Gespür für Menschen.

Bei Erwachsenen wird die Resilienz so betrachtet:

Der Schlüssel liegt in uns selbst!
, erklärt die Ärztin und Unternehmensberaterin Dr. Mirriam Prieß.
Jeder kann resilient, also psychisch stark und widerstandsfähig werden, wenn er einige wenige Grundsätze befolgt.
Ohne es zu wissen, begehen die meisten von uns zwei entscheidende Fehler in ihrem Alltag: Wir kämpfen gegen das an, was wir nicht wollen, und wir meinen, uns durch Härte schützen zu können.
Dadurch aber verlieren wir unbemerkt und sukzessive an Kraft.
Anstatt stark zu bleiben und zu wachsen – werden wir immer schwächer und stressanfälliger.
Psychische Stärke entsteht nicht durch Widerstand und Abwehr, sondern durch die Fähigkeit zur Begegnung.
Wenn man dem Leben in seinen Höhen und Tiefen auf Augenhöhe begegnet, Dinge annimmt, wieder abgibt und loslässt.
Nur so kann man im Fluss des Lebens bleiben und das Leben erfolgreich leben."

https://www.mirriampriess.de/buecher/das-geheimnis-innerer-staerke.html


Um auf "Augenhöhe" zu bleiben, bedarf es generell ein "good will" von Beiden Seiten, was das ganze nicht einfach macht. Generell hier von "Fehler" zu sprechen empfinde ich als unrichtig bzw. nicht "weitsichtig" genug.

Beste Grüße von Kayen
 
Zuletzt bearbeitet:
Kayen, dann habe ich dich richtig verstanden? Du meinst also auch, dass

all das, was für das Kind und später sogar noch in der Jugend (!) die Jahre über keineswegs beherrschbar und wirklich so unerträglich war, bewirkte, dass es zynisch wurde? Wer von einem (kleinen) Menschen (in dieser Situation) resilientes Verhalten erwartete, konnte dem Kind in der Situation mehr als schnuppe sein. Dabei ist es völlig egal, ob es Lehrer in der Schule waren, die davon wußten (!) oder in gerader Linie verwandte verantwortliche, "normalerweise" stets gegenwärtige, Angehörige sind, die das sogar maßgeblich eingefädelt haben. Denn beherrschbar war das für das Kind, u. a. da es damit zu Beginn überrumpelt und im weiteren Verlauf sozusagen gezielt "aus der normalen Welt herausgehalten" wurde, definitiv nicht. Leider scheinen diese Tortur, die für manche Kinder ihr gesamtes Kinderleben lang dauerte, aber viele nicht überlebt zu haben.

Oder geht die Erwartung, resilientes Verhalten zu zeigen, in diesem Zitat gar nicht von einem Elternteil, Erzieher, Therapeuten, Arzt, Lehrer usw. aus und ist auf eine Person gemünzt, die entweder permanent oder regelmäßig in gewissen Abständen mit diesem zusammen ist bzw. sein muss?

"Nicht alles ist beherrschbar und manches ist so unerträglich, dass es zynisch wäre, von einem Menschen resilientes Verhalten zu erwarten",

Denn wenn es völlig Unbeteiligte, Zufallsbekanntschaften oder solche sind, die gar nichts davon wissen und sich nicht vorstellen können, dass es durchaus auf diese Weise Alleingelassene auch heute gibt, die sich quasi nur selbst aus dem Sumpf ziehen können, wenn sie es denn können, dann sind die ja wohl kaum in einer solchen Erwartungshaltung, denke ich mal.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun ja, jedenfalls ist es sicherlich ein interessantes Thema. Als Kind und Jugendlicher "richtig" aufzuwachsen, ist heute schwieriger denn je. Und Resilienz, also das Wort selber, ist mir erst kürzlich das erste Mal überhaupt begegnet. Da habe ich mir 2 Bücher darüber in der Bibliothek ausgeliehen. Sie handeln aber beide davon, wie man Resilienz in Kindern stärkt. Und dabei sind dann eben gerade die Personengruppen, die ich im vorigen Post aufgezählt habe, diejenigen, die das tun sollten.

Und wer von klein auf genau darauf verzichten musste, aber trotzdem heute noch lebt, und das einigermaßen unauffällig und vor allem selbstständig und nicht psychisch angeschlagen oder gar richtig krank, muss ja wohl selber eine Strategie entwickelt haben. Mich würde mal interessieren, ob es dazu auch was zu lesen gibt.

Denn entsprechende Personen, die auf diese Weise Resilienz entwickelt haben, ohne das Wort zu kennen, gibt es sicherlich auch in der Nachbarschaft.

