Stärkung der emotionalen Intelligenz

Mir geht es gut. Wir waren eine Woche in den Bergen auf Skitour. Dazwischen ein Tag zu Hause, weil ich einen Termin im interdisziplinären Zentrum hatte. - Was dort für mich heraus kam, hat mich betroffen gemacht. Zurückhaltend oder kritisch offen warte ich nun, was ich davon umsetzen kann.

Die Tage in den Bergen haben mir gut getan. Wir hatten Mühe zu entscheiden, was wir wollten. Erst als ich für mich die Frage veränderte in "Was würde mir gut tun?" wusste ich, dass die regelmässige Bewegung beim Aufstieg und die helle, weisse Landschaft für mich das Beste sind. Meinem Mann ging es ebenso...
Zwar erwischte ich am Mittwoch zu viel Sonne, so dass ich mir am Donnerstag einfach nicht nochmals Anstrengung an der prallen, sich im Schnee reflektierenden Sonne zumuten konnte. Deshalb fuhren wir mit dem Postauto ins Engadin und wanderten dem Malojasee entlang. Wunderschön die Landschaft dieser Hochebene!
Gestern nochmals eine wunderbare Tour mit viel Schatten beim Aufstieg, dann eine unvergleichliche Aussicht! - Heute sind wir nach Hause gefahren, weil das Wetter gewechselt hatte und wir so verwöhnt mit Sonne und blauem Himmel waren, dass wir keine Lust auf Gehen im Nebel hatten.

Jetzt sind wir zu Hause, haben den Kühlschrank wieder gefüllt und geniessen die Ostertage mit Relaxen und allem, wonach wir Lust haben. Im Moment ist eine feine Spargelquiche im Offen und mein Mann setzt ein paar Pflanzen im Garten. Die Katze freut sich, dass wir wieder da sind. Die Nachbarin hat ihr bestens geschaut und sie viel gestreichelt. Sie hat wieder zugenommen und freut sich des Lebens. Kein Gedanke an ein nahes Sterben ist mehr da, obwohl sie natürlich noch immer Medikamente braucht und halt wirklich alt ist.
 
Ich habe nun zwei weitere Vormittage an den Vorbereitungen an meinem Arbeitsplatz für die Arbeiten der kommenden Wochen gemacht. Gestern schenkte ich mir einen freien Tag für Yoga und den Besuch meiner Tochter mit ihrer eigenen Tochter.

Meinem Antriebssystem (sprich Perfektionismus und Selbstkritik / - Abwertung) kann ich besser mitfühlend und freundlich begegnen. Es tut immer noch weh, ist immer noch unangenehm. Aber das freundliche Akzeptieren und Anerkennen meiner inneren Muster macht es mir leichter im Hier und Jetzt zu bleiben. Es tut mir sehr, sehr gut.

Das Beste: Ich darf so fühlen, wie ich fühle, darf so denken, wie ich denke, darf so sein, wie ich bin. Das entlastet enorm, vor allem, wenn es schwierig ist. Mir nicht selber auch noch weh zu tun, wenn es schwierig ist, sondern mir die Freundlichkeit zu geben, wenn ich mich schlecht fühle oder etwas Negatives erwarte, gibt mir ein neues Lebensgefühl. Es fühlt sich sogar an, wie ein "neues Leben". Dabei bin ich aber mehr ich als ich es bisher war (oder als ich mich bisher fühlte).

Sobald ich das notiere, schleicht sich Angst ein: Wie lange dauert es, bis ich wieder blind meinen alten Mustern folge? - Auch dem kann ich achtsam begegnen. Ich hoffe und wünsche mir, dass ich mich immer wieder an die Achtsamkeitsübungen und Freundlichkeitsmeditationen erinnere, ans Wahrnehmen, dessen, wie ich den aktuellen Moment über meinen Körper erfahre. - Diese Grundneugierhaltung anstelle von Kritik und Misstrauen oder Selbstabsorption, auch Flucht, tut gut.

Ja, auch diese "neue" Frage, die sich hoffentlich noch mehr integriert tut so unsagbar gut: "Was würde mir jetzt gut tun?" anstelle von "Warum reagiere ich so?" "Was mache ich falsch?" "Wie komme ich aus dem Gefühl raus?" etc.
 
In meinem Online Selbsthilfeprogramm ist im Modul 6 "mitfühlendes Atmen" (Tonglen) und Freundlichkeitsmeditation mit einem schwierigen Mitmenschen oder dem inneren Quälgeist dran.

Das hat tiefe Enttäuschung hochgeholt - Enttäuschung über mich selbst. Ich habe die beiden Nächte vor meiner Arbeit in der Schule sehr schlecht geschlafen. Dementsprechend ermüdend waren meine Lektionen für mich. Der Job, den ich habe, ist sehr anspruchtsvoll, die Kids zum Teil sehr schwierig. Längst nicht alle, einige erlebe ich als wunderbar und inspririerend / aufbauend. Andere sind echt sehr, sehr anspruchsvoll und fordernd.

Da es mir heute Mittag sehr schlecht ging, habe ich mich entschieden, heute nichts mehr zu tun, nichts Grösseres auf jeden Fall. Ich bin vor den TV gesessen und habe mir Schwachstromkrimis Marke "SOKO ..." reingezogen. Nachdem ich davon genug hatte, habe ich mich hingesetzt für eine Achtsamkeitsübung. Ganz spontan habe ich mich entschieden zu Tonglen (mitfühlend zu atmen). Dabei habe ich meine Enttäuschung bewusst eingeatmet und sie in meinem Herzen (wo sie mich so sehr runter zieht und schmerzt und traurig macht) verändern lassen zu Helligkeit, Sonnenlicht, Leichtigkeit und Freude (ein Bisschen Freude). Seltsamerweise hat es mich wirklich nicht noch mehr runter gezogen, sondern eher aufgebaut.

Es ist für mich irgendwie eine schöne Vorstellung, Enttäuschung aufnehmen zu können und sie zu transformieren. Ich fühlte mich plötzlich weniger ausgeliefert, auch stärker. Es hat meinem Selbstvertrauen gut getan. Im Normalfall habe ich die Tendenz, Gefühle von anderen aufzunehmen oder zu übernehmen. Das lässt mich jeweils müde, traurig, überreizt und schwer fühlen. Das ist überhaupt nicht passiert. Normalerweise bemühe ich mich auch, mich gegen das Übernehmen von Gefühlen von anderen zu "wehren". - Wehre ich mich nicht, sondern lasse ich diese Gefühle in die Körperregion, wo ich sie fühle, visualisiere ich sie und atme die "Gegenenergie" (ev. auch visualisiert) aus, tut mir das sogar gut. Es entspannt mich.

Im Moment fühle ich mich noch immer müde und traurig, auch etwas entmutigt, aber ruhiger und etwas entspannter. Ich spüre jetzt wieder einen Impuls in mir, etwas zu tun. Ich werde nun einkaufen gehen, die Abwaschmaschine ausräumen, die Wohnung aufräumen und ev. noch andere kleine Arbeiten im Haushalt erledigen.
 
Es ist Samstag morgen. Ich habe Kaffee getrunken, gefrühstückt, eine Tasse Kräutertee wartet noch. Sogar die Zeitung ist gelesen. "Sogar die Zeitung", weil wir zur aussterbenden Gattung der Menschen gehören, die noch via Papier News zur Kenntnis nehmen. Aber wir mögen es in der Zeitung zu blättern am Morgen, nachher ein wenig Streit, wer das schwere Soduko-Rätsel lösen darf . Wir sitzen uns gegenüber und lächeln uns auch ein wenig an. In der Regel fragen wir nach dem, was der/die andere am Tag macht, wann wir uns sehen (auch mittags und wann am Abend). -

Wenn ich das so notiere: eigentlich schön! - Nur "eigentlich" schön, weil ich mich ein klitzekleines Bisschen unzufrieden fühle heute an diesem Samstagmorgen. Auch das gehört fast zu meinem Leben. Diese klitzekleine Unzufriedenheit.

