Arte-Dokumentation „Mein genetisches Ich“

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Arte-Dokumentation „Mein genetisches Ich“

Die dänische Journalistin und Neurobiologin Lone Frank hat eine sehenswerte Dokumentation gedreht:

Erstausstrahlung am Freitag, 03.07

Mediathek
Mein genetisches Ich
Mein genetisches Ich | ARTE
Samstag, 18. Juli um 5:45 Uhr (52 Min.)
Zum Dossier
Gene und Umwelt: Wie beeinflussen sie unsere Persönlichkeit?
Gene und Umwelt: Wie beeinflussen sie unsere Persönlichkeit? | ARTE Future

Presse zum Thema
«Mein genetisches Ich»: Was unsere Persönlichkeit formt - NZZ Fernsehen
Computer & Medien: Warum so zornig und aggressiv? - badische-zeitung.de
Doku über Einfluss der Gene | Nachrichten - Oberpfalznetz
 
Noch ein Nachtrag für Alle, die Geld in Gentests investieren wollen:

In einem SPIEGELInterview vom 28.06.2010 relativiert der Genomforscher Craig Venter nach über ein Jahrzehnt Forschung am menschlichen Erbgut den Irrglauben an die Allmacht der Gene.

Auf die Frage von SPIEGEL ob das Genomprojekt bisher wenig medizinischen Nutzen gebracht habe, antwortete Venter wörtlich „der Nutzen ist fast gleich null, um es genau zu sagen „

SPIEGEL-GESPRÄCH: Wir wissen nichts - DER SPIEGEL 26/2010

Der Arzt und Molekulargenetiker Michael Nehls hat ein Buch darüber geschrieben,was was letztlich Gesundheit mehr beeinflusst als unsere Gene:
Die Methusalem-Strategie: Vermeiden, was uns daran hindert, gesund älter und weiser zu werden: Amazon.de: Michael Nehls: Bücher

Sinnvoll sind Gentests sicher, wenn es darum geht, ob man bestimmte Medikamente einnehmen kann bzw. was Medikamente bei bestimmten Genvarianten bringen.

Aber ob man unbedingt wissen muss, welche COMT Variante etc. man trägt, ist fraglich.
 
Auf die Frage von SPIEGEL ob das Genomprojekt bisher wenig medizinischen Nutzen gebracht habe, antwortete Venter wörtlich „der Nutzen ist fast gleich null, um es genau zu sagen „
Hallo Juliane,

ich hatte mir gestern diese Dokumentation angesehen. Danke für den Hinweis! Gleich zu Anfang sagt Lone Frank "Wir Menschen sind komplexe biologische Maschinen." - später im Film "Ich weiß, dass wir Menschen nur biologische Maschinen sind." - mit den Hauptzielen, sich zu reproduzieren und Gene weiter zu geben. Das sagt sie so uneingeschränkt, vielleicht auch im Sinne einer 'Allmacht der Gene' - ob da nicht noch was (vielleicht auch 'ne ganze Menge?) fehlt, um Menschen, aber auch Leben, und Tiere und Pflanzen zu erklären und zu verstehen?

Ansonsten aber interessant zu sehen ihre ja auch autobiographische Reise durch die Genforschung, und so ziemlich um die ganze Welt!

Das Wort Epigenetik hat sie (meine ich) nicht benutzt, das wunderte mich auch etwas.

Grüße - Gerd
 
Hallo Gerd,

nein, das Wort Epigenetik hat Lone Frank nicht benutzt. Aber die Zusammenhänge wurden schon klar.