Ich sag nur:

Flüchtlinge,

bitterarme Mehrfachchroniker im reichen Deutschland (die es deswegen sind, weil sie ihre Gesundheitsversorgung zu 99 % aus eigener Tasche zahlen müssen),

Obdachlose,

die immer größer werdende Gruppe der prekär Arbeitenden ohne Aussicht auf ein festes Einkommen, dass auch noch (was für eine unverschämte Forderung, fühlt man sich für D.land zu denken geneigt) den Lebensunterhalt deckt

usw.

Oder sind solche Berichte dann eher unter anderen Stichwörtern als Resilienz zu suchen bzw. zu finden?
 
Kayen, dann habe ich dich richtig verstanden? Du meinst also auch, dass

all das, was für das Kind und später sogar noch in der Jugend (!) die Jahre über wirklich so unerträglich war, bewirkte, dass es zynisch wurde? Wer von einem (kleinen) Menschen (in dieser Situation) resilientes Verhalten erwartete, konnte dem Kind in der Situation mehr als schnuppe sein. Dabei ist es völlig egal, ob es Lehrer in der Schule waren, die davon wußten (!) oder in gerader Linie verwandte verantwortliche, "normalerweise" stets gegenwärtige, Angehörige sind, die das sogar maßgeblich eingefädelt haben. Denn beherrschbar war das definitiv nicht. Leider scheinen diese Tortur, die für manche Kinder ihr gesamtes Kinderleben lang dauerte, aber viele nicht überlebt zu haben.

Ja, philia, ich meine, dass das eine Art Resilienz ist. Schau mal hier:

Resilienz darf nicht statisch interpretiert werden.
Wie der Prozess der Traumatisierung ist auch die Entwicklung von Resilienz sequentiell interpretierbar. Außerdem können Faktoren oder Strategien, die in einer bestimmten Situation Resilienz fördern, in anderen Situationen eher hinderlich für die Entwicklung von Resilienz sein. Auch können positive Anpassungsleistungen, die als Ausdruck von Resilienz und Wachstum von Ressourcen interpretiert werden, mit Selbstberuhigungs-, Vermeidungs- und Verdrängungsstrategien einhergehen, hinter denen sich erhebliches Leid verbirgt.
Quelle Wikipedia

Und daraus ziehe ich den Umkehrschluss:
Hätte das Kind sich diesen von Dir näher beschriebenen Menschen (Aufsichtspersonen), welches es mit Zynismus begegnete, also gegen seine Natur sich diesen Menschen angepaßt, dann wäre dieser Mensch wahrscheinlich heute gebrochen (Sorry; ich kann hier alles nur vom Gefühl schreiben und habe selbst kein Buch über Kinder und Resilienz gelesen) und das ist für mich dann ebenso eine Überlebensstrategie oder Resilienz (wenn auch nicht direkt sichtbar).


Oder geht die Erwartung, resilientes Verhalten zu zeigen, in diesem Zitat gar nicht von einem Elternteil, Erzieher, Therapeuten, Arzt, Lehrer usw. aus und ist auf eine Person gemünzt, die entweder permanent oder regelmäßig in gewissen Abständen mit diesem zusammen ist bzw. sein muss?

"Nicht alles ist beherrschbar und manches ist so unerträglich, dass es zynisch wäre, von einem Menschen resilientes Verhalten zu erwarten",
Dies Zitat trifft doch den Umkehrschluss ganz gut; Zynismus (in unerträglichen Fällen, wie z.B. von Dir dargestellt) ist eine andere Strategie und vielleicht dann auch eine Art Resilienz.
(ich sehe das Zitat "Allgemein" an)

Denn wenn es völlig Unbeteiligte, Zufallsbekanntschaften oder solche sind, die gar nichts davon wissen und sich nicht vorstellen können, dass es durchaus auf diese Weise Alleingelassene auch heute gibt, die sich quasi nur selbst aus dem Sumpf ziehen können, wenn sie es denn können, dann sind die ja wohl kaum in einer solchen Erwartungshaltung, denke ich mal
Sicherlich wird man als Erwachsener dann nicht sofort lernen, diese fürchterlichen Strapazen abzulegen; jedoch könnte ich mir vorstellen mit der Zeit milder auf Begegnungen zu reagieren. (Wahrscheinlich leichter geschrieben als wirklich getan:))


Beste Grüße von Kayen
 
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In einem der Bücher zum Thema Resilienz ist Anne Frank als resilient erwähnt worden.

Und nun fiel mir noch ein, dass Anfang 2008 in Amstetten in Österreich die ungeheuerlichen Taten eines bestimmten Mannes ans Licht kamen. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass seine Opfer irgendwie resilient geworden sind.