Schaue ich von aussen auf mein Leben, ist es gut. - Nicht nur jetzt im Augenblick, sondern eigentlich seit Jahren, Jahrzehnten sogar: Ich habe einen .... Mann (Ich suche gerade nach einem passenden Adjektiv. Schwierig! Keines scheint es zu treffen... - Ja, was schätze ich eigentlich an ihm? - Seine Beständigkeit, sein Wohlwollen, seine Wertschätzung, seine Überraschungen (was er alles auch noch ist, von dem ich bisher nichts gewusst habe), seine selbstbewusste Bescheidenheit, seine Freude an der Natur, seine ruhige Art, seine Zuwendung, seine Treue (v.a. im Sinne von "Ich glaube an dich und vertraue dir." ) )

Es fehlt mir das Gefühl, "richtig im Leben angekommen zu sein". - Das ist ein Problem auf hohem Niveau, aber ich erlaube mir, es zu haben. - Ganz bewusst.

Es ist eine unerkannte Sehnsucht. Irgendein Wunsch, den ich noch nicht wirklich kenne. -

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Eben habe ich mir kurz Zeit genommen, dieser Sehnsucht Raum zu geben und ich bin überrascht: Sofort wurde ich traurig und fühlte einen sanften ziehenden, leisen Schmerz in meiner Brust, merke dass es ein Grundgefühl von "nicht angekommen sein" ist. Eine Trauer, die ich schon als Kind fühlte, seit ich mich erinnern konnte. Ich habe es immer zu verstecken versucht. Ich weiss nicht, ob zuerst vor meiner Mutter und vor meinem Vater oder direkt vor mir selber, weil es zu schmerzhaft gewesen wäre...

Das Gefühl, nicht angekommen zu sein, nicht willkommen zu sein, keinen Platz zu haben. - Überraschend sind die Gefühle nicht, überraschend ist für mich nur die Tatsache, wie sehr es mein Leben prägt(e). - Nein, Jammern ist nicht Thema, sondern eher Entdecken und Erforschen und eben - Überraschung.

Es tut mir auch heute gut, diese Trauer zu fühlen, ihr Raum zu geben und Mitgefühl. Es ist, wie wenn ein - fast - gestorbener Teil in mir lebendig würde. Er freut sich, dass ich ihn anerkenne und dass er sein und fühlen darf, wie es ihm entspricht. - Da ist wirklich nicht nur Trauer, sondern auch Freude... ganz leise, feine, echte Freude, Berührtsein.

Wenn ich aber offen bleibe, kommt auch diese abgrundtiefe Verzweiflung. Da spüre ich dann keine Freude mehr, sondern einen Sog in diese Abgrundlosigkeit.

Wenn ich mich auch auf diese einlasse, spüre ich zuerst meine Präsenz im Körper. Schliesslich haben wir heute den 6. Mai 2017! - Diese Verzweiflung ist uralt und eines meiner Lebensgrundgefühle, welche nicht (mehr) den aktuellen Tatsachen entsprechen. - Verdrängen geht nicht, aber auch nicht darin versinken.

So erforsche ich diesen Sog... - Dabei spüre ich, dass es eine Gewohnheit ist, ein Muster halt - und zwar ein Muster aus meiner Prägungsphase der ersten Zeit meines Lebens. Dass es so unbewusst und doch allumfassend ist, wundert mich nicht.

Ich vermute, dass mein Weg mich "durch dieses Muster" führt. - Das Muster spüren, wahrnehmen, mich ihm aber nicht mehr einfach übergeben...
 
Heute kommt mein Enkel, der im Kindergarten ist, auf Besuch. Er wird bei uns übernachten. Morgen geht er mit seinem Papa in den Zoo in Zürich.

Ich vermisse unsere Kinder, die ja beide ausgeflogen sind. Als mein Sohn mit seiner Freundin in eine eigene Wohnung zog, waren ja meine Tochter, ihr Mann und ihre Tochter ein paar Wochen bei uns. Jetzt ist das auch seit vier Monaten vorbei. Erst jetzt wird mir die Leere so richtig bewusst. - Es ist so, wie wenn ein "Job" weg wäre - ohne dass die Leere gefüllt worden ist.

Es ist schön, dass beide erwachsenen Kinder gerne wieder mal nach Hause zu uns kommen. Doch war die Zeit, als sie wirklich noch Kinder waren, als wir am WE Rad gefahren sind mit ihnen oder gewandert oder geklettert oder am Bach spielen... etc. wirklich schön. - Es gab eine andere Qualität in meinem Leben, die auch Besuche der Enkel nicht füllen. - Ok. das ist auch gut so, trotzdem finde ich es angemessen, auch dieser Trauer Raum zu geben und Aufmerksamkeit.


Weiter beschäftigt mich die Tatsache, dass ich "gute Zeiten" noch nicht aus vollen Zügen geniessen kann. Vom Verstand her weiss ich, dass ich in guten äusseren - und auch inneren - Umständen lebe. - Wenn ich beides mit früher resp. meiner Kindheit vergleiche ... Welten!

So seltsam sich das auch schreibt und ev. liest: Wenn ich mich innerlich ruhig und sicher fühle, scheint etwas zu fehlen... - Es meldet sich auch Angst und ein Kontrollbedürfnis, denn ich könnte ja ganz schnell oder plötzlich von etwas Schrecklichem überrascht oder sogar überfallen werden...
Klar weiss ich, dass es auch in diesem Fall besser ist, entspannt im Hier und Jetzt zu sein. Dann kann ich besser reagieren.

Leider ist "Entspannung" noch immer zu einem gewissen Teil ein Trigger, aber wirklich nur noch zu einem gewissen Teil. Denn ich kann es bewusst wahrnehmen und fühlen. Es läuft nicht mehr nur einfach ab...
 
Der gestrige Tag mit dem Sohn meines Sohnes war wirklich entspannt und genüsslich!

Zuerst haben wir im Gemeinschaftsgarten unseres Hauses gearbeitet. Dann durfte er unser neues Kinderrad ausprobieren, lernte auf einem grossen, leeren Parkplatz Kurven zu fahren, zu bremsen und zu schalten. Jetzt waren wir bereit für die erste kurze Tour auf richten Strassen sogar mit einem kleinen Gefälle, resp. Steigung! Und der junge Radfahrer hat alles bestens und mit viel Motivation gemeistert.
Beim Kaspertheater hatte er sich leider in der Zeit getäuscht: Wir waren eine Stunde zu spät. Das war eine kleine Enttäuschung, aber ein Film im TV mit den Schlümpfen hat uns wieder getröstet. Nach dem Abendessen wurde noch gespielt. Mit den Kapplahölzern wurde gebaut und ein Wurfspiel erfunden ... mit Countdown in mehreren Sprachen.

Ja, Einschlafen war dann schwierig, auch nach einer tollen Geschichte von Christine Nöstlinger wollte der Junge nicht ruhig werden. Also hörten wir gemeinsam in unserem Bett ein Klavierkonzert von Mozart an. - Das half dann auch wirklich! - Aber mitten in der Nacht kam er dann zu uns ins Bett. Das war mir definitiv zu eng! Zu dritt im Bett, das geht gar nicht!

Also verzog ich mich ins Gästezimmer und ... - ... habe jetzt einen verspannten Rücken vom harten Bett.

Heute geht es mir nicht so gut: Ich bin müde und stark erkältet. Ich schnupfe und huste. Der Kopf ist zu und ich bin schlapp. Zum Glück ist der junge Mann jetzt für ein paar Stunden mit den anderen unserer Familie beschäftigt...
 
Ein Infekt hat mich über eine Woche lahm gelegt...