In folgenden Videos findet man noch Ergänzungen zum Thema:

Epigenetik: Das Gen-Gedächtnis - Sind Traumata vererbbar? Campus DOKU
in 3 Teilen
Mit Aussagen von Florian Holsboer, Thomas Elbert, Klaus-Peter Lesch
https://www.youtube.com/watch?v=U3rSlzzXF2c

3Sat Doku nur noch auf youtube verfügbar
Gefährliche Mahlzeiten - Wie Nahrung unser Erbgut beeinflusst
https://www.youtube.com/watch?v=-JNMbfg8130
https://www.youtube.com/watch?v=6zJdFY4rQG8

LG Juliane
 
Epigenetik: Das Gen-Gedächtnis - Sind Traumata vererbbar?
Interessant, seit einiger Zeit beschäftige ich mich mit generationen-übergreifenden (transgenerationalen) Wirkungen von Traumata, bin aber dabei noch gar nicht auf die epigenetische Ebene gekommen, hab eher an psychisch-seelisch-emotionale Wirkungen gedacht. Bin bei einer Psycho- und Traumatherapeutin, die mir schon in den ersten Stunden nicht nur von Dissoziation sondern auch von Ergebnissen der neueren Hirnforschung erzählte.

Spannend ... Gerd
 
Hallo Juliane,

ich habe mir den Film auch angeschaut, danke fürs einstellen. Das Buch von Lone Frank fand ich natürlich etwas tiefgehender und dort kommt an einigen Stellen ihr trockener Humor so zu Tage, daß ich laut lachen mußte.

Aber ich denke, daß Sie trotz der etwas provokanten These der Mensch sei eine biologische Maschine, doch den anderen Aspekt der äußeren Einflüsse sehr wohl darstellt.

Wenn der Spiegel meint, die Gene seien kaum relevant, könnt das auch daran liegen, daß sich kaum Ärzte damit auskennen, und schon gar nicht in Deutschland.

Andererseit hat Eva hier geschrieben, daß bei gesunder Darmflora die Gene nur noch zu 10% relevant seien: https://www.symptome.ch/threads/methylierungszyklus-es-geht-mir-besser.98892/page-112#post-1075888

VG, Brigitka

PS wie macht man das eigentlich, daß man den ganzen langen Link mit einem kürzeren Ausdruck benennt?, Habe eben umsonst bei technische Fragen geschaut.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Bei mir zum Glück und aller Wahrscheinlichkeit nach keine körperliche Gewalt, und auch nicht unbedingt direkte Vernachlässigung, aber einem Vater, der 1944 mit 18 Soldat wurde, mit 19 gefangen genommen wurde, und danach bis 1950 in russischer Gefangenschaft war. Mit 83, im Krankenhaus auf dem Sterbebett, sagte er plötzlich "Da läuft ja immer noch diese Nazi-Brühe" ....?? Da hingen schon ein paar Tage über ihm am Bett NaCl-Infusionen. NaCl - NaCi - Nazi ... muss man auch erstmal drauf kommen - spätestens da war vollkommen klar, diese Zeit hatte ihn sein Lebtag nicht losgelassen.

Und die (generationen-übergreifenden) Wirkungen werden auch nicht nur seelisch/psychisch/emotional gewesen sein ...

Gerd
 
Unter die Haut gebrannt ...

Hallo Juliane,

herzlichen Dank für die vielen Links und Videos. Habe mir alles genau angesehen und möchte lediglich einige Zitate aus dem Spiegel-Interview mit Venter hervorheben, die mir besonders wichtig erscheinen:

SPIEGEL: Interessiert es Sie denn, welche APOE-Variante Sie haben?
Venter: Ich weiß es. Ich habe demnach ein etwas erhöhtes Alzheimer-Risiko. Aber das beeindruckt mich wenig, denn ich könnte zusätzlich zig andere Genvarianten haben, die dem APOE entgegenwirken. Weil wir das aber nicht wissen, ist diese Information völlig bedeutungslos. ...

SPIEGEL: Die Entschlüsselung Ihres persönlichen Genoms hat vor allem zutage gefördert, dass Ihr Ohrenschmalz eher feucht ist …
Venter: Sie sagen es. Und was sonst habe ich aus meinem Genom gelernt? Sehr wenig. Wir können bisher nicht einmal mit Sicherheit meine Augenfarbe daraus ablesen. Ist das nicht traurig? Jedermann hat erwartet, im Erbgut wundersame Ja-Nein-Antworten zu finden: "Ja, Sie werden Krebs kriegen" oder "Nein, Sie werden keinen Krebs kriegen." Aber so ist es eben nicht. ...