Aber annähernd eine mit diesen 2 Sachverhalten vergleichbare "Qualität" hatte die in meinem Eingangspost angerissene Lebenserfahrung.
 
Danke, Kayen, für deine ausführliche Antwort. Sie bringt mir einiges Licht in dieses ja doch schwierige Thema.

Hinzufügen möchte ich noch, dass es sich bei dem zynischen Kind bzw. Jugendlichen um eine Person mit Hochsensibilität handelt, was ja im Grunde eine tolle Eigenschaft ist, wenn man sie richtig zu kanalisieren lernt. Das allerdings ist alles ziemlich, ich sag jetzt mal salopp, ohne es abwertend zu meinen, psycholastig und sicher im Komplettpaket mit Resilienz wohl eher nicht in einem Buch zufriedenstellend erklärbar.

Obwohl - - - interessieren würde mich das echt sehr, allein schon um mehr Einfühlungsvermögen erlangen zu können. Aber Psychologie ist für mich nicht als theoretisches und erlernbares Fach denkbar, sondern vor allem etwas im praktischen Leben so richtig wie möglich Umzusetzendes.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke, Kayen, für deine ausführliche Antwort. Sie bringt mir einiges Licht in dieses ja doch schwierige Thema.

Gerne philia, es ist jedoch nur mein Licht, welches ich Dir herüberreiche, könnte sein, dass Psychologen, Forscher etc. es anders sehen.
Und ja, es ist ein schwieriges Thema; ein weites Feld, man sollte hier viele Dinge in Betracht ziehen; und auch nicht grundsätzlich von "Fehlern" sprechen, denn gerade Kinder handeln nicht unbedingt sofort aus ihrem Verstand heraus.

Hinzufügen möchte ich noch, dass es sich bei dem zynischen Kind bzw. Jugendlichen um eine Person mit Hochsensibilität handelt, was ja im Grunde eine tolle Eigenschaft ist, wenn man sie richtig zu kanalisieren lernt. Das allerdings ist alles ziemlich, ich sag jetzt mal salopp, ohne es abwertend zu meinen, psycholastig und sicher im Komplettpaket mit Resilienz wohl eher nicht in einem Buch zufriedenstellend erklärbar.

Obwohl - - - interessieren würde mich das echt sehr, allein schon um mehr Einfühlungsvermögen erlangen zu können. Aber Psychologie ist für mich nicht als theoretisches und erlernbares Fach denkbar, sondern vor allem etwas im praktischen Leben so richtig wie möglich Umzusetzendes.
Auch wenn Hochsensibilität und Resilienz im Buch nicht erklärbar erscheinen, so sollten die Hochsensiblen die Resilienz für sich keinesfalls ausschließen; m.E. ist eine gewisse Sensibilität dazu erforderlich. Wie "hoch" ist Auslegungssache:)


Und nun fiel mir noch ein, dass Anfang 2008 in Amstetten in Österreich die ungeheuerlichen Taten eines bestimmten Mannes ans Licht kamen. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass seine Opfer irgendwie resilient geworden sind.

Dazu fällt mir die Entführung v. N. Kampusch ein, die so unglaublich tapfer und gefasst Interviews über Einzelheiten gegeben hat, dass genau hier ihr ihre "Resilienz" fast zum Verhängnis wurde; da daraufhin so einige Menschen gemäkelt haben, dass könne ja wohl alles so nicht wahr gewesen sein . . . wenn jemand so ruhig und abgeklärt berichtet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Da hat also dennoch jemand eine urpersönliche Resilienz entgegen allen Weisheiten aus Büchern angesichts von mit den beiden von mir genannen Fällen vergleichbaren Umständen entwickelt. Aber alles was er will ist, herausfinden, ob es Überlebende aus der damaligen Kindergruppe gibt.

Einmal an der Örtlichkeit vorbeigekommen anlässlich eines Termins anderswo in der Nähe, ließ er es sich nicht nehmen, ging hinein, nachdem er zuvor die draußen in den Boden mit Metallsäulen eingelassene witterungsfeste Glastafel mit der Chronik des Hauses studiert und verwundert festgestellt hatte, dass man die gewissen Jahre völlig unterschlagen hat, und fragte nach genau dieser Zeitspanne und ob es möglich wäre, Kontakt aufzunehmen zu denen die genau damals dort waren.

Die Antwort, von oberster Stelle? Zu "der" Zeitspanne darf man nichts sagen.