Heute spürte ich wieder diese Traurigkeit und Unlust, arbeiten zu gehen. Es ist verbunden mit einer bleiernen Müdigkeit.

Es liegt auf der Hand die Müdigkeit auf den Infekt und die Medikamente zurückzuführen. Doch irgend etwas in mir sagt mir, dass ich die Ruhe und die Tage für ich ohne Arbeit gebraucht habe und dafür den Infekt brauchte. Jetzt nach gut einer Woche bin ich so weit, die Traurigkeit und die Verletzung zu fühlen...

Ich vermute sogar, dass die Krankheit durch das Achtsamkeits- und Mitgefühlstraining erst möglich wurde und in diesem Sinne ein wichtiger Schritt für mich ist, gerade auch, weil ich zum ersten Mal keine Schuldgefühle oder Unsicherheit spürte, weil ich krank war.

Heute ich ging ich dieser Trauer nach. Bald spürte ich, dass es um das schlimme Grundgefühl in der Herkunftsfamilie geht, in die ich geboren wurde. Als Säugling / Neugeborenes ging dieser Leidensweg los, eher schon im Mutterleib. Aber da spüre ich nichts dazu. Wenn ich aber an die erste Lebenszeit denke, kommt diese Trauer und Verletzung.

Wie schon geschrieben, war die Situation angespannt und schwierig. - Ich nahm mir eine Selbstempathie-Übung: "Freundlichkeit mit allen Wesen". Doch ich spürte in mir keine Offenheit und Bereitschaft, deshalb wandte ich mich mit offenem Herzen meinen Gefühlen zu, um die Sehnsucht hinter der Trauer und Verletzung zu erforschen und daraus einen Wunsch an mich und alle Wesen zu formulieren.

Durch mehrere Gefühlsschichten kam ich mir näher, bis ich spürte, dass das kleine Wesen, das ich war, Aufmerksamkeit und Achtsamkeit gebraucht und/oder sich gewünscht hätte. Nun konnte ich die Übung machen und am Schluss allen fühlenden Wesen das Erfahren von Aufmerksamkeit und Achtsamkeit wünschen - allen, ich selber und du der/die das liest inbegriffen!

Es ist auch das, was ich an meinem Arbeitsplatz wünsche - ALLEN: Achtsamkeit und Aufmerksamkeit, auch wenn Fehler passieren. Viele Fehler werden ja anerkannt und sind nicht schlimm. - Wenn aber ein Kind nicht Fortschritte macht oder im Verhalten einen Fehler macht, ist es mit der Toleranz nicht weit her. Da wird schnell geurteilt und nach dem/r Schuldigen oder Auslösenden gesucht. Es ist wenig Aufmerksamkeit auf dem gegenseitigen Verständnis und auf den individuellen Bedürfnissen. -

Wo kämen wir da hin? :schock: :confused: :confused: :eek:) :cool:


Langsam, aber sicher werde ich aber wieder arbeitsfähig nach meinem Infekt. Das spüre ich.

Im Magazin meiner Krankenkasse habe ich den Titel eines Themas gelesen: Resilienz nach der Krise. - Er hat mich spontan angesprochen, könnte sein, dass das für mich passt. Meine "seelische Krise" brachte meinen Körper zum Ausruhen, das Ganze initiiert durch Achtsamkeit und bessere Wahrnehmung meiner Selbst. - Ok. - Könnte gut sein.

Irgendwie schön der Gedanke, dass es zu mehr Resilienz führen könnte - v.a. bei der Arbeit!

***

Mich beschäftigt mehr und mehr, was ich im Sommer 18 machen werde. Auf Frühpensionierung habe ich irgendwie keine Lust - ausser, wenn sich ein gutes Projekt ergeben würde, das mich echt interessiert.

Weiterhin Schule und ein wenig selbständige Arbeit? - hmmmm - Das ist irgendwie "das kleinere Übel", auch wenn es so weit ok. ist. Ich muss mich einfach immer wieder zu vielem zwingen. - Sind jetzt meine Lustlosigkeit und Unerfülltheit ein Symptome von "Krankheit" oder echte Symptome dafür, dass ich etwas anderes möchte?

Ich kann mich nur weiter auf den Weg der Achtsamkeit machen und dadurch vertrauen, dass schon kommt, was kommt und dass das richtig ist. - In der Gegenwart (er)-leben, um immer besser ja und nein zu dem sagen zu können, was mir an Angeboten oder Möglichkeiten begegnet. Einen (Wunsch-)-Traum habe ich beruflich nicht.

Mal sehen...
 
Lange Jahre habe ich mein inneres Erleben in der kPTBS und/oder Depression versucht aufzuschreiben. Schreibend habe ich mich ausgedrückt und bin mir damit näher gekommen, konnte vieles sortieren, wurde v.a. von meinem Therapeuten gelesen, konnte den so schwierig auszudrückenden und so verwirrenden Gefühlen und Gefühlsmischungen näher kommen.

Jetzt versuche ich Worte zu finden für mein neues inneres Erleben: für diese Ruhe, dieses Ja, zu dem was ist, zu Verzweiflung, Freude, Wut, Sympathie, Intimität, Verlassenheit und und und ... zu finden. - Es ist fast genauso schwierig. Ein Unterschied ist aber, dass ich nicht von Verzweiflung und Angst getrieben schreibe, um etwas zu tun, damit ich mich besser fühle, damit ich das Innenleben aushalte, damit es aushaltbar wird. Nein, ich verspüre den Wunsch, diese neuen Gefühle und Empfindungen auszudrücken. Dieses Gefühl von Wärme in der Brust, von Ruhe und Frieden, von Freude, von Neugier, auch von Vertrauen - auch wenn es gerade schwierig ist und die Gefühle nicht nur schön sind, möchte ich ausdrücken, damit ich es bewusst erfahren und geniessen kann, dass ich Sicherheit und Vertrauen entwickelt oder bekommen habe.

Mittlerweile weiss ich sehr gut, dass das wächst, worauf ich meine Aufmerksamkeit richte. Wenn ich aber gegen schmerzhafte und belastende Gefühle kämpfe, bekommen sie mehr Raum, mehr Energie, mehr Aufmerksamkeit und wachsen, bis sie kaum auszuhalten sind und zu meinen Alltagsgefühlen werden.

Diese schmerzhaften Gefühle existieren noch immer in mir. Ich kann sie fühlen und dabei erfreut bemerken, dass sie vorbei gehen. Ich kann wahrnehmen, wie sie sehr schnell wieder vergehen, wenn ich beobachte, welche Gedanken zu ihnen gehöre und diese auf ihren Wahrheitsgehalt prüfe oder auch sie einfach weiterziehen lasse. Ich kann "hallo" zu den schmerzhaften und unangenehmen Gefühlen sagen und wieder den Fokus auf das aktuell Sichtbare und Hör- oder Fühlbare in meiner Umgebung zu richten. -

In der Regel gibt es im Hier und Jetzt keinen Anlass emotional so stark zu reagieren, wie ich es aboslut vollautomatisch tat. Es ist selten eine reale Gefahr da oder jemand, der/die mich kritisiert oder antreibt. Klar gibt es die Sorgen des Alltags. Doch brauche ich mich nicht den ganzen Tag mit ihnen zu beschäftigen. Dieses Kopfkarussell bringt mir nichts.

Anfangs machte es mir grosse Angst, Erinnerungen, Bilder, Gefühle, Gedanken einfach ziehen zu lassen, bis ich merkte, dass ich mich selber trotzdem ernst nehme, dass ich mich sogar ernster nehme als wenn ich ihnen dauernd nachgebe.

Es ist eine wunderbare Erfahrung durch unser Dorf zu gehen, die Bäume und Gärten zu sehen, ein paar Menschen zu grüssen und dabei Freude zu erleben. Einfach so Freude - ohne speziellen Grund... - Dem Raum zu geben, brauchte ziemlich Mut. Der Adrenalinspiegel, der früher immer sehr hoch war, ist gesunken. Es ist nicht mehr so aufregend und beängstigend zu leben. Das ist sehr neu.