SPIEGEL: Warum dauert es denn so lange, bis die Erkenntnisse der Genomforschung in der Klinik ankommen?
Venter:
Weil wir aus dem Genom in Wirklichkeit nichts erfahren außer Wahrscheinlichkeiten. Und wie soll man klinisch umsetzen, dass Sie ein um drei Prozent erhöhtes Risiko für irgendetwas haben? Solche Information ist nutzlos. ...

SPIEGEL: In Wirklichkeit liegt der Schlüssel aber im Dunkeln?
Venter:
Genau. ... Aber so einfach ist es nicht. Wenn Sie wissen wollen, warum einer Alzheimer bekommt oder Krebs, reicht es nicht, einzelne Gene anzugucken. Dazu muss man das gesamte Bild sehen. ... So steht es um unser Wissen vom Genom: Wir wissen nichts.
SPIEGEL-GESPRÄCH: Wir wissen nichts - DER SPIEGEL 26/2010
Fett von mir.
Hinweise aus den Genen können gelegentlich sicher hilfreich sein, doch muß ebenfalls die Epigenetik berücksichtigt werden, und vor allem wie daraus ersichtlich, alle Lebensgewohnheiten und -einflüsse, sonst können solche Informationen in die Irre führen.

Gruß,
Clematis
 
Gentest würde ich dann durchführen lassen, wenn die Einnahme bestimmter Medikamente ansteht.

Über 30 Prozent der Bevölkerung weisen gegenüber bestimmten, häufig verordneten Medikamenten eine signifikant reduzierte Entgiftungsfunktion auf. Die Ursache hierfür ist ein Polymorphismus des P450-Enzymsystems

Gentests ermöglichen eine angepasste Dosierungen und können das Risiko von Nebenwirkungen massiv reduzieren.

Hier hatte ich mal einen Blog-Beitrag zu Thema geschrieben:

CSN Blog » Vorsicht Nebenwirkung – Medikamente können bittere Pillen werden

MCS-Patienten und auch CFS Patienten sollten überlegen, ob sie in Gentests investieren, um sich vor Psychomedikamenten zu schützen:

Gentests schützen auch bei MCS
CSN - Forum • Thema anzeigen - Gentests schützen auch bei MCS

PatVerfü die Vorsorge gegen Übergriffe
CSN - Forum • Thema anzeigen - PatVerfü die Vorsorge gegen Übergriffe

LG Juliane
 
Wie man kürzlich in der Arte-Dokumentation „Die Anfänge der Menschheit“hören konnte, stammen „alle modernen Menschen .. von einer Population von 600 Individuen ab, die sich wahrscheinlich an die Küsten ins südliche Afrika zurückgezogen hatten“ und die das Meer als Nahrungsquelle nutzten.

der Neanderthaler: die Wanderungen
Die Anfänge der Menschheit (1/3) | ARTE

Was sagt mir das?

Wenn man unsere Genetik/Epigenetik berücksichtigt, brauchen wir wahrscheinlich viel Meeresgetier, Muscheln, Schalentiere, Fisch mithin auch viel Jod. Halt in natürlicher Form. Und natürlich Sonnenlicht, Vitamin D
 
Gentest würde ich dann durchführen lassen, wenn die Einnahme bestimmter Medikamente ansteht.

Na, dann isses aber eigentlich zu spät, bis die Auswertung kommt, dauert es. Und die Medikamente sollen vielleicht schnell verabreicht werden.