Das ist mehr als vielsagend, finde ich. Es macht es sicherlich unendlich viel schwerer zu vermitteln 1. dass es die Zustände durchaus noch lange nach Kriegsende gab und 2. dass nichtsdestotrotz deren Leugnung zu 1000% zementiert bleiben sollen.

Wehe, jemand kennt die Wahrheit - und noch mehr wehe, er deckt sie auch noch auf.
Leider ist das mit der Glaubwürdigkeit so eine Sache.
Denn wen der Teufel einmal so richtig gepackt hat und ihn schlimmere Zustände als die in den Medien bislang veröffentlichten langfristig schaffen lässt, alles wohlweislich vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen (es gab keinen Telefonbucheintrag, "keine" Adresse, es gab keine Benennung/Bezeichnung, ...), der braucht keine Angst zu haben, dass sein böses Tun in der Welt ans Licht kommt; in der Welt deshalb, weil die Örtlichkeit in den eingeweihten Kreisen überregional bekannt war! Und trotzdem kann man nichts davon erfahren, denn 1. waren es glücklicherweise sehr wenige der erwachsenen verantwortlichen Menschen von damals, die ihre Kinder überhaupt langfristig, z. T. sogar lebenslang (!) in diese Situation brachten, aber 2. waren sie übers ganze Bundesgebiet verteilt und Informationen wurden natürlich geheimgehalten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Inwiefern soll/kann Anne Frank den resilient gewesen bzw. geworden sein?

Und noch ein Gedanke: Kann es sein, dass Resilienzentwicklung und Hochsensibilität einerseits ggf. zusammen wirken, andererseits Hochsensibilität Resilienzentwicklung auch verhindern oder erschweren kann?

Sehr interessanter Thread!
 
Und noch ein Gedanke: Kann es sein, dass Resilienzentwicklung und Hochsensibilität einerseits ggf. zusammen wirken, andererseits Hochsensibilität Resilienzentwicklung auch verhindern oder erschweren kann?
Auf dieser Seite wird zwischen Hochsensibilität, Vulnerabilität unterschieden und der Resilienz gegenübergestellt.
Letztendlich geht eine klare Antwort daraus nicht wirklich hervor?.
Jedoch sehe ich die Möglichkeit als Hochsensibler Resilienz zu entwickeln, als höher an.

Was mir persönlich noch nicht ganz klar erscheint ====> ob resilient sein auch gleichzeitig bedeutet mit sich im Seelenfrieden zu sein.
Mir erscheint bei Durchsicht der Skripten von Psychologen, dass hier nur irgendwie eine für deren Augen positive Entwicklung von statten gehen muss, um das Leben dieser Menschen als positiv resilient zu bewerten.:confused:;):rolleyes:

Z.B. wenn man als 1. Kind von 10 Kindern seine Familie verläßt und nicht, wie vom Vater geplant, das Hoferbe als Bauer übernimmt, sondern einen Universitätsabschluß erreicht und eine erstaunlich gute berufliche und "scheinbar" auch eine persönliche Entwicklung stattfindet.
Der Vater von dem 1. Kind jedoch wenig bis gar kein Verständis für dieses Kind und seine Entwicklung zeigt und den Kontakt mit ihm abbricht.
Das Kind trotz aller positiven Entwicklung entwurzelt ist und sich in ihm eine gewisse für andere nicht sichtbare Melancholie zeigt.
Zwar nicht daran zerbricht aber der Schein etwas anderes zeigt als die Herzensrealtität.



Hochsensibilität, Vulnerabilität und Resilienz

Hochsensibilität, Vulnerabilität und Resilienz sind drei Begriffe, die immer wieder miteinander in Verbindung gebracht werden.

Bis heute gibt es die Ansicht, und zwar speziell unter Psychologen, Therapeuten und Ärzten, dass Vulnerabilität mit Hochsensibilität gleichzusetzen sei. Das liegt vermutlich z.T. daran, dass das Konzept von Hochsensibilität als natürlichem und gesunden Wesenszug einer großen Anzahl von Individuen (ca. 15%) noch kaum in Fachkreisen Einzug gehalten hat. Zwar haben renommierte Forscher und Denker wie z.B. Iwan Pawlov und Carl Gustav Jung bereits vor nahezu hundert Jahren darüber publiziert, aber das Thema hat trotzdem noch immer nicht ausreichend in der Gesellschaft angekommen, d.h.Wissen darüber gehört noch nicht zur Allgemeinbildung. Das könnte daran liegen, dass dieses Phänomen subtil ist, und nicht ganz einfach abzugrenzen. Wir versuchen hier, Hochsensibilität von Vulnerabilität abzugrenzen, ferner den Begriff Resilienz vorzustellen, sowie die mögliche Bedeutung von Resilienz für uns Hochsensible.
Wikipedia nennt Resilienz das Gegenteil von Vulnerabilität. Und auf Planet Wissen erfahren wir, dass Resilienz erlernbar ist, vor allem für Kinder. Wir wollen hier die Spreu vom Weizen trennen, und schauen, wie wir als hochsensible Menschen von den Ergebnissen der Resilienzforschung profitieren können.