Es gibt nur wenige Menschen, die das kennen und das verstehen können - dieses kleine alltägliche Glück, wenn man/frau im Hier und Jetzt ist und deshalb alte Traumata und Sorgen um die Zukunft, auch Ärger etc. unwichtig sind und nicht mehr belasten.

Heute habe ich mit grosser Berührung entdeckt, wie sich Freude im Körper anfühlt: ein leichtes, sanftes, aber belebendes Kribbeln, manchmal auch ein Fliessen in der Brust. Für mich gehört dazu auch ein Körpergefühl von Leichtigkeit. Wenn noch ein sanfte, leichte Wärme dazu kommt, ist es Liebe, die ich spüre.
 
Schon gestern fühlte ich mich wieder müde. Nachts bekam ich dann wieder Halsschmerzen, ich hustete und konnte schlecht schlafen. Heute morgen fühle ich mich dementsprechend müde.

Noch immer vermute ich, dass es einen Zusammenhang mit den Achtsamkeits- und Selbstfreundlichkeitsübungen gibt. Da ich so mehr annehmen kann, kommt auch mehr hoch, z.B. das Gefühl, keinen Erfolg im Beruf zu verdienen. - Nur schon beim Schreiben weiss ich, dass das Unsinn ist. Aber der Glaubenssatz mit den entsprechenden starken Gefühlen ist da. Ich brauche gerade sehr viel Mut, dem mit Freundlichkeit und Achtsamkeit zu begegnen und dem Prozess zu vertrauen. - Aber ebenfalls nur schon beim Schreiben weiss ich klar, dass das der einzige Weg ist, der jetzt für mich passt.

Ich habe diese schlechten Gefühle und niederschmetternden Gedanken. Dagegen kämpfen oder mich deshalb selber fertig machen bringt überhaupt nichts. Also wähle ich das bewährte Mittel der Achtsamkeit und vertraue darauf, dass ich spüre, was mir gut tut in dieser Situation.
 
Nun bin ich jetzt eine weitere Woche zu Hause und heue nochmals beim Arzt, weil ich letzte Nacht die Schmerzen vom Harnwegsinfekt fast nicht mehr aushielt. D-Mannose und Wärme haben aber genützt. Aber das Gespräch mit meinem Hausarzt hat mir sehr gut getan. Bis jetzt war ich bei seiner Vertretung, die zwar auch sehr gut war.
Gerade eben konnte ich anerkennen, wie sehr mich Erstarrung vor Schmerz und Angst und Verwirrung schützt. - Brauche ich das noch so sehr?


In letzter Zeit fühle ich mich oft einsam. - Heute habe ich nach der "positiven Absicht" von Einsamkeit geforscht: Ich kann mich auch als frei und unabhängig sehen! Ich kann tun und lassen, was ich möchte, brauche mich keinem anzupassen. Ein alter Freund hat mir schon vor Jahren mal gesagt, dass er meine Unabhängigkeit bewundere. - Heute, rund 25 Jahre später, verstehe ich, was er damit vielleicht gemeint hat.

Meine Partnerschaft ist sicher überdurchschnittlich - weit überdurchschnittlich gut. Trotzdem tauchen auch in dieser Beziehung das Gefühl von Einsamkeit auf. - Aber wir geben uns auch sehr grosse persönliche Freiheiten. Das ist definitiv so.

Nun schaue ich das mal bezüglich meiner Arbeit an: Auch in Ausbildungsseminaren und in unterschiedlichen Arbeitsstellen fühlte ich mich als nicht zugehörig, oft ausgeschlossen und dadurch auch vereinsamt. Die Kehrseite ist aber auch hier tatsächlich eine gewisse Freiheit und Unabhängigkeit. Ich füge mich nicht der Gruppenmeinung, kann so bei meinen eigenen Entscheidungen bleiben. - Ok. gemeinsame Entscheidungen werden so schwierig, weil ich mich nicht einfach mit den anderen verstehe. Teilweise schon, aber teilweise auch nicht. - Da die meisten nicht geübt haben, genau zuzuhören, was das Gegenüber meint (ohne dabei die gleiche Meinung haben zu müssen), ist es oft schwierig gemeinsame Entscheidungen zu treffen. Wer stärker, lauter ist oder besser reden kann, gewinnt. - Das hat mich bisher öfters frustriert. - Mal sehen.... :cool::):)

Was aber auch stark zu dieser Einsamkeit oder eben Unabhängigkeit / Freiheit gehört - oder neben diese Einsamkeit ist eine tiefe Sehnsucht. - Wonach weiss ich nicht genau. Aber ich weiss, dass ich beiden Seiten Raum geben werde und auch Aufmerksamkeit und Wohlwollen und was diese Gefühle sonst noch von mir brauchen. - Mal sehen....
 
Diese Nacht habe ich wieder besser geschlafen und nicht mehr so viel gehustet. Heute Morgen hat sich einiges an Schleim gelöst, das befreit irgendwie. - Der Druck im Kopf ist aber noch gross und die Müdigkeit auch.

Gestern habe ich meinem Chef eine Mail geschrieben, wie ich es mit dem Hausarzt besprochen hatte. Mein Pflichtgefühl wegen eines personellen Engpasses nächste Woche und mein Gefühl nur "halb" krank zu sein machen mir mein Leben schwer. Mein Arzt hat mich gefragt, ob ich das mit dem Chef besprechen kann, ob ich mit ihm reden könne. Deshalb habe ich in einer Mail ziemlich genau geschrieben, dass ich eigentlich noch nicht arbeiten sollte, mich aber verpflichtet fühle und mit dem Arzt abgemacht habe max. 50% zu arbeiten. Heute Morgen die Antwort: Wenn es nicht geht lösen wir die Stellvertretung anders. - Das berührt mich sehr.

Was mir tatsächlich gelingt: Immer wieder zu merken, dass in diesem inneren Konflikt bin, dass ich innerlich mit mir selber zu streiten beginne. Loyalität versus Bedürfnis nach Ruhe. Traurigkeit spüren versus Bedürfnis nach Ruhe. Meine Familie wieder mal sehen (Sohn, Tochter, Enkel) versus Bedürfnis nach Ruhe.

Ich glaube unter dem Bedürfnis nach Ruhe sind Gefühle von Überforderung, von Müdigkeit, von nicht wissen, wer oder was ich bin oder mir entspricht. -

Dazwischen immer wieder der Mut oder mehr die Gnade, einfach das nur spüren und zu erleben: Diese innere Ungewissheit, dieses Nicht-Wissen, wohin mein Weg geht, diese Traurigkeit über nicht Gelebtes und diesen inneren Dauerkonflikt zwischen dem Einsamkeit/Unabhängigikeit/Freiheit und Verbundensein/Beziehung.

Ich weiss, dass ich schon seit Monaten, nein eher Jahren "Schleim geschluckt" habe. Immer wieder hatte ich Husten. - Aber eher latent. Auch diese Müdigkeit...

Irgendwie spüre ich, dass dieses achtwöchige "Selbstempathie-Training" da ganz viel ausgelöst hat, aber für mich jetzt auch eine Rettung ist. Die Übungen kann ich im Moment nicht ausführen. Ich bin einfach noch zu erschöpft.
Aber ich kann besser anerkennen und geschehen lassen, was in mir los ist. Und wenn ich beginne mit mir zu kämpfen und Gefühle wegzudrängen, merke ich das ab und zu und kann es akzeptieren. - Es geht tatsächlich schneller vorbei.