Über 30 Prozent der Bevölkerung weisen gegenüber bestimmten, häufig verordneten Medikamenten eine signifikant reduzierte Entgiftungsfunktion auf. Die Ursache hierfür ist ein Polymorphismus des P450-Enzymsystems.
Das ist bei mir - wie bei vielen chronisch Kranken - auch der Fall. Was ich interessant fand, der Hinweis in Deinem Blogbeitrag, daß man Eintragungen aufgrund des Gentests in den Notfallpass bekommen kann.
Bei mir hat sich die Ärztin an der Hautklinik nämlich geweigert. Auch bei Medikamenten, bei denen bei mir ganz starke Unverträglichkeitsreaktionen aufgetreten waren. Sie bestand darauf jedes einzelne Medikament zu testen!! Da habe ich dankend abgelehnt.

Sie hat mir dann nur vorgeschlagen, selbst eine Liste zu erstellen und diese bei einer OP mit in die Klinik zu nehmen. Einen Notfallpass finde ich aber besser, denn da bin ich weniger auf den guten Willen der Ärzte angewiesen.
Wobei meine selbsterstellte Liste auch nicht schlecht ist, denn da habe ich neben Medikamentengruppen auch gleich Wirkstoffe und einige handelsübliche Namen aufgelistet.

Aber neben diesen Entgiftungsgenen bekommt man bei 23andme eine genze Menge mehr getestet. Und das finde ich als Ansatzpunkt für die Therapie nach wie vor sehr hilfreich.
Und es ist auch ein Ansatzpunkt für Funktionstests, die man dann beim HA vielleicht eher auf Kasse bekommt. Und wenn nicht, sich wenigstens gezielter bestellen kann, denn das kostet alles ganz schön viel.
Und solche Dinge am Rande wie in dem Spiegel Artikel, ob ich vielleicht ein Gen für weiches Ohrenschmalz habe, dienen dann eher der Erheiterung am Rande.

LG, Brigitka
 
Von mir auch ein Dankeschön, juliane, für die tollen Videos und die vielen Infos, ich habe sie mir alle angeschaut. Spannend, wie beschrieben wird, wie über die Ernährung und die Psyche die Gene reguliert werden.
Auch diese aktuelle Forschung beschreibt die Genexpression nach der regelmäßigen Einnahme von RS2:

VEGETABLE PHARM : Latest RS Paper

Insgesamt haben wir Steigerungen von > 2000 Gene beobachtet, speziell in Genen, die assoziiert sind mit Zellwachstum, Zellproliferation, -differenzierung und -apoptose, alles Gene, die wahrscheinlich alle in komplizierter Weise zu einer verbesserten Gesundheit beitragen.

Der 23andme-Test ist, wie Brigitte schon beschrieben hat, therapeutisch interessant, wenn man einen schwer angeschlagenen Darm hat. Wenn unsere Darmmikroben unsere Gene nicht mehr regulieren, spielen unsere Mutationen im Methylierungs- und Entgiftungszyklus eine Rolle, und man kann hier therapeutisch ansetzen.
 
Noch ein Buchtipp zum Thema Epigenetik die Lizenzausgabe von: Dr. Ulrich Strunz: „Forever Young: Epigenetics“,

Der Gen-Code

Das Geheimnis der Epigenetik – Wie wir mit Ernährung und Bewegung unsere Gene postiv beeinflussen können. Der Schlüssel zu mehr Lebensfreude; Fitness und optimalem Fatburning.

Deutsche Lizenzausgabe von: Dr. Ulrich Strunz: „Forever Young: Epigenetics“, Klaus Oberbeil Publishing, Inc., 2013.

https://www.systemed.de/media/pdf/Der-Gen-Code.pdf
https://www.systemed.de/verlagsprogramm/alle-buecher/390/der-gen-code

Gesundheit, Wellness, Sport, Gesichts- und Körperpflege-Buch- Kultur und Lifestyle-: Rezension: Der Gen-Code - Das Geheimnis der Epigenetik - Wie wir mit Ernährung und Bewegung unsere Gene postiv beeinflussen können. Der Schlüssel zu mehr Lebensfreud
 
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