Hochsensibilität
Hochsensibilität wollen wir hier nicht nochmal definieren, nur auf den in diesem Zusammenhang sehr relevanten Aspekt hinweisen, dass sie eine Wahrnehmungs-Begabung ist, und als solche höchstens geschult, aber nicht entfernt oder ‚geheilt‘ werden kann.

Vulnerabilität
Vulnerabilität ist ein Begriff aus der Psychologie und Psychiatrie (er wird auch in anderen Fachgebieten verwendet, z.B. in der Ökonomie oder der Soziologie, wo er aber verschiedene Bedeutungen hat. Wir befassen uns hier mit der psychologischen Vulnerabilität.) Sogenannt vulnerable Personen werden besonders leicht emotional verletzt und entwickeln eher Neurosen oder andere psychische Störungen.
Somit wird verständlich, wieso Menschen, die nicht genau hinschauen, Hochsensibilität mit Vulnerabilität gleichsetzen. Denn hochsensible Kinder brauchen verlässlichere Betreuungspersonen sowie mehr Pausen für Ruhe und Verarbeitung, um sich gesund zu entwickeln und zu lernen, mit der Informationsflut umzugehen. Wenn sie das nicht bekommen, neigen sie mehr zu emotionalen Verletzungen und längerfristigen Störungen, als weniger sensible Kinder.
Jedoch, in der Psychologie wird die vulnerabile Persönlichkeit mit folgenden Eigenschaften beschrieben:

  • aktiv, impulsiv und leicht zu ärgern
  • schnell gelangweilt
  • wenig Einfühlungsvermögen
  • oft unterdurchschnittlicher IQ
Jeder, der sich ein bisschen mit Hochsensitivität beschäftigt hat, kann leicht erkennen, dass die obigen Beschreibungen mehrheitlich nicht für hochsensible Menschen zutreffen. Zwar stellt beides eine erhöhte Anfälligkeit für Verletzungen dar, trotzdem sind es zwei separate Phänomene.

Resilienz
Resilienz bezeichnet laut Wikipedia ursprünglich nur die Stärke eines Menschen, Lebenskrisen wie schwere Krankheiten, lange Arbeitslosigkeit, Verlust von nahestehenden Menschen oder ähnliches ohne anhaltende Beeinträchtigung durchzustehen. Diese Verwendung des Wortes ist auch heute noch häufig. So werden zum Beispiel Kinder als resilient bezeichnet, die in einem ungünstigen sozialen Umfeld aufwachsen, das durch Risikofaktoren wie zum Beispiel Armut, Drogenkonsum oder Gewalt gekennzeichnet ist, und sich dennoch zu erfolgreich sozialisierten Erwachsenen entwickeln. Resiliente Personen haben gelernt, dass sie es sind, die über ihr eigenes Schicksal bestimmen. Sie vertrauen nicht auf Glück oder Zufall, sondern nehmen die Dinge selbst in die Hand. Sie ergreifen Möglichkeiten, wenn sie sich bieten. Sie haben ein realistisches Bild von ihren Fähigkeiten.
Auch Menschen, die nach einem Trauma, wie etwa Vergewaltigung, dem plötzlichen Verlust nahestehender Angehöriger oder Kriegserlebnissen nicht aufgeben, sondern die Fähigkeit entwickeln, weiterzumachen, werden als resilient bezeichnet. Das negative Gegenstück zur Resilienz wird Vulnerabilität genannt.
Beide, sowohl die Vulnerabilität als auch die Resilienz, sind erworbene Eigenschaften, während Hochsensibilität angeboren ist. Vulnerabilität und Resilienz stellen die beiden Extreme einer Skala dar, die von Hochsensibilität völlig unabhängig ist.
Die Ergebnisse der Resilienzforschung machen laut www.planet-wissen.de Hoffnung – auch wenn man nicht zu den Menschen gehört, denen Resilienz mit der Muttermilch verabreicht wurde. Unter bestimmten Voraussetzungen kann fast jeder sein seelisches Immunsystem aufpäppeln, meinen die Fachleute. Denn Resilienzforscher sind überzeugt davon, dass ein die Resilienz förderndes Verhalten erlernbar ist. Am besten sollten schon Kinder damit anfangen.