Aber in mir selber wird es noch schwieriger: Sehnsucht taucht auf. (Keine Ahnung wonach, was ich aber erstmal einfach nehme, wie es ist). - Ich spüre auch, dass mein Herz sehr offen ist für das, was andere hier schreiben und wie sie sich fühlen. Und ich spüre auch, dass ich dem innerlich sehr offen entgegen treten kann mit dem Grundgefühl, dass mein Gegenüber genau richtig ist und auf dem eigenen Weg. -

Schwierig zu beschreiben, was da los ist in mir.

Mit den Menschen in meinem Alltag geht es mir ähnlich: Ich sehe plötzlich Verhaltensweisen und Mimiken meines Mannes anders, neu. Das berührt mich gerade sehr. Plötzlich erkenne ich in seinem Gesicht das Lachen, das ich mir wünsche... - oder in seinem Verhalten Kleinigkeiten, die mich sehr freuen! - Andererseits erfahre ich auch klare Neins, abgeschlagene Bitten und Wünsche, die mich weniger verletzen - ganz überraschend.

Nochmals, es ist schwierig zu beschreiben, was in mir los ist. - Mein Leben ist noch genau so schwierig oder leicht wie vorher, nur hat sich mein Erleben erweitert.
Noch immer habe ich Angst wegen meiner Zukunft, wegen meiner Arbeit, wegen meines Berufs, wegen meiner Berufung, die ich scheinbar nie gelebt habe oder nie leben konnte (was auch nicht stimmt...) - Mein Innenleben ist noch genau so anspruchsvoll und wirr. Vielleicht kann ich es einfach manchmal besser akzeptieren, ohne es verändern zu wollen. - Ja, so scheint es mir. -
 
Lange Zeit habe ich mich vor allem um meine Probleme gekümmert und mich verändern wollen. Ich habe versucht Ziele zu formulieren und zu erreichen, habe mich deshalb angetrieben. Mein Gefühl nicht gut genug zu sein ist fast ins Unendliche gewachsen.

Noch jetzt fürchte ich mich manchmal davor, glücklich zu sein und mein Glück (in der Regel mein "kleines alltägliches Glück") bewusst zu geniessen - aus Angst all das Schlimme zu verdrängen und im Überlebensmodus zu bleiben, dem allem nicht zu entkommen.

Das ist so weit ok. - Doch ist mir übers Wochenende erst so richtig aufgegangen, was daran nicht stimmt: Die Zeit des Verdrängen und Abspalten Müssens ist vorbei! Ich lebe in völlig anderen Umständen, auch wenn da ganz normale Herausforderungen des Lebens wie Konflikte, schwierige Mitmenschen, Krankheiten, Ungerechtigkeiten etc. mit sich alle Menschen mehr oder weniger auseinander zu setzen haben, da sind.

Wenn ich mich jetzt in einer Übung dem zuwende, weshalb ich schon jetzt gut genug bin, weiss ich dass es auch Schatten in meinem Leben gibt. Aber ich kann meinen Fokus richten, worauf ich möchte. In der Regel erreiche ich das, was ich gerne habe, wenn ich es mir wünsche und mich dann dem Alltag zuwende. Mein Körper und mein inneres Team finden den Weg ohne grosses Grübeln

Warum bin ich jetzt schon ok? - Was zeigt es mir?

Warum bin ich jetzt schon ok. und gut genug?
1. Ich habe ein offenes Herz.
2. Es ist mein Grundrecht, so sein zu dürfen, wie ich jetzt bin.
3. Ich bin so gemeint, wie ich bin.
4. Ich höre anderen Menschen zu.
5. Ich höre mir selber zu.
6. Ich habe gestern Zugang zu verschiedenen Flüchtlingskindern gehabt oder gefunden.
7. Ich habe grossen Respekt vor meinen Schüler/innen.
8. Ich tue niemandem absichtlich etwas zu leide.
9. Ich versuche andere Menschen zu verstehen.
10. Ich versuche mich selber zu verstehen und grosszügig zu sein.
11. Ich habe verschiedentlich Mut gezeigt: In dem ich mich für andere eingesetzt habe, in dem ich meine Meinung geäussert habe, in dem ich etwas Neues begonnen habe, in dem ich meinen Körper in schwierigen Situationen in eine aufrechte Haltung gebracht habe, in dem ich zwei Wochen wegen meiner Krankheit zu Hause geblieben bin und beim Arzt ein Zeugnis geholt habe, in dem schwierige Themen mit meinen nahen Angehörigen angesprochen habe, in dem ich meiner Arbeitskollegin die Verantwortung für ihre Arbeit übergeben habe, in dem ich Kurse und Seminare geleitet habe, usw.
12. Ich habe sogar sehr schwierigen Mitmenschen zugehört und mich selber beruhigt und so Zugang gefunden (vor allem bei Sonderschüler/innen)
13. Ich habe mir zugestanden mit meinem Bruder keine Beziehung zu pflegen, auch wenn er als alleinerziehender Vater in einer sehr schwierigen Situation war. Ich habe meine Grenzen respektiert. Dabei stehe ich aber auch zu meinem Schmerz und meiner Trauer.
14. Überhaupt stehe ich zu meinen Gefühlen und öffne ihnen, so sehr ich nur kann, mein Herz und respektiere mich selber.
15. Ich habe mich entschieden, anzuerkennen, dass mein Wert unantastbar ist. Somit bin ich absolut gut genug, egal, ob ich mich so fühle oder nicht.
16. Ich bin fähig, eine unfaire Bemerkung meines Chefs als solche zu erkennen und als dessen Problem und nicht als meins zu sehen.
17. Ich bin fähig, anzuerkennen, dass die meisten Menschen, mit denen ich arbeite selber Probleme mit ihren Gefühlen haben. Deshalb brauche ich mich nicht persönlich verletzen zu lassen. Es wäre ein Irrtum zu glauben, dass ich damit wirklich etwas zu tun habe. Es genügt, mit den Schwächen meiner Mitmenschen leben zu können.
18. Ich kann erkennen, dass ich zu zweifeln beginne, wenn ich das aufschreibe und kann erkennen, dass diese Zweifel zwar da sind und unangenehm sind, dass diese Zweifelgedanken aber nicht die Wahrheit sind, sondern eine Denkgewohnheit.
19. Ich kann schon ein wenig (positiven) Stolz fühlen, dass ich mich mit meinen Gedanken und Gefühlen anerkennen kann und mich nicht mehr sofort in Frage stelle oder in Frage gestellt fühle, wenn jemand mich nicht lobt oder Anerkennung / Aufmerksamkeit schenkt.


Wie geht es mir jetzt, wenn ich eine ganze A4-Seite voll Gründe gesucht habe, die mir zeigen, dass ich schon jetzt gut genug bin - und die wahr sind?
Ich spüre leichte Übelkeit und Trauer, weil es ungewohnt ist (noch). Wenn ich das zulasse, spüre ich ein Kribbeln in der Brust, das sich wie die Freude eines Kindes, das hüpfend die Strasse runter geht, anfühlt. - Mich dem wieder zu öffnen, es bewusst zu fühlen, löst tiefe Rührung aus und wieder einen leisen Schmerz und eine leise Trauer im Herzen. Wenn ich mich dem öffne, kommt tiefe Ruhe. - Wenn ich mich der öffne, ...
 
Heute morgen bin ich müde und etwas verkatert. (Nein, ich habe nicht zu viel Alkohol gehabt. - Einfach etwas spät, resp. früh zu Bett und vielleicht etwas zu spät und zu üppig gegessen.)

Erstaunlicherweise stresst es mich nicht sehr, dass ich heute noch vorbereiten muss und dass morgen "langer Dienstag" mit Teamsitzung ist. Ich werde den Tag gemütlich angehen.