Resilienz bzw. Widerstandsfähigkeit kann man fördern
Ursula Nuber, Diplompsychologin, Psychotherapeutin und stellvertretende Chefredakteurin der Zeitschrift „Psychologie heute“, hält dabei drei Dinge für wichtig:

  • Man solle ein Kind für das loben, was es leistet, und nicht für seine Eigenschaften. ‚Die Zeichnung ist dir gut gelungen‘ sei also besser als ‚Du bist so begabt‘. So lernt es, Vertrauen in seine Kompetenz zu entwickeln.
  • „Ein Kind sollte außerdem wissen, dass es immer verschiedene Sichtweisen auf eine Situation gibt“, sagt Nuber.
  • „Und drittens ist es wichtig, dass ein Kind angeleitet wird, Freundschaften zu finden und zu pflegen.“
Erwachsenen, die resilient werden wollen, rät Ursula Nuber: „Ganz wichtig ist es, nicht in selbstschädliches Grübeln zu verfallen. Die Gedanken, die wir uns zu einem Geschehen machen, verursachen Gefühle – und diese wiederum leiten unser Handeln.“ Wenn ein Mensch also etwa glaube, dass er vom Pech verfolgt sei, mache ihn das verzweifelt und lähme seine Handlungsfähigkeit. „Denkt er dagegen: ‚Dieses Mal hatte ich Pech‘, ist seine Stimmung zuversichtlicher, und er hat Hoffnung, die Situation beherrschen und verbessern zu können.“
Anleitung zum Erlernen von Resilienz

Die amerikanische Psychologenvereinigung hat sogar eine Anleitung zum Erlernen von Resilienz herausgegeben. Laut „road to resilience“ sollen folgende Verhaltensweisen zum Ziel führen:

  • Sorge für dich selbst
  • Glaube an deine Kompetenz
  • Baue soziale Kontakte auf
  • Entwickle realistische Ziele
  • Verlasse die Opferrolle
  • Nimm eine Langzeitperspektive ein
  • Betrachte Krisen nicht als unüberwindbares Problem.
Dass sich solche Ratschläge nicht immer einfach umsetzen lassen, weiß jeder, der es schon versucht hat – speziell wenn man eine persönliche Geschichte mit schlechten Erfahrungen hat. Aber sie sind ein Silberstreifen am Horizont, und mit kompetenter psychologischer oder seelsorgerlicher Begleitung wird es den meisten hochsensible Menschen möglich sein, allmählich eine wachsende Resilienz zu entwickeln. Es empfiehlt sich, einen Punkt nach dem anderen anzupacken, und eine langfristige Perspektive einzunehmen. Genau hinschauen, was in uns hochkommt wenn wir das beabsichtigen, uns den Gefühlen des Versagens, der Ablehnung usw. stellen, die Lügen und Einschärfungen, die uns das zu verunmöglichen scheinen, identifizieren und uns davon lossagen, Trost und Heilung suchen für die negativen Erfahrungen, die solche Haltungen bestärkt und zementiert haben. Ein langer Weg vielleicht, und am Anfang mag es so scheinen, als ob sich nichts ändert, aber mit Beharrlichkeit werden allmählich mehr und mehr Anzeichen einer wachsenden Resilienz neue Motivation liefern. Resilienz ist erlernbar.
Hochsensibilität, Vulnerabilität und Resilienz -



Beste Grüße von Kayen
 
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@hitti
Also bei Anne Frank, über die wir übrigens schon in der Schule gesprochen hatten und deren Lebenswille mich schon damals sehr beeindruckte und ich mir später deshalb ein Buch über sie gekauft hatte, geht es im Resilienz-Buch, das ich ausgeliehen habe, darum, dass die Autoren des Buches das Vorwort mit einem Zitat von ihr einleiten und sie insofern als resilient einstuften, weil sie nach Jahren des Lebens in ihrem Versteck im Sommer 1944 in ihr Tagebuch folgendes geschrieben hatte:

„Dazu kommt noch, dass ich außerordentlich viel Lebensmut habe, ich fühle mich immer so stark und imstande, viel auszuhalten, so frei und so jung! Als ich das zum ersten Mal merkte, war ich froh, denn ich glaube nicht, daß ich mich schnell unter den Schlägen beuge, die jeder aushalten muß.“

Danach erwähnen die Autoren diese Worte als Idee und Zielsetzung ihres Buches.

Und ich denke mal, wäre Anne Frank nicht an Typhus erkrankt und gestorben, ihr eiserner Wille, den sie in ihrem Tagebuch in dem damals herrschenden politischen Klima so diametral wie irgend möglich entgegengesetzt (wie ich meine) zum Ausdruck brachte, hätte ihr tatsächlich ein mehr als aufrüttelndes Schriftstellerleben ermöglicht.