Was ich jetzt gerade bewusst geniesse: Das Gefühl, wirklich gesund zu sein, vor allem psychisch. Trotz meiner Tendenzen, ab und zu noch emotional stark zu reagieren und rascher ermüdbar zu sein, auch eher unsicher unter Menschen zu sein, glaube ich, dass ich sehr gesund bin. Wenn ich die Menschen in meinem Umfeld ansehe, merke ich, dass alle ihre Muster und Tendenzen zu reagieren haben, ihre Rollen einnehmen und je nach emotionalem innerem Zustand sehr unterschiedliche Mimik, Gestik und Ausdruck haben. Oft meine ich sogar gelassener und ruhiger zu reagieren, nicht immer, aber doch so, dass ich anfangs irritiert war und mich selber in Frage gestellt habe, bis ich merkte, dass da die anderen wirklich sehr schnell und sehr vollautomatisch reagieren.

Es tut mir gut zu merken, sehr viele Menschen haben mit ihren Emotionen, mit ihren Ängsten und Stressreaktionen zu tun. Es besteht generell eine grosse Tendenz zu Kritik, Vorwurfshaltung und/oder Rückzug. Seit ich das beobachten kann, staune ich immer mehr. Manchmal habe ich das Gefühl, langsam zu erwachen. Langsam löst sich wie eine Glocke rund um mich herum. Ich werde Teil vom Ganzen. Klar war ich das schon immer, aber mehr und mehr spüre ich das auch, beginne Raum einzunehmen...

Wenn ich darüber schreibend nachdenke, spüre ich eine tiefe Ruhe in mir, vor allem in der Herzgegend eine Wärme. Der Atem geht ruhig. Ich fühle mich entspannt und ziemlich sicher, auch offen für den heutigen Tag.

Ich meine auch zu spüren, dass ich meine Arbeiten und Verpflichtungen nicht mehr so sehr als "Berge" erlebe, als so riesig grosse Wand vor mir. Irgend etwas scheint sich auch da verschoben zu haben. Doch ich weiss noch nicht wirklich, was genau, nur dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit sehr entlastend anfühlt.

Mal sehen....

An alle, die in der Traumsuppe am kämpfen und leiden sind: Dieser Heilungsprozess ist das Beste, was mir passiert ist. Es lohnt sich so sehr durchzuhalten. Es ist das schönste Abenteuer meines Lebens, das erleben zu dürfen, wie sich die inneren Wogen glätten und das alltägliche Leben leichter wird. Auch "objektiv" schwierige Situationen belasten mich viel weniger, weil das Grund- oder Urvertrauen ins Leben gewachsen ist.
 
Die PTBS-Symptomatik mit Dissoziationen, Intrusionen etc. ist stabil seit längerem nicht mehr aktiv. Auch die depressiven Symptome haben sich zu einem grossen Teil verzogen. Was jetzt im Vordergrund steht sind Ängste, soziale Ängste.

Was ich raus gefunden habe, ist die Tatsache, dass ich zu sehr an möglichen und unmöglichen, realen oder irrealen Fehlern oder Schwächen rumdenke und -grüble. Das tut mir nicht gut und bringt mir auch nichts Gutes. Also werde ich jetzt trainieren, mich auf das Gewünschte auszurichten und immer wieder und nochmals und wieder und nochmals und wieder... mich daran erinnern und darüber nachdenken, was ich gut gemacht habe, wo es vorwärts geht, wo ich mir selber Anerkennung geben kann, worüber ich mich freuen kann. EINEN Punkt, der nicht gehauen hat oder wo ich gerade anstehe, darf ich mal kurz nennen und mich dann ausrichten auf das, was gewünscht ist.

Boa... - mal sehen....

Achtsamkeit hat erste Prioritiät! Achtsamkeit bedeutet "im Hier und Jetzt sein" mit einem konkreten Fokus. Und den Fokus habe ich mir gegeben: Was läuft gut? Was habe ich gut gemacht? Wo gibt es positive Schritt? Wohin möchte ich?
 
Solche Übungen wie "Warum bin ich jetzt schon gut genug?" etc. lösen immer wieder viel aus. Daneben mache ich schöne neue Erfahrungen in meinem Leben. Ich kann etwas druckfreier unter Menschen sein, manchmal schon ein klitzekleines Bisschen geniessen!

Dann kommt wieder ein kleiner Rückschlag. Rückschläge kann ich immer rascher neu sehen, manchmal schon im Moment, in dem ich rein rutsche: Stopp, ich rutsche in mein altes Denken. Diese Gedanken tun mir weh, sie sind nicht unbedingt wahr!

Trotzdem schleicht sich manchmal eine kleine Enttäuschung ein, denn da ist immer noch diese Gewohnheit in mir, zu denken und hoffen, dass "es einmal für immer nur noch gut sein wird". Aber je länger und mehr ich mich meiner Lohnarbeit und anderen Beschäftigungen stellen kann, je klarer ich dort bin, desto mehr spüre ich, dass eine gewisse Menge Konflikte und Probleme zum Leben gehören, auch dass dadurch in mir "schlechte" Gefühle ausgelöst werden. Schön ist, dass ich mich ihnen nicht mehr hilflos und verzweifelt ausgeliefert fühle.

Manche Dinge sind veränderbar, andere nicht. Das Unterscheiden ist manchmal einfacher, manchmal schwieriger.

Aber immer kommt es auf meine Interpretation an, auf mein Danken ÜBER die Dinge, die in meinem Leben passieren, nicht auf die Dinge selbst, auch wenn die schmerzhaft sein können. - Diese "alten Weisheiten" bekommen mehr und mehr Sinn für mich - nicht nur rational, auch emotional. Das entlastet sehr.

Gerade heute Morgen fühle ich mich wieder müde, sehr müde. Es ist Trauer! - Trauer darüber, dass ich mir selber so viele Jahre, nein Jahrzehnte selber weh getan habe, dass ich nicht anders konnte, als mich selber runter machen, bestrafen, abwerten etc.

Dieser Trauer möchte ich aber nicht allzu viel Raum geben. Ich glaube nicht, dass mir da wirklich gut tut. Ja, es ist traurig, aber es ist nicht mehr zu ändern. Vielleicht wird diese Trauer noch öfters mal ausgelöst werden, wenn ich neue gute Erfahrungen mache und merke, wie viel ich mir entgehen liess - ohne wirklich anders zu können...

Am vergangenen Wochenende war ich auf einem Klettersteig. Ich hatte wieder einmal den Mut, ein befreundetes Paar zu fragen. Wir verbrachten ein sehr tolles Wochenende. Auch bei der Arbeit tauchen plötzlich neue Gedanken auf: Nicht, was muss ich alles erfüllen, sondern "Was möchte ICH selber?" - Was sind meine eigenen Bedürfnisse, Wünsche, Ziele? - Nicht, bin ich gut genug? Sondern, genüge ich mir selbst?

Diese Frage "Genüge ich mir selbst?" ist zu einer Schlüsselfrage für mich geworden. Es ist meine Lebenszeit. Sie gehört mir. Ich darf sie nach meinen eigenen inneren Richtlinien gestalten. Andere Menschen dürfen sich über mich ärgern, wenn ich nicht mehr so bin, wie früher, nicht mehr so pflegeleicht.

Oft entscheide ich mich aber für das selbe, wie ich es früher entschieden hätte. - Nur... - es sind jetzt meine eigenen Entscheidungen. Es geht mir besser damit. Die Angst - meine Lebensangst - wird so kleiner. Hoffentlich noch viel kleiner und das Vertrauen ins Leben und in mich selber noch viel grösser!

Allen einen wunderbaren Tag!
 
Eben habe ich für mich eine wunderbare, wunderschöne, mich tief berührende Erfahrung machen dürfen.

Ich habe gespürt, dass irgendeine Botschaft aus dem Inneren zu mir (meinem Tagesbewusstsein) durchdringen möchte. Da es mir wichtig ist, meine inneren Impulse ernst zu nehmen, war ich achtsam auf die Information, die zu mir wollte. In diesen Momenten gebe ich mir Zeit und horche, spüre, schaue einfach offen nach innen.

Die alten Gefühle kenne ich einigermassen. Wenn aber diese Qualität bei mir anklopft, ist es in der Regel etwas sehr wichtiges von "ganz oben". Mit "ganz oben" meine ich mein tiefstes Wesen, das irgendwo in mir ist. Es gibt Menschen, die nennen es Höchstes oder Höheres Selbst. Es ist die Sprache der Intuition.

Plötzlich war mir klar, dieser Anteil in mir, der mit dem allem verbunden ist und eben Höhere Bewusstsein ist, liebt mich bedingungslos. Es steht zu mir, es akzeptiert mich mit all den Facetten meiner Persönlichkeit, mit all meinen kleinkindlichen Reaktionen und Gefühlen, mit allem, was ich bin und wie ich reagiere. Eine tiefe Ruhe hat sich ausgebreitet in mir. In diesem Moment hat Perfektion oder "gut genug sein" keine Bedeutung.

Selbstakzeptanz, Selbstachtung, Selbstvertrauen - all diese Begriffe mit "Selbst-" vorn ab haben ja viel damit zu tun, mit welchem "Selbst" ich mich identifiziere. Dieses Identifizieren ist ja kein wirklich bewusster Vorgang. Auf jeden Fall nicht bei mir. Aber je mehr ich mit meinen tiefsten Schichten identifiziere oder ihnen näher komme, desto ruhiger und sicherer werde ich, desto mehr spüre ich diese wohltuende Wärme im Herzen.

Es ist schön, heute das erlebt haben zu dürfen. Es ist auch schön, es einfach zu geniessen, so lange es da ist. Ich brauche es dieses Mal nicht festzuhalten, es darf auch weiterziehen. Es wird etwas Anderes kommen.
 
Heute durfte ich eine andere auf eine völlig andere Art schöne Erfahrung machen:

Für mich war bei der Arbeit immer das Schlimmste, dass ich - was ich auch gerade tat - mich selber kritisierte. Auf eine absolut niederschmetternde Art warf ich mir immer das vor, was ich NICHT machte oder FALSCH oder NICHT PERFEKT etc. - Diesen Mechanismus kenne ich seit ich 20 Jahre alt bin. Es war zum Verzweifeln. Ich kann eine gute Lektion halten, ich kann auf die Schüler/innen eingehen. Sie arbeiten gut mit und machen Fortschritte ... - und ... ich sehe nur, dass ich eine noch spannendere Geschichte hätte wählen können, dass ich keine Gruppen- oder Partnerarbeit gemacht habe oder ... Nie konnte ich es mir recht machen, wirklich nie. -

Dieses Muster kannte ich, wie oben geschrieben, schon Jahrzehnte lang. Wenn ich mich dann schlecht fühlte, wusste ich einfach, dass die Gefühle nicht die Wahrheit sind und dass sie vorbei gehen. Das war schon mal eine ziemliche Verbesserung meiner Lebensqualität bei der Arbeit.

ABER HEUTE ... begann diese Stimme in mir wieder zu motzen UND ... ich konnte ihr fröhlich "hallo!" sagen und mich daran erinnern, dass ich auch hingucken kann, WAS ICH ALLES GUTES MACHE! -

ES HAT GEKLAPPT! - Und ich konnte mich entspannen. In meinem Kopf wurde es nicht wattig. Ich konnte weiter gut das Kind wahrnehmen, mit dem ich gearbeitet haben und auch weiter denken und fühlen, so dass ein echt guter Prozess und eine sehr, sehr angenehme Arbeitsatmosphäre blieb - von der ersten bis zur letzten Minute.

Es ist einer meiner "Lieblingsschüler" - Ich arbeite gerne mit allen, aber Kids wie er finde ich einfach sehr spannend. Er ist ein tief verunsicherter Junge mit Asperger (vermutlich), mit grossen Wahrnehmungs- und motorischen Problemen, entmutigt und demotiviert und mit grosser Angst vor dem Übertritt in die neue Schulstufe. - Wir konnten seinen Stress zu einem schönen Stück abbauen.
 
Gestern war es wirklich ein schöner "Pyjamatag" zu Hause. So gegen Mittag nach viel Ausschlafen habe ich mich bequem angezogen. Mein Mann war schon lange unterwegs auf einer Trainingstour für seine herausfordernde Hoch- und Klettertour in einem Monat. Er smste mir nasse Grüsse vom Gipfel. :D Er kriegte dafür trockene von unter der Bettdecke zurück.

Ich habe einfach nichts getan. :D Nichts in Form eines TV-Krimis und eines Buches. In der Mitte des Nachmittags kam dann meine Tochter mit ihrer Kleinen. Da war es aus mit der Ruhe: Verstecken, gemeinsames Backen ... - Sie ist sehr lebendig, aufgeweckt und energievoll.

Meiner Tochter geht es in letzter Zeit nicht sehr gut. Mein Mann und ich haben uns auch überlegt, was ihr fehlen könnte. Wir waren uns einig, dass sie ihr Leben zu sehr auf die Bedürfnisse ihrer Tochter ausrichtet und selber zu kurz kommt, obwohl ihr die Mutterrolle sehr gefällt und sie sich im Moment nichts anderes wünscht. In ein paar Jahren möchte sie dann Sozialpädagogik studieren. Aber jetzt möchte sie für ihr Kind da sein und vielleicht noch ein zweites haben.

Trotzdem braucht sie Raum und Zeit für sich (auch um eine gute Mutter zu sein!) Wenn sie so verständlicherweise unzufrieden wird, bekommt sie zu Hause immer mehr Konflikte mit Mann und Kind. So habe ich ihr angeboten, die kleine J. einmal pro Woche über Mittag und bis in den Nachmittag oder gegen Abend zu uns zu nehmen. So kann meine Tochter nähen, haushalten, ein Buch lesen, einfach mal vier bis fünf Stunden das tun, was für sie ansteht. - Sie war völlig erleichtert und sah "Morgenrot".
Es ist gut, dass wir eine sehr offene Kommunikation pflegen. Sie hat keine überrissenen Ansprüche an mich und weiss, dass ich nächste Woche in den Ferien bin. Sie rechnet mit Ausfällen, weiss aber, dass ich zu meinem Wort stehe.

Heute Morgen bin ich noch immer müde, aber der Ruhetag gestern hat mir gut getan. Am Vormittag werde ich einige Arbeiten erledigen, die einfach sein müssen. Am Nachmittag habe ich mich mit meiner Schwiegerma verabredet. Sie wünscht sich so sehr nochmals auf die Insel Mainau zu gehen und auch die neue Brücke über die Tamina im Oberland zu befahren. Für die Mainau ist das Wetter zu schlecht, aber über die neue Brücke können wir sicher fahren...

Diese Woche ist sehr voll, aber es belastet mich wenig. Ich werde alles möglichst achtsam angehen, auch mit Überforderung oder Stress, die doch ausgelöst werden können. Aber auch die guten Gefühle brauchen Achtsamkeit und Aufmerksamkeit. Um es mit $hnlichen Worten wie von S. Nidiaye auszudrücken : Was gibt es Schöneres als bewusst gefühltes Glück?

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Etwas vom Besten, das ich in den letzten Monaten gelernt habe, ist, das Glück nicht festhalten wollen. - Genauso wie schwierige und schmerzhafte Gefühle brauchen schöne und angenehme Gefühle die Freiheit, weiter ziehen zu dürfen. ABER... sie mehren sich so - die positiven meine ich. - Wenn ich nicht mehr urteile und bestimmen will, welche Gefühle tabu und welche ich unbedingt haben will, können sie sich selber organsieren und wie ein Wunder mehren sich die positiven: Zufriedenheit, Sicherheit, Glück, Freude ...