Tja, und zum Thema Hochsensibilität denke ich, wenn jemand sein nahezu gesamtes Kinder- und das entscheidende Jugendleben lang dünnhäutig ist, wenn er sagt, was er meint und denkt und wie er sich fühlt, und deshalb von allen Seiten immer nur zu hören bekommt, sich endlich mal ein „dickes Fell“ anzuschaffen, dann kann sehr wohl die Entwicklung eines Zynismus den entsprechenden Personen gegenüber die Folge sein, damit der Hochsensible sich selber schützt. Dinge deutlich intensiver, aber eben auch richtig, wahrzunehmen als normal Sensible oder natürlich erst recht Unsensible, Oberflächliche, ist m. E. ein Pluspunkt. Nicht selten geht das auch einher mit sich einschleichenden (gesellschaftlichen) Entwicklungen, die zerstörerisch sind, auf die man sich so früher gefasst macht und für sich das Beste daraus zu machen versucht, während die Normalos davon zumeist im weiteren Verlauf dann böse überrascht werden.

Wenn aber Hochsensibilität, die ja auf allen möglichen Ebenen des persönlichen Miteinanders ausgeprägt sein kann, bei dem einen auf diesem Gebiet, bei dem anderen auf einem anderen, was ja das Gegenüber – und manchmal selbst der davon Betroffene – nicht weiß oder wissen muss, und Resilienzentwicklung einander erschwert oder sogar verhindert, dann muss man als Hochsensibler, finde ich, seine Rückzugsnische unbedingt schon gefunden haben. Vieles geht aber auch, hoffe ich jedenfalls, dabei intuitiv vonstatten. So glaube ich (hoffe ich), dass solch eine Situation mit so krassen Gegensätzen im Normalfall eher selten vorkommt.

Zweifel kommen mir aber im selben Moment jetzt daran trotzdem im Fall der vielen, vielen mutterseelenallein geflüchteten Kinder, die im fremden Land mit fremder Sprache ankommen und schwer traumatisiert sind, aber trotzdem unerwünscht.

Grundsätzlich hat die Menschheit also nix verstanden. Man trifft eher auf „Menschen“, die davon nichts wissen, darüber nicht reden wollen als auf Menschen, die nach einer wirklichen, echten Lösung für alle suchen und diese wünschen. Wenn hier auf Suche und Wunsch konstruktive Taten folgen, ist man allerdings trotzdem in einer Minderheit, die auch wiederum Resilienz benötigt.

Ich hoffe, meine Erklärung hilft etwas.
 
Zuletzt bearbeitet:
https://www.dr-walser.ch/index.html?krise.htm

Hier werden ein paar Punkte angeführt, die ich lesenswert finde:

...
Resiliente Menschen kann man mit einem Boxer vergleichen, der im Ring zu Boden geht, ausgezählt wird, aufsteht und danach seine Taktik grundlegend ändert (resilience = englisch: Elastizität, Spannkraft). Karen Kersting nennt Resilienz "the mental muscle everyone has" (in Monitor on Psychology, Vol.88,5/2005) .

Wir können mit dem, was das Schicksal einem antut, gut oder schlecht umgehen. Der Resiliente hat beschlossen, gut damit umzugehen. Wie lernt man dies?
Man weiss eigentlich noch zu wenig darüber. Doch die meisten Forscher gehen von einer Wechselwirkung zwischen individuellen Möglichkeiten und sozialen Angeboten aus. Ruhiges Temperament und eine höhere Intelligenz scheinen resilientes Verhalten zu begünstigen. Sicher ist, dass vor allem die Zugehörigkeit zu einen grösseren Verbund von Menschen, der über die Familie hinausgeht, für die Herausbildung von Resilienz wichtig ist. Man sollte eingebettet sein. Resiliente Kinder haben sehr viel mehr Unterstützung von religiösen Gemeinschaften, von Nachbarn, Freunden, Lehrern und Verwandten, wie zum Beispiel Grossmüttern, erhalten. Die Familie kann, aber muss dabei keinen hohen Stellenwert haben.
Die Annahme, dass einmal gemachte schlechte Erfahrungen das gesamte weitere Leben prägen, wird durch die Resilienzforschung für viele Fälle widerlegt. Auch wenn in Kindheit und Jugend keine resilienzfördernden Erfahrungen gemacht werden konnten, muss niemand sich seinem Schicksal hilflos ausgeliefert fühlen. Resilienz kann in jedem Lebensalter erlernt werden. In ihrer Broschüre The road to resilience nennt die Amerikanische Psychologenvereinigung (https://www.apa.org/) zehn Wege, die zum Ziel führen (hier):