Gefühle brauchen die Freiheit fliessen zu dürfen, denn es ist ihre Natur, sich laufend zu verändern. Tiefer in mir drin ist ein anderer Strom von Gefühlen, der sich dadurch auch wieder zu seiner "Natur" wird: Gefühle über Gefühle... - Wo ich über Jahrzehnte erstarrt war, um die schmerzhaften, überfordernden Gefühle nicht fühlen zu müssen, macht sich ein Grund-, Ur- und Selbstvertrauen breit. Das gibt mir eine Stabilität, auch wenn es aussen schwieriger ist, resp. "Trigger" da sind.
 
Wow! - Wieder ein neues, aufbauendes Erlebnis:

Mit unserem Bus (Länge 5.6m, Breite 2m + Seitenspiegel) sind meine Autofahrfähigkeiten öfters mal ziemlich gefordert. Zum Beispiel heute morgen: Der Bus musste zum Ölwechsel etc. in die Werkstätte gebracht werden. Der Parkplatz ist zwischen einer Fabrikwand und einem Wohnwagen, relativ eng. Hinten stehen Holzpaletten - heute sehr nahe. Ich war sehr gefordert! - Doch mit Geduld und Ruhe konnte ich rückwärts rausfahren. Zentimeter um Zentimeter kam ich dem freien Weg hinter mir näher.
Neu war, dass kein Runtermach- und Schimpfdialog in mir war, auch keine Angst vor Versagen und Verzweiflung wie bisher, wenn es etwas schwieriger war. Nein! - Ich spürte Ruhe und Ermutigung, am Schluss Stolz und Freude! (Früher wäre ich auch nach dem erfolgreichen Rausfahren - ich bin ja bisher jedes mal rausgekommen! - ganz mies drauf gewesen. Da hätte ich den Erfolg nicht mehr sehen können, nur noch, dass ich Mühe hatte und dass es schwierig war und dass ich doch einfach unfähig bin!!!!) - Das ist eine echte Verbesserung meiner Lebensqualität!

Auf dem Weg nachher in den Supermarkt zum Einkaufen spürte ich Freude. Nun fragte ich mich spontan, was diese Freude und dieser Stolz, dass ich das hingekriegt habe, braucht. (So wie ich bisher die schmerzhaften und unangenehmen Gefühle gefragt haben, was sie brauchen.) Die Freude und der Stolz brauchen Anerkennung! - Das Glück, das ich danach verspürte, brauchte Raum.

Was mich besonders bewegt: Ich spüre im Moment keine Trauer darüber, das ich einen so langen Leidensweg hatte! Wenn ich in der Gegenwart, im Hier und Jetzt achtsam bin und bewusst den aktuellen Moment erlebe, ist es egal, wie die Vergangenheit war und wie die Zukunft sein wird.

Was aber dazu gehört: Ich lebe viel WENIGER in den Tag, sondern entscheide bewusster, was ich tun möchte und habe so IN DER GEGENWART einen viel grösseren positiven Einfluss auf meine Zukunft. Das spüre ich und erlebe ich auch. Die Vergangenheit wird mehr zur Ressource - zu ganz vielen Ressourcen oder zu einer ganz riesigen Ressource.
 
Gestern war ein sehr schwieriger Tag für mich. Schon seit ein paar Tagen fühle ich mich nicht gut. Der Schlaf ist schlechter. Das ist kein gutes Zeichen für mich.

Tagsüber habe ich aber oft sehr neue und gute Gefühle erlebt, Erfahrungen gemacht, die neu und wirklich einfach sehr tiefgehend waren. Trotzdem ist da sozusagen ein zweiter Film aufgetaucht: eine schmerzhafte, tiefe Trauer. Auch mein Körper ist sehr verspannt.

Bis zum letzten Wochenende habe ich mich sehr auf meine Sommerferien gefreut. Es war eine richtig schöne Freude, die ich geniessen konnte. Seit Montag sind die Ferien wohl noch ok. , aber diese tiefe Freude ist nicht mehr da. Ich vermisse sie.

Ok. - ich bin mir bewusst, dass ich positive Gefühle so wenig festhalten darf wie negative. Trotzdem macht es mir heute sehr Mühe und es macht mich müde. Traurigkeit ist oft mit Müdigkeit verbunden bei mir. Die alte abgrundtiefe Verzweiflung aus frühen Kinderjahren macht sich wieder mal breit, hat sich in den Vordergrund gedrängt. In diesem Gefühl scheint mir nichts zu gelingen. Gestern hat mich mein Mann gefragt, ob den eine Lektion schief gelaufen ist, ob Kinder oder Erwachsene ein schwieriges Verhalten gezeigt haben. Nein, das war nicht so! - Ich fühle mich einfach so, als ob ich im Leben nichts hingekriegt hätte.

Mein "goldenes" Rezept: Atmen und im Körper mein Gefühl wahrnehmen, dann beobachtend ziehen (verändern) lassen, ohne es kontrollieren zu wollen (weghaben zu wollen). - Mal sehen.


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Mir sind Bilder und Verhaltensweisen von mir hochgekommen: Chef, Kolleg/innen - Gesichter, Tonfälle, nichts Böses oder allzu Kritisches, nur einfach Schuljahresendstress, ganz normal (mit hoher Wahrscheinlichkeit), dann Bilder meiner Mutter, ihr Drohfinger (obwohl ich wirklich kaum was Schlimmes gemacht habe, es war nicht möglich, ihr 100%ig zu gefallen), ihr enttäuschter und moralisierender Tonfall.
Ja, das kenne ich mittlerweile, das kleine Mädchen braucht Achtung von mir als Erwachsener, Respekt und dass ich ihre verletzten Gefühle aushalte. Nur so können sie ziehen, mehr und mehr.

Ja, dieses Kind fühlte sich tief verletzt, ganz tief. Diese Verletzung durfte nie sein. Meine Mutter hätte sie nie ausgehalten, mein Vater war emotional eh nie da. Da war tatsächlich niemand. Durch diese schmerzhafte Einsamkeit lernte das kleine Mädchen auch nicht, wie sich Menschen verstehen können, wie sie miteinander Freude erleben können, wie sie Konflikte leben und lösen können, wie sie sich respektieren können, wie sie Freundschaften pflegen können und vieles andere auch nicht.

Einer therapeutischen Fachperson habe ich mal anvertraut, dass mir gewissen soziale Fähigkeiten fehlen. Sie empfahl mir eine "Schutzkugel" zu visualisieren, so dass ich "gegen die bösen Menschen geschützt sei". Aber mir fehlten Fähigkeiten, in Kontakt zu kommen, tragfähige Beziehungen, in denen es mir wohl ist aufzubauen, mich darin wohl zu fühlen.... - Sie hat das nicht verstanden. - Ok.

Ich vermute, dass du das tiefe Glück und die tiefe Zufriedenheit, die ich in mir gefunden habe in der letzten Zeit, diese alte tiefe Sehnsucht nach Beziehung aktiviert wurde. Beziehungen mit "Herzensverbindung", wo jede/r sein darf, wie er/sie ist, denken darf, was er/sei denkt, fühlen darf, was er/sie fühlt, wahrnehmen darf, was er/sie wahrnimmt.

Eine grosse Sicherheit in mir sagt mir, dass es gut ist, diese Sehnsucht fühlen zu können/dürfen. Sie zeigt mir meine tiefsten Bedürfnisse und Wünsche. Dass diese mit dem Gefühl, nichts Wirkliches erreicht zu haben, verbunden sind, gibt für mich Sinn. Sie sind so wichtig. - Auch beruflich. - Oder vor allem beruflich? Fühlt sich fast so an! - Und Auslöser sind in den beruflichen Beziehungen, nicht in den privaten. Im privaten Bereich tut sich gerade sehr viel Gutes. Ich habe viele Kontakte gehabt in letzter Zeit und mich sehr, sehr wohl gefühlt dabei.
 
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