* Resiliente Menschen akzeptieren die Krise und die damit verbundenen Gefühle ...
* Resiliente Menschen suchen nach Lösungen. Sie glauben an die eigene Kompetenz. Sie verlassen die Opferrolle und werden aktiv: ...
* Resiliente Menschen lösen ihre Probleme nicht allein. Sie bauen auf ihre sozialen Kontakte: ...
* Resiliente Menschen fühlen sich nicht als Opfer: ...
* Resiliente Menschen bleiben optimistisch. Krisen werden nicht als unüberwindliches Problem betrachtet: ...
* Resiliente Menschen geben sich nicht selbst die Schuld: ...
* Resiliente Menschen planen voraus. Sie nehmen eine Langzeitperspektive ein und entwickeln realistische Ziele: ...

... "ressourcenorientierten Psychotherapie" ...
Von der Ortung der Energieräuber - auch ungeklärte Beziehungen gehören dazu -, bis zu der Begegnung mit alten Verletzungen oder Ängsten soll der Lebensrucksack entlastet und Konsequenz im Handeln, die Zähmung von inneren Richtern, das Setzen von Grenzen, aber auch die Verankerung von Ruhe und Gelassenheit erprobt werden:
...

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Grüsse,
Oregano
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wird in diesem Heft (Monitor on Psychology, Vol.88,5/2005) auch auf solche Situationen eingegangen:

Hat man denn schon mal erforscht, wie bei jemandem Resilienz „entstanden“ ist, der in seinem sozialen Umfeld längerfristig eher intrigante Feinde, die auch vor innerfamiliärem Mord nicht zurückschrecken, hatte als überhaupt auch nur irgendjemand, auf den, sagen wir bei einem Kind über mind. zehn Jahre am Stück, Verlass gewesen wäre?

Gibt es irgendwelche Intelligenzbestien, deren ausgesprochen hoher IQ in der Schule nicht erkannt und als Nichtintegrierbarkeit in die Klassengemeinschaft missinterpretiert wurde und sie dann sogar auf einer noch viel weiter unter ihrem Niveau befindlichen Schule ihren Abschluss machen mussten, denen im Nachgang dazu dann natürlich weder ein Unistudium noch je im Leben genügend Geld zum täglichen Überleben in Aussicht stand, die mit ihren Fähigkeiten und Kenntnissen auf vielen Gebieten so manchen dumpfen, kuschenden Arbeitnehmer bestens ersetzen könnten, wie sie im Laufe der Jahrzehnte ihres Leben festgestellt haben, es aber nicht können, da sie keinerlei Referenzen vorweisen können, weil sie täglich „irgendwie“ ihren Lebensunterhalt über die ersten paar Tage des Monats hinaus „organisieren“ müssen?

Wie wird man dann aktiv, seine Ressourcen zu nutzen, wenn jahrzehntelang täglich hinter dem Lebensnotwendigsten hinterhergerannt werden muss?

Ist bei der „einmal gemachten schlechten Erfahrung“ eine von kurzer Dauer gemeint? Oder gibt es auch die sich aber durchgängig über Jahrzehnte hinziehende, die den gesamten Lebensweg infrage stellt?
 
@ Oregano, leider geht der Link apahelpcenter.org/ nicht.

Ich hätte nämlich gern mal nachgelesen, was bei denjenigen der 10 angeführten Punkte, die man nicht mit "ja" beantworten bzw. wo man nicht auf entsprechende Personen / Ressourcen zurückgreifen kann, steht.

Mich würde in dem Zusammenhang besonders interessieren, womit jemand in höherem Lebensalter und in katastrophaler Armut, der nicht nur niemanden mehr hat, auf den er zurückgreifen kann, sondern auch sämtliche offiziellen Stellen und inoffiziellen Wege jahrzehntelang beschritten hat, auf denen ihm samt und sonders sein Recht auf Lebensunterhalt verweigert wurde und nach wie vor wird, seine Resilienz - sprich seinen Lebensmut, den er nur dann bekunden kann, wenn er seine Krankheiten ohne finanzielle Einbußen weiter therapieren kann - aufrecht erhalten kann.


Wie langfristig planen?
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Dem stehen a) Armut und b) Krankheit entgegen

Energieräuber?
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Das wäre die Unterlassung der med. Therapie, die allein die Energie aufrecht erhalten kann; Unterlassung führt zwangsläufig zu 100% Pflegebedürftigkeit bei gleichzeitiger 100%iger Sicherheit, keine Pflegekraft bekommen zu können
 